Heimfahrt.

 

Unsere Reise führte uns ebendenselben Weg zurück, auf dem ich vor wenigen Wochen unter vermeldeten sonderbarlichen Umständen und wider meinen Willen gen Elzeburg gebracht war. Kein Wunder wär’s gewesen, wenn ich das nicht bemerkt hätte; denn wie gar anders sah mich heut’ die Welt an und ich sie! Aber wenn auch der liebe Mond so viel heiterer vom wolkenlosen Himmel durch das Laubdach der Bäume zu mir herniedersah denn damals, als ich fast erschrak bei seinem Anblick, und sein heller Schein schier lauter lichte Bilder vor meine Augen brachte: die vom sommerlichen Nebel silbern erschimmernden Waldwiesen, den fröhlichen Zug meiner mannlichen Reisegesellen und endlich mich selber hoch zu Roß und zierlich geschmückt: ich erkannte wohl die Stätte meines vormaligen trübseligen Abenteuers wieder und dachte nur bei mir selber ganz fröhlich: »Was gilt’s, die Welt hier außen hat seitdem Pracht angezogen und ich auch!«

Weil denn nun bei mir allerdinge beschlossen war, (auch mir der Gedanke nicht kam, es könnte nicht geschehen) 106 in mein Kloster heimzukehren, so überließ ich mich der stattlichen Freiheit, deren ich hie genoß, mit rechter Lust, und je ferner Elzeburg hinter uns wich, desto mehr wich auch meine nachdenksame Schweigsamkeit, und ich gesellte mich den Andern zu, ritt und redete mit ihnen, als wär’ ich des Dinges längst gewohnt.

»He!« rief da Helmbold mir zu und lenkte sein Roß an meine Seite; »das thut mir heut’ noch sanft, daß wir Euch dazumal nicht haben entwischen lassen; denn, Meister Diether, man ersieht’s wohl, Euch geliebt’s viel mehr mit Graf Eberhard’s Leuten hier durch den grünen Wald zu reiten, als bei den Waibstädtern zu liegen. Und traun! uns auch. Ihr seid uns Allen ein werther Reisegesell’, und auch ein wackerer Reitersmann seid Ihr worden.«

Das bekräftigten die Anderen einmüthig, und Einer sagte, solcher Gewalt und Gefangenschaft, wie ich sie erlitten hätte, würd’ er auch nicht gram sein.

Da entstund ein Gelächter, und ich lachte auch und sagte: »Mit den Städtern wär’ ich wohl noch allein fertig worden und von der Waibstädter Herberge frei geblieben ohne die Elzeburger.«

»Ja freilich«, sagte Helmbold wieder, »frei wie der Vogel in der Luft und das Wild im Busch immer auf der Flucht ohne Nest und Rast!«

»O«, erwiederte ich munter, »Ihr scheltet mir mein früher Leben zur Ungebühr; es war ganz anders, als Ihr denket und weit so elend nicht.«

»Hört Ihr’s?« rief da Helmbold wieder. »Er hat die Lust zum fahrenden Wesen noch in den 107 Gliedern, und gebt Acht, ’s ist ihm schon leid auf des Grafen Roß, schliche lieber zu Fuß.«

»Hm«, sagt’ ich ärgerlich, »was nicht reitet, das gilt Euch nichts.«

»Ein Mann, sitzt er nur hoch zu Pferd,
Dünkt zwier sich mehr als Andre werth!«

»So ist’s recht!« rief da Helmbold wieder mit Lachen. »Jetzt, Diether, kommt Ihr auf Eure Kunst. Und weil sie trefflich geschickt ist, den Weg zu kürzen, so ist’s billig, daß wir des Singemeisters in unserer Mitte genießen. Hebt denn an und laßt uns etwas hören!«

Da stimmten sie alle zu: »Ja, Diether! singt uns vor und herzhaft.«

Weil sie also anhielten, einen Gesang zu heischen, so that ich ihnen den Willen und sang

 

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