XXIV. Die Harze und Lacke.

Wie Milchsaft, Gummi und ätherische Öle, so sind Balsame, Gummiharze und Harze sehr häufig in Pflanzen enthalten und können auf verschiedene Weise daraus gewonnen werden. Die Milchsäfte und die daraus hervorgehenden Federharze wie Kautschuk und Guttapercha wurden im vorigen Abschnitte besprochen, während die Balsame und Gummiharze in den folgenden Abschnitten behandelt werden sollen. Sie sind mit größeren oder kleineren Mengen von ätherischen Ölen vermengte Schleime und Harze, die nach dem Ausfließen durch Verdunsten der ersteren mehr oder weniger rasch erhärten. Die ätherischen Öle, die ihnen meist einen starken Geruch verleihen, können durch Destillation mit Wasser aus ihnen ausgezogen werden, wobei Schleim und Harz zurückbleiben. Es sind Schutzstoffe der Pflanze zum Verschließen von Wunden und dadurch zur Abhaltung des Eindringens von irgend welchen Krankheitserregern bestimmt. Meist werden sie durch künstlich beigebrachte Verletzungen gewonnen. Zu den Balsamen gehören Mekka-, Peru-, Tolu-, Kopaiva-, Styrax- und Kanadabalsam, zu den Gummiharzen Styrax, Benzoë, Ammoniakum, Asa foetida oder Stinkasant, Euphorbium, Galbanum, Gummigutti, Sagapenum, Myrrhe und Weihrauch, die alle meist medizinisch Verwendung finden.

In der Pflanze sind auch die Harze mit flüchtigen ätherischen Ölen vermengt, als deren Oxydationsprodukte sie überhaupt entstehen. Sie unterscheiden sich von ihnen durch Sauerstoffgehalt und Nichtflüchtigkeit. Sie finden sich besonders in tropischen Pflanzen und bei uns in den Nadelhölzern; und zwar kommen sie in allen Pflanzenteilen vor, sind aber am reichlichsten in den Rinden, aus denen sie durch Einschnitte gewonnen werden. Sie sind meist gelb oder braun, durchscheinend, anfänglich weich, verhärten aber durch Verdunstung der in ihnen enthaltenen ätherischen Öle. Als solche nennt man sie Hartharze, weil sie bei gewöhnlicher Temperatur spröde und fest sind. Sie brennen mit rußender Flamme und geben bei trockener Destillation brennbare Gase und Öle ab. In ihren physikalischen Eigenschaften stehen sie den Fetten nahe, doch besitzen sie eine vollständig von jenen abweichende chemische Konstitution. Kein Harz ist ein chemisches Individuum, sondern ein Gemisch von Resinen, Resenen, Harzsäuren usw.

