Vierunddreißigster Brief.

Frankfurt a. M., den 22. Julius 1848.

Heute war der Bericht des völkerrechtlichen Ausschusses an der Tagesordnung, über das Verhältniß Deutschlands zu fremden Staaten, insbesondere zu Frankreich und Rußland. Im Ganzen ward die Berathung (selbst von Ruge und Vogt) gemäßigt geführt und zuletzt im Wesentlichen das vom Ausschusse Vorgeschlagene gebilligt. Also: Unsere auswärtige Politik setzt die Ehre und das Recht Deutschlands über jede andere Rücksicht. Deutschland wird keinen fremden Staat in der selbstständigen Entwickelung seiner inneren Angelegenheiten irgendwie hindern, oder je die Hand zu einem Kampfe um verschiedene Principien bieten. (Der Gedanke, solche Principienfehden und Propaganden zu billigen, ward zurückgewiesen; ein Vorschlag hingegen angenommen, welcher eine künftige, allgemeine Verminderung der stehenden Heere zu bewirken wünscht.) — Die Centralgewalt soll die Verhältnisse Deutschlands zu Rußland ins Auge fassen, damit eine hinreichende Macht der russischen entgegengestellt werde. Die Nationalversammlung geht über die Anträge auf Schutz- und Trutzbündnisse mit anderen Staaten zur motivirten Tagesordnung über. Die Republik Frankreich wird anerkannt und ein deutscher Gesandter nach Paris geschickt.

Ihr seht, daß Übereilungen und Übertreibungen für Frankreich, und gegen Rußland zurückgewiesen sind, und man sich für eine friedliche, aber selbstständige, Politik Deutschlands erklärt hat. Das ist vor der Hand hinreichend. — Mit Recht wurden heftige Anklagen gegen England abgelehnt, und übermäßige Lobreden auf Frankreich zum rechten Maße zurückgeführt. Ich hatte gewünscht auch einmal meinen Mund aufzuthun, die Berathung ward aber wieder geschlossen ehe ich an die Reihe kam, und so habe ich wenigstens den Trost, mich gewiß mit meinem Reden nicht „blamirt“ zu haben!

Gestern sah ich ein Glas Wasser. Ich habe mich gefreut daß der Verfasser die mit 15 Kindern gesegnete Königin Anna so rasch in eine verliebte Jungfrau verwandelt, und die stolze Herzogin von Marlborough, sowie endlich die Abigail nicht minder verliebt gemacht hat in einen und denselben ganz unbedeutenden Lieutenant. Gott, und einem jetzigen dramatischen Schriftsteller, ist nichts unmöglich.

Share on Twitter Share on Facebook