XI. Der Kaffee.

Es liegt in der menschlichen Natur das instinktive Bedürfnis, gewisse Stoffe in sich aufzunehmen, die weder als Kraftquelle dienen, noch als Ersatzmittel für verbrauchte Körperbestandteile eine Bedeutung haben, wohl aber eine angenehm anregende Wirkung auf das Nervensystem ausüben und etwa vorhandene Müdigkeit oder geistige Trägheit rasch beseitigen. Durch diese Eigenschaften sind sie dem Menschen fast ebenso unentbehrlich wie die Nahrungsstoffe geworden, mit denen er den stetigen Stoffverlust beim Lebensprozesse ersetzt. Unter diesen Genußmitteln ist, abgesehen vom Alkohol, der leider durch die ihm innewohnende Verleitung zur Unmäßigkeit eine überaus verhängnisvolle Rolle spielt, der vom Chemiker als dreifach methyliertes Xanthin bezeichnete Körper, eine stickstofffreie, kristallisierbare Verbindung, die man als Koffeïn bezeichnet, die weitaus wichtigste.

Diesen durch keine besonderen Merkmale gekennzeichneten Stoff hat der Mensch mit wunderbarem Scharfsinn überall in der ihn umgebenden Pflanzenwelt herauszufinden vermocht, so die Araber in der Kaffeebohne, die Chinesen im Tee, die Neger West- und Zentralafrikas in der bitteren Kolanuß und im Mus der Dodoa, die Südafrikaner im Buschtee, den Blättern einer Cyclopiaart, die Eingeborenen Südamerikas im Mate oder Paraguaytee, der von den Blättern der paraguayschen Stechpalme gewonnen wird, und in den Samen einer Guarana genannten brasilianischen Schlingpflanze, endlich die Indianer Mittelamerikas im Kakao und diejenigen Nordamerikas im Apalachentee, der aus den Blättern mehrerer Stechpalmenarten, die um den mexikanischen Meerbusen wachsen, gewonnen wird. Diese Erscheinung ist um so auffallender, als das Koffein sich weder durch seinen Geruch, noch durch seinen Geschmack irgendwie verraten kann, ebensowenig als das zweifach methylierte Xanthin, das außer dem Koffeïn im Tee als Theophyllin und im Kakao und in der Kolanuß als Theobromin vorhanden ist.

In der Auffindung all dieser koffeïn- und theobrominhaltigen Genußmittel offenbart sich ein erstaunlicher Scharfsinn der Naturvölker. Das allermerkwürdigste ist aber, daß es dem Menschen gelang, alle solche die Nerven anregenden und das Müdigkeitsgefühl beseitigenden Substanzen enthaltende Pflanzen in der Natur aufzufinden, und zwar in jeder Pflanze wiederum den an diesen Alkaloiden reichsten Teil herauszubekommen und nur diesen zu verwenden!

In den betreffenden Samen oder Blättern ist das Koffeïn, wie auch die übrigen verwandten Stoffe, eine Art für die Pflanze nicht weiter benutzbarer Ausscheidung, ein dem Harnstoff verwandtes Endprodukt des Stoffwechsels, ähnlich wie die Purinkörper im Tierleibe, die hier zu oft höchst bunter Färbung des Körpers, wie z. B. im mannigfachen Gefieder der Vögel und in den Zeichnungen der Schmetterlinge und Käfer Verwendung finden. Und zwar sind diese Stoffe in den betreffenden Pflanzen in gerbsaurer, daher zunächst bitter schmeckender Verbindung vorhanden.

Würdigen wir zunächst das bei uns weitaus populärste Genußmittel aus dieser Gruppe, den Kaffee, ohne den die Kulturmenschen der Gegenwart sich das Leben gar nicht mehr vorstellen könnten. Wie ist eigentlich der Mensch auf den Genuß dieses Getränkes verfallen? Niemand vermag uns da eine zutreffende Antwort zu geben.

In einer zu Ende des 17. Jahrhunderts in Rom geschriebenen Abhandlung über den Kaffee berichtet uns der Italiener Fausto Naironi, daß im Jahre 1440 ein Hirte aus dem Gallastamme in der Gebirgslandschaft Kaffa im südlichen Abessinien, wo die Kaffeestaude dichte, buschartige Bestände bildet, den Mönchen des benachbarten abessinischen Klosters voller Erstaunen erzählt habe, daß seine Herde, statt wie gewöhnlich zu schlafen, die ganze Nacht hindurch erregt herumgesprungen sei, worauf die Mönche, welche der Ansicht waren, diese Erscheinung ließe sich nur dadurch erklären, daß die Tiere ein besonders anregendes Kraut gefressen hätten, bald feststellten, daß auf dem Platze, wo die Herde geweidet hatte, eine große Anzahl von Sträuchern kürzlich ihrer Blätter und Früchte beraubt worden waren. Sie sollen dann einige Früchte dieser Sträucher, die nichts anderes waren als Kaffeesträucher, gepflückt und an sich selbst die anregende Wirkung verspürt haben, so daß sich von dieser Zeit an diejenigen Mönche, welche die Nacht im Gebet verbringen mußten, mit dem Getränk, das sie durch Abkochen der Früchte bereiteten, den Schlaf vertrieben. Dann soll diese Entdeckung in weitere Kreise gedrungen und zur Kenntnis von ein paar arabischen Kaufleuten gelangt sein, die sich sofort daran machten, dieses so wichtige Produkt auszubeuten.

Anders als diese abessinische Sage — denn mit einer solchen, der dazu noch alle Anzeichen höchster Unwahrscheinlichkeit anhaftet, haben wir es zu tun — lautet die Legende, die die Araber über die Entdeckung der anregenden Wirkung der Kaffeepflanze erzählen. Diese ist dem orientalischen Geschmacke entsprechend mit solchen phantastischen Wundern ausgeschmückt, daß es nicht der Mühe lohnt, näher darauf einzugehen. Auch sie schreibt in letzter Linie Hirten die Entdeckung der eigentümlich anregenden und den Schlaf verscheuchenden Wirkung der Produkte des Kaffeestrauches zu.