Die ätherischen Öle, aus denen die Harze durch Sauerstoffaufnahme und andere Veränderungen hervorgehen, sind meist sauerstofffrei, nur aus Kohlenstoff und Wasserstoff zusammengesetzt, daher leicht brennbar. Das wichtigste derselben ist das Terpentinöl, das aus dem Terpentin, einem durch Einschnitte in den Stamm von Nadelhölzern gewonnenen balsamartigen Harzfluß durch Destillation vermittelst Wasserdämpfen gewonnen wird. In Deutschland dienen zur Terpentingewinnung verschiedene Kiefern und Fichten, so besonders Pinus silvestris und Picea excelsa; das südfranzösische Terpentin dagegen, das weniger Terpentinöl als das deutsche besitzt, wird von der Strandkiefer (Pinus maritima) gewonnen. Das Straßburger Terpentin wird von der Weißtanne (Abies pectinata), das venezianische in Südtirol von der Lärche (Larix decidua) gewonnen. In den Vereinigten Staaten von Amerika, die weitaus das meiste Terpentin erzeugen, wird es außer von verschiedenen Pinusarten namentlich von der Hemlockstanne (Tsuga), einem im östlichen Nordamerika sehr verbreiteten, bis 40 m hohem Baum von 1,3 m Durchmesser, vom Bau der Rottanne, gewonnen, während der verwandte Kanadabalsam ein in Kanada und den Nachbarländern aus der Balsamtanne (Abies balsamei und fraseri) erzielter Terpentin ist. Alle diese werden vorzugsweise im Frühjahr durch Eröffnen der Harzgänge der Rinde durch Schnitte oder Anbohrungen gewonnen und in darunter gestellten Gefäßen gesammelt. Die Menge wechselt zwischen 2 und 3,5 kg pro Baum und Ernte, kann aber bei alleinstehenden, starken Fichten, auf deren Erhaltung es weiter nicht ankommt, bis auf 40 kg getrieben werden, wonach allerdings ein so mißhandelter Baum gewöhnlich eingeht. Dieses gelblichweiße, honigdicke, starkklebende, balsamische Harz reagiert sauer, ist löslich in Alkohol, Äther und ätherischen Ölen, enthält 15–20 Prozent Terpentinöl, Harz, Harzsäuren, wenig Ameisen- und Bernsteinsäure. Durch Destillation des Terpentins mit Wasser wird daraus das klare, farblose, stark lichtbrechende Terpentinöl gewonnen, das an der Luft Sauerstoff aufnimmt und ihn teilweise in Ozon verwandelt, wodurch es bleichend wirkt, dickflüssig wird und zu einer durchsichtigen, harten Harzschicht eintrocknet. Es löst Harze, Kautschuk, Schwefel, Fette und dient zum Herstellen von Lacken und Firnissen, zum Verdünnen von Ölfarben, zum Entfernen von Fett- und Farbenflecken aus Kleidern, zum Bleichen von allerlei Geweben und Elfenbein, als Arzneimittel, als Schutz gegen Phosphorvergiftung in Zündhölzchenfabriken und zum Verfälschen ätherischer Öle. Der bei der Gewinnung des Terpentinöls aus dem Terpentin zurückbleibende entwässerte Rückstand ist das Kolophonium oder Geigenharz, das bei 130–135° schmilzt und, außer zum Bestreichen der Geigenbogen, zur Herstellung von Siegellack, Harzseifen, Harzöl, Firniß, Kitt, zum Löten, zum Leimen des Papiers, zu Blitzpulver usw. dient. Die Produktion der Vereinigten Staaten allein an Terpentinöl beträgt jährlich 70 Millionen kg im Wert von 32 Millionen Mark, und zwar wird über die Hälfte davon von Savannah im Staate Georgia exportiert, das der erste Weltmarkt für Terpentin ist. Die bedeutendsten europäischen Märkte sind London, Hamburg, Antwerpen, Bordeaux. Qualitativ ist die französische Sorte die beste; sie wird in der Technik vielfach der amerikanischen vorgezogen. An dritter Stelle kommt die Produktion Rußlands, die zum größten Teil im Lande selbst Verwendung findet.

Schon im Altertum kannte und verwendete man solches Terpentin. So schreibt der um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. lebende griechische Arzt Dioskurides in seiner Arzneimittellehre: „Aus der Pinie (pítys) und Kiefer (peúkē) kommt ein flüssiges Harz, das aus Gallien und Etrurien in den Handel kommt, früher auch aus Kolophon — der ionischen Stadt an der Küste Lydiens — gebracht wurde und deswegen kolophōnía genannt wird. Es kommt auch vom Fuße der Alpen vom Baume, den die Leute dort larix (Lärche) nennen. An Farbe ist es verschieden; denn es gibt reinweißes, ölfarbiges, honigfarbiges, wie das vom Lärchenbaum. Auch die Zypresse gibt ein flüssiges Harz. — Trockenes Harz kommt von der Arve, der Weißtanne, der Schwarzkiefer, der Pinie. Von allen wählt man das, was am besten riecht, durchsichtig, weder zu trocken, noch zu naß ist, sondern wie Wachs ist und sich zerreiben läßt. Am besten ist das von Pinien und Weißtannen, das gut, fast wie Weihrauch riecht. Vorzüglich schätzt man das von der Insel Pityusa (d. h. Pinieninsel, jetzt Iviza), welche bei Spanien liegt. Es wird mit und ohne Wasser über einem Kohlenfeuer gekocht und zu wohlriechenden, erweichenden Pflastern benutzt. Ausgeglühtes Harz wird auch zu Pflastern, zu stärkenden Arzneien und zum Färben der Salben gebraucht. Durch Verbrennen des Harzes gewinnt man Ruß, wie aus dem Weihrauch. Er dient vorzugsweise zum Färben der Augenlider, wie auch zum Heilen von deren Krankheiten. Aus Ruß wird auch die schwarze Tinte (to mélan, eigentlich: das Schwarze) bereitet, mit der wir schreiben.“

