5 Siegeslied nach der Schlacht bei Prag, den 6. Mai, 1757.

Viktoria! mit uns ist Gott,

Der stolze Feind liegt da!

Er liegt, gerecht ist unser Gott,

Er liegt, Viktoria!

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Zwar unser Vater ist nicht mehr,

Jedoch er starb ein Held

Und sieht nun unser Siegesheer

Vom hohen Sternenzelt.

Er ging voran, der edle Greis,

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Voll Gott und Vaterland.

Sein alter Kopf war kaum so weiss

Als tapfer seine Hand.

Mit jugendlicher Heldenkraft

Ergriff er eine Fahn’,

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Hielt sie empor an ihrem Schaft

Dass wir sie alle sahn;

Und sagte: “Kinder, Berg hinan,

Auf Schanzen und Geschütz!”

Wir folgten alle, Mann vor Mann,

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Geschwinder wie der Blitz.

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Ach! aber unser Vater fiel,

Die Fahne sank auf ihn,

Ha! welch glorreiches Lebensziel,

Glückseliger Schwerin!

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Dein Friederich hat dich beweint,

Indem er uns gebot;

Wir aber stürzten in den Feind,

Zu rächen deinen Tod.

Du, Heinrich, warest ein Soldat,

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Du fochtest königlich!

Wir sahen alle, Tat vor Tat,

Du junger Löw’, auf dich!

Der Pommer und der Märker stritt

Mit rechtem Christenmut.

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Rot ward sein Schwert, auf jeden Schritt

Floss dick Pandurenblut.

Aus sieben Schanzen jagten wir

Die Mützen von dem Bär.

Da, Friedrich, ging dein Grenadier

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Auf Leichen hoch einher;

Dacht’, in dem mörderischen Kampf

Gott, Vaterland und dich,

Sah, tief in schwarzem Rauch und Dampf,

Dich seinen Friederich;

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Und zitterte, ward feuerrot

Im kriegrischen Gesicht

(Er zitterte vor deinem Tod

Vor seinem aber nicht);

Verachtete die Kugelsaat,

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Der Stücke Donnerton,

Stritt wütender, tat Heldentat,

Bis deine Feinde flohn.

Nun dankt er Gott für seine Macht,

Und singt: Viktoria!

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Und alles Blut aus dieser Schlacht

Fliesst nach Theresia.

Und weigert sie auf diesen Tag,

Den Frieden vorzuziehn,

So stürme, Friedrich, erst ihr Prag,

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Und dann führ uns nach Wien!

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