Dem mag nun sein, wie ihm will, jedenfalls sind die Beeren des in Afrika heimischen und dort in mehreren Arten noch wildwachsend angetroffenen Kaffeestrauches im abessinischen Hochlande zuerst wegen ihrer anregenden Wirkung auf das Nervensystem vom Menschen benutzt worden. Bei den regen Handelsverbindungen mit Südarabien konnte es nicht fehlen, daß das Genußmittel zu Anfang des 16. Jahrhunderts dorthin gelangte, und zwar zuerst 1507 nach Aden und bald darauf auch nach Mekka. Ein von Aden gebürtiger Mufti, d. h. Rechtsgelehrter, Dhabani — so erzählt der zu Anfang des 15. Jahrhunderts lebende Rechtsgelehrte Scheik Abd-elkader Ansari — sah auf einer Reise nach Adjam an der Westküste des Roten Meeres seine Landsleute Kaffee trinken, versuchte den Trank selbst und erfuhr dabei, daß er wach erhält und den Schlaf vertreibt. Von diesem neuen Genußmittel brachte er Bohnen in seine Heimat mit und verbreitete nach seiner Rückkehr den daraus bereiteten Trank unter den Derwischen, einer Art Mönchen, zur besseren Abhaltung der vorgeschriebenen Gebetstunden. Der Genuß dieses Anregungsmittels griff aber bald um sich; denn er war der hier ansässigen muhammedanischen Bevölkerung um so willkommener, als ihr den Lehren des Korans zufolge der Genuß geistiger Getränke verboten war. Allein wie alles Neue, so fand auch der Kaffee seine Gegner. Als im Jahre 1511 ein neuer Statthalter, Khair Beg, nach Mekka kam, der den aus den Kaffeebohnen bereiteten braunen Trank noch nicht kannte, und die heiteren Kaffeegelage in den Höfen und unter den schattigen Säulenhallen der Moscheen sah, ließ er die Leute, die diesen ihm unbekannten Trank schlürften, auseinandertreiben. Dieses Getränk schien ihm, weil aufregend, gegen die Satzungen des Korans zu verstoßen, und so berief er eine Versammlung von Gelehrten, die über die Zulässigkeit seines Genusses entscheiden sollten. Ihr präsidierten zwei Ärzte, die Gebrüder Hakim Ani, und diese erklärten den Kaffee für „kalt und trocken“ und deshalb verwerflich. Ihnen schloß sich die Mehrzahl der Versammlung an, und so ward der Genuß von Kaffee verboten und die Niederlagen desselben zerstört. Es wurde damals behauptet, daß die Gesichter aller Kaffeetrinker einst am Tage des Gerichts noch schwärzer erscheinen würden, als der Kaffeetopf, aus dem sie das Gift getrunken. Wer immer des Genusses von Kaffee überführt wurde, den ließ man, rückwärts auf einem Esel reitend und dem Spott der Menge preisgegeben, durch die Straßen von Mekka führen. Der Statthalter berichtete über diese seine Verordnung an den Sultan von Kairo als seinem Vorgesetzten, der diese Verordnung guthieß. Aber da der Kaffee hier beim gemeinen Volke wie bei den Gelehrten bereits Eingang gefunden hatte, mußte das Dekret bald von ihm zurückgenommen und durften die Kaffeeschenken in Mekka wieder eröffnet werden. Ja der neue Statthalter, selbst ein eifriger Verehrer des Kaffees, scheute sich nicht, denselben öffentlich in Gesellschaft seiner Gäste zu trinken. Diesem Beispiele folgten bald auch andere ansehnliche Personen.

Durch die in der muhammedanischen Welt vorgeschriebenen Wallfahrten nach Mekka wurde der Kaffee bald in Ägypten und Syrien bekannt. So lernte Sultan Selim I., der in den Jahren 1516 und 1517 Syrien, Palästina und Ägypten eroberte, hier den Kaffee kennen. Doch ging es bis zum Jahre 1554, bis zwei Kaufleute, Hakim von Aleppo und Schems von Damaskus, die ersten Kaffeehäuser in Konstantinopel errichteten. Das Geschäft scheint sehr gut gegangen zu sein; denn schon nach drei Jahren kehrte Schems als reicher Mann nach Damaskus zurück. Und der wohltätige Einfluß, den das äthiopische Getränk auf die Geistestätigkeit der es Genießenden ausübte, hatte zur Folge, daß alle möglichen Leute, besonders Gelehrte und Beamte, selbst Paschas, in den Kaffeehäusern, die sich bald vermehrten, zusammenströmten, so daß diese bald Mittelpunkte des geselligen Lebens wurden und als solche mektâb-i-irfân, d. h. Schulen der Gebildeten, genannt wurden. Ja, die muhammedanischen Priester fingen an sich zu beklagen, daß die Moscheen immer weniger, dafür aber die Kaffeehäuser immer mehr besucht würden. Sie erklärten, daß die Kaffeehäuser für das Heil der Seele noch verderblicher seien als die Wirtshäuser. In einer Eingabe an den Mufti gaben sie an, der Kaffee sei eine Art Kohle, und solche zu essen habe der Prophet im Koran verboten. Und tatsächlich wurde der Kaffee unter Sultan Murad II. verboten. Aber man wußte sich zu helfen und trank ihn hinter verschlossenen Türen weiter, bis ein neuer Mufti nach Konstantinopel kam und erklärte, der Kaffee sei keine Kohle, deshalb könne er von jedem Muselmann getrunken werden. Infolgedessen wurden die Kaffeehäuser wieder eröffnet und mehrten sich bald dermaßen, daß der Großvezier sie als einträgliche Steuerobjekte auffaßte. So mußte jeder Kaffeewirt täglich 1 Zechine (venezianisches Goldstück im Werte von etwa 16 Mark) Steuer bezahlen und durfte gleichwohl nicht mehr als 1 Asper (= 15 Pfennigen) für eine Tasse Kaffee verlangen. Der Großvezier Köprili ließ während der Minderjährigkeit Muhammeds IV. die Kaffeehäuser aufs neue schließen, als er sich überzeugt hatte, daß in ihnen zu viel politisiert wurde. Aber trotz dieser Maßregel nahm der nun einmal populär gewordene Kaffeeverbrauch in Konstantinopel nicht ab, da man dieses Getränk überall auf den Plätzen und in den Straßen feilbot. Als Köprilis Nachfolger ans Ruder kam, ließ er die Kaffeehäuser unbehelligt. Aber aus der arabischen Literatur jener Zeit, die ebensoviel Spott- als Lobgedichte auf den Kaffee enthält, kann man deutlich erkennen, mit welch fortwährenden Kämpfen seine Verbreitung allenthalben in muhammedanischen Ländern errungen wurde.

Die erste Kunde von diesem braunen, das Nervensystem anregenden Getränk brachte, soviel wir wissen, der den Orient bereisende Augsburger Arzt Leonhard Rauwolf nach Deutschland. Er hatte ihn im Jahre 1573 in einem Kaffeehaus in Aleppo kennen gelernt und berichtete darüber in seinem 1582 erschienenen Reisewerke, betitelt „Raiß in die Morgenländer“ folgendes: „Die Türken haben in Halepo ein gut Getränke, welliches sie hoch halten, Chaube von ihnen genannt, das ist gar nahe wie Dinten so schwarz und ist in gebresten, sonderlich des Magens, gar dienstlich. Dieses pflegens am Morgen fru, auch an offenen Orten, vor jedem manigulich, ohne alles Abschuchen (Abscheu) zu trinken, aus jrdenen und Porzellanischen tiefen Schälein so warm als sie’s könnden erleiden, setzend offt an, thond aber kleinen trinklein und lassens gleich weitter, wie sie neben einander im Kreiß sitzen, herumbgehen. Dieser Trank ist bei Ihnen sehr gemain.“

Die erste Beschreibung der Kaffeepflanze gab dem Abendlande der gelehrte Arzt und Botaniker Prosper Alpino, Professor zu Padua, in seinem 1592 erschienenen lateinischen Buche über die Pflanzen Ägyptens. Er hatte nämlich bei seinem Aufenthalte zum Studium der Flora des Niltals im Garten eines vornehmen Türken in Kairo einen Kaffeestrauch gesehen. Er bezeichnete den Strauch als arbor Bon cum fructu suo Buna. Rauwolf hatte den Strauch als Bunnu und Bellus, der 1596 Samen der Kaffeepflanze an Clusius gesandt hatte, als Bunca bezeichnet. Nun muß der Name bunnu oder ein diesem ähnlicher die ursprüngliche Bezeichnung der Kaffeepflanze gewesen sein, die die Abessinier heute noch bun nennen. Auch die Araber bezeichnen mit bun sowohl die Kaffeepflanze als die Kaffeebohne, während sie den aus den gerösteten Kaffeebohnen hergestellten Trank kahweh (sprich kachweh) nennen. Dieses alte arabische Wort ist nach dem Orientalisten A. Mez ursprünglich die Bezeichnung für Wein, die dann auf den neuen Trank übertragen wurde. Aus dieser arabischen Benennung ist unser Wort Kaffee entstanden, das durchaus nicht von Kaffa, der abessinischen Provinz als der Heimat des Kaffees, abzuleiten ist. Schon der vorhin genannte Paduaner Botaniker Prosper Alpino, der auch eine allerdings recht unvollkommene Abbildung der Kaffeepflanze veröffentlichte, gab an, daß aus den Früchten ein caova genanntes Getränk bereitet werde, das anregend auf die Geistestätigkeit und die Phantasie wirke. Auch Bellus spricht in seinem Briefe an Clusius 1596, daß die Ägypter aus den Samen des Kaffees, die sie zuerst über Feuer rösten und dann in einem Holzmörser fein zerstoßen, das braune Getränk cave bereiten, und 1615 schrieb der Italiener Pietro della Valle seinen Verwandten in der Heimat von diesem von ihm als kawhe bezeichneten neuen Getränk, es sei von schwarzer Farbe, wirke im Sommer kühlend, im Winter dagegen erwärmend.

