III.

Viele Tage dauerte noch dieser Kampf, und der Kranke wiederholte, mehr als einmal: „Ich kann nicht mehr: es geht über meine Kraft!“ und das heimlich an ihm nagende Leiden hatte sein früher blasses Gesicht erdfahl gemacht. Dunkle Schatten umrandeten seine Augen und die Stimme kam wie aus ausgedörrter Kehle. Er schlief keine Nacht und quälte den stummen Knaben mit seiner Angst.

Eines Morgens erhob er sich vor Sonnenaufgang und verlangte Hut und Mantel, als mache er sich auf den Weg. Der Alte unterdrückte jede Frage, und bloss seinen Blick beantwortend, befahl Florus:

„Du wirst mir folgen!“

Der Gang des Herrn war wieder frei und leicht; auf den eingefallenen Wangen röteten sich wieder Rosen. Sie entfernten sich durch Strassen und über Plätze weit von Hause, ohne dass der Sklave den Zweck des Ganges zu erraten vermochte. Schliesslich, wie sie haltmachten, als hätten sie das Ziel erreicht, entschloss er sich zu fragen:

„Du wirst hier eintreten, Herr?“

„Ja.“

Die Stimme des Florus klang sorglos. Sie betraten das Gefängnis. Da man Florus als reichen und vornehmen Mann kannte, so gestattete man ihm, ohne Schwierigkeiten, wenn auch gegen Entgelt, sich zu überzeugen, ob unter den Eingekerkerten sich nicht sein, angeblich vor kurzem entlaufener Sklave befände. Schnell und aufmerksam durcheilte er das Gefängnis bis hinab zum letzten Kellerverlies. Er suchte mit einem Blicke, als hätten seine Augen das alles schon früher gesehen. Atemlos fragte er:

„Sind alle Sträflinge hier? Es gibt keine mehr?“

„Mehr sind keine da, Herr. Gestern ist einer entflohen . . .“

„Entflohen? Sein Name?“

„Malchus.“

„Malchus?“ wiederholte er, aufhorchend. „Helle Augen, gebräunte Haut, schwarzhaarig?“ fragte Florus erfreut.

„Ja, du hast recht, Herr,“ nickte der Gefängniswärter mit dem Kopfe.

Als Ämilius Florus aus dem Gefängnis trat, war er heiter, wie nie zuvor, er plapperte wie ein Kind, seine Augen, die die dunklen Schatten nicht verloren hatten, glänzten.

„Mein alter Mummus, sieh nur: war jemals der Himmel so sanft, so lieblich die Bäume und Blumen?! Wir wollen zu Fuss auf mein Landgut gehen: wilde Kirschen werd ich essen und Milch trinken geradewegs aus den Eutern der Kühe. Sanft werden die Tage verrinnen! Du wirst mir ein Mädchen verschaffen, das nach Gras, Ziegen und etwas auch nach Lauch riecht, den stummen Lukas nehmen wir nicht mit aufs Land. Ach, alter Mummus, bin ich nicht gesund, wie jemals? Die Wolken — als sei es Frühling, als sei es Frühling!“

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