Sprache der Handschriften.

Bei der Textherstellung habe ich mich besonders an die Hs. A gehalten: denn diese hat die Spracheigenthümlichkeiten des Werkes am consequentesten durchgeführt. Am fernsten steht in dieser Beziehung die Hs. B, die auf allemannischem Gebiete geschrieben zu sein scheint.

Da ich hier die orthographischen Abweichungen der Hss. vom Texte angebe, glaubte ich sie unter den Lesearten nicht erwähnen zu müssen.

Was die Handschrift A betrifft, so habe ich über deren Abweichungen nichts zu sagen, da ich mir dieselbe auch in Bezug auf die Orthographie zur Grundlage genommen habe. Die mitunter doch vorkommenden Varianten hätte ich der Reihe nach aufzählen müssen, habe sie daher lieber unter die Lesearten eingesetzt.

Handschrift B hat folgende Abweichungen:

Für u fast immer o so komer 1, 13; sonne 2, 2; 8, 12; gewonden 2, 12; wonne 4, 17; dorrem (f. durrem) 5, 4; wonder 5, 11; domer (= tumer) 11, 15; 13, 1 u. ö.

â ist verdumpft zu o: on 3, 13; 5, 5; geton 4, 14; hond 5, 15; hon 5, 16; 7, 3; 11, 17 u. ö.

û ist durchweg geblieben: hus 1, 11; grusam 2, 14; lutbar 3, 3; vsz immer; tube 4, 13; vff immer; krut 9, 1; truren 10, 1; trurig 11, 18 u. ö.

î meist nicht aufgelöst in ei, so buschlin 1, 1; sin und min immer; wip 1, 2; by 1, 11; syt 1, 12; sye 1, 9; 3, 3; glich 3, 9; doch auch veintschafft 8, 6; leib 10, 5; einmal findet sich e in dressig 1, 4.

Für ei steht gewöhnlich ai: in ain immer, behendikait 1, 5; fraissamer 1, 9; laitten 1, 13; boshait 2, 5; schaiden 2, 9; geschrai 2, 16; laid 3, 3; 10, 9 u. ö.

Für iu steht 1.) u: vch 1, 11; 1, 13; 2, 1 u. ö.; vwer 7, 16; tuffeliches 7, 17; 2.) ü in lütte (= liute) 1, 8; 1, 9; 2, 7 u. ö.; üch 1, 9; 1, 10; 1, 11 u. ö.; üwer 2, 8; nüw 2, 14; rüwe 3, 15; vszgerüttet 4, 12; frünt 6, 8; lüchtend 7, 2; vernüwend 7, 12 u. ö.; 3.) ui in huit 8, 4; gezuig 6, 7; niuwe 9, 10; abentuirlich 13, 18; truiwe 43, 11; gretruilich 42, 11; vngehuir 25, 17; tuifel 44, 10 u. ö.; 4.) eu in durchlewchtigeste 6, 14; euir 1, 10; euich 1, 12 u. ö.; häufig bleibt iu ungeändert, so in abentiur 27, 4; getriuwen 17, 19; gehiur 17, 19 u. ö.

ie meist ungeändert; so in ye 1, 3; liecht 4, 11; yeglich 5, 2; 11, 11; nie 5, 12; nieman 8, 9; iemer 10, 1 u. ö. Daneben aber auch i: ymer 1, 12; 3, 16; 4, 8; nymer 7, 1; 7, 5 u. ö.

ou bleibt gewöhnlich; so in owen 2, 3; 13, 14; roup 4, 14; beroubt 4, 16; frowe 6, 4; ougenwaide 6, 14; houpt 9, 7; howe 9, 10 u. ö. Daneben findet sich au in glaube 8, 7; augen 9, 11; fraw 10, 3 u. ö. und auch o in winkoff 29, 20; lofft 30, 5; wettlofen 26, 18; hopt 38, 17.

Für öu tritt ö ein in fröde 4, 9; 4, 16; 5, 3; 7, 6; 12, 1 u. ö.

uo ist wie in A gewöhnlich zu u oder ü verwandelt: verflüchet 1, 10; 5, 9; fluchen 2, 4; tust 3, 8; buchstaben 4, 9; schlug 8, 2; suchen 10, 9; musz 11, 18 u. ö. Doch bleibt es auch; so in flůchens 2, 16; tůn 8, 11; gůtt 8, 12; stůl 9, 8 u. ö.; oder wird zu ue: bluemen 4, 11; gefluechen 9, 13; guetter 10, 6; schlueg 23, 10 u. ö.

üe wird ü; so in betrübnusz 1, 13; genüglich 3, 8; brüffen 3, 10; wüttend 3, 12; wütte 4, 15; betrübet 5, 4; fürrender 7, 10 u. ö.; einmal erscheint ö in hönner (= hüener) 12, 6.

b fehlt in komer 1, 13; bekümert 3, 14; domer 11, 15; 13, 1 u. ö.

h geht fast immer in ch über. Es fehlt in nit 1, 12; 3, 14; 8, 16 u. ö.; it 4, 15.

s geht hier übereinstimmend mit C vor w und l in sch über, so: verschwindet 2, 6; schwerlich 3, 9; geschwechen 3, 16; verschwige 4,1; schwartz 5, 4; schwach 10, 7; schlug 8, 2 u. ö.

t bleibt in twingen 8, 14, geht aber in z über in bezwinge 2, 1; 3, 9; zwenglich 4, 2. Ueber Verdopplung und Häufung der Consonanten, die in allen Handschriften sich findet, werde ich am Schlusse dieses Absatzes Einiges bemerken.

Handschrift C.

Für u (v) steht o in sone 3, 2; mogest 3, 16; sollen 10, 13; ongenugen 33, 12 u. ö.

â verdumpft zu o in on fast immer, vormolen 3, 4; vnderlosz 5, 5; do und da wechseln; auch steht ee in steen 9, 9; begeet 29, 7; gedreet 45, 7.

Statt ê steht ee in wee 14, 19; 19, 1; ee 16, 12; 17, 18; seele 48, 16.

î ist fast immer in ei aufgelöst: doch ertrich 32, 20.

û auch meist in au aufgelöst. Doch vff 8, 16 u. 17; 9, 7 u. ö.; vsz 12, 6; 12, 15; 13, 8 u. ö.

Für ei steht meist ai, so in laid 1, 13; 3, 3; 3, 8; schaiden 2, 9; allain 3, 5; rain 3, 7; mainest 6, 11; kaine 6, 11; ain 8, 2 u. a., aber auch einer 5, 15; 6, 1; geiste 8, 14 u. a.

iu ist immer aufgelöst in eu (ew), so lewt immer; ebenso euch und ew; rewe, 3, 15; trew 6, 8; gehewr 6, 10; hewtt 8, 4; newe 9, 10 u. a.

Für ie steht i in immer 3, 16; 4, 8; fridel 6, 13; nyndert 5, 8 u. a.; aber auch yeglich 5, 2; 14, 8; nyemer 5, 12; nyemandt 7, 5 u. a.

ew steht für iu in genewst 22, 9.

ou ist constant in au aufgelöst; so in auch 2, 3; augen 7, 4; fraw 6, 4 u. 5; berawb 7, 16; hawbt 9, 7; tawben 14, 9 u. a.

Für uo meist u; so in fluchen 2, 16; 9, 10; tust 3, 8; 5, 13; plumen 4, 11; puchstaben 4, 9; 5, 16; 6, 2; gutter 4,16; 6, 8; musz 8, 5 u. a. Doch auch ue; so in bluemen 13, 14; muett 14, 17; frue 17, 18; begrueb 23, 14; pluet 25, 18 u. a.

Auch für üe tritt u ein in puchlein 1, 1; betrubnusz 1, 13; bruffen 3, 10; guttig 6, 9; mussen 8, 14; 8, 18; genugen 9, 4 u. a.

h geht meist vor t auch in ch über wie in der Hs. A.

Handschrift D.

â verdumpft zu o in on 3, 13; 5, 5 und 8; zergôn 11, 12; hon 17, 10 u. ö.

î ist durchweg wie in A in ei aufgelöst, ebenso ist auch û meist in au aufgelöst.

Für ei gewöhnlich ai; so laid 1, 13; layttent 1, 13; poszhait 2, 5; schaide 2, 9; ain 4, 6; 5, 12; aber doch auch freysam 1, 9 u. a.

iu ist immer in eu (ew) aufgelöst.

ie steht gewöhnlich; so in ye 1, 3; yeglicher 2, 7; nie 5, 11; liechter 7, 2; nyemant 9, 17; 11, 9; yeglich 11, 11; geniessen 14, 5 u. a.; aber auch ymmer 1, 12 und sonst auch regelmässig so und nymer 7, 1.

ou bleibt selten unverändert, wie in ouch 8, 6; geht gewöhnlich in au über.

Für öu ist gewöhnlich eu; so zerstrewen 7, 17; hewschrickeln 9, 3; aber auch ö; so fröden 12, 1; fröe 12, 18.

uo ist gewöhnlich verwandelt in u, daneben ist es aber auch unverändert; so in tůst 3, 8; pflůg 4, 7; gůter 4, 16; flůtt 5, 6; geflůcht 5, 9; slůg 8, 2 u. a.

üe ist immer in ü verwandelt.

s vor l und w wird gewöhnlich zu sch; so schwärlich 3, 14; verschweig 4, 1; geschlecht 9, 3; 14, 3; aber vereinzelt swig 10, 6.

z ist nicht immer zu s geworden; so waz 3, 3; daz 7, 5; 8, 8; jämerlichez 7, 7 u. a.

Allen Hss. gemeinsam ist die Verdoppelung und Häufung von Consonanten, z. B. kunfftig, auff, cappittell, helffen u. a., worin jedoch keineswegs irgendwie Consequenz herrscht. Ich habe daher, wo möglich, eine Vereinfachung eintreten lassen, und nur da Doppelconsonanz gelassen, wenn dieselbe mit Consequenz und in allen Hss. durchgeführt war.

Dass ich für die gewöhnlichen Schreiberzeichen (v für u, u für v, y für i u. a.) die grammatisch richtigen gesetzt habe, wird wol nicht auffallend erscheinen.

[Abhandlung]

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