VII.

Das Mädchen hörte Nektanebes’ Plan mit erstaunten Ausrufen.

„Du glaubst? Ist das denn möglich? Wird das nicht Gotteslästerung sein? Bedenke doch: die magischen Beschwörungen haben die Kraft, die Seelen Verstorbener heraufzurufen, — wie werde ich, die Lebende, den täuschen, den ich liebe? Und wird die hundsköpfige Göttin mich nicht strafen?“

„Wir entweihen den Ritus nicht, du bist keine Tote und bist niemals eine solche gewesen, wir werden uns nur die äussere Form der Beschwörungen zunutze machen, um den gequälten Geist des Pankratius zu beruhigen.“

„Er liebt mich jetzt und will mich sehen?“

„Ja.“

„Die Tote, die Tote!“

„Aber du wirst lebendig sein.“

„Man wird mir Totengewänder anlegen, den Totenkranz der verstorbenen Frauen! Ich werde durch Schwefeldämpfe reden, die mein Gesicht totenähnlich machen werden!“

„Ich weiss nicht in welcher Gestalt du den Geist darzustellen haben wirst. Wenn du es nicht wünschest, so lässt es sich vermeiden.“

„Wodurch?“

„Durch Verzicht auf die Beschwörung.“

„Ihn nicht sehen? Nein, nein!“

„Man könnte sagen, dass der Magier das Mondviertel für ungünstig halte.“

„Und dann?“

„Dann wird Pankratius sich selbst beruhigen und er wird vergessen.“

„Er wird sich beruhigen, sagst du? Wann kommt Parrhasius, um die Verabredung zu treffen und mich zu lehren was ich zu tun habe?“

„Wann du willst: morgen, übermorgen.“

„Heute noch. Einverstanden?“

Als Phyllis allein geblieben war, sass sie lange regungslos da, dann zerpflückte sie eine Blume und wollte lächeln, als sie auf ihre ständige Frage ein „Ja“ zur Antwort erhielt, aber sie erbleichte gleich wieder und flüsterte: „Nicht als Lebende hast du das Glück der Liebe gewonnen, arme Phyllis!“ Aber die Morgensonne und das Zirpen der Grillen im Tau, und der stille Fluss, und die Erinnerung an die wenigen verlebten Jahre, und die Träume von Pankratius, der sie jetzt liebte, riefen bald wieder das Lächeln auf die roten Lippen der lustigen und treuen Phyllis zurück.

Share on Twitter Share on Facebook