Nach allem zum Schluss und als würdiger Ausgang, in der That, alles dessen ist es nun der Ekel, den mir das Leben – mein Leben – den mir »alles das« und »das Ganze« einflösst, dieser Ekel, der mich würgt, mich aufjagt, mich schüttelt und wieder niederwirft, und der mir vielleicht über kurz oder lang einmal die notwendige Schwungkraft geben wird, die ganze lächerliche und nichtswürdige Angelegenheit überm Knie zu zerbrechen und mich auf und davon zu machen. Sehr möglich immerhin, dass ich es noch diesen und den anderen Monat treibe, dass ich noch ein Viertel- oder Halbjahr fortfahre zu essen, zu schlafen und mich zu beschäftigen – in derselben mechanischen, wohlgeregelten und ruhigen Art, in der mein äusseres Leben während dieses Winters verlief, und die mit dem wüsten Auflösungsprozess meines Innern in entsetzlichem Widerstreite stand. Scheint es nicht, dass die inneren Erlebnisse eines Menschen desto stärker und angreifender sind, je dégagierter, weltfremder und ruhiger er äusserlich lebt? Es hilft nichts: man muss leben; und wenn du dich wehrst, ein Mensch der Action zu sein, und dich in die friedlichste Einöde zurückziehst, so werden die Wechselfälle des Daseins dich innerlich überfallen, und du wirst deinen Charakter in ihnen zu bewähren haben, seiest du nun ein Held oder ein Narr.
Ich habe mir dies reinliche Heft bereitet, um meine »Geschichte« darin zu erzählen: warum eigentlich? Vielleicht um überhaupt etwas zu thun zu haben? Aus Lust am Psychologischen vielleicht und um mich an der Notwendigkeit alles dessen zu laben? Die Notwendigkeit ist so tröstlich! Vielleicht auch, um auf Augenblicke eine Art von Überlegenheit über mich selbst und etwas wie Gleichgültigkeit zu geniessen? – Denn Gleichgültigkeit, ich weiss, das wäre eine Art von Glück ...