IV.

Morgens machte Florus sich freudig auf den Weg, das heimliche Haus seines Landgutes verlassend, um auf schmalen und breiten Wegen ausgedehnte Spaziergänge zu machen. Gorgo, die der Alte seinem Herrn zugeführt hatte, war still, schweigsam, gehorsam und schlicht, wie ein Kälbchen; ihren gebräunten Körper gab sie leicht und in Reinheit hin; wenn sie zu Hause wartete, sang sie alte Lieder.

Lukas, der Stumme, der selbst aufs Gut hergelaufen war, begleitete seinen Herrn überallhin, Freude in den traurigen Augen und im müden Knabengesicht. Schweigend folgte er, Florus keinen Augenblick in seiner plötzlich wiedergekehrten Heiterkeit verlassend. Immer nur über Bergpfade schweifen, im blumenbunten Grase ruhen, auf dem Rücken liegend, ohne Aufhören zur blauen Feste hinaufstarren, einfache ländliche Lieder singen und den Stummen die Doppelflöte dazu blasen lassen! Die weissen, grellweissen, blendend weissen Wolken standen still über Hain und Fluss; sie warteten. Milchspuren auf den Lippen, unrasiert, mit rotem Munde küsste Florus Gorgo, das städtische Schmachten vergessend, auf den Lauchgeruch nicht achtend. Der stumme Lukas weinte im Winkel. Tag reihte sich an Tag, wie im Kranze sich eine Blume an die andere flicht.

Eines Abends war es, als werde Florus mitten im sorglosen Spiel von tiefer Niedergeschlagenheit befallen oder von einem unsichtbaren Feinde ergriffen. Mit plötzlich heiser gewordener Stimme sagte er: „Was ist das? Woher kommt diese Finsternis? Dieser Kerker?“ Und er legte sich auf das niedrige Lager, kehrte sich zur Wand und seufzte schweigend. Leise kam Gorgo herein und umarmte ihn, der sie nicht ansah. Florus wehrte ihr und sagte:

„Wer bist du? Ich kenne dich nicht! Nicht jetzt. Gib acht, das knarrende Schloss wird den schlafenden Wächter wecken.“

Schweigend trat Gorgo zurück und der Stumme schlich sich, wie ein Hund, wieder herein und küsste die herabhängende Hand des Florus.

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