Abgesehen vom türkischen, also noch durchaus zum Orient gehörenden Konstantinopel, war die durch ihren immer noch regen Handel mit dem muhammedanischen Morgenlande in Verbindung stehende Stadt Venedig der erste abendländische Ort, in welchem Kaffee getrunken wurde. Es war dies im Jahre 1624. Doch kamen erst 1642 größere Mengen dieses Genußmittels nach Venedig, und 1645 wurde daselbst das erste Kaffeehaus errichtet. Aber erst zu Ende des 17. Jahrhunderts kam das den Muhammedanern entlehnte Getränk in den Städten Italiens wenigstens bei den Vornehmen, die ihn zu bezahlen vermochten, in Mode und wurden die Kaffeehäuser in Italien zahlreicher. Nach Frankreich kam der Kaffee im Jahre 1644, und zwar nach Marseille, wo 1659 das erste Kaffeehaus errichtet wurde. Auch in England führte sich der Kaffee rasch ein; 1650 bestand schon ein Kaffeehaus in Oxford, und 1652 eines in London. In Paris ließ der Gelehrte Thevenot im Jahre 1658, kurz nach seiner Rückkehr aus dem Orient, zum erstenmal bei einem Diner seinen Gästen Kaffee als Nachtischgetränk vorsetzen; aber das fremdartige Getränk mundete ihnen nicht, so daß eine Wiederholung des Versuches unterblieb. Erst zu Ende der sechziger Jahre des 17. Jahrhunderts, unter Ludwig XIV., wurde das Kaffeetrinken in Paris in den Kreisen der Vornehmen durch Soliman Aga, den Gesandten Muhammeds III., einigermaßen populär. Le Grand d’Aussy berichtet, daß jener Türke seinen Gästen den Kaffee nach orientalischer Sitte servieren ließ. Es reichten ihn leibeigene Diener in glänzenden Porzellantassen auf goldbefransten Servietten. Die fremdartige Einrichtung der Zimmer, das Sitzen auf Diwans oder Teppichen am Boden, die mit Hilfe eines Dolmetschers geführte Unterhaltung interessierte besonders die Damen noch mehr als der gereichte Kaffee. Überall wurde in Hofkreisen davon gesprochen, und schließlich gingen alle Vornehmen zu dem interessanten Türken, um seine merkwürdige Wohnung und seinen braunen Trank kennen zu lernen. Jeder, der etwas auf sich hielt, wollte von letzterem gekostet haben.

In Paris eröffnete im Jahre 1670 ein Armenier namens Pascal, der im Dienste eines türkischen Arztes gestanden hatte, auf dem Quai de l’Ecole das erste Pariser Kaffeehaus, das nach dem darin feilgebotenen Getränke Café genannt wurde. Es war eine „boutique“ nach Art der orientalischen, ohne irgend welche gefällige Ausstattung. Deshalb gefiel es dem feineren Publikum, das damals allein Kaffee zu trinken begann, durchaus nicht, und der Armenier machte recht schlechte Geschäfte. Den Grund des Mißerfolges erkannte richtig der Sizilianer Francesco Procopio, der sich in Paris durch die Einführung des Gefrorenen einen Namen gemacht hatte. Er richtete gegenüber der alten Comédie française eine Schankwirtschaft ein, in welcher er außer Kaffee auch Tee, Schokolade, Eis und verschiedene Liköre feilbot. Und da sein Lokal hübsch ausgestattet und gefällig dekoriert war, fehlte es ihm bald nicht an Gästen. Seine Erfolge ermutigten andere, solche Erfrischungsorte zu eröffnen, so daß Paris schon im Jahre 1676 eine große Zahl solcher Cafés aufwies.

Da der Kaffeegenuß der um sich greifenden Trunksucht zu steuern schien, begünstigte ihn Ludwig XIV. so sehr er konnte. Doch war er noch so teuer, daß er nur für die Wohlhabenden erschwinglich war. So kostete damals das Pfund Kaffeebohnen 140 alte Franken, und die Tasse 2 Sous und 5 Deniers; dafür kann das Getränk freilich nicht sehr stark gewesen sein, wenn der Kaffeeschenk auf seine Rechnung kommen wollte. Auch galt sein Genuß nicht als ganz ungefährlich; die Marquise de Sévigné rät darum ihrer Tochter, der Gräfin Grignan, in einem Briefe aus dem Jahre 1680, dem Kaffee etwas Milch zuzusetzen, „um seine Schädlichkeit zu mildern“. Im Jahre 1674 reichten die Frauen in London eine Petition gegen den Kaffee als gesundheitsschädliche Neuerung ein, und 1675 ließ Karl II. aus politischen Gründen die Kaffeehäuser, die sich sehr rasch vermehrten und zu Sammelplätzen der Vornehmen, Gelehrten und Politiker wurden, als „Brutstätten der Revolution“ in seinem ganzen Reiche polizeilich schließen. Doch mußte er sein Verbot schon nach wenigen Tagen zurückziehen, da er es nicht auf eine Revolte der zahlreichen Liebhaber des Kaffees ankommen lassen wollte. Englische Spottgedichte aus jener Zeit nennen den Kaffee einen „Kienrußsirup, schwarzes Türkenblut, eine ekelerregende Abkochung aus alten Schuhen und Stiefeln“ usw., vermochten aber mit allem Lächerlichmachen nicht, seinen weiteren Siegeslauf durch die Welt aufzuhalten.

Im Jahre 1680 ward das erste Kaffeehaus im Haag und 1683, nach der Entsetzung von Wien, das erste solche in Österreichs Hauptstadt errichtet. Hier war es ein gewisser Kolschitzky, dem als Belohnung für den Mut, mit dem er sich als Türke verkleidet durch den Belagerungsring hindurchgeschlichen hatte, um der durch Kara Mustapha aufs äußerste bedrängten Stadt vom Nahen des Ersatzheeres unter Herzog Karl von Lothringen Kunde zu bringen, die im verlassenen türkischen Lager gefundenen Säcke mit Kaffee überlassen wurden, damit er den braunen Trank bereite und ihn den Liebhabern desselben ausschenke.

Nach Deutschland kam der Kaffee von Holland und Frankreich her um 1670. Am Hofe des Großen Kurfürsten war er im Jahre 1675 im Gebrauch. Das erste deutsche Kaffeehaus wurde 1679 in Hamburg von einem englischen Kaufmann errichtet. Ihm folgten Leipzig 1684, Nürnberg und Regensburg 1686, Köln 1687, Stuttgart 1712, Augsburg 1713 und Berlin 1721. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts war der Kaffeegenuß an allen deutschen Höfen und bei der wohlhabenden Bevölkerung ziemlich allgemein verbreitet und die Kaffeebohnen bildeten einen wichtigen Handelsartikel für Hamburg und Bremen. Aber auch in Europa ging die Einführung des Kaffees nicht ohne Widerstand vor sich. Besonders die Ärzte bekämpften vielfach seinen Genuß der gesundheitschädlichen Wirkungen wegen und verbreiteten besonders die von Alpino aus dem Orient mitgebrachte irrtümliche Ansicht, daß der Kaffee Unfruchtbarkeit im Gefolge habe. Die Volkswirtschaftler eiferten in jener Blütezeit des Merkantilismus dagegen, daß große Summen für den teuren Kaffee ins Ausland gingen. Deshalb wurde sein Genuß vielfach durch die Regierungen verboten oder durch hohe Zölle und Steuern nur für die Bemittelten möglich gemacht. In Schweden wurde er im Jahre 1750 und in Hessen-Darmstadt 1766 gänzlich verboten. Auch Friedrich der Große versuchte vergeblich seinen Verbrauch einzuschränken. In dem Bestreben, Preußen wirtschaftlich abzuschließen und das Geld im Lande zu behalten, hatte er besonders die damals noch teueren Kolonialwaren mit hohen Zöllen belegt und suchte sie zu monopolisieren. Am liebsten hätte er den Kaffee ganz verboten; das Landvolk sollte sich nicht an ihn gewöhnen, „denn das ist mit die Absicht“, antwortete er auf eine Beschwerde, „daß nicht so viel Geld für Kaffee aus dem Lande gehen soll. Übrigens sind Seine Majestät höchstselbst in der Jugend mit Biersuppe erzogen worden. Mithin können die Leute ebensogut mit Biersuppe erzogen werden. Das ist viel gesünder als der Kaffee.“

Wenn Friedrich der Große auch nicht so weit ging wie Landgraf Friedrich von Hessen, der den Kaffee in seinem Lande bei 100 Talern Strafe verbot, so wollte er die Sucht seiner Untertanen nach diesem Genußmittel in andere Bahnen lenken. Zu diesem Zwecke wurden Marggraf und einige andere Chemiker beauftragt, an Stelle des damals meist nur in gebranntem Zustande von den Holländern bezogenen Kaffees Surrogate zu schaffen, was zur Entstehung von Eichelkaffee, von Kaffee aus Gerste und Roggen, ja selbst aus Rüben und Roßkastanien führte. Erst später, nämlich um das Jahr 1790, kam der Zichorienkaffee auf, nachdem man zuvor die gerösteten Wurzeln der Möhren, der Rüben und des Löwenzahns als Kaffeesurrogate verwendet hatte. Aber alle diese Kaffeeersatzmittel erfreuten sich durchaus nicht des Beifalls des Publikums, so daß dieses nach wie vor lieber den sehr teueren echten Kaffee, der ihm die gewünschte anregende Wirkung verschaffte, zu kaufen begehrte. Als der König sah, daß er den Leuten den Kaffee nicht verbieten könne, so wollte er wenigstens zugunsten des Fiskus ein gutes Geschäft damit machen. So führte er im Jahre 1781 ein Kaffeemonopol in Preußen ein, das die dem Bürgerstande angehörenden Konsumenten zwang, den gebrannten Kaffee vom Staat, und zwar 24 Lot (= 408 g) zum Preise von einem Taler, d. h. sechsmal so teuer als früher zu kaufen. Nur Adelige, Beamte und Geistliche konnten Brennscheine erhalten, die ihnen erlaubten, den billigeren rohen Bohnenkaffee zu kaufen und ihn selbst zu brennen.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts hat sich der Kaffee die ganze Kulturwelt erobert und ist an Stelle der alten Breie von Hirse oder Hafer und dicken Suppen zum eigentlichen Frühstücksgetränk geworden. Besonders in Deutschland, das seiner Einführung so viel Widerstand entgegensetzte, hat er geradezu eine Kulturmission erzielt, indem er ganz wesentlich dazu beitrug, die noch bis zum Ende des 17. Jahrhunderts allgemein gebräuchliche Unsitte, zu allen Tageszeiten Wein und Bier in großen Mengen zu trinken, allmählich verdrängte und damit unwillkürlich verfeinernd auf die Sitten der Bevölkerung einwirkte. Wir alle wissen, daß der schwarze Trank die Nerventätigkeit und das Denken anregt, das Unbehagen der Müdigkeit beseitigt und durch den ganzen Körper ein wohliges Gefühl des Angeregtseins verbreitet. Außer dem Koffeïn, das von 0,9–1,5 Prozent darin enthalten ist, wovon aber beim Rösten mehr als die Hälfte verloren geht, haben wir im Kaffee einige Prozente eines flüchtigen sogenannten empyreumatischen Öles, Koffeon genannt, das sich durch das Rösten in den Bohnen entwickelt. Genießt man dieses abdestillierte Öl in Substanz, so entstehen Schweiß, Schlaflosigkeit und heftige Blutwallungen. Dieses Öl gibt dem Kaffee sein Aroma, das aber durch die Beimischung eines in den feineren Sorten etwas reichlicher vorhandenen zweiten Öles modifiziert wird. Dazu gesellen sich Kaffeesäure, ziemlich viel Eiweiß, etwas Zucker und eine Gerbsäure von besonderer Art, welche mit Eisenlösung einen grünlichen statt wie sonst einen blauen Niederschlag gibt, dann etwas Fett und Pflanzenschleim.

Guter Kaffee muß nicht nur vollständig reif gepflückt werden, sondern auch nachher noch im grünen Stadium den nötigen Reifungsprozeß durchmachen, wodurch er erst den köstlichen Wohlgeschmack und das herrliche Aroma gewinnt, das der Kulturmensch an ihm schätzt. Nicht genügend durch Lagern gereifter Kaffee schmeckt rauh und gehaltlos. Um nun das unserem Geruchs- und Geschmackssinn so angenehme flüchtige Öl und andere Zersetzungsprodukte der Bohnen zu gewinnen, röstet man den Kaffee nach vorherigem, kurzem Abspülen der Bohnen in Wasser, wobei man sich auch davon überzeugen kann, ob sie gefärbt waren, am besten in kugelartigen verschlossenen Gefäßen, wobei die Bohnen unablässig in Bewegung gehalten werden müssen. Dabei soll jede Bohne durch und durch, aber doch nicht zu stark geröstet werden. Das Rösten ist zu beenden, wenn die Bohnen plötzlich aufschwellen, braunrot werden und zu glänzen beginnen. Dann setzt man ihnen etwas Zucker zu, der von der Hitze sofort schmilzt und sie mit einer das Aroma besser bewahrenden Karamelhülle umgibt. Der Röstprozeß darf nun durchaus nicht zu lange fortgesetzt werden. Bloß braunrot gerösteter Kaffee enthält mehr Aroma als solcher, der kastanienbraun gefärbt oder gar durch Verkohlen schwarzbraun geworden. Je länger das Rösten fortgesetzt wird, um so mehr verlieren die Bohnen an Gewicht, nehmen dafür aber an Größe zu. So verliert z. B. braunroter Kaffee 15 Prozent an Gewicht und nimmt 30 Prozent an Größe zu; schwarzbraun gebrannter verliert dagegen 25 Prozent an Gewicht, gewinnt dagegen 50 Prozent an Umfang. Nach dem Brennen soll der Kaffee durch Ausschütten auf eine kalte Platte rasch abgekühlt werden, da um so mehr Aroma verloren geht und dabei ein unangenehmer Beigeschmack entsteht, je länger die Bohnen ihre hohe Temperatur behalten. Dann wird er fein gemahlen, wodurch das Ausziehen der löslichen Stoffe mit kochendem Wasser erleichtert wird.

Die gebrannte Bohne ist außerordentlich empfindlich gegen alles sie Berührende und muß am besten in metallenen oder gläsernen Gefäßen aufbewahrt werden. Man soll nur kleine Mengen aufs mal, dafür aber recht oft rösten, da frisch gebrannter Kaffee das beste Getränk liefert und außerdem das fette Öl in den zu lange aufbewahrten gerösteten Bohnen leicht ranzig wird. Auch ist das Wasser, das zur Herstellung des Kaffeeaufgusses verwendet wird, von großer Bedeutung. Je weniger es erdige Bestandteile, vor allem Kalk, und dafür doppeltkohlensaures Natron enthält, um so mehr löst es die Bestandteile des Kaffees und nimmt sie in sich auf. Deshalb sind Badeorte mit Mineralwasser, z. B. Karlsbad, wegen ihres vorzüglichen Kaffees berühmt. Dasselbe läßt sich erreichen, wenn man dem Wasser vor dem Aufgießen etwa eine Messerspitze voll doppeltkohlensaures Natron zusetzt. Auch das Kochen des Kaffees muß vermieden werden, da er dabei den größten Teil seines Aromas verliert.

Tafel 59.

Ernte von Liberiakaffee durch Malaiinnen auf einer Plantage Sumatras.


GRÖSSERES BILD

Tafel 60.

Sträucher von Liberiakaffee auf Sumatra. Die auf der primitiven Leiter aus Bambusrohr stehende Malaiin zeigt die schweren, schwarzen Fruchttrauben, die sie zu pflücken im Begriffe steht.


GRÖSSERES BILD

Um einen möglichst wohlschmeckenden Kaffee zu erzeugen, ist vor allem auch die größte Sauberkeit bei der Zubereitung ein Haupterfordernis. Besser als Filter aus Blech, die den Geschmack des durchlaufenden heißen Wassers durch die Berührung mit Eisen sehr leicht verderben, sind solche aus Porzellan, Email oder Flanell zu verwenden. Das Wasser darf nicht mehr als 70°C. Wärme haben, da dann das feinste Aroma erzielt wird und die weniger feinen Elemente des Kaffees ungelöst bleiben. Am besten ist es, auf den im Filter befindlichen zusammengedrückten, gemahlenen Kaffee zunächst eine kleine Menge heißen Wassers zu schütten und etwas ziehen zu lassen. Eine größere Menge würde die Löcher des Filters leicht verstopfen. Nachher gießt man das übrige Wasser nach. Den Trank selbst genießt man mit Milch und Zucker nach Belieben versetzt, am besten gleich nach seiner Herstellung, warm. In einer Tasse Kaffee, die aus etwa 8 g Kaffeebohnen bereitet wurde, findet sich dann 0,1 g Koffeïn. Gestützt auf diese Feststellung läßt sich jeder Kaffee leicht auf seine Güte prüfen. Dies tat kürzlich Dr. Strunk in Berlin und stellte dabei fest, daß man den besten und stärksten Kaffee in den erstklassigen Hotels erhält, denn in diesen wies die Tasse einen Gehalt von durchschnittlich 0,11 Koffeïn auf, geht also noch über den Durchschnitt hinaus. Sogenannter Mokkakaffee enthielt sogar 0,12 Koffeïn. Demgegenüber wird ein sehr dünner Kaffee in der Berliner Volksküche verabreicht; dieser enthält nämlich bloß 0,01 Koffeïn. Nicht viel besser ist der in den Studentenwohnungen verabreichte; derselbe weist durchschnittlich 0,02 Koffeïn auf. Er stellt also in bezug auf Koffeïnwirkung ein höchst unschuldiges Getränk dar, das fürwahr keinerlei Schädigung auf das Nervensystem ausüben dürfte.

Der Kaffee regt, wie wir alle durch vielfache eigene Erfahrung wissen, in hohem Maße das Nervensystem an, beseitigt die Müdigkeit, belebt die Gedanken und Vorstellungen und beschleunigt die Blutzirkulation. Auch kalt ist dünner Kaffee bei anstrengenden Touren und bei der Feldarbeit sehr angenehm und erhöht die körperliche Leistungsfähigkeit im Gegensatz zu den geistigen Getränken, die vielmehr erschlaffend wirken. Nur für nervöse, reizbare, leicht an Herzklopfen und Schlaflosigkeit leidende Personen ist er nicht zu empfehlen; auch wirkt ein Übermaß desselben schädlich selbst für Gesunde. In solchen Fällen ist der neuerdings in den Handel gelangende koffeïnfreie Kaffee oder irgend eins der zahlreichen beim Volke beliebten Kaffeesurrogate zu empfehlen.

Von den etwa 30 in Afrika wildwachsenden Arten des Kaffeestrauches kommen nur zwei für die Kultur im großen in Betracht, nämlich der sogenannte echte oder arabische Kaffee (Coffea arabica), der aus dem südlichen Abessinien stammt, und der Liberiakaffee (Coffea liberica) — so genannt nach dem Staate Liberia, wo er wild wächst — aus Westafrika. Der letztere ist derber, größer und breitästiger als der arabische Kaffeestrauch. Er ist im Gegensatz zu ersterem, der eine Gebirgspflanze darstellt und als solche bergige Lagen bevorzugt, eine Tieflandpflanze, die in ihrer Heimat nicht höher als 140 m über den Meeresspiegel steigt und ein feuchtwarmes Klima, sowie einen leichten, etwas sandigen Boden liebt. Bis vor etwa 40 Jahren wurde ausschließlich der arabische Kaffeestrauch kultiviert; da er aber der später noch zu besprechenden Kaffeeblattkrankheit in hohem Maße ausgesetzt ist, wurde seither auch der dagegen und anderen Parasiten gegenüber viel weniger empfindliche liberische Kaffeestrauch besonders in den asiatischen und afrikanischen Produktionsländern angebaut.

Der arabische oder echte Kaffeebaum ist ein heute noch von Abessinien und der Küste von Mozambique bis zum Victoriasee und bis Angola wildwachsend angetroffener immergrüner Strauch von 5–6, selten 8 oder 9 m Höhe. Der schlanke Stamm ist mit grünlichgrauer, glatter Rinde bedeckt und trägt viele dünne, wagerecht oder leicht abwärts geneigte Zweige, die kurzgestielte, 6–10 cm lange und 3–4 cm breite, länglich eiförmige, zugespitzte, glatte, oben glänzend dunkelgrüne, unten blaßgrüne Blätter besitzen, aus deren Achseln 4–16 kurzgestielte, sehr rasch verblühende, in Aussehen und Geruch den Jasminblüten ähnliche weiße Blüten hervorbrechen und schließlich kirschengroße Steinfrüchte mit schleimigem, süßem Fruchtfleisch zeitigen. Die Blütezeit des arabischen Kaffeestrauches zieht sich durch drei Monate hindurch, während der an der afrikanischen Westküste, besonders in Liberia heimische, bis zu 16 m hochwerdende, großblätterige liberische Kaffeestrauch fast das ganze Jahr hindurch blüht. Der letztere eignet sich also seiner Herkunft nach viel besser für Niederungen bis höchstens 200 m Seehöhe, wobei ihm das feuchte und warme Klima der Küsten besonders zusagt, während ersterer als eine Gebirgspflanze erst in Höhen, die über 200 m über dem Meeresspiegel liegen, gedeiht.

Der Kaffeestrauch verlangt zu seinem Gedeihen einen guten, fruchtbaren Boden und eine gleichmäßige Wärme und Feuchtigkeit, viel Luft und Licht, in heißen Gegenden aber genügend Schatten, Schutz gegen Wind und sorgfältige Reinhaltung des Bodens von Unkraut. Zuerst zieht man junge Pflänzchen in Samenbeeten. Wenn diese etwa zweijährig sind, setzt man sie auf die eigentlichen Felder aus, die in tieferen Lagen Schattenbäume enthalten müssen, da ihnen hier die direkte Sonnenbestrahlung schädlich ist. In höheren Lagen, bis 1500 m, können solche fehlen. Im dritten oder vierten Jahr beginnen die Pflanzen Blüten und Früchte zu tragen, liefern aber erst vom sechsten oder achten Jahre an vollen Ertrag daran, der nach 20–30 Jahren zurückzugehen pflegt; dann müssen die Sträucher durch neu angepflanzte ersetzt werden. Ein Strauch liefert 2–3, nur ganz ausnahmsweise 5 oder gar 6 kg handelsreinen Kaffee.

Die Früchte des arabischen Kaffees sind erst dunkelgrüne, dann gelbe, später dunkelkarmoisinrote, rundlich eiförmige Beeren von der Größe kleiner Kirschen, während diejenigen des Liberiakaffees im reifen Zustande blauschwarz und doppelt so groß als jene sind. In ihnen liegen um ein saftiges, süßes Fruchtfleisch zwei von einer pergamentartigen, glatten, strohfarbenen Hülle und darunter noch von einem silberfarbigen Häutchen umgebene, innen flache und nach außen gewölbte Samen, deren gelblichweißes Nährgewebe hornartig hart ist und keinerlei Stärke enthält. Es kommt aber auch vor, daß gelegentlich nur eine Bohne zur Entwicklung gelangt, die dann nicht innen abgeflacht, sondern vollkommen rund und etwas größer als die gewöhnlichen Bohnen ist. Es sind das die sogenannten männlichen Bohnen oder Perlbohnen, die sorgfältig ausgesondert werden, weil sie höher im Preise stehen als die gewöhnlichen Doppelbohnen. Als Perlkaffee bilden sie überhaupt die teuerste Sorte Kaffee, die in den Handel gelangt, obschon diese ihre hohe Bewertung nur ein Vorurteil ist.

Die Ernte darf erst nach der vollständigen Reife der Früchte vorgenommen werden und muß mit großer Sorgfalt geschehen, da nicht sämtliche Früchte zu gleicher Zeit das Reifestadium erreichen, beim Liberiakaffeebaum auch Blüten geschont werden müssen. Nach Eintritt der Reife lassen die Araber die Früchte an den Bäumen, bis sie von selbst abfallen oder leicht zu schütteln sind. Dieser Behandlungsweise werden die vortrefflichen Eigenschaften des nach dem Ausfuhrhafen im südlichen Arabien als Mokka bezeichneten Kaffees zugeschrieben. Doch, was wir als Mokkakaffee genießen, ist meist eine auserlesene brasilianische Sorte mit eigentümlich ellipsoiden Bohnen. Diesen brasilianischen Kaffee sammelt man auch durch Schütteln des Baumes über einem weißen Laken, um sie vor Schmutz, Sand und dergleichen zu schützen. In Gegenden jedoch, wo es viel regnet, wie auf Java, ist dieses Verfahren nicht möglich, da das Fleisch der Früchte schnell fault und die Früchte durch einen kräftigen Regenfall zu Boden geschlagen werden. Deshalb sammelt man sie dort sobald sie einigermaßen reif sind und verarbeitet sie weiter. In Ostindien gelten diejenigen Kaffeebohnen als die besten, die aus dem Kote von Schleichkatzen und Schakalen gesammelt werden, was allerdings begreiflich ist, da diese Tiere nur die reifsten Beeren fressen und deshalb die von ihnen unverdaut abgehenden Samen von besonderer Güte sind.

Früher trocknete man die abgelesenen Früchte auf der Erde und zerbrach die äußeren Hüllen in Holzmörsern durch Handarbeit oder in einer Art Mühle in Tierbetrieb, was auch jetzt noch teilweise geschieht. In neuester Zeit und auf fortgeschrittenen Betrieben werden die Früchte, um die Kaffeebohnen von dem sie einhüllenden Fleische zu befreien, unmittelbar nach dem Pflücken in Maschinen zerquetscht und auf ein Sieb gebracht, dessen Maschen gerade groß genug sind, um die Bohnen durchzulassen, das Fruchtfleisch aber zurückzubehalten. Das letztere findet als Dünger Verwendung. Die noch mit der Pergamenthülle bedeckten Bohnen dagegen werden in den Gärraum gebracht, wo die an ihnen haftenden Fruchtfleischreste einen Fäulnisprozeß durchmachen, worauf sie sich durch Waschen leicht entfernen lassen. Nach dem Waschen trocknet man sie an der Sonne, nach dem älteren System auf gemauerten Tennen, nach dem neueren jedoch in großen, flachen Karren auf niedrigen Rädern, die, auf Schienen laufend, des Nachts oder bei schlechtem Wetter in einen langen Schuppen gerollt werden. Die Farbe der Bohnen wird nur durch ihren Feuchtigkeitsgehalt bedingt. So sind die blauen Bohnen feuchter als die grünen und die grünen wiederum feuchter als die gelben, während ein langsames Trocknen bei feuchter Witterung dem Kaffee eine bleierne Farbe verleiht.

Bei dem trockenen Verfahren werden die Bohnen gleich nach dem Pflücken durch Ausbreitung am Boden vermittelst der Sonnenwärme getrocknet, bis man beim Umrühren der Früchte die Bohnen in ihren Hüllen rasseln hört. Dann bringt man sie in Speicher, wo man sie beliebig lange aufbewahren kann. Zur Entfernung der Pergamenthülle werden sie dann, wie der auf nassem Wege vom Fruchtfleisch befreite Kaffee, in Mörsern mit langen hölzernen Stampfern, in der Regel aber in Maschinen bearbeitet. Auf solche Weise von den Hülsen befreit, werden sie nach der Größe sortiert und poliert. Der Reinertrag an verkaufsfertigen Bohnen beträgt durchschnittlich ein Fünftel des Gewichts der frischen Früchte.

Neben der Hauptblüte des Kaffeebaumes gibt es eine Vor- und Nachblüte, die aber weniger von Bedeutung sind; so handelt es sich gleichwohl um eine Haupterntezeit, die auf Java alle 4–6 Monate stattfindet. Doch wird auch hier in zunehmendem Maße der weniger empfindliche und rascher wachsende liberische Kaffeestrauch, der stets Blüten und Früchte nebeneinander trägt und deshalb eine periodische Ernte vollkommen ausschließt, gepflanzt. Zur Aussaat werden jeweilen die schönsten und größten Beeren ausgesucht, die von in der Fülle ihrer Kraft stehenden Bäumen stammen, d. h. nicht zu jung und nicht zu alt sind. Da der Same des Kaffees seine Keimkraft schnell verliert, bedient man sich, um ihn in fern abliegende Gegenden zu verpflanzen, besser nicht der Samen, sondern junger Pflänzchen, die in kleinen, mit Glas gedeckten Kisten an Deck mit größter Behutsamkeit transportiert werden müssen. Beim Anpflanzen werden sie gleich wie die aus Sämlingen an Ort und Stelle gezogenen jungen Pflanzen unter dem Schutz von Schattenbäumen groß gezogen. Häufig werden zwischen den Kaffeesträuchern, so lange diese noch jung sind, auch andere Pflanzen angebaut, so in Brasilien Mais und Bohnen, die gleichzeitig dazu bestimmt sind, die allzugrell scheinende Sonne abzuhalten. Sobald jedoch die Kaffeepflanzen groß geworden sind und anfangen Früchte zu tragen, müssen diese Zwischenpflanzen entfernt werden, da sie dann den Ertrag verringern. Zwischen den Kaffeebäumen muß das rasch emporwuchernde Unkraut regelmäßig entfernt werden, was bei Großbetrieben durch besondere Maschinen geschieht. Dann muß die Plantage auch gedüngt werden; besonders ist eine Zufuhr von Phosphor vonnöten. Je tiefgründiger der Boden, um so mehr können sich die Pfahlwurzeln entwickeln und um so älter werden die Bäumchen. Als Gebirgspflanze gedeiht der arabische Kaffeestrauch am besten in Tälern oder an Abhängen, wo er vor Winden geschützt ist. Am besten sagen ihm Temperaturen zu, die zwischen 15 und 25°C. schwanken, und Regenmengen zwischen 220 und 330 cm im Jahr.

Aus Abessinien ist der echte Kaffeestrauch zuerst nach dem südlichen Arabien gelangt, wo seine Kultur beschränkt blieb, bis auf Veranlassung des Bürgermeisters von Amsterdam, Nikolas Witsen, Direktor der holländischen Handelskompagnie, der Gouverneur von Batavia, van Hoorn, im Jahre 1650 einige Kaffeebäumchen von Mekka nach Batavia auf der Insel Java bringen ließ, die aber infolge einer Überschwemmung wieder eingingen. Keinen besseren Erfolg hatte die Sendung des holländischen Kommandanten von Malabar, Adrian van Ommeren, vom Jahre 1696. Kurz darauf gelang es Hendrik Zwaardekron diese Nutzpflanze dort einzubürgern. Sie wurde in großen Plantagen angepflanzt, von deren Ertrag bald auch die Muhammedaner Westasiens mit diesem Genußmittel versorgt werden konnten. Später wurde die Kaffeekultur von den Holländern auch auf die anderen Sundainseln und auf Ceylon ausgedehnt. Im Jahre 1710 wurden von Batavia aus mehr als hundert junge Kaffeebäumchen nach Amsterdam gesandt, wo sie im Treibhaus des Botanischen Gartens Unterkunft fanden. Eines derselben erhielt im Jahre 1713 Ludwig XIV. durch den Direktor des Amsterdamer Gartens Namens Pancras. Er ließ es im Garten von Marly bei Paris sorgsam aufziehen, und nach ihm veröffentlichte dann der Botanikprofessor am Jardin du roi in Paris, Antoine de Jussieu, in den Mémoires de l’Academie des sciences eine genaue Beschreibung der Pflanze. Ein anderes Exemplar gelangte von Amsterdam nach Surinam, wo dann die Holländer die Kaffeekultur erfolgreich einzubürgern vermochten.

Von der einen Kaffeepflanze in Marly wurden Samen erzielt, die junge Pflänzchen ergaben, von denen der vorgenannte Antoine de Jussieu dem Schiffskapitän de Clieu d’Erchigny im Jahre 1721 drei Exemplare mitgab, um sie nach der Insel Martinique zu bringen. Infolge großen Wassermangels auf der langen Reise, die den Offizier zwang, die ihm zugewiesene Wasserration zum größten Teile zur Erhaltung seiner Pfleglinge zu verwenden und selbst Durst zu leiden, brachte er nur ein Exemplar lebend an den Bestimmungsort. Hier angepflanzt, mußte es beständig von Sklaven bewacht werden, damit es nicht gestohlen werde. Es gedieh vorzüglich und wurde die Stammpflanze aller westindischen Kaffeebäume, deren Kultur sich in der Folge rasch über das tropische Amerika verbreitete.

Im Jahre 1725 pflanzte de la Motte-Aigron, der Gouverneur von Cayenne, daselbst das erste Kaffeepflänzchen, das er sich verstohlenerweise bei seinem Aufenthalt in Surinam zu verschaffen gewußt hatte. Von dort her gelangte die Pflanze 1740 nach Brasilien. Im Jahre 1730 wurde die erste Kaffeeplantage auf Guadeloupe und durch Nicholas Lewes desgleichen auf Jamaika angelegt. Gegen das Ende des 18. Jahrhunderts wurden in Sumatra die ersten Anbauversuche gemacht, die aber erst von 1819 an, als die Insel unter holländische Herrschaft kam, Erfolg hatten. 1822 begann der Kaffeebau auf Celebes und 1832 in Costarica, und zwar an letzterem Orte durch den deutschen Kaufmann Wallerstein. Endlich kam der Kaffeebau 1892 auch nach Deutsch-Ostafrika, wo er heute besonders in der Landschaft Usambara blüht. Auch in Kamerun sind neuerdings größere Anpflanzungen von Liberiakaffee gemacht worden.

Der westindische Kaffee, der im 18. Jahrhundert, als er sich mit dem Javakaffee in den Welthandel teilte, in hoher Blüte stand, ging im 19. Jahrhundert infolge der Abschaffung der Sklaverei und fortwährender politischer Umwälzungen so sehr zurück, daß man an seiner Stelle Tabak und Zuckerrohr bevorzugte. In der Mitte des 19. Jahrhunderts lebte sein Anbau jedoch in Mexiko und namentlich in Brasilien auf, in welch letzterem Lande er allerdings schon seit 1808 für den Welthandel zunehmende Bedeutung erlangt hatte. Früher noch kam er in Ostindien auf, wo besonders Ceylon reiche Kaffeeplantagen besaß, bis im Jahre 1869 dort zuerst die durch einen Rostpilz, Hemileia vastatrix, hervorgerufene gefürchtetste Blattfleckenkrankheit des arabischen Kaffeebaums ausbrach, die im Jahre 1875 dort und auf dem indischen Festlande einen so verderblichen Charakter annahm, daß in der Folge die Kaffeekultur in diesen Ländern fast ganz aufgegeben werden mußte und durch den Anbau von Tee verdrängt wurde, soweit sie nicht durch die Kultur des durch größere Samen ausgezeichneten, infolge seiner größeren Robustheit mehr Widerstandskraft gegen den Pilz aufweisenden Liberiakaffees ersetzt wurde. Dieser Pilz, der sich dann auch in den Kaffeegärten Deutsch-Ostafrikas zeigte, hat dem Kaffeebau auf Ceylon bis zum Jahre 1880, also in zehn Jahren, einen Schaden von über 300 Millionen Mark verursacht und viele vorher vermögliche Pflanzer ruiniert.

Bild 35. Der Rostpilz des Kaffeestrauches (Hemileia vastatrix).
a vom Rostpilz befallenes Blatt, b aus einer Spaltöffnung des Blattes sich hervordrängende Dauersporen in Büscheln.

Dieser so verhängnisvolle Krankheitserreger, gegen den bis jetzt kein sicheres Bekämpfungsmittel gefunden wurde, erzeugt ½–¾ cm große orangegelbe Flecken an der Unterseite der Blätter der von ihm befallenen Pflanze, indem sich hier aus den Spaltöffnungen des Blattes zahlreiche Dauersporen in Büscheln hervordrängen, die abfallen und allseitig ausstäuben. Sie sind so ungemein leicht, daß der leiseste Lufthauch sie überallhin auf andere Blätter trägt, wo sie keimen und, in das Zellgefüge der Blätter eindringend, die Krankheit verbreiten. Der ganze Entwicklungsprozeß dauert nicht länger als einen Monat, wodurch sich die schnelle Verbreitung der Seuche erklärt. Wenn viele Blätter zu gleicher Zeit von der Krankheit befallen werden und abfallen, so geht der Baum ein. In jedem Falle wird er aber durch diese Infektion so stark in seinem Allgemeinbefinden angegriffen, daß er mehrere Jahre hindurch einen ganz geringen Ertrag liefert. Bordeauxbrühe und Tabakwasser töten zwar die Sporen der Hemileia, aber gegen das Umsichgreifen der Seuche schützt nur ein Radikalmittel wie die Vernichtung aller von der Krankheit befallener Sträucher. Besonders in Java, wo die Krankheit im Jahre 1876 zuerst auftrat, um dann 1882 auf der ganzen Insel zu wüten, half man sich dadurch, daß man die zarte arabische Kaffeepflanze durch die bedeutend kräftigere Liberiakaffeepflanze ersetzte. Neuerdings wird dort wiederum erstere als eine feinere Bohnensorte liefernde Pflanze vorgezogen, indem man sie auf junge Sämlinge von Liberiakaffee pfropft, was recht gute Resultate liefert, indem so der arabische Kaffeestrauch größere Widerstandskraft gegen die Infektion erlangt.

Die gewaltige Verbreitung, welche dieser Pilz in den 1870er Jahren erreichte, ist namentlich darauf zurückzuführen, daß er von einer Abart der arabischen Kaffeepflanze, der Coffea travancorensis, die er zuerst befiel, auf Coffea arabica überging und in der letzteren eine neue, ihm zusagende Nährpflanze fand, in der er sich, von dem zu seiner Entwicklung außerordentlich geeigneten feuchtwarmen Klima begünstigt, in der ausgiebigsten Weise ausbreitete. Dies hat man in ähnlicher Weise auch an anderen Rostpilzen beobachtet, daß ein Übergang von der einen Pflanzenart auf eine andere nahe verwandte, besonders wenn diese durch längere Kultur verzärtelt war, einem solchen Krankheitspilz besondere Bösartigkeit verlieh, so daß er eine bis dahin unbekannte Ausdehnung erlangte und eine in hohem Maße zerstörende Wirkung ausübte. Da die Ansteckung mit der Hemileia in den ersten Stadien nur sehr schwach zu erkennen ist, sollten für den Plantagenbetrieb niemals junge Pflänzchen von auswärts bezogen werden, sondern zur Anpflanzung sollten jeweilen nur in Bordeauxbrühe desinfizierte Samen verwendet werden, bei denen man eine Garantie hat, daß die Übertragung des Schädlings ausgeschlossen ist.

In Ostafrika haben sich die Larven eines Bockkäfers, Herpetophyas fasciatus, als Schädlinge der Kaffeebäumchen erwiesen, in Westafrika dagegen speziell beim Liberiakaffee ein Borkenkäfer, Apate franciscea. In Südamerika entstehen an den Kaffeesträuchern vielfach Wurzelknoten durch die Invasion winziger Würmchen. Doch ist der dadurch erwachsene Schaden bisher kein sehr großer gewesen. Endlich hat eine Mottenlarve, Cemiostoma coffeellum, in einigen Teilen Amerikas wie auf der Insel San Domingo und in Brasilien große Verheerungen angerichtet.

Die Republik Costarica führt den Kaffeebaum als Wappenschild.

Der Kaffeeverbrauch der Erde ist in beständigem Steigen begriffen. Weitaus am meisten Kaffee wird in Amerika erzeugt und getrunken. Von der jährlich auf der ganzen Erde hervorgebrachten Menge von gegen einer Milliarde kg Kaffeebohnen erzeugt Brasilien gegen 700 Millionen kg und das übrige Südamerika, namentlich Venezuela und Kolumbia, gegen 60 Millionen kg. Zentralamerika baut ebenfalls viel Kaffee an und seine Produktion beläuft sich auf etwa 100 Millionen kg. Gegenüber dieser Kaffeeproduktion Amerikas ist die in Ostindien und Java geerntete Kaffeemenge eine verschwindend kleine; sie beläuft sich nämlich auf nur etwa 40 Millionen kg. Erzeugt nun Amerika den meisten Kaffee, so liefert Abessinien, die Heimat dieser Kulturpflanze, immer noch den besten Kaffee. Dieses äthiopische Produkt wird nach der Somaliküste gebracht und dort von indischen Händlern aufgekauft. Aus der Landschaft Yemen in Südarabien stammt der arabische Kaffee, von seinem früheren Exporthafen auch Mokka genannt, der aber leider nicht zu uns kommt, da er in Persien, Vorderasien und Ägypten aufgebraucht wird. Unser gewöhnlicher „Mokka“ ist nichts als ausgesuchter kleinbohniger Java- oder Ceylonkaffee, welche Produktionsorte mit Celebes, das den rötlichgelben großbohnigen Menadokaffee liefert, den besten zu uns gelangenden Kaffee erzeugen. In Frankreich wird besonders der von Manila exportierte ausgezeichnete Kaffee der Philippinen verbraucht. Hinter diesen südasiatischen Kaffeesorten steht der brasilianische und an Qualität rangieren in letzter Linie derjenige von Venezuela und Haiti. Meist zieht man hellgefärbte Sorten den dunkeln vor. Großbohnige, in Größe und Farbe gleichmäßige Sorten geben im allgemeinen die beste Garantie für völlige Reife, sorgfältige Behandlung und Sortierung.

Nach den Vereinigten Staaten, die jährlich gegen 500 Millionen kg Kaffee verbrauchen, kommt Deutschland, das im letzten Jahre 189 Millionen kg Kaffee im Werte von 162 Millionen Mark einführte. Auf die Zahl der Einwohner berechnet verbraucht Holland weitaus am meisten Kaffee, nämlich 5,8 kg pro Jahr und Kopf der Bevölkerung. Ihm folgen die Vereinigten Staaten von Nordamerika mit 5,75 kg, Deutschland mit 3,12 kg, die Schweiz mit 2,98 kg, Frankreich mit 1,38 kg, England mit 0,45 kg und endlich Rußland mit 0,10 kg. Der Kaffeekonsum der beiden letztgenannten Länder ist nur deshalb so klein, weil dort an seiner Stelle um so mehr Tee getrunken wird.

Zum Schluß sei noch erwähnt, daß Afrika außer dem Kaffeestrauch noch eine andere anregende Nutzpflanze besitzt. Es ist dies der Katstrauch (Catha edulis), ein dem Pfaffenhütchen (Evonymus europaeus) sehr nahe verwandter Strauch aus der Familie der Spindelbaumgewächse, der von Abessinien bis zum Kaplande in gebirgigen Gegenden verbreitet ist und unter anderem auch in Arabien kultiviert wird. Der Gebrauch der Blätter des Katstrauchs als Genußmittel ist in Arabien und Abessinien älter als derjenige der Kaffeebohnen. Sie werden gekaut und frisch oder häufiger getrocknet zur Herstellung eines mit Honig versüßten Aufgusses wie diejenigen des chinesischen Tees benutzt. Auch sie enthalten eine das Nervensystem anregende Substanz, das Celastrin, das ebenfalls dazu dient, körperlich und geistig anzuregen, die Müdigkeit und den Schlaf zu verscheuchen; im Übermaß aber soll es betäubend wirken. Nach Europa gelangt dieses Genußmittel durchaus nicht, da hier Kaffee und Tee vollkommen eingebürgert sind und dieses dagegen nicht aufzukommen vermag. Der Reisende Dr. Roth sagt von ihm: „Die Sitte des Katkauens, die ich in Yemen kennen lernte, gehört zu den einladendsten, der sich der Araber beim Frühstück, zum Mittagessen und selbst in den heitern Nächten hingibt. Man zieht zu letzterem Zwecke die kultivierte Pflanze der wildwachsenden weit vor. Es wird bei den Wohlhabenderen damit viel Luxus getrieben, und so wie man bei uns dem Fremden eine Tasse Tee oder Kaffee anbietet, wird derselbe dort mit den grünen Zweigbündeln des Kat beehrt. Die im Zimmer der Vornehmen umherliegenden entblätterten Zweige sind der Maßstab der Wohlhabenheit und der Gastfreundschaft.“ Im Aufguß mit heißem Wasser genossen, schmecken und wirken die Katblätter ähnlich wie chinesischer Tee, der uns im nächsten Abschnitt beschäftigen soll.

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