Unter Terpentin verstand man im Altertum das Harz der von den Griechen therébinthos genannten Terpentinpistazie (Pistacia therebinthus), eines südeuropäischen, dem Nußbaume ähnlichen Baumes, der heute besonders auf Chios und den benachbarten Inseln, dann auf Rhodos und Cypern zur Gewinnung des nach dem Anschneiden herausfließenden Terpentins kultiviert wird. Wir erhalten ihn hauptsächlich von den Kykladen, und zwar Chios, doch meist mit venezianischem Terpentin vom Lärchenbaume oder mit Straßburger Terpentin von der Weißtanne verfälscht. Außerdem liefert die Terpentinpistazie rundliche, durch Stiche der Pistazienblattlaus (Aphis pistaciae) hervorgerufene, oft innen mit gelben Harztropfen gefüllte, Pistazien- oder Terpentingalläpfel genannte Gallen, die, wie auch die Blätter des Baumes, zum Gerben und Rotfärben dienen. Diesen Baum und seine Produkte beschreibt schon der pflanzenkundige Grieche Theophrast (390 bis 286 v. Chr.) in seiner Pflanzengeschichte. „Die Terebinthe (términthos) wächst am Ida und in Makedonien klein und strauchartig; bei Damaskus in Syrien ist sie aber groß und schön. Es soll dort ein Berg sein, der ganz mit Terebinthen bestanden ist. Das Holz ist zäh, die Wurzeln sind stark und gehen tief. Die Blüte ist derjenigen des Ölbaumes ähnlich, aber rot. Außer der Frucht trägt der Baum auch Gallen, worin kleine Tierchen wohnen. In diesen steckt eine harzige Flüssigkeit, die man aber nicht sammelt. Das Harz gewinnt man aus dem Holze, die Frucht gibt nicht viel Harz.“ Von letzterem sagt der vorhin genannte Arzt Dioskurides, es werde aus dem steinigen Arabien gebracht, aber auch in Judäa, Syrien, Libyen, auf Cypern und den Kykladen gewonnen. Es sei das beste aller Harze; nach ihm folge an Güte das Mastixharz, dann dasjenige von Pinie und Tanne. „Es wird innerlich und in Pflastern viel angewandt. Man gibt dem durchsichtigen, farblosen, jedoch etwas bläulichen, wohlriechenden den Vorzug, auch muß es den echten Terpentingeruch haben.“

Die Verwendung des Harzes der Terpentinpistazie ist in den Mittelmeerländern und im Morgenlande uralt. Die alten Ägypter nannten es sunter und bezogen es teils aus Syrien und Cypern, teils aus dem Lande Punt (Südarabien). Noch häufiger gebrauchten sie das Harz der ihr nahe verwandten Mastixpistazie (Pistacia lentiscus), das sie fatti nannten, während der Baum selbst bei ihnen schub hieß. Dieses Mastixharz, von dem man drei Sorten, nämlich ein schwarzes, rotes und weißes unterschied, diente in Ägypten seit den ältesten Zeiten zu Räucherungen in den Tempeln und als Heilmittel. Es war ein wichtiger Bestandteil der kyphi genannten und zu heiligen Räucherungen verwendeten Harzmischung und wird schon in Inschriften aus der Zeit Pepis I. (um 2600 v. Chr.) erwähnt; auch diente es zum Einbalsamieren der Leichen. Heute findet es im ganzen Orient seine Hauptverwendung als Kaumittel, um das Zahnfleisch fest und den Atem wohlriechend zu machen. Diese besonders bei den Frauen im Harem zur Kurzweil geübte Sitte muß ebenfalls schon uralt sein; denn nach ihr nannten die Griechen dieses Harz mastíchē (von mastázein kauen, mástax Mund, Bissen). So schreibt Dioskurides in seiner Arzneimittellehre: „Das Harz, das aus dem Mastixbaum (schínos) gewonnen wird, heißt mastíchē und macht gekaut den Atem angenehm und zieht das Zahnfleisch zusammen. Es wird auch zu Zahnpulvern benutzt und als Arznei gebraucht, wird auch in die Haut des Gesichtes gerieben, um ihr Glanz zu verleihen. Das beste und meiste