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Daß die germanischen Stämme nirgends Städte bewohnen, ist genugsam bekannt, auch daß sie selbst geschlossener Siedelung abhold sind. Sie bauen ohne Richtung und Ordnung, wo ihnen eben ein Quell, eine Flur, ein Gehölz gefällt. Wohl legen sie Dörfer an, aber nicht nach unsrer Art mit verbundenen Gebäuden, in einem Zusammenhang: jeder für sich umgibt sein Haus mit einem freien Raum, vielleicht zum Schutz gegen Feuersgefahr, vielleicht weil er nicht besser zu bauen versteht. Selbst Bruchsteine und Ziegel sind ihnen unbekannt; überall verwenden sie ungefüges Holz, unbekümmert um Gefallen und Ansehn. Doch überstreichen sie einzelne Stellen recht sorgfältig mit einer Erdart von so reinem Glanz, daß es wie Bemalung und farbige Zeichnung wirkt. Auch graben sie unterirdische Höhlen und legen eine dichte Dungschicht darüber hin: als Zuflucht für den Winter und als Vorratsspeicher. Denn solche Räume mildern die strengen Fröste; und fällt einmal der Feind ins Land, so plündert er zwar, was offen daliegt, vom geborgenen und vergrabenen Gut jedoch erhält er nicht Kunde, oder es entgeht ihm gerade darum, weil ers erst suchen müßte.

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