Die Sprache des Werkes.

Die Sprache in dem Werke ist ihren Grundzügen nach dieselbe, deren Charakteristik Müllenhoff in der Einleitung zu den Denkmälern deutscher Poësie und Prosa aus dem VIII.-XII. Jh. v. Müllenhoff und Scherer (Berlin 1873) gegeben hat. S. XXVIII sagt er: ›in den urkunden der Lutzenburger, Johanns von Böhmen, Karls des vierten und Wenzels, weniger in denen Sigemunds, wohl aber in der in Wien aufbewahrten deutschen bibel Wenzels, soviel aus den mitteilungen des Lambecius und Denis zu ersehen ist, herscht eine sprache die eine mitte hält zwischen den beiden mundarten die sich schon im XIII jh. in Böhmen begegneten, als dort gleichzeitig der Meissner Heinrich von Freiberg und der Baier Ulrich von Eschenbach dichteten. sie hat von der baierisch-österreichischen gerade den bestand der diphthonge der ins neuhochdeutsche übergegangen ist, d. h. ei für î, eu für iu, au für û und ou, aber kein üe, auch behält sie das alte ei bei und gestattet dem ai selten eingang; aus dem mitteldeutschen aber hat sie u für uo, das constante e für æ, i für ie und umgekehrt häufig ie für kurz i‹.

Ganz dieselben Merkmale finden sich, wie Herr Prof. Martin mir freundlichst mitteilte, wieder in dem Buche der Malerbruderschaft in Prag, einer Papierhandschrift vom Jahre 1348 mit Nachträgen aus späterer Zeit, die sich im Besitze der Gesellschaft der patriotischen Kunstfreunde in Prag befindet und jetzt von den Professoren Pangerl und Woltmann zur Herausgabe vorbereitet wird.

In eben dieser Sprache nun ist auch unser Werk abgefasst und die einzelnen charakteristischen Merkmale lassen sich auch hier nachweisen.

Für î steht immer ei; so in bei 1, 11; zeit 2, 7; gleich 3, 9; dein 3, 10 u. a.

Für iu steht immer eu; so in leute 1, 8; euch 1, 9; ewr 1, 10; new 2, 14 u. a.

Für û steht ebenfalls immer au; so in hausen 1, 11; taur 2, 9; grausam 2, 14 u. a.

Für ou immer au; so in awen 2, 3; auch 2, 3; raub 4, 14; augenweide 6, 14 u. ö.

ei ist meist unverändert; so in leit 1, 13; rein 3, 7; weisen 3, 7; freisamlich 4, 10; beide 5, 2 u. ö. Daneben aber auch ai in fraissamer 1, 9; laidige 1, 14; schaiden 2, 9; taiding 2, 15 u. a.

Für uo steht u immer; so in zu 1, 11; fluchen 2, 4; tust 3, 8; buchstaben 4, 9; blumen 4, 11 u. a.

Für æ steht e in unselden 1, 10; lautmer 3, 3; swerlich 3, 9; wene 3, 15 u. ö.

Für ie steht i in imer 1, 12; iglicher 2, 7; licht 4, 11; nindert 5, 8; zirung 10, 13; geniessen 14, 5 u. ö.; aber es steht auch ie unverändert in nie 5, 12; zurstieben 7, 17; niemants 8, 9; dienerin 14, 19; verdienet 15, 9; geziehen 16, 14; niemant 18, 5 und 6 u. ö.

ie für i lässt sich nicht nachweisen.

Was den Consonantismus angeht, so zeigen sich auch da schon Abweichungen vom Mhd. Das mhd. Auslautgesetz ist nicht mehr beobachtet; so finden wir tobend, wutend 3, 11; clag 4, 15; lieb 16, 18; auch Verdoppelung kommt vor; so in gott immer, dann 3, 14; will 5, 8; dritt 5, 17 u. a.

h vor t und s und nach r ist schon durchweg durch ch ersetzt; so in zuversicht 1, 14; boszwicht 2, 8; vechten 2, 15; gewachsen 13, 17; vorcht 2, 9 u. a.

tw ist schon verdrängt durch zw in bezwinge 3, 9; 8, 14; zwenglich 4, 2; und noch einigemal in Wörtern desselben Stammes.

[Abhandlung]

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