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Weiter hinaus wohnen die Chatten. Ihr Reich beginnt am Herzynischen Wald, nicht so eben und sumpfig wie die anderen Gebiete im weiten germanischen Flachland; immer wieder erheben sich Hügel und werden nur mählich spärlicher: so geleitet der Herzynische Wald seine Chatten und setzt sie dann ab zu Tal. Es ist ein harter Volksschlag von gedrungenem Gliederbau, trotzigen Mienen und besonders lebhaftem Geist. Für Germanen zeigen sie viel Verstand und Gewandtheit. Sie wissen ihre Führer zu wählen, auf das Wort der Obern zu hören, Reih und Glied zu wahren, den Augenblick zu erspähen, mit dem Angriff zurückzuhalten, ihren Tag einzuteilen und sich für die Nacht zu sichern; und haben gelernt, nicht dem ungewissen Glück, sondern erprobter Tapferkeit zu vertrauen. Und, was sonst sehr selten und nur einer strengen Zucht eigen ist: die Führung gilt ihnen mehr als die Truppe. Ihre ganze Stärke liegt im Fußvolk, dem sie außer den Waffen auch Schanzzeug und Vorräte mitgeben. Andere Völker ziehen in die Schlacht, die Chatten in einen vorbereiteten Krieg; selten kommt es zu Streifzügen und planlosem Gefecht. Und wirklich taugt es mehr für Reiterkräfte, rasch einen Sieg zu gewinnen, rasch zu entweichen. Aber Hast steht der Furcht gar nah, Bedachtsamkeit dem besonnenen Mute.

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