Der das Leben gibt, gibt auch wovon zu leben
Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was ich in diesen Augenblicken empfand!
Ich fiel meiner ganzen Länge nach nieder, und die Quellen meiner Augen taten sich auf, und die Tränen flossen und flossen …
Und es war mir, als ob ich nicht Tränen weinte, sondern Steine: als ob mir aus dem Herzen Steine heraufkämen und durch die Augen herausrollten. Denn je mehr Tränen ich vergoß, desto weniger Steine blieben mir auf dem Herzen, desto leichter und freier wurde es mir in der Brust!
Und die Geschichte geht schon zu Ende.
Ich gehe nach Hause.
Die Tür, sehe ich, steht offen!
Ich trete in die Stube und sehe im schwachen, bleichen Morgenlichte, daß Diebe dagewesen sind! Der ganze Hausrat ist weg!
»Macht nichts!« sage ich mir.
Die Kinder husten im Schlafe trocken und heiser.
Ich höre es und denke mir: »Schadet nichts, macht nichts!«
Bald kommt meine Frau Feige heim und sagt: »Gratuliere!« Und ich antworte:
»Ein Söhnchen, ein Krüppel!«
Sie schaut mich an.
»Bist du ein Prophet oder was?« Sie hört gar nicht, daß die Kinder husten, und sieht nicht, daß die Wohnung ausgeräumt ist.
»Woher weißt du das?«
Und ich sage ihr:
»Noch mehr weiß ich, Feige, meine Frau! Ich weiß, daß des reichen Reb Simches Tochter weggekommen ist (das Wort ›verschieden‹ konnte ich nicht über die Lippen bringen) und daß das Kind, auch ein Söhnchen, lebt! Und daß Broche-Leë seine Amme sein wird!«
»Wer hat dir das alles erzählt?«
»Denn«, sage ich ihr, »der das Leben gibt, gibt auch wovon zu leben.«
Und ich erzählte ihr alles.