64

Am Abhang des einsamen Flusses, im hohen Gras sprach ich zu ihr: »Mädchen, wo gehst du hin, mit dem Mantel die Lampe beschattend? – Mein Haus ist dunkel und einsam – leih mir dein Licht!« Sie schlug einen Augenblick das dunkle Auge empor und schaut mir durchs Dämmern ins Antlitz: »Ich kam an den Fluß« so sprach sie, »die Lampe aufs Wasser zu setzen, wenn im Westen der Tag geht.« Ich stand allein in dem hohen Gras und gab acht auf das schüchterne Licht ihrer Lampe, das nutzlos trieb mit der Strömung.

Im Schweigen der steigenden Nacht sprach ich zu ihr: »Mädchen, die Lichter sind alle entzündet – wohin trägst du die Lampe? Mein Haus ist dunkel und einsam, – leih mir dein Licht!« Sie schlug ihre dunklen Augen ins Antlitz mir auf und stand zweifelnd ein Weilchen. »Ich kam,« sprach sie endlich, »dem Himmel die Lampe zu leihn.« Ich stand und gab acht auf ihr Licht, das nutzlos im Leeren verbrannte.

Im mondlosen Dunkel der Mitternacht sprach ich zu ihr: »Mädchen, was ist deine Absicht, die Lampe ans Herz dir zu drücken? Mein Haus ist dunkel und einsam, – leih mir dein Licht!« – Sie hielt einen Augenblick an und sann und schaut mir ins Antlitz im Dunkel. »Ich bracht mein Licht,« sprach sie, »es dem Festzug der Lampen zu reihen.« Ich stand und gab acht auf die kleine Lampe, nutzlos verloren unter den Lichtern.

Share on Twitter Share on Facebook