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Was sich auch bei anderen germanischen Völkern als Ausdruck vereinzelten Wagemuts findet, ist bei den Chatten allgemeiner Gebrauch geworden; sobald sie mannbar sind, lassen sie Bart und Haupthaar frei wachsen und tragen sich nicht anders, solange sie nicht einen Feind getötet haben; [pg 25]das ist ihr Gelübde, gleichsam ein Pfand ihrer Tapferkeit. Erst an der blutigen Beute enthüllen sie wieder die Stirn; dann erst glauben sie den Preis für ihr Dasein gezahlt und ihr Vaterland und ihre Väter verdient zu haben. Feigen und Kriegsscheuen bleibt der entstellende Haarwust. Ein rechter Held trägt obendrein noch einen eisernen Ring (diesem Volk sonst ein Zeichen der Schmach) wie eine Fessel und löst sie sich erst, wenn er einen Feind erschlagen hat. Sehr viel Chatten gefallen sich in solchem Aufzug und sind darin grau geworden, berühmt und Feinden wie Freunden bekannt. Diese sinds, die jeden Kampf eröffnen; sie bilden die erste Reihe, ein überwältigender Anblick; denn auch im Frieden ist ihr Aussehen nicht milder geworden. Keiner von ihnen hat Haus oder Land oder sonst eine Arbeit; wo er auch einkehrt, findet er Unterhalt und schwelgt in fremdem Gut, unbekümmert um eigenes, bis dann schließlich das blutlose Alter zu so harter Tugend unfähig macht.

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