XI. Der Elefant.

Die letzten spärlichen Stammhalter einer einst durch zahlreiche Arten vertretenen Säugetiergattung sind die Rüsseltiere, unter denen die Elefanten die wichtigsten und für den Menschen nützlichsten sind. Schon seit dem hohen Altertum gezähmt und zum Nutztier des Menschen abgerichtet, sind sie indessen bis jetzt nie eigentlich zu Haustieren geworden, indem sie sich in der Gefangenschaft nur ausnahmsweise fortpflanzen.

Wenn wir von zahmen Elefanten sprechen, so verstehen wir darunter stets den etwas kleineren und mit kleinen Ohren versehenen indischen Elefanten (Elephas indicus), der ein ausgesprochenes Waldtier ist und die mit Wäldern bedeckten Teile von Vorderindien, Ceylon, Assam, Birma, Siam, Cochinchina, der Halbinsel Malakka und Sumatra bewohnt, aber auch in Borneo vorkommt, wo er indessen vielleicht nur eingeführt ist. Er ist fast haarlos, abgesehen von einer Reihe langer, grober Haare am Schwanzende, von dunkelgrauer Farbe und trägt an den Vorderfüßen 5, an den Hinterfüßen dagegen nur 4 Hufe. Weibchen werden meist bloß 2,4 m, Männchen durchschnittlich 2,7 m hoch, können aber bis 3,6 m Höhe und über 3000 kg Gewicht erlangen. Die Stoßzähne sind wurzellose Schneidezähne mit Emailüberzug, der nicht wesentlich härter ist als die innere Elfenbeinmasse. Sie wachsen ruckweise und bestehen aus dütenartig ineinander gesteckten einzelnen Schichten von Dentin. Beim Männchen sind sie stärker ausgebildet als beim Weibchen und dienen als Hebel zum Abbrechen von Zweigen und Entwurzeln von kleineren Bäumen, von deren Laub die Tiere sich ernähren. Gelegentlich können sie nicht nur beim Weibchen, sondern auch beim Männchen fehlen. Von den oben und unten nach und nach hervorbrechenden 6 Backenzähnen jeder Kieferhälfte sind meist nur 4 im Gebrauch, je einer oben und unten. Sie bestehen aus einer Anzahl sich selbständig entwickelnder, erst nachträglich durch Zement zusammengekitteter Platten, innen aus Dentin und außen aus Schmelz bestehend; und zwar ist der erste aus 4, der zweite aus 8, der dritte aus 12, der vierte gleichfalls aus 12, der fünfte aus 16 und der sechste aus 24 Querplatten zusammengesetzt. Die einzelnen Zähne sind weniger groß als beim afrikanischen Elefanten, weil seine Nahrung weicher ist. Sie besteht nämlich hauptsächlich aus verschiedenen Arten von Gräsern und Blättern, jungen Bambusschößlingen, aus Stengeln und Blättern wilder Bananen und aus den kleinen Blättern, den weichen Zweigen und der Rinde bestimmter Baum-, namentlich Feigenarten. Von einem ausgewachsenen Tiere werden täglich große Mengen von Nahrung, nämlich 300–350 kg, verzehrt. Dagegen trinken die Elefanten in der Regel nur zweimal am Tage, nämlich vor Sonnenuntergang und nach Sonnenaufgang. Sowohl das Wasser als auch die Nahrung führen sie mit dem Rüssel zum Munde, der ein überaus muskulöses Organ ist und aus über 35000 einzelnen Muskelbündelchen besteht, nämlich von in Reihen hintereinander geordneten Längs- und in Bogen verlaufenden Quermuskeln. Er ist beim indischen Elefanten länger als beim afrikanischen, etwa von der halben Körperlänge, und trägt vorn an der Spitze einen fingerartigen, äußerst nervenreichen Fortsatz, mit dem er die feinsten Gegenstände vom Boden aufzugreifen vermag. Die Augen sind auffallend klein und das Sehvermögen gering, das Gehör mäßig, aber der Geruch außerordentlich fein entwickelt.

Gewöhnlich lebt der indische Elefant in Herden von 30–50 Stück verschiedener Größe und beiderlei Geschlechts. Dabei gehören im allgemeinen alle Stücke einer Herde zu derselben Familie, sind also nahe miteinander verwandt. Verschiedene Herden vermischen sich nämlich nicht miteinander, obschon versprengte Weibchen und junge Männchen auch leicht in eine fremde Herde aufgenommen werden. Nur alte, griesgrämige Männchen leben gern für sich allein und können dann sehr bösartig werden. Der Anführer der Herde ist merkwürdigerweise stets ein Weibchen. Im allgemeinen sind alle Elefanten trotz ihrer Größe und Kraft furchtsame und schreckhafte Tiere, die dem Menschen, ihrem größten Feinde, sorgfältig aus dem Wege gehen. Abgesehen von den von den Engländern in Indien als rogues bezeichneten einzellebenden Männchen hat man sich besonders vor Weibchen mit Jungen zu hüten. Greift ein Elefant an, so benutzt er dabei die Füße und, falls es ein Männchen ist, seine Stoßzähne, nicht aber seinen Rüssel, den er beim Angriff vielmehr fest zusammenrollt. Den geworfenen Gegner zertrampelt er meistens.

Den größten Teil des Tages und der Nacht streicht der Elefant umher um zu fressen, ruht ungefähr von 9 oder 10 Uhr morgens bis nachmittags 3 Uhr und zum zweiten Male etwa von 11 Uhr abends bis 3 Uhr morgens. Beim Weiden zerstreut sich die Herde etwas, aber schnell sammeln sich ihre Mitglieder, sobald sie beunruhigt werden. Zum Schlafen legt sich der indische Elefant gleich andern Säugetieren nieder, während der afrikanische, der auch die Sonnenhitze besser erträgt, stets stehend schläft. In vielen Gegenden unternehmen die Elefanten zu bestimmten Jahreszeiten Wanderungen von beträchtlicher Ausdehnung, hauptsächlich wohl des Futters wegen, zum Teil aber auch, um gewissen, ihnen lästig fallenden Insekten aus dem Wege zu gehen. Bei den Wanderungen marschieren die Tiere im Gänsemarsch hintereinander; kommen sie bei warmem Wetter an Wasser, so baden sie, wälzen sich auch gern im Schlamme. Sind sie erhitzt, so spritzen sie mit dem Rüssel Wasser über ihren Körper. Können sie solches nicht haben, so benetzen sie ihren Rücken mit Speichel, werfen auch Erde und Blätter zur Kühlung darauf.

Tafel 47.

(Copyright Underwood & Underwood in London.)

Indischer Elefant in Ceylon, seinem Lenker oder Mahaut den Fuß zum Besteigen hinhaltend.


GRÖSSERES BILD

Tafel 48.

Junger ostafrikanischer Elefant.

Zwei erlegte ostafrikanische Elefanten mit großen Stoßzähnen.
(Beide Bilder nach einer im Besitz der deutschen Kolonialschule in Witzenhausen befindlichen Photographie.)

Wenn auch die geistigen Fähigkeiten des Elefanten meist überschätzt werden, so ist gleichwohl zuzugeben, daß er außerordentlich gelehrig, klug und gehorsam ist, und dies in so hohem Grade, daß sich kein anderes ausgewachsenes Säugetier auch nur halbwegs so leicht zähmen läßt wie er. Seine sehr lange Entwicklungszeit von 25 und mehr Jahren und sein Leben in engstem Familienverbande, durch das die Jungen nicht bloß das Lernen, sondern auch die Alten das Lehren so gewohnt werden, daß sie es auch in der Gefangenschaft nicht lassen können, begünstigen in hohem Maße seine Dressurfähigkeit. Diese Neigung zum Bevormunden ist auch der Hauptgrund, weshalb die zahmen Elefanten so gern bei der Bändigung der wilden helfen. Wie Jäger sagt, steckt ihnen das Schulmeistern im Blute. Wenn nun auch der Elefant außerordentlich zahm ist und auf jeden Wink seines Führers gehorcht, so pflanzt er sich gleichwohl in der Gefangenschaft, wenigstens in Britisch-Indien, nur selten fort; doch soll die Elefantenzucht mit zahmen Weibchen in Teilen von Birma und Siam etwas ganz gewöhnliches sein. Sogar in Menagerien und Tiergärten pflanzt er sich gelegentlich fort, so bekam eine Elefantenkuh im bekannten Tiergarten von Schönbrunn bei Wien zweimal Junge, die gut gediehen. Der Elefantenbulle ist etwa im 20. Jahre fortpflanzungsfähig, wenn er auch erst mit 25 ausgewachsen ist und erst im 35. Jahre seine Vollkraft erreicht. Seiner langsamen Entwicklung entsprechend, wird er 100–150 Jahre alt. Die Weibchen bringen ihr erstes Kalb ungefähr im Alter von 16 Jahren zur Welt und weitere Junge in Zwischenräumen von durchschnittlich 2,5 Jahren. Die Tragzeit beträgt 201⁄2 Monate. Meist im Herbst wird das eine Junge geboren, das bei der Geburt 85 cm hoch und ungefähr 100 kg schwer ist und mit seinem Munde, nicht aber mit dem dann noch dünnen, kurzen und wenig beweglichen Rüssel, der dabei zurückgelegt wird, an den beiden an der Brust befindlichen Zitzen seiner Mutter saugt. Nur in seltenen Ausnahmefällen werden Zwillinge geboren. Hat ein Weibchen geworfen, so verbleibt die ganze Herde, der es angehört, rücksichtsvoll ein paar Tage an der Stelle, da solches geschah. Überhaupt leben die Mitglieder einer Herde äußerst friedlich zusammen. Nur bei der an keine Periode oder Jahreszeit gebundenen Brunst sind die Tiere leicht reizbar und können Streit miteinander bekommen, oder, wenn sie gezähmt im Dienste des Menschen stehen, wütend werden, besonders die Männchen, bei denen dann, wie übrigens auch bei den Weibchen, aus einer kleinen, zwischen Auge und Ohr gelegenen Schläfendrüse eine ölige Substanz herausfließt. Es ist dies ein sexuelles Reizmittel von für die menschlichen Nasen kaum merklichem Geruch, das aber für die so sehr viel feineren Geruchsorgane jener Tiere stark wirkt.

Da die indischen Elefanten so leicht gezähmt werden können, hat man sich gar nie die Mühe genommen, sie systematisch zu züchten und in der Gefangenschaft zur Fortpflanzung zu bringen. Weil sie überaus langsam wachsen und bis zu ihrem leistungsfähigen Alter sehr viel Futter verbrauchen, das der Mensch ihnen geben muß, ist es sehr viel einfacher, sie sich in der Wildheit fortpflanzen und verköstigen zu lassen, bis sie ein für den Dienst beim Menschen taugliches Alter erlangt haben, und sie dann zu fangen. Dazu treibt man eine oder einige Herden durch eine lärmende und schießende Treiberkette in eine aus Baumstämmen hergestellte Einfriedigung, eine sogenannte Keddah. Hier fängt und entfernt man die zum Behalten gewünschten Exemplare mit Hilfe zahmer Elefanten und läßt die übrigen laufen. Die gefangenen Individuen werden an starke Bäume angebunden, durch Entzug von Nahrung und Trank, wie auch der Gelegenheit zu Baden mürbe gemacht, dann zwischen zwei zahmen Elefanten zur Tränke und zum Bad und bald auch zur Arbeit geführt, wobei sie sich trotz ihrer Stärke ziemlich rasch unter die geistige Gewalt des Menschen beugen und seinem Willen gehorchen. Die Südasiaten sind Meister in der Kunst wilde Elefanten mit Hilfe von zahmen zu fangen und zu zähmen. Außer dem Fang in Einfriedigungen, in die die durch unmenschlichen Lärm erschreckten Tiere herdenweise getrieben werden, betreibt man den Einzelfang. Entweder sucht man wilde Elefanten vor dem Wind auf schnellen zahmen einzuholen und mit Schlingen zu fesseln, oder man folgt großen Männchen, auf die man es besonders abgesehen hat, mit zahmen Weibchen und bindet ihnen, wenn sie schlafen, die Hinterbeine zusammen.

In Indien, wie auf Ceylon gibt es eine besondere Kaste von Einzelfängern, die mit wunderbarem Scharfsinn und großer Tapferkeit erwachsene Elefanten beschleichen, um ihnen die zuvor an einem starken Baum befestigte zähe Schlinge aus Hirsch- oder Büffelhaut um eines der Hinterbeine zu legen, sie so zu fangen und durch Hunger zur Zähmung mürbe zu machen. Überall in Südasien halten die Fürsten zahlreiche zahme Reitelefanten, die aus solchen Wildlingen gezähmt und zu nützlichen Tieren des Menschen dressiert wurden. Für feierliche Prunkaufzüge und zu Jagden auf den Königstiger, den Wildbüffel und andere gefährliche Tiere im Dschungel sind sie sehr beliebt und fast unentbehrlich. Für die feierlichen Prozessionen werden in den indischen Tempeln sogenannte Tempelelefanten gehalten. In Hinterindien werden sie besonders zum Transport von gefällten und zugehauenen Baumstämmen, besonders des Tiekholzes, verwendet, auch dienen sie dort und in Vorderindien zum Ziehen von Wagen und schweren Geschützen. Die Engländer haben ganze Batterien von Positionsartillerie, die mit Elefanten bespannt und sehr leistungsfähig sind. Denn trotz ihrer plumpen Gestalt entwickeln diese Tiere eine große Gewandtheit beim Erklimmen steiler Abhänge. Auch im Wasser sind sie außerordentlich gewandt wie wenige Landvierfüßler. Sie schwimmen zwar nicht eben schnell, legen in der Stunde vielleicht kaum 2 km zurück, können dafür aber 6 Stunden und darüber ohne zu ruhen fortschwimmen. Albinos von hellerer Färbung und roten Augen werden in Siam heilig gehalten und in einem kostbaren Stalle in der Hauptstadt vom Herrscher gefüttert. Der „weiße Elefant“ ist zum Wappentier jenes Reiches erhoben worden. Hat jemand einen solchen ausgekundschaftet, so wird er unter großem Aufwand des Hofes und der buddhistischen Priesterschaft gefangen und in einen besonderen Tempel nach der Hauptstadt Bangkok gebracht, wo er von den Gläubigen mit Leckerbissen gefüttert wird und ein sehr gutes Leben führt. Und wer der Untertanen ein solches heiliges Tier, dem hohe Ehren zuteil werden, auskundschaftet und dem Könige von Siam oder einem seiner Statthalter meldet, der wird von seinem Herrscher für diese Meldung wahrhaft königlich belohnt.

Etwas verschieden vom indischen ist der afrikanische Elefant (Elephas africanus), der sich auf den ersten Blick von jenem durch seine gewaltigen, in der Ruhelage die Schultern vollständig bedeckenden Ohren unterscheidet. Diese werden bei Erregung des Tieres mit ihren Flächen senkrecht zum Kopfe gestellt und geben dabei ihrem Träger ein höchst sonderbares Aussehen. Der afrikanische Elefant ist erwachsen größer und schwerer als der indische, hat einen krummen Karpfenrücken, einen ebenso kurzen aber gleichwohl sehr beweglichen Hals und 28 statt wie dieser 27 Schwanzwirbel, dennoch aber einen kürzeren Schwanz. Die Füße sind verhältnismäßig länger und dünner, dadurch ist der plumpe Körper höher gestellt. Die Schulterhöhe erreicht 4–5 m, das Gewicht bis 4000 kg und darüber. Am verhältnismäßig kleineren Kopfe ist die Stirne flacher, das Auge größer, der Rüssel kürzer, dünner und flach, dessen Haut auf der Oberseite in scharfe, nach vorn gerichtete Falten gelegt, die Spitze, statt mit nur einem fingerartigen Fortsatz am Vorderrand der Öffnung, mit zwei gleichgroßen Fortsätzen versehen, wovon der eine in der Mitte des Vorder-, der andere in der des Hinterrandes steht. Die Stoßzähne des afrikanischen Elefanten, die bei den Elefanten von Nord- und Ostabessinien zu fehlen oder wenigstens sehr klein zu sein scheinen, sonst aber nicht bloß beim Männchen, sondern auch beim Weibchen gut entwickelt sind, sind größer als die des indischen Elefanten. Während der, soviel man weiß, längste bekannte Stoßzahn eines indischen Elefanten 2,44 m Länge und ein Gewicht von 45 kg hatte, betrug die Länge eines der größten bekannt gewordenen Stoßzähne eines afrikanischen Elefanten 6,33 m und das Gewicht 82,5 kg. Durchschnittlich beträgt das Gewicht der beiden Stoßzähne eines ausgewachsenen männlichen afrikanischen Elefanten nur 70 kg. Im Jahre 1874 wurde jedoch in London ein einzelner Stoßzahn verkauft, der 94 kg wog. Doch sind nach Schillings Zähne von über 50 kg Gewicht selten. Solche stammen dann stets von Männchen, während Weibchen selten schwerere als 15 bis im Maximum 20 kg Gewicht besitzen. Ein Unikum waren nach demselben Autor die im Jahre 1898 von einem gewerbsmäßigen schwarzen Elefantenjäger am Kilimandscharo gewonnenen Zähne eines schon fast greisenhaften Bullen, die zusammen etwa 225 kg gewogen haben sollen. Beide Zähne gelangten auf den Elfenbeinmarkt in Sansibar und wurden nach Amerika verkauft.

Wie die Stoßzähne sind auch die Backenzähne des afrikanischen Elefanten gewaltiger als diejenigen des indischen Verwandten, weil dessen Nahrung viel gröber und härter ist und viel größere Anforderungen an das Gebiß stellt. Unter ihnen ist der erste aus 3, der zweite aus 6, der dritte gleich dem vierten aus 7, der fünfte aus 8 und der sechste und letzte aus 10 Platten zusammengesetzt, die sich von dem die Backenzähne des indischen Elefanten zusammensetzenden Platten durch ihren auf der Kaufläche sichtbaren rautenförmigen Querschnitt unterscheiden. Zudem ist der Körper des afrikanischen Elefanten kräftiger behaart und die Färbung eine dunklere als bei jenem. Während die Vorderfüße 5 Hufe tragen, besitzen die Hinterfüße nicht 4 wie beim indischen, sondern bloß 3 Hufe.

Der afrikanische Elefant ist stärker und lebendiger als sein indischer Vetter. Seine Bewegungen sind rascher und beim Erklimmen abschüssiger Hänge zeigt er sich ebenso geschickt. Er steigt am Kilimandscharo bis zu 3000 m und im Hochland von Abessinien bis 2400 m empor, ist kein so ausschließliches Waldtier wie sein indischer Gattungsgenosse, findet sich im Sudan oft sehr weit vom Walde entfernt auf trockenen, mit verdorrtem Grase bestandenen Ebenen und erträgt die Hitze viel besser als jener. Nach C. G. Schillings ist sein eigentlicher Aufenthaltsort nicht der schattige, kühle Hochwald, sondern vielmehr da, wo er sich nicht allzusehr verfolgt weiß, und namentlich in der Regenzeit die Baumsteppe, sonst aber die dichten Bestände von außerordentlich hohem Gras und schilfbestandene Flußufer. Seine Nahrung besteht nie aus Gräsern — nur Prof. Volkens hat in Höhenlagen zwischen 2000 und 3000 m am Kilimandscharo Reste von Schilf in den Elefantenlosungen gefunden — sondern ausschließlich aus Baumzweigen, Rinden und Früchten aller Art. Baumzweige, die er in der Dicke des Handgelenks eines Mannes abreißt, durchkaut er und speit die holzigen Fasern wieder aus, während er den nahrhaften weichen Bast hinunterschluckt. In den Mimosenwäldern entwurzelt er mit Hilfe seiner Stoßzähne die meist nur 5–6 m hohen Bäume, um deren Rinde und Zweige, auch die Wurzeln, weniger die Blätter zu fressen. Der vorgenannte Schillings hat beobachtet, daß er mit Vorliebe mehrere Arten von Sanseverien aufnimmt, deren ausgekaute Stengel er aber wieder fallen läßt, so daß sie, von der Sonne bald weiß gebleicht, weithin auf dem Steppenboden sichtbar sind. Da sie einen erheblichen Wassergehalt besitzen, dienen sie ihm als einen, wenn auch notdürftigen Ersatz für das dort weithin fehlende Wasser. In Südost- und Südafrika benutzt er seine Stoßzähne gern zum Ausgraben von Wurzelknollen und Zwiebeln. Man sieht dort große Strecken des sandigen Bodens von ihnen gleichsam umgepflügt.

Der afrikanische Elefant scheint gleicherweise wie sein indischer Verwandter ein ziemlich starkes Wasserbedürfnis zu haben und trinkt täglich wenigstens einmal. Im Gegensatz zu jenem schläft er nie am Boden liegend, sondern stets nur stehend, in schattigen Hainen verborgen, und zwar während der heißesten Stunden des Tages. Gewöhnlich lebt er nur in kleinen, aus je einer Familie, und zwar aus jungen Männchen, Weibchen und Kälbern bestehenden Gesellschaften. Die alten Männchen leben einzeln, paarweise oder in kleinen Gesellschaften für sich, scheinen sich aber bei Wanderungen den übrigen Tieren anzuschließen. Solche Wanderungen, wozu sich gelegentlich Hunderte von Elefanten in kleinen Trupps zusammenfinden, scheinen vorwiegend aus Nahrungsmangel, dann auch zur Erlangung einer zu gewissen Zeiten reifenden Nahrung unternommen zu werden. Während Gesicht und Gehör verhältnismäßig schlecht entwickelt sind, ist sein Geruch fast noch besser als bei seinem indischen Verwandten ausgebildet. So kann er bei günstigem Winde einen Menschen schon aus sehr weiter Entfernung wahrnehmen und läuft dann erschreckt in größter Eile davon, um manchmal erst nach etlichen Stunden haltzumachen. Gern stellt sich der europäische Jäger bei der Elefantentränke auf den Anstand, um das vorsichtige Wild zu erlegen. Wo sich aber keine Gelegenheit dazu bietet, schießt er den Elefanten auch gern vom Pferde. Im ganzen ist aber die Jagd auf den afrikanischen Elefanten nicht bloß schwieriger, sondern auch gefährlicher als diejenige auf den indischen, da dieses Tier entschieden wilder und mehr zu einem Angriff geneigt ist als jener; und zwar scheinen die alten Weibchen gefährlicher als die Männchen zu sein und nicht selten sogar ungereizt anzugreifen.

Vor der Einführung der Feuerwaffen wurden die Elefanten in manchen Teilen Afrikas, besonders im Süden und Südosten, nur selten angegriffen. Nur gelegentlich taten sich die Eingeborenen zusammen, um sie vor dem Winde anzugreifen und sie durch Hunderte von Speerwürfen und den dadurch verursachten Blutverlust allmählich zu Tode zu quälen. Durch Speerwürfe tötet man auch in Mittelafrika die in Fallgruben, manchmal zu zweien gefangenen Elefanten. War das 3–4 m hohe Gras der Steppe während der heißen Jahreszeit so trocken geworden, daß es, angezündet, lichterloh brannte, umgab man auch gern eine dazu ersehene kleine Elefantenherde mit einem etliche Kilometer im Durchmesser haltenden Kreise von Feuer, dessen Inneres sich durch die Ausdehnung des Feuers allmählich verkleinerte und schließlich die Elefanten, die von der Angst getrieben bald dahin, bald dorthin zu entfliehen suchten, sich aber nach allen Seiten vom Feuer umgeben sahen, auf einem kleinen Fleck vereinigte. Dann stürzten sich die von prasselnden Flammen und Tausenden wild schreienden Eingeborenen umgebenen, durch gesteigerte Furcht sinnlos gewordenen Tiere, halberstickt durch den dicken Rauch, verzweifelt durch das Feuer, an dessen Außenrand sie, verbrannt und geblendet, unbarmherzig von den Speeren der blutdürstigen Wilden empfangen wurden. Hundert und mehr der großen Tiere sollen früher gelegentlich bei einer einzigen solchen Jagd getötet worden sein. Viele Eingeborenenstämme betrieben die Elefantenjagd auch aus dem Hinterhalte mit vergifteten Pfeilen. Andere, besonders in Westafrika, flochten aus armdicken holzigen Schlingpflanzen ein netzartiges Gehege um einen bestimmten Waldbezirk und jagten die Elefantenherden hinein. Wenn nun die Tiere unschlüssig vor dem verschlungenen Zaun aus Rankenwerk stehen blieben, so schleuderten die Neger von den benachbarten Bäumen, auf denen sie sich postiert hatten, hunderte von Lanzen in den Leib der stärksten und größten Tiere, bis diese schließlich, vom Blutverlust geschwächt, zusammenbrachen. Gebräuchlicher war es indessen bei derartigen Waldjagden, ein solches Zaunwerk in weitem Halbkreise herzurichten und die zufällig hineingegangenen oder hineingetriebenen Elefanten möglichst schnell vollständig zu umhegen. Ringsum wurden dann Wachen aufgestellt und Feuer angezündet, um die der Umzäunung sich nähernden Tiere zurückzuscheuchen. Obwohl selbst der kleinste Elefant die lockere und schwache Einhegung ohne weiteres durchbrechen und den schlecht bewaffneten Eingeborenen entrinnen könnte, wagen die gefangenen doch nicht zu entfliehen. Sie werden dann von den geduldig um sie herumlagernden und zuwartenden Jägern zu Tode gehungert, gespeert und im Zustande äußerster Entkräftung endlich umgebracht. Ihr Fleisch wird als Leckerbissen gern gegessen und das gewonnene Elfenbein zu allerlei Schmuck verarbeitet.

Die Hamram-Araber des Sudan pflegen die Elefanten zu Pferd zu jagen. Drei oder vier berittene Jäger trennen dabei einen Stoßzahnträger von seinen Genossen und folgen ihm so lange, bis das ermüdete Tier sich gegen den Jäger wendet, der sofort davongaloppiert und von dem dicht hinter ihm herlaufenden Elefanten verfolgt wird. Diesem aber reiten zwei andere Jäger so schnell sie können nach. Haben sie den Elefanten erreicht, so ergreift der eine die Zügel des Pferdes seines Genossen. Der andere springt sofort ab und durchschneidet flink mit einem einzigen Hiebe seines großen Schwertes die Achillessehne des Elefanten, wodurch das zum Gehen auf drei Beinen unfähige gewaltige Tier sofort zum Stehen gebracht und seinen Angreifern überantwortet wird. In ähnlicher Weise pflegten die Eingeborenen Maschonalands früher Elefanten zu jagen, nur daß sie zu Fuß waren und anstatt des Schwerts eine breite Axt gebrauchten. Mit dieser schlichen sie sich an den schlafenden Elefanten hinan, um eine seiner Achillessehnen zu durchhauen. Bei andern Eingeborenenstämmen im Stromgebiet des Sambesi ist es üblich, dem Elefanten von einem über einen seiner am häufigsten benutzten Pfade hängenden Baumast aus einen mit einem Holzklotz beschwerten starken Speer in den Rücken zu stoßen. Der damit getroffene Elefant rast, den schweren Speer im Rücken, davon, stößt damit an verschiedene Äste und Zweige an, vergrößert dadurch die schon allein durch das Gewicht des Speeres immer tiefer werdende Wunde und sinkt, vom Blutverlust erschöpft, schließlich zu Boden, wo ihm die in angemessener Entfernung insgeheim nachfolgenden Wilden den Garaus machen, sich an seinem Fleisch, das sie sehr lieben, sättigen und ihn der auch von ihnen zur Herstellung von allerlei Schmuck geschätzten Stoßzähne berauben. Anderswo, z. B. in gewissen Gebieten von Äquatoria, erbeutet man den Elefanten vermittelst eines aufgehängten beschwerten Fallspeers, der, falls die durch den Tritt des unter dem Speer hindurchgehenden Elefanten in Tätigkeit gesetzte Fallvorrichtung gut gerichtet ist, zwischen Schädel und Halswirbelsäule eindringt, den hier gelegenen Teil des Zentralnervensystems durchschneidet und den wie vom Blitz getroffenen Elefanten sofort im Todeskampfe zu Boden sinken läßt.

Während sich die Eingeborenen Afrikas ganz gut auf die Jagd des Elefanten verstehen, wissen diese zur Zähmung von Tieren überhaupt ungeschickten Leute den Elefanten weder zu fangen, noch gar abzurichten. Der Fang der afrikanischen Elefanten kann aber schließlich nicht viel schwerer sein als der des seit uralten Zeiten als Arbeitstier gebrauchten indischen, und nach dem Benehmen gefangener Elefanten, z. B. des großen Jumbo im Londoner Zoologischen Garten, zu urteilen, sind sie ebenso leicht zähmbar und nicht minder gelehrig als ihre indischen Vettern. So wissen wir, daß die nordafrikanischen Kulturvölker des Altertums den einheimischen Elefanten ebenso zähmten wie die Indier den ihrigen, und daß die Karthager zweifellos solche afrikanische Elefanten auf ihren Kriegszügen benützten. So dürfen wir auch annehmen, daß die 37 Kriegselefanten, die der berühmte karthagische Feldherr Hannibal im zweiten punischen Kriege im Sommer 218 v. Chr. von Spanien aus über die Pyrenäen und Alpen nach Norditalien führte, solche Afrikaner waren.

Früher war das Verbreitungsgebiet des afrikanischen Elefanten ein sehr viel größeres als heute, da er auf den südlich von der Wüste Sahara gelegenen Teil von Afrika beschränkt ist und auch hier durch die unsinnigen Verfolgungen von seiten der Elfenbeinjäger an vielen Orten ausgerottet wurde. Er kam im Altertum außer in ganz Nordafrika auch in Westasien und Südeuropa, besonders auf Sizilien und Spanien vor. Wir wissen aus sicher datierbaren geschichtlichen Urkunden, daß er in manchen Gebieten Westasiens bis ums Jahr 1000 v. Chr. gejagt wurde. So melden uns die Königsannalen im Allerheiligsten des Ammontempels zu Karnak, der einstigen ägyptischen Hauptstadt Theben, daß König Thutmosis III. (1480–1447), der seine Eroberungszüge bis weit nach Vorderasien ausdehnte, im Lande Naharina, d. h. Stromland (zwischen den Oberläufen von Euphrat und Tigris) bei der Stadt Nij am Euphrat unterhalb von Karkemisch nicht weniger als 120 Elefanten erlegte. Dabei geriet allerdings der Pharao selbst einmal in Lebensgefahr, indem eines der Tiere wütend gegen ihn eindrang und ihn wohl zweifellos zerstampft hätte, wenn nicht der Feldhauptmann Amenemhab seinem Gebieter zu Hilfe geeilt wäre und dem Angreifer mit dem Schwerte den Rüssel abgehauen hätte. Später hat auch der mächtige assyrische König Tiglathpileser I. noch ums Jahr 1120 v. Chr., wie er uns auf Inschriften meldet, in derselben westlich von Assyrien gelegenen Landschaft der Elefantenjagd obgelegen.

Einst gab es auch im Nilland selbst Elefanten, wie wir aus der einen solchen darstellenden Hieroglyphe ab entnehmen können. Früher wurde aber dieses Tier durch die immer dichter sich ansiedelnden Menschen aus dem Niltale verdrängt. Man jagte es damals schon fast ausschließlich zur Erlangung des Elfenbeins, das seit der vorgeschichtlichen Zeit als Ausgangsmaterial für allerlei Schmuck und Geräte wie in Asien, so auch in Afrika eine große Rolle spielte. Um es zu gewinnen, jagte man erbarmungslos die sonst so gutmütigen und friedlich beisammenlebenden Tiere, so daß der Elefant weithin ausgerottet wurde. Heute ist er auch aus ganz Südafrika verschwunden, wo er einst ebenfalls sehr häufig war. In den weniger besuchten Gegenden von Matebeleland, von Nordostmaschonaland und in den undurchdringlichen Urwäldern der Küstenniederungen an der Sofalabucht leben zwar noch einige zerstreute Elefantenherden; sonst gibt es südwärts vom Sambesi heute keine Elefanten mehr. An der Westseite von Südafrika mag es vielleicht in dem dem Kunene und Okawango benachbarten äußersten Nordosten von Owamboland noch etliche Elefanten geben, aber höchstens Männchen ohne Stoßzähne oder Weibchen. Die letzte Elefantenherde am Botlebi und am Ngamisee wurde 1889 von den Betschuanen völlig vernichtet, und die im Anfang der 1890er Jahre noch ziemlich zahlreich zwischen den Flüssen Sambesi und Chobi lebenden Elefanten mögen gegenwärtig schon alle oder doch der Hauptsache nach den Angriffen der Barotse erlegen sein. In Ostafrika sind Elefanten am Kilimandscharo noch ziemlich häufig. Am längsten mögen sie sich in etlichen Gegenden von Innerafrika halten. Aber wenn keine wirksamen Gesetze zum Schutze der freilebenden afrikanischen Elefanten erlassen werden, wird man schließlich nur noch hier und da einige von Regierungs wegen geschützte Elefantenherden treffen, wie es heute schon etliche im östlichen Kaplande gibt. Dort ist es den Behörden dank scharfer Erlasse seit dem Jahre 1830 gelungen, in den Zitzikamma- und Knysnawäldern einige solche zu erhalten. Die fortschreitende Inzucht wird dann dafür sorgen, daß dieser ehrwürdige Riese vielleicht noch vor Ende des begonnenen Jahrhunderts ganz ausgerottet sein wird.

Afrika, wo nicht die Weißen mit ihren fürchterlichen Explosivgeschossen, sondern die Eingeborenen mit ihren gewöhnlichen Flinten das Hauptvernichtungswerk am Elefanten vollführen und weitaus das meiste Elfenbein in den Handel bringen, liefert heute noch fast ausschließlich das von uns außer zu allerlei Zier an Geräten und Spazierstöcken, zu Knöpfen und Messergriffen, besonders aber zu Billardkugeln verwendeten rezenten Elfenbeins, nämlich nach einer für die Jahre 1879/83 aufgestellten Übersicht jährlich von den im Durchschnitt in den Handel gelangenden 868000 kg nicht weniger als 848000 kg, während Ceylon und Sumatra zusammen nur 2000 kg, Hinterindien 7000 kg und Vorderindien 11000 kg abgab. Nach C. G. Schillings wurde der Antwerpener Elfenbeinmarkt allein gegen das letzte Jahrzehnt durchschnittlich mit den Zähnen von gegen 18500 Elefanten jährlich versorgt, in den Jahren 1888 bis 1902 aber 3212700 kg Elfenbein dort eingeführt, während das durchschnittliche Zahngewicht etwa 8,5 kg pro Zahn betrug und das Gesamtquantum fast ausschließlich vom Kongogebiet stammte. „Im Jahre 1902 aber wurden allein in Antwerpen 322300 kg Elfenbein verkauft!! In ähnlicher Höhe bewegt sich die Einfuhr an den übrigen hauptsächlichsten Elfenbeinhandelsplätzen der Welt, und diese Ziffern geben uns ein treues, wenn auch unsäglich trauriges Bild der Vernichtung des edlen Tieres. Ungeheuer sind die an einigen Handelsplätzen aufgestapelten Elfenbeinvorräte. Ihre späteren Eigentümer werden in kürzester Zeit — wenn erst einmal die von ihnen sehnlichst erstrebte vollkommene Ausrottung des afrikanischen Elefanten erreicht ist — diese Ware rapid im Preise heraufschrauben und zweifelsohne das heute nicht mehr sehr beliebte Elfenbein wieder als Modeartikel einzuführen wissen. — Alle diese Elefanten wurden hingeschlachtet nur ihres Elfenbeins halber. Es spricht der hoch entwickelten Technik unserer Zeit Hohn, daß sie nicht vermocht hat, ein Surrogat zu finden, welches Elfenbein (speziell zu Billardkugeln) gleichwertig zu ersetzen vermag. Ein glückliches Schicksal hat den indischen Elefanten vor dieser Vernichtung bewahrt, weil die weiblichen Tiere des asiatischen Elefanten kein oder nur sehr wenig Elfenbein tragen, und auch die Bullen nur selten eine starke Stoßzahnentwicklung zeigen.“ Nachdem die Baumsteppe ihr Elefantenmaterial größtenteils eingebüßt hat, muß der dichte Wald, der mit seinem für den Menschen fast undurchdringlichen Unterholz diesem Riesen noch den meisten Schutz gewährt, zur Erlangung solcher Beute aufgesucht werden. Hier sind die Urwälder des Kongogebiets noch am besten mit diesem Edelwilde versehen, so daß die Eisenbahn des Kongogebiets nach statistischen Feststellungen allein im Betriebsjahre 1907/08 307000 kg und 1908/09 381000 kg Elfenbein beförderte. Das bedeutet einen Abschuß von 40000 Elefanten!

Bei den südasiatischen Kulturvölkern, speziell in Indien, spielte der gezähmte Elefant schon im hohen Altertum eine wichtige Rolle als Luxustier, das besonders auch zur Kriegsführung verwendet wurde. Die Griechen lernten ihn unter Alexander dem Großen auf ihrem Zuge nach Indien im Jahre 327 v. Chr. kennen. So schreibt Diodorus Siculus: „Als Alexander der Große in Indien eindrang, fand er jenseits des Flusses Aornos einen indischen Fürsten, der 20000 Soldaten und 15 Elefanten bei sich hatte. Dieser ward aber von seinen eigenen Leuten ermordet, sein Kopf zum König gebracht und dieser bekam nun auch die Elefanten, welche im Lande herumirrten, in seine Gewalt. — Jenseits des Indus stellte sich ihm der indische König Poros entgegen, welcher 50000 Mann Fußvolk, gegen 3000 Berittene, über 1000 Streitwagen und 130 Elefanten hatte. Wie es zur Schlacht kam, stellte er die Elefanten in vorderster Reihe auf, einen jeden für sich, vom andern entfernt, und füllte die Zwischenräume mit schwerbewaffnetem Fußvolk aus. Die Elefanten zertraten, was sich ihnen entgegensetzte, mit den Füßen samt Waffen und Knochen; andere hoben die Makedonier mit dem Rüssel hoch empor und schmetterten sie dann gegen den Erdboden, andere spießten sie mit den Zähnen auf. Die Makedonier hielten aber tapfer stand, brachten den Elefanten eine Menge Wunden bei und jagten sie auf ihre eigene Armee zurück, die dadurch in entsetzliche Verwirrung geriet. Poros ritt selbst auf einem Elefanten, sammelte deren rasch noch 40, die den Mut und die Geistesgegenwart nicht verloren hatten und focht tapfer, bis er, von vielen Wunden bedeckt, samt seinem Elefanten ohnmächtig zu Boden sank. Alexander erbeutete in dieser Schlacht 80 Elefanten.“

Von diesen indischen Elefanten, die damals zum erstenmal in den Gesichtskreis der Europäer traten, berichtet der Grieche Strabon: „In Indien ist es keinem Privatmanne erlaubt, ein Pferd oder einen Elefanten zu halten; denn beides gilt für königliches Vorrecht. Die Elefantenjagd wird in Indien folgendermaßen betrieben: Man umgibt einen großen Platz mit einem breiten Graben und läßt nur einen schmalen Eingang frei. Auf den Platz werden 3–4 zahme Weibchen getan. Bei Nacht gehen dann auch einzelne wilde Elefanten hinein und hinter diesen wird das Tor leise zugeschlossen. Nun macht man die wilden durch Hunger matt, führt dann die stärksten zahmen hinein, um jene zu bekämpfen. Sind sie nun ganz kraftlos, so schleichen sich die mutigsten Führer unter den Leib der zahmen Elefanten und fesseln den wilden die Beine. Sie werden dann in einen Stall gebracht und mit dem Hals an eine starke Säule gebunden. Allmählich werden sie zahm und lernen dem Wort, dem Gesang und dem Zimbelschlag gehorchen. Von Natur sind sie sanft und klug. Es ist schon vorgekommen, daß sie ihre im Kampfe gefallenen Führer aufgehoben und aus der Schlacht getragen, daß sie ihre lebenden Führer, die sich unter ihnen verborgen hatten, verteidigt und gerettet, ja daß sie ihren Führer, den sie im Zorn umgebracht, tief betrauert haben, so daß einzelne, wie man sagt, in solchem Falle sich zu Tode hungerten.“ — „Vom Weibchen wird das Junge 6 Jahre lang gesäugt. Das Alter dieser Tiere erstreckt sich bis auf 200 Jahre. Ihre Augenkrankheiten sucht man durch Kuhmilch zu kurieren, ihre meisten Krankheiten mit rotem Wein, ihre Wunden mit Butter, ihre Geschwüre mit Schweinefleisch. Onesikritos und andere sagen, die indischen Elefanten seien größer und stärker als die libyschen. Mit ihrem Rüssel reißen die Elefanten Brustwehren ein und Bäume aus. Sie lassen sich abrichten, Steine nach einem Ziele zu werfen, mit Waffen zu fechten; auch schwimmen sie vortrefflich. — Der König von Indien hält seine Jagden in Tiergärten ab, reitet dabei auf einem Elefanten und die bewaffneten Weiber, welche seine Leibgarde bilden, folgen ihm im Wagen oder auf Pferden oder auf Elefanten nach. — Auf jedem Elefanten sitzen drei Bogenschützen und ein Führer (Kornak), auf jedem Streitwagen zwei Streiter und ein Wagenlenker.“

Auch sonst weiß uns der griechische Geograph Strabon viel von Elefanten zu berichten, so daß Maurusien (das westliche Algerien und Marokko) außer Schlangen, Antilopen, Affen, Löwen und Panthern auch viel Elefanten habe und das maurusische Fußvolk Schilde von Elefantenhaut trage. In Arabien wohnten in der Nähe der Stadt Saba die „Elefantenesser.“ „Sie lauern den Elefanten auf und hauen ihnen die Sehnen durch. Auch schießen sie die Tiere mit Pfeilen, die in Schlangengalle getaucht sind. Der Bogen wird von zwei Männern gehalten und der dritte schießt den Pfeil ab. Andere machen Einschnitte in die Bäume, an welche sich die Elefanten anzulehnen pflegen, wenn sie ausruhen. Kommt nun das Tier und lehnt sich an, so fällt es um, kann aber nicht aufstehen, weil die Beine nur einen Knochen ohne Gelenk haben“. Daß solche Fabeln damals noch von den gebildeten Griechen geglaubt wurden, beweist, daß diese noch wenig Elefanten gesehen hatten und dieses Tier mehr vom Hörensagen kannten.

Nach der Rückkehr der Makedonier vom Feldzuge nach Indien unter ihrem Könige Alexander erzählten sie den Griechen von ihren Erlebnissen daselbst und von den großen Elefanten jenes Landes. So erfuhr auch Aristoteles von ihnen und beschreibt sie in seiner Naturgeschichte ziemlich getreu. Er sagt, daß sie mit dem Munde, ohne Beihilfe der Nase, stöhnende Töne, mit dem Rüssel aber trompetenartige hervorbringen, daß das Elefantenweibchen im 12. Jahre das erste Junge bekomme, das bei der Geburt die Größe eines 2–3 Monate alten Kalbes habe, gleich sehen und gehen könne und mit dem Munde, nicht mit dem Rüssel, an seiner Mutter sauge. „Unter allen wilden Tieren ist der Elefant der zahmste und sanftmütigste. Er lernt auch vielerlei, namentlich, daß er vor Königen die Kniee beugt. Man glaubt, daß er 100 oder 200 Jahre alt wird. Winter und Kälte kann er nicht gut vertragen. Er lebt in der Nähe der Flüsse, jedoch nicht im Wasser, aber er watet durch Flüsse, wenn er nur seinen Rüssel über das Wasser emporstrecken kann; denn mit dem Rüssel atmet er.“

„Die Elefanten kämpfen wütend miteinander und stoßen sich mit den Zähnen. Der Besiegte wird völlig unterjocht und fürchtet sich dann sehr vor der bloßen Stimme des Siegers. An Mut sind die Elefanten sehr verschieden. Die Inder brauchen die Männchen und Weibchen zum Kriege, obgleich die letzteren kleiner und weniger mutig sind. Mit den Zähnen kann der Elefant Mauern einstoßen. Palmen biegt er mit der Stirne nieder und tritt sie dann vollends zu Boden. Bei der Elefantenjagd besteigt man gezähmte, die recht mutig sind, verfolgt die wilden und, wenn man sie erreicht, läßt man sie von den zahmen so lange schlagen, bis sie entkräftet sind. Dann springt ein Jäger auf sie und lenkt sie mit dem Stachel. Sie werden bald zahm und gehorsam. Solange man auf ihnen sitzt, sind sie allemal ruhig; manche aber werden wild, sobald man abgestiegen ist. Solchen bindet man die Vorderfüße mit Stricken, damit sie sie nicht viel rühren können.“

Die ersten gezähmten indischen Elefanten brachte Alexander der Große von seinem indischen Feldzuge mit nach Vorderasien und von da an spielten sie in den Kriegen seiner Nachfolger, der Diadochen, eine gewisse Rolle. So berichtet Curtius: „Nach dem Tode Alexanders des Großen wurde das makedonische Fußvolk von Meleager, die Reiterei nebst den Elefanten von Perdikkas kommandiert. Der letztere warf etwa 300 Anhänger des Meleager im Angesicht des ganzen Heeres den Elefanten vor und ließ sie sämtlich von den Tieren zertreten. Dies war der Anfang der dann folgenden makedonischen Bürgerkriege.“ Und Diodorus Siculus meldet: „Als sich nach Alexanders Tode dessen Feldherrn befehdeten, hatte sich Demetrios bei Alt-Gaza in Syrien gelagert; Ptolemäos und Seleukos boten ihm daselbst eine Schlacht an. Demetrios stellte vor seinem Heere 34 Elefanten auf. Seine Gegner stellten diesen aber Pfähle entgegen, die mit eisernen Spitzen versehen und mit Ketten verbunden waren. Lange war der Kampf unentschieden. Da bekamen die Elefanten des Demetrios das Zeichen zum Angriff, schritten kühn gegen den Feind, konnten aber nicht weiter, als sie an die Pfähle kamen. Ihre indischen Führer wurden alsbald von Schützen, die hinter den Pfählen standen, erschossen, die Elefanten selbst gerieten in die Hand der Feinde und das Heer des Demetrios mußte das Schlachtfeld räumen.“ Derselbe Autor erzählt dann später, daß diese Elefanten unter ihrem neuen Herrn und unter der Leitung frisch von Indien bezogenen Kornaks an verschiedenen späteren Schlachten teilnahmen. „Auch der Feldherr Polysperchon verwandte einen Teil derselben bei der Belagerung von Megalopolis in Arkadien. Da er dabei mit seiner Mannschaft nicht gleich zum Ziele gelangte, so beschloß er, den Eingang in die Stadt durch Elefanten zu erzwingen. Damis, der Kommandant der Stadt, erfuhr den Plan und traf heimlich Gegenanstalten. Er sammelte eine Menge Türen, ließ lange, spitzige Nägel durch sie hindurchschlagen, dann mit diesen Türen den Eingang zur Stadt pflastern und die Nägel leicht mit Erde zudecken. Zu beiden Seiten dieses Stachelwegs stellte er Schützen und Geschütze auf. Als nun die Elefanten kamen, traten sie in die Nägel und wußten sich nicht zu helfen, wurden samt ihren indischen Führern auch von zahllosen Pfeilen getroffen, so daß sie teils zusammenbrachen, teils gegen ihre eigenen Leute rückwärts rannten.“

Von diesen indischen Elefanten, die begreiflicherweise überall, wohin sie kamen, großes Aufsehen erregten, wissen auch andere Geschichtschreiber allerlei Denkwürdiges zu erzählen. So berichtet Älian: „Als Antigonos Megara belagerte, befand sich in seinem Heere ein Elefantenweibchen namens Nikaia, dem die Frau des Wärters ihr Kind, als es 30 Tage alt war, zu Schutz und Wartung übergab. Nikaia gewann das Kind so lieb, daß sie sich immer freute, wenn das Kind anwesend war, daß sie die Fliegen von ihm abwehrte, was mit einem belaubten Zweige geschah, den sie in den Rüssel nahm, daß sie keine Nahrung zu sich nahm, solange sie das Kind nicht bei sich hatte. Sie bewegte auch dessen Wiege, wenn es schrie, wie eine Wärterin.“ Derselbe Autor sagt, daß die Elefanten der Insel Taprobane (Ceylon) größer und stärker als die des Festlandes seien, auch für klüger gelten. „Man bringt auch welche zu Schiff und schafft sie außer Landes. Will man zahme Elefanten auf ein Schiff bringen, so täuscht man sie dadurch, daß man es mit frischen Zweigen und anderem Grün schmückt und belegt; sie denken dann, da sei frischer Boden, und gehen darauf. — Das eigentliche Getränk der Elefanten ist Wasser, die für den Krieg bestimmten bekommen aber auch Wein zu trinken, der aus Reis und Zuckerrohr (Arrak) bereitet wird. Das Tier hat auch seine Freude an wohlriechenden Blumen, wird auf Wiesen getrieben, sammelt die besten und wirft sie in einen Korb, den der Wärter hinhält. Hat es sich dann gebadet, so verlangt es, wenn es aus dem Wasser kommt, zuerst nach seinen Blumen, und bringt man sie nicht, so schreit und fastet es, bis sie doch kommen. Auch seine Krippe und seinen Ruheplatz bestreut es gern mit Blumen.“ Nur vor dem Schweine fürchte es sich: „Als die Stadt Megara von Antipater hart bedrängt wurde, beschmierten die Bewohner der Stadt Schweine mit Pech, setzten sie in Brand und trieben sie gegen die Feinde. Sie schrien entsetzlich und jagten wie rasend auf die Elefanten los. Diese wurden durch diesen unerwarteten Angriff wie verrückt, und so entstand eine entsetzliche Verwirrung.“ In Indien begleite der Elefant überall den König und bewache ihn: „Geht der indische König aus, um Recht zu sprechen, so wirft sich der erste Elefant anbetend vor ihm nieder und macht dann kriegerische Bewegungen, um zu zeigen, daß er sich auch darauf gut versteht. Übrigens halten 24 Elefanten beim Könige Wache und werden regelmäßig abgelöst. Sie sind im Wachen zuverlässiger als Menschen.“

Der griechische Geschichtschreiber und Geograph Pausanias sagt in seiner zwischen 160 und 180 n. Chr. geschriebenen Periegesis: „Wie Alexander der erste Europäer war, der Elefanten besaß — er hatte sie dem König Poros abgenommen —, so war Pyrrhos der erste Grieche, welcher gegen die Römer über das Meer zog. Seine Elefanten hatte er im Kampfe gegen den Demetrios (einen der Feldherrn Alexanders) gewonnen.“ Dieser König von Epirus, der, 301 von den Epiroten vertrieben, mit Hilfe des Königs Ptolemäos von Ägypten seine Herrschaft wieder erlangt hatte, war damals von den Tarentinern, also ebenfalls Griechen, gegen die Römer zu Hilfe gerufen worden, schlug diese auch 280 bei Herakleia und 279 bei Asculum in Apulien, erlitt aber dabei selbst große Verluste, so daß seither der Ausdruck Pyrrhossieg sprichwörtlich wurde. Damals sahen die Römer zum erstenmal diese berühmten Kriegshelfer der Griechen, über die sie sehr erstaunten. Der ältere Plinius sagt hierüber in seiner Naturgeschichte: „Die ersten Elefanten sah Italien im Kriege gegen den Pyrrhus und nannte sie lukanische Ochsen, weil man sie zuerst im Lukanerlande erblickte. Sieben Jahre später sah man schon welche zu Rom bei einem Triumphe, und im Jahre 502 nach Roms Erbauung (251 v. Chr.) sah man hier schon eine ganze Menge, die Lucius Metellus in Sizilien den Karthagern abgenommen hatte. 142, oder nach andern 140, wurden auf Flößen übergeschifft, welche man auf Reihen von Fässern gelegt hatte. Verrius berichtet, sie hätten in der Rennbahn ein Kampfspiel geben müssen und wären mit Spießen erstochen worden, weil man sie weder füttern noch verschenken wollte. Lucius Piso dagegen sagt, sie wären bloß in der Rennbahn von gedungenen Leuten mit stumpfen Spießen herumgejagt worden, um den Römern die Furcht vor ihnen zu benehmen; was aber dann aus ihnen geworden ist, erwähnt er nicht.“

Von diesen indischen Elefanten der Pyrrhos weiß sein Biograph Plutarch mancherlei zu erzählen: „Als Pyrrhos bei den Städten Pandosia und Herakleia, am Flusse Siris, dem römischen Heere eine Schlacht lieferte, brachte er durch seine Elefanten die Feinde in Unordnung und errang den Sieg. — Um ihre Gefangenen für Geld auszulösen, schickten dann die Römer eine Gesandtschaft an Pyrrhos. Den Gajus Fabricius, einen der Gesandten, den man ihm sehr rühmte, nahm er freundlich auf, beschloß aber, seinen Mut auf eine harte Probe zu stellen. Er lud ihn zur Audienz, ließ aber vorher seinen größten Elefanten in voller Rüstung hinter einem Vorhange verbergen. Wie sich nun Fabricius nichts Böses versah, fiel plötzlich der Vorhang, der Elefant trat mit entsetzlichem Brüllen vor, hob drohend seinen Rüssel über den Fabricius; aber dieser wandte sich ganz gelassen um und sagte lächelnd zu Pyrrhos: „Vor diesem Elefanten fürchte ich mich nicht.“ — In der Schlacht bei Asculum mußten die Römer ebenfalls der Gewalt der Elefanten weichen. Auch bei Beneventum wurden die Römer von den Elefanten der Pyrrhos hart mitgenommen, trieben sie aber doch endlich mit Pfeilen und Wurfspießen zurück, errangen einen ruhmvollen Sieg und Pyrrhos mußte Italien verlassen. — Späterhin unternahm Pyrrhos einen Kriegszug gegen Argos. Er drang heimlich bei Nacht in die Stadt, deren Tor ihm Aristeas öffnete, und besetzte den Marktplatz. Im Tore hatte er, weil es nicht hoch genug war, seinen Elefanten die Türme müssen abnehmen lassen, wobei es ohne Lärm und Zeitverlust nicht abging, so daß die Besatzung der Stadt eilig die festesten Plätze besetzte. Daraufhin kam es in den Straßen zu einem mörderischen Kampfe. Pyrrhos mußte weichen, seine Leute gerieten am Tor furchtbar ins Gedränge und in Verwirrung. Gerade im Tor lag der größte von Pyrrhos’ Elefanten, schrie entsetzlich und versperrte den Rückweg. Währenddem suchte ein anderer Elefant, welcher Nikon hieß, seinen Führer, welcher schwer verwundet heruntergefallen war. Das Tier rannte wie unsinnig umher und warf Freund und Feind über den Haufen. Endlich fand er den Führer, hob ihn mit dem Rüssel und den Zähnen empor, stürzte sich mitten unter die Leute des Pyrrhos, so daß sich diese in der engen Straße zu einer dichten, ganz unbehilflichen Masse zusammendrängten, in der jeder von seinen Nachbarn gestoßen, niedergeworfen und verwundet wurde, während auch die Feinde von allen Seiten schossen und warfen. Endlich wollte Pyrrhos der Verwirrung ein Ende machen, stürzte hoch zu Roß mitten unter die Feinde; aber ein armes, altes Weib, das auf dem Dache stand, warf ihm einen Ziegelstein aufs Genick, worauf er ohnmächtig niedersank. Die Feinde packten ihn und hieben ihm den Kopf ab.“ Es war dies im Jahre 272 v. Chr.

Was in der Folge aus den indischen Elefanten Alexanders des Großen geworden ist, wissen wir nicht. Aber jetzt traten auch die größten Nebenbuhler Roms in der Herrschaft über das Mittelmeer, die Karthager, auf, und auch diese kämpften mit Vorliebe mit Elefanten, die sie aber jedenfalls nicht aus Indien bezogen, sondern aus einheimischem Materiale gezähmt hatten. In allen größeren Schlachten, die sie in der Folge den Römern lieferten, traten sie in Aktion und ein Teil derselben machte, wie früher erwähnt, Hannibals berühmten Zug von Spanien nach Norditalien über die Pyrenäen und die Alpen mit; dabei kamen aber alle teils unterwegs, teils in den Schlachten in Oberitalien um. Von einem dieser afrikanischen Kriegselefanten der Karthager teilt uns Plinius folgende Episode mit: „Berühmt ist der Kampf eines Römers gegen einen Elefanten, als Hannibal die römischen Gefangenen gegeneinander zu fechten zwang. Den einzigen, welcher dabei mit dem Leben davonkam, warf er einem Elefanten vor, versprach ihm aber die Freiheit, wenn er siegen würde. Der Römer schlug sich allein auf dem Schauplatz mit dem Elefanten und machte ihn zum großen Ärger der Karthager glücklich nieder. Hannibal ließ nun zwar den Sieger frei, schickte ihm aber Reiter nach, die ihn niederhauen sollten, damit er nicht durch die Erzählung seiner Tat die Elefanten (bei seinen Landsleuten) verächtlich machen könne.“

Von diesen afrikanischen Kriegselefanten der Karthager berichtet uns der römische Geschichtschreiber Livius: „Als Hannibal (im Sommer 218) durch Gallien nach Italien zog, brachte er seine Elefanten folgendermaßen über die Rhone: Er baute eine Fähre von 100 Fuß Länge und 50 Fuß Breite, ließ sie mit Erde bedecken; so gingen die Elefanten, als wären sie auf festem Boden, darauf. Die Fähre wurde dann von Ruderschiffen aufs jenseitige Ufer gezogen. Sowie die Fähre auf dem Wasser zu schwanken begann, wurden die Elefanten unruhig, die meisten drängten sich in der Mitte zusammen, einige wurden aber wild, stürzten sich ins Wasser und warfen dabei ihre Führer ab, gelangten aber doch auch ans jenseitige Ufer.“ — „Hasdrubal, der Bruder des Hannibal, war diesem (im Jahre 207) zu Hilfe über die Alpen gezogen und lieferte den römischen Konsuln Claudius und Livius eine Schlacht. Seine Elefanten brachten anfangs die Römer in Unordnung; als aber der Kampf und Lärm zunahm, verloren sie die Geistesgegenwart, rannten zwischen beiden Heeren hin und her und wurden meist, damit sie ihrer eigenen Armee nicht schaden könnten, von ihren Führern getötet. Diese hatten nämlich einen scharfen Stahlmeißel, den sie dem Tiere, wenn es gefährlich wurde, mit einem Hammerschlag zwischen den Kopf und den vordersten Halswirbel trieben, worauf es augenblicklich niedersank.“ Es war dies in der Schlacht am Metaurus, wo Hasdrubal Sieg und Leben verlor. — „Bei Zama (südwestlich von Karthago, wo Hannibal im Jahre 202 von Scipio, der davon den Ehrenbeinamen Africanus erhielt) besiegt wurde, hatte Hannibal vor seinem Heere 80 Elefanten aufgestellt; so viele hatte er früher in keiner Schlacht gehabt. Als aber die Schlacht begann und die römischen Trompeten und Signalhörner ihnen entgegenschmetterten, wandten sich die Elefanten größtenteils gegen ihr eigenes Heer, und auch die wenigen, welche grimmig unter den Römern zu hausen begannen, wurden endlich zurückgetrieben.“

Erst Mithridates VI., der Große, König von Pontos, der 120 seinem Vater folgte und im Jahre 88 ganz Kleinasien eroberte, wo er alle Römer, 80000 an der Zahl, ermorden ließ, dann in drei langen Kriegen mit zäher Ausdauer gegen das immer mächtiger werdende Rom ankämpfte, um schließlich doch zu unterliegen, hat wieder Elefanten, die er sich aus Indien kommen ließ, gegen die Römer geführt. In der Folge kamen nicht selten diese Tiere, teilweise als Kriegsbeute, nach der Stadt Rom, wo sie zur Belustigung des Volkes im Zirkus auftreten und gegen allerlei Gegner kämpfen mußten. Im Bürgerkriege zwischen Julius Cäsar und seinen Mitbewerbern spielten sie dann ebenfalls eine Rolle. So schreibt Cäsar selbst in seiner Schilderung des Krieges in der Provinz Afrika, dem heutigen Tunis, daß, als er nach Besiegung des Pompejus bei Pharsalos im Jahre 48 den Krieg in Afrika gegen die Pompejaner unter Scipio fortsetzte, dieser bei seinem Heere außer seinen eignen (etwa 60) 30 zweifellos afrikanische Elefanten hatte, die ihm König Juba nebst einer größeren Truppenmacht zur Verfügung gestellt hatte. Jeder dieser Elefanten habe, wenn es zum Kampfe ging, einen Turm getragen. Diese Elefanten seien aber noch nicht eingeübt gewesen; deshalb suchte Scipio sie noch besser einzuüben, indem er sie in Schlachtreihe aufstellen und von seinen eigenen Leuten mit Steinen bombardieren ließ. Nahmen sie daraufhin Reißaus, so standen hinter ihnen ebenfalls Leute, die sie mit noch größeren Steinen traktierten. Er bemerkt, daß dieser Versuch zur Abrichtung keinen großen Wert gehabt habe, indem sie sich in der Schlacht dann doch nicht bewährten. Überhaupt bedürfe der Elefant für den Krieg einer Dressur von vielen Jahren und bleibe auch dann noch seiner Armee gefährlich. Als dann Cäsar merkte, daß sich seine Leute vor den Elefanten fürchteten, ließ er sogleich Elefanten aus Italien kommen, „damit sich die Leute und Pferde an solche große Bestien gewöhnen könnten. Er ließ diesen auch ihre volle Rüstung anlegen, zeigte die Stellen, wo ihnen mit Waffen beizukommen war, und ließ mit Speeren, an deren Spitze ein Ball steckte, nach ihnen werfen. — In der Entscheidungsschlacht bei Thapsus (46 v. Chr.) wurden Scipios Elefanten durch Pfeile und geschleuderte Steine schnell zum Weichen gebracht, stürzten sich auf ihre eigenen Leute, traten sie nieder und flüchteten ins Lager. Bei dieser Gelegenheit zeigte ein Veteran der fünften Legion großartigen Mut. Ein verwundeter Elefant hatte in seiner Wut einen waffenlosen Markedenter angefallen, niedergeworfen, zertreten und machte dabei mit drohend gehobenem Rüssel ein gellendes Geschrei. Der Veteran wollte dem unglückseligen Markedenter zu Hilfe eilen; aber der Elefant ließ von der Leiche ab, packte den neuen Feind mit dem Rüssel und hob ihn hoch in die Luft. Dieser hieb und schnitt aber mit seinem Schwerte so kräftig auf den Rüssel los, daß ihn der Elefant, der den Schmerz nicht ertragen konnte, fallen ließ und die Flucht ergriff. — Die Zahl der Elefanten, die Cäsar bei Thapsus erbeutete, betrug 86.“

In seiner Naturgeschichte berichtet Plinius: „Schon in den Gefechten gegen Pyrrhos brachte man in Erfahrung, daß man den Rüssel der Elefanten leicht abhauen kann. Fenestella erzählt, daß die ersten Elefanten in der Rennbahn zu Rom im Jahre 655 der Stadt (98 v. Chr.), als Claudius Pulcher Ädil war, gekämpft haben; 20 Jahre später, als Lucius und Marcus Lucullus Ädilen waren, kämpften sie gegen Stiere. Während des zweiten Konsulats des Pompejus (55 v. Chr.) kämpften 20 Elefanten zur Einweihung des Venustempels gegen Gätuler (Nomadenvolk in Nordafrika), die mit Wurfspeeren bewaffnet waren. Einer der Elefanten zeichnete sich dabei vorzüglich durch Tapferkeit aus: seine Beine waren durchbohrt, da kroch er auf den Knien gegen die feindlichen Massen, riß ihnen die Schilde weg und warf sie hoch in die Luft. Ein anderer dagegen wurde durch einen einzigen Wurf getötet, indem der Speer durchs Auge ins Gehirn drang. Obgleich der Platz mit eisernen Gittern umgeben war, so versetzten sie doch das Volk in große Angst, indem sie mit Macht durchzubrechen versuchten. Deshalb umgab auch späterhin der Diktator Cäsar, als er ein ähnliches Schauspiel geben wollte, den Platz mit Wassergräben. Die erwähnten Elefanten des Pompejus verloren endlich die Hoffnung, entrinnen zu können, und suchten nun in einer Stellung, die sich nicht begreifen läßt, jammernd und weinend das Mitleid des Volkes zu erregen. Das Volk wurde durch den Ausdruck ihrer Verzweiflung so gerührt, daß alle einmütig sich jammernd erhoben und, ohne darauf zu achten, daß Pompejus ihnen zu Ehren das prachtvolle Schauspiel gegeben hatte, ihn mit Verwünschungen überhäuften, deren Folgen auch bald genug eintraten. (Es ist dies eine Anspielung auf seine Niederlage in Pharsalos am 9. August 48 und seine Ermordung am 29. September desselben Jahres in Ägypten.)

Späterhin ließ der Diktator Cäsar 20 Elefanten gegen 500 Fußgänger kämpfen, und ein anderes Mal ebensoviel, auf denen Türme standen, aus denen zusammen 60 Kämpfer gegen 500 Fußgänger und ebensoviel Reiter fochten. Unter den Kaisern Claudius und Nero mußten die Fechter ihr Meisterstück zeigen, indem sie einzeln gegen Elefanten kämpften. Dieses mutige Tier ist andererseits aber auch sehr gutmütig gegen schwächere und schiebt, z. B. in einer Viehherde, was ihm begegnet, mit dem Rüssel zur Seite, um es nicht unversehens zu zertreten. Schaden tut der Elefant nur, wenn er gereizt wird. In der Wildnis gehen sie herdenweise, nie gern allein. Werden sie von Reitern umringt, so nehmen sie die Schwachen, Matten oder Verwundeten in die Mitte und fechten, als ob es nach bestimmten Kriegsregeln geschähe. Sind sie gefangen, so werden sie durch Gerstensaft leicht gezähmt.

In Indien werden die Elefanten gefangen, indem man auf einem gezähmten ausreitet und von diesem einen einzelnen oder von der Herde weggetriebenen wilden schlagen läßt; ist dieser davon ermattet, so steigt man auf ihn und lenkt ihn ebenso wie den zahmen. In Afrika fängt man sie in Gruben; doch wenn einer hineinfällt, so kommen gleich die andern zu Hilfe, werfen Äste und Erdmassen hinein und suchen ihn, wenn möglich, herauszuziehen. Früherhin fing man sie, um sie als Haustiere zu benutzen, indem man die Herden in eigens dazu bereitete Schluchten ohne Ausgang trieb und sie dort durch Hunger bändigte. Nahmen sie einen hingehaltenen Zweig an, so war das ein Zeichen ihrer Unterwürfigkeit. Jetzt erlegt man sie der Zähne wegen und zielt nach ihren Füßen, weil diese leicht verwundbar sind. Die Troglodyten (Höhlenbewohner), welche neben den Negern wohnen, leben nur von dieser Jagd. Sie besteigen am Wege der Elefanten stehende Bäume, passen dem letzten von der Herde auf, fassen mit der Linken den Schwanz, schlingen die Beine um den linken Schenkel und, indem sie so hängen, zerhauen sie dem Tiere die eine Kniekehle mit einem scharfen Beile, springen herab und zerhauen ihm mit der größten Geschwindigkeit auch noch die andere. Manche bedienen sich eines weniger gefährlichen, aber nicht so gewissen Mittels: In einiger Entfernung halten kraftvolle Jünglinge einen ungeheuren Bogen, andere spannen ihn mit großer Anstrengung an, schießen dann damit ihre Speere auf die vorübergehenden ab und folgen dann der blutigen Spur. Die weiblichen Elefanten sind viel feiger als die männlichen. Manchmal werden sie rasend, und man bändigt sie dann durch Hunger und Prügel, wobei man sie durch andere Elefanten fesseln läßt. In Indien hält man ganze Herden davon, wie bei uns die Kuhherden. Gezähmte Elefanten werden zum Kriege verwendet, tragen mit Soldaten besetzte Türme und entscheiden im Morgenlande meistens die Schlachten. Sie werfen Schlachtreihen nieder und zerstampfen die Bewaffneten. Sind sie verwundet oder in Furcht versetzt, so weichen sie immer zurück und fügen ihrer eigenen Partei oft ebensoviel Schaden zu als dem Feinde. Das geringste Grunzen oder Quieksen eines Schweins kann sie erschrecken. Die afrikanischen Elefanten fürchten sich vor den indischen, letztere sind auch größer.“ Dies mag für die nordafrikanischen richtig sein, nicht aber für die südlich der Sahara lebenden. Tatsächlich war die Elefantenrasse der Mittelmeerländer kleiner als selbst die indischen Elefanten sind, und gab es einst auf den Inseln des Mittelmeers, z. B. auf Malta, eine eigentliche Zwergrasse, von der mehrfach Skelettknochen ausgegraben wurden.

Unzählige falsche und wahre Angaben durcheinander erzählt Plinius in seiner Naturgeschichte über den Elefanten. So sagt er, daß er 200–300 Jahre leben könne, im 60. Jahre aber am kräftigsten sei; daß die Elefanten gern an Flüssen leben, obschon sie nicht schwimmen können; daß sie am liebsten Baumfrüchte, besonders solche von Palmen, aber auch Erde und selbst Steine fräßen. „Sie kauen mit dem Munde, atmen, trinken und riechen aber mit dem Rüssel. Kein Tier scheuen sie so sehr als die Maus, lassen auch das Futter liegen, das von einer solchen berührt wurde. Große Not haben sie, wenn ihnen beim Saufen ein Blutegel in den Rüssel kommt; dieser saugt sich hier fest und bewirkt unerträgliche Schmerzen. Am Rücken ist ihre Haut am härtesten, am Bauche dagegen weich. Sie haben keine Haarbedeckung und können nicht einmal mit dem Schwanze die Fliegen abwehren, von denen sie trotz ihrer gewaltigen Größe geplagt werden. Ihr Geruch zieht die Fliegen an. Ihre Haut hat tiefe Runzeln; die Fliegen setzen sich in die Vertiefungen. Aber plötzlich zieht sich die Haut zusammen und erdrückt die lästigen Gäste. Das Elfenbein hat einen großen Wert und wird besonders für Bildsäulen der Götter gesucht. Auch der Rüssel gewährt Leckermäulern eine angenehme Speise, vielleicht nur deswegen, weil sie sich einbilden, Elfenbein zu schmausen. Polybius berichtet, auf die Aussage des Königs Gulussa gestützt, daß man im äußersten Afrika die Elefantenzähne in Wohnungen als Pfosten benutzt und sie bei Umzäumungen statt der Pfähle einsetzt.“

In Indien seien die größten Elefanten, die mit ungeheuer großen Drachen in Feindschaft leben. Ihr kaltes Blut locke bei der Hitze die Drachen an, die sich im Wasser des Flusses, an welchem der Elefant zur Tränke komme, verbergen und ihm auflauern. Sobald er zu trinken beginne, stürzen sie sich auf ihn, umschlingen seinen Rüssel und beißen ihn ins Ohr, weil dieser Teil allein mit dem Rüssel nicht verteidigt werden kann. Die Drachen sind so groß, daß sie den ganzen Elefanten aussaugen können; dieser stürzt dann, alles Blutes beraubt, zu Boden und erdrückt im Fallen den betrunkenen Feind. „Der Elefant ist das größte und an Klugheit dem Menschen zunächststehende Tier. Er versteht die Landessprache, gehorcht den Befehlen, ist seiner Pflichten eingedenk, sucht sich Liebe und Ruhm zu erwerben, ja, was selbst bei Menschen selten vorkommt, er ist brav, vorsichtig, gerecht und verehrt die Sterne, die Sonne und den Mond. Man erzählt, daß in Mauretanien (Marokko) ganze Herden von Elefanten beim Erscheinen des Neumonds in den Fluß hinabsteigen, sich dort feierlich reinigen, den Mond begrüßen und dann wieder in die Wälder zurückkehren, indem sie die ermatteten Jungen vor sich hertragen. Auch die religiösen Gebräuche der Menschen scheinen sie zu kennen; denn sie besteigen kein Schiff, bis ihnen der Kapitän durch einen Eid die Rückkehr zugesichert hat. Man hat kranke Elefanten gesehen, die sich auf den Rücken legten und Gras gen Himmel warfen, als ob sie ihr Gebet durch die Fürsprache der Erde unterstützen wollten. Sie lernen übrigens ihre Knie vor Königen beugen und Kränze darreichen. In Indien braucht man die Kleinen zum Ackern. In Rom wurden sie zum erstenmal vor den Wagen gespannt, als Pompejus der Große über Afrika triumphierte. Bei den Fechterspielen des Germanicus machten sie einige tölpelhafte Bewegungen, als ob sie tanzten. Sie lernten nun häufig Waffen in die Luft werfen, gleich Fechtern miteinander kämpfen, Tänze ausführen und endlich sogar auf Seilen gehen, wobei oft vier einen fünften in der Sänfte trugen. Auch sah man sie sich in Speisesälen, die voller Gäste waren, zu Tische legen, ohne einen Menschen zu berühren.

Es ist eine ausgemachte Sache, daß ein Elefant, der die Sache nicht recht begreifen konnte und öfters Prügel bekam, des Nachts seine Künste eingeübt hat. Es ist schon bewundernswert, daß die Elefanten aufwärts auf Seilen gehen lernen, aber daß sie auch abwärts gehen, ist noch merkwürdiger. Mutianus, der dreimal Konsul war, erzählt, daß ein solcher sogar griechische Buchstaben gelernt und folgende Worte geschrieben habe: ‚Ich selbst habe dies geschrieben und erbeutete keltische Waffen geweiht‘; auch habe er selbst gesehen, daß diejenigen, welche zu Puteoli ausgeschifft wurden, rückwärts ans Land gingen, um sich über die Länge der Brücke zu täuschen, die vom Lande zum Schiffe führte und der sie nicht recht trauten.

Sie wissen recht gut, daß man ihnen der Stoßzähne wegen nachstellt, daher vergraben sie die, welche durch Zufall oder im Alter ausfallen. (Die Tatsache, daß bisweilen fossile Elefantenstoßzähne im Boden gefunden werden, wird Plinius zu dieser Annahme geführt haben.) Jene Zähne allein geben das Elfenbein; aber soweit sie im Fleische verborgen stecken, sind sie nicht besser als Knochen (d. h. innen hohl und nicht massiv wie vorn). Um ihre Stoßzähne sind sie sehr besorgt; die Spitze des einen schonen sie, um ihn als Waffe benutzen zu können, den andern brauchen sie, um Wurzeln aus dem Boden zu wühlen, Mauern einzustoßen und dergleichen mehr. Werden sie von Jägern umringt, so stellen sie diejenigen in die erste Schlachtreihe, welche die kleinsten Zähne haben, damit man glauben soll, die Beute sei nicht der Mühe wert; ermatten sie im Kampfe, so zerstoßen sie die Zähne an Bäumen und lassen sie gleichsam als Lösegeld zurück.

Es ist wunderbar, daß die meisten Tiere wissen, weshalb man ihnen nachstellt und wovor sie sich zu hüten haben. Begegnet ein Elefant in der Einsamkeit einem harmlos herumwandelnden Menschen, so soll er ihm freundlich und gefällig den Weg zeigen; bemerkt er aber den Fußtritt eines Menschen eher als den Menschen selbst, so bleibt er stehen, wittert, blickt umher, schnaubt vor Wut, zertritt aber die Fußspur nicht, sondern hebt sie aus, gibt sie dem nächsten, dieser wieder dem nächsten usw., worauf die Herde eine Schwenkung vollführt und in Schlachtordnung aufmarschiert.

Stets gehen die Elefanten herdenweise, und zwar geht der älteste voran, während der dem Alter nach folgende den Nachtrab bildet. Wollen sie durch einen Fluß setzen, so schicken sie die kleinsten voran, weil die Großen durch ihre Schwere das Flußbett vertiefen würden. Als König Antiochus einen Fluß durchschreiten wollte, weigerte sich der Elefant, der bis dahin den Zug geführt hatte und Ajax hieß, voranzugehen. Da wurde bekanntgemacht, derjenige solle künftig der Anführer sein, der zuerst hinüberginge; und siehe da, der Elefant Patroklus schritt hindurch, und ward deshalb mit silbernem Kopfschmuck, den sie sehr lieben, geziert und zum Anführer gewählt. Der frühere Anführer aber wollte seine Schande nicht überleben und hungerte sich zu Tode. Überhaupt wissen sie sehr gut, was rühmlich und was schimpflich ist. Kämpfen sie gegeneinander, so reicht der Besiegte dem Sieger Erde und Gras dar (wie dies bei den Menschen des Altertums Sitte war, wodurch sich der Betreffende für überwunden erklärte) und flieht dann schon vor dessen Stimme.

Die Elefanten leben in treuer Ehe und man findet also bei ihnen die verderblichen Wettkämpfe nicht, welche andere Tiere um die Weibchen vollführen. Sie haben bisweilen eine große Zuneigung zu bestimmten Menschen, wie denn z. B. einer in Ägypten eine Blumenhändlerin geliebt haben soll. Ein anderer liebte den Jüngling Menander im Heere des Ptolemäus und fastete aus Sehnsucht, so oft der Jüngling abwesend war. Juba erzählt auch von einer Salbenhändlerin, die von einem Elefanten geliebt wurde. Alle zeigten ihre Liebe durch unbeholfene Liebkosungen, freuten sich beim Wiedersehen und bewahrten Geschenke, welche sie bekamen, auf, um sie ihrem Lieblinge darzubringen.

Daß sie Gedächtnis haben, zeigte sich deutlich in einem Falle, wo ein Elefant seinen Führer, den er seit langen Jahren nicht gesehen, sogleich wieder erkannte. Daß sie wissen, was Unrecht ist, zeigte sich dagegen in folgendem Falle: Als König Bokchus 30 Menschen hatte an Pfähle binden lassen und ihnen 30 Elefanten gegenübergestellt hatte, welche sie zerfleischen sollten, so konnten die Elefanten doch nicht dazu gebracht werden, dem Tyrannen den Willen zu tun, obschon sie von zwischen den Pfählen aufgestellten Leuten gereizt wurden.“

Schon zu Ende der Republik sah man nicht selten Elefanten bei Prunkzügen einhermarschieren, um dem Volk zu imponieren und ihm eine interessante Augenweide zu bereiten. So berichtet der römische Geschichtschreiber Suetonius: „Als Julius Cäsar über Gallien triumphierte (im Jahre 51), stieg er beim Schein der Fackeln aufs Kapitol, indem 40 Elefanten, zu seiner Linken und Rechten verteilt, die Leuchter trugen.“ Das war damals ein ganz ungewohntes Schauspiel, mit dem Cäsar jedenfalls großes Aufsehen erregte, worauf es ihm ja ankam. Auch später wurde der Elefant gelegentlich von römischen Kaisern und Triumphatoren bei ihrem feierlichen Einzuge in Rom und als Auszeichnung auch sonst zum Ziehen von Prunkwagen verwendet. So eröffneten nach Flavius Vopiscus beim Triumph des Kaisers Aurelianus über Zenobia, die Herrscherin von Palmyra, im Jahre 274 n. Chr. 20 Elefanten den Zug. Als Mesitheus, der Feldherr Kaiser Gordians III. (238–244), im Jahre 242 einen glänzenden Sieg über die mächtigen Perser erfochten hatte, erkannte der Senat in Rom dem Gordian Elefantenviergespanne zu, womit er triumphieren könne, und dem Mesitheus ein Pferdeviergespann. Das war damals eine besondere Ehrung. Der Geschichtschreiber Julius Capitolinus, der uns dies berichtet, fügt dem bei, es habe damals in Rom 32 Elefanten gegeben, die ständig bei feierlichen Aufzügen zu sehen waren. Hatte doch schon Kaiser Heliogabalus (218–222) nach seinem Biographen Älius Lampridius vier Wagen, an deren jeden er vier Elefanten spannte. So sei er auf dem Vatikan herumgefahren und habe zuvor zu diesem Zwecke den Platz erst ebnen lassen.

Im Zirkus wurden öfter Elefanten gezeigt, die mit anderen Tieren kämpfen oder allerlei Kunststücke, die sie gelernt hatten, vorführen mußten. So mußte der Elefant sich besonders mit dem Nashorn messen und sich, wenn möglich, von ihm den Bauch aufschlitzen lassen. Seneca, der Lehrer Neros, schreibt in einer seiner philosophischen Schriften: „Lucius Sulla ließ zuerst im Zirkus Löwen kämpfen, die nicht angebunden waren, Pompejus 18 Elephanten; Metellus führte, als er die Karthager in Sizilien besiegt hatte, im Triumphe 120 gefangene Elefanten auf.“ Gelegentlich ließ sich selbst ein Kaiser herab, um einen dieser Riesen vor allem Volke zu fällen. So schreibt Älius Lampridius in seiner Biographie des Commodus, des Sohnes Marc Aurels und der Faustina, der jenem 180 n. Chr. auf dem Throne folgte, alle nur erdenkbaren Laster besaß, wollüstig, grausam und feig war, Ämter und Ehrenstellen an die Meistbietenden verkaufte, den Staatsschatz durch unsinnige Verschwendung erschöpfte, die Regierung des Reichs Günstlingen überließ und schließlich am 31. Dezember 192 auf Anstiften seiner Geliebten Marcia, erst 31jährig, erdrosselt wurde: „Kaiser Commodus war ungeheuer stark und fand ein besonderes Vergnügen daran, bei den öffentlichen Spielen gegen Gladiatoren und gegen wilde Tiere zu kämpfen, ja er tötete bei solcher Gelegenheit selbst mehrere Elefanten.“ Indische und afrikanische Elefanten traten nicht selten als Künstler auf, schrieben in Sand, gingen auf einem schräg gestellten Seile auf und ab. Acht derselben trugen zu viert auf einer Sänfte einen anderen, tanzten nach dem Takte, speisten von prächtig besetzter Tafel aus kostbarem Geschirr mit Beobachtung der feinen Sitte und des Anstandes und vollführten zahlreiche andere Künste. Der griechische Schriftsteller Oppianos schrieb ums Jahr 200 n. Chr.: „Der Elefant ist das größte Landtier und sieht aus wie ein Berg oder eine gewitterschwere Wolke. Seine Nase ist ungeheuer lang und schlank und dient ihm als Hand. Im wilden Zustande ist er grimmig, gezähmt dagegen sanft und menschenfreundlich. Wenn er dazu abgerichtet ist, schreitet er nach dem Takte des Flötenspiels bald langsam, bald schnell, wie tanzend, einher. Als Germanicus Cäsar (der Adoptivsohn des Kaisers Tiberius) den Römern Schauspiele gab, waren von Elefanten, die man in Rom hielt, Junge gezogen worden und diese nahm ein tüchtiger Lehrmeister in Unterricht. Sie wurden an Flötenspiel, Trommelschlag und Gesang gewöhnt und lernten die Glieder bewegen, wie wenn sie tanzten. Als nun der Tag der Schauspiele erschien, traten sie, zwölf an Zahl, mit bunten Tanzkleidern geschmückt, auf, gingen mit zierlichen Schritten einher, wiegten dabei den Leib recht fein hinüber und herüber, formierten auf Befehl des Meisters eine Linie, einen Kreis, schwenkten rechts und links. Sie streuten Blumen umher, ließen sich auf schöne Kissen, die für sie hingelegt waren, nieder, fraßen mit großer Bescheidenheit von Tischen, die aus kostbarem Holz der Sandarakzypresse (citrum, aus dem Atlasgebirge bezogen) und aus Elfenbein angefertigt waren, und tranken bescheiden aus goldenen und silbernen Bechern. Ich habe auch selbst einen Elefanten gesehen, der mit dem Rüssel römische Buchstaben ganz regelmäßig auf eine Tafel schrieb; dabei führte ihm jedoch der Meister den Rüssel.“

Auch der griechische Schriftsteller Plutarch (50–120 n. Chr.) schreibt: „Auf dem Theater führen die Elefanten sehr künstliche Stücke auf. Es ist auch neulich vorgekommen, daß einer, der das zu Lernende nicht recht begreifen konnte, es von selbst bei Nacht einübte. (Weshalb sollte nicht dieses Tier gelegentlich für sich selbst die ihm beigebrachten Kunststücke ausführen?) In Rom wurde einmal einer von Knaben geneckt und in den Rüssel gestochen. Er ergriff einen derselben, hob ihn hoch empor, tat, als wolle er ihn zerschmettern, setzte ihn dann aber ruhig wieder hin, weil er dachte, jener hätte schon an der ausgestandenen Angst genug. Nach Jubas Angabe decken die Jäger die Gruben, worin sie Elefanten fangen wollen, mit Reisig und Erde zu. Ist aber einer hineingefallen, so füllen die anderen die Grube so weit, daß er wieder herauskann. Er schreibt auch, daß die Elefanten Gelübde tun und mit aufgehobenem Rüssel die Sonne anbeten.“ Sueton schreibt: „Bei den Spielen, die Nero gab, ritt ein allgemein bekannter römischer Ritter auf einem Elefanten, der auf einem ausgespannten Seile ging,“ und ferner: „Kaiser Galba (der im Juni 68 von den gallischen Legionen gegen Nero zum Kaiser erhoben, aber schon am 15. Januar 69 von den wegen seiner Knauserigkeit erzürnten Prätorianern getötet wurde) zeigte bei den Spielen Elefanten, welche auf Seilen gingen.“ Selbst als Opfer wurden sie bei besonders wichtigen Anlässen den Göttern dargebracht. Gelegentlich wurden solche nur gelobt und in Wirklichkeit durch Nachahmungen ersetzt, da die Originale den Opfernden denn doch zu kostbar sein mochten. So schreibt Älian: „Als Ptolemäos Philopator den Antiochos besiegt hatte, veranstaltete er eine prachtvolle Opferfeier und wollte auch dem Gotte Helios vier herrliche Elefanten als Zeichen seiner großen Verehrung darbringen. Daraufhin träumte aber Ptolemäos, dem Gotte schiene das Opfer befremdlich und unangenehm. Er weihte ihm also, statt der vier wirklichen Elefanten, vier aus Erz gegossene.“

Nach den Berichten der alten Autoren müssen die orientalischen Fürsten im Altertum noch mehr Elefanten als heute besessen haben; sie waren eben damals noch nicht so dezimiert und konnten leichter gefangen werden. Plinius berichtet darüber: „Am Ganges hat der König der Kalinger, dessen Hauptstadt Protalis ist, 60000 Mann Fußvolk, 1000 Mann zu Pferde, 700 Elefanten, die alle stets schlagfertig sind. Es gibt daselbst eine eigene Menschenkaste, die sich mit Fang und Zähmung des Elefanten beschäftigt. Mit diesen Tieren pflügen sie, auf ihnen reiten sie, mit ihnen kämpfen sie fürs Vaterland. — Der König der Thaluter hält 50000 Mann Infanterie, 4000 Mann Kavallerie und 400 Kriegselefanten. — Das Volk der Andarer hat 30 mit Mauern und Türmen befestigte Städte, stellt 100000 Mann Infanterie, 2000 Mann Kavallerie und 1000 Elefanten. — Das mächtigste Volk in ganz Indien sind die Prasier, deren große und reiche Hauptstadt Palibothra heißt. Ihrem Könige dienen 600000 Mann Infanterie, 30000 Mann Kavallerie und 9000 Elefanten; diese ganze Macht wird Tag für Tag besoldet. — Am Indus hält der König der Megaller 500 Elefanten; — die Asmarer, in deren Land es auch von Tigern wimmelt, haben 30000 Mann Infanterie, 800 Reiter und 300 Elefanten. — Die Orater haben nur 10 Elefanten, aber viel Fußvolk. — Die Suaratarater unterhalten im Vertrauen auf ihre eigene Tapferkeit gar keine Elefanten. Der König der Horaker unterhält 150000 Mann Infanterie, 5000 Mann Kavallerie und 1600 Elefanten. — Der König der Charmer hat 60 Elefanten. — Das Volk der Pander, das einzige in Indien, das stets von einer Königin beherrscht wird, stellt 150000 Mann Infanterie und 500 Elefanten.“ — Woher Plinius diese Zahlenangabe hatte, ist uns unbekannt. Sind sie auch jedenfalls stark übertrieben, so ist doch kein Zweifel darüber möglich, daß die indischen Fürsten damals sich in der Kriegsführung wesentlich auf ihre Elefanten verließen und große Scharen davon unterhielten. Aus dem 8. und 9. Jahrhundert n. Chr. wissen wir, daß die indischen Fürsten 2000 bis 3000 Kriegselefanten zur Verfügung hatten. Der Venetianer Marco Polo, der, erst 15jährig, mit seinem Vater Niccolo und seinem Oheim Maffeo Polo 1271 zu dem Tatarenchan Kublai nach Zentralasien reiste, meldet, dieser habe 5000 Elefanten besessen, die er zum Kriege gebrauchte. Im 16. Jahrhundert besaß der Großmogul Akbar, d. h. der sehr Große (eigentlich hieß er Dschelal eddin Muhammed), der mächtige Herrscher über Hindustan, ein Nachkomme Timurs, der von 1556–1608 regierte, nach den Angaben seines Vesirs Abul Fazl 6000 Elefanten. Der mächtige Schah Jehangir soll ihrer 12000 und seine Vasallen zusammen 40000 besessen haben. Im 17. Jahrhundert fand Tavernier, daß der zu Gehanabad residierende Großmogul 500 Elefanten zum Lasttragen und 80 zum Kriege benutzte. Seit der allgemeinen Verbreitung der Feuerwaffen wurde aber der Elefant, der sich vor jenen fürchtet, immer weniger zu Kriegszwecken benutzt und ist heute in Indien mehr ein Luxustier, das wesentlich nur noch zur Jagd und bei festlichen Aufzügen Verwendung findet. In Hinterindien dagegen wird es in ausgedehntem Maße als Arbeitstier beim Transport der schweren Stämme von Tiek- und anderem Nutzholz verwendet.

Bild 41. Darstellung eines Mammuts durch einen Jäger der frühen Nacheiszeit in der südfranzösischen Höhle von Combarelles.
(1⁄19 natürl. Größe.)

Während früher der rezente Elefant ausschließlicher Lieferant des seit dem hohen Altertum zu Schnitzereien und Geräten aller Art sehr beliebten Elfenbeins war, kommen in neuerer Zeit mit der Erschließung des noch vielfach von der letzten Eiszeit her vereisten nordöstlichen Sibirien auch die gewaltigen Stoßzähne des ausgestorbenen Mammut (Elephas primigenius) als fossiles Elfenbein in den Handel. Der russische Reisende Middendorf schätzte die Zahl aller seit der Besiedelung durch die Russen von dort ausgeführter Mammutstoßzähne als von etwa 20000 Tieren stammend. Jährlich kommen wenigstens 100 Paar Stoßzähne in den Handel. Dabei sind sie noch so gut erhalten, daß kein Unterschied darin bemerkbar ist, ob das Elfenbein rezent oder fossil ist. Mit diesem fossilen Elfenbein aus dem hohen Norden Asiens allein werden wir auszukommen haben, wenn einmal der Elefant als Wildling ausgerottet sein wird und die letzten Exemplare desselben in völligem Dienste des Menschen oder in einigen Reservationen unter menschlichem Schutze das Gnadenbrot bekommen werden. Diesen fossilen Elefanten hat der Mensch der frühen Nacheiszeit in Europa ausgerottet, indem er ihn nicht sowohl wegen seiner gewaltigen Stoßzähne, als wegen seines Fleisches aufs eifrigste verfolgte und jedenfalls bei seiner armseligen Bewaffnung vorzugsweise in Fallgruben fing und mit Werfen von großen Steinen tötete. Neben dem Knochen und Horn des Renntiers war das Elfenbein des Mammuts ein viel verwendetes Werkzeugmaterial des diluvialen Jägers, das uns in den Überresten seiner Lagerplätze nicht selten entgegentritt.

Bild 42. Oberes Ende eines durchlochten Zierstabs aus Renntierhorn aus dem Lagerplatz der Mammutjäger der frühen Nacheiszeit von La Madeleine mit dem Kopfe eines Mammuts.

Bild 43 und 44. Aus einem Mammutstoßzahn geschnitztes Amulett der Magdalénienjäger mit einem kleinen, jetzt durchgebrochenen Aufhängeloch an der Spitze. Auf der Vorder- und Rückseite ist je eine Saigaantilope mit auffallend langem Gehörn dargestellt. Aus der südfranzösischen Höhle von Mas d’Azil am Nordfuße der Pyrenäen. (1⁄3 natürl. Größe.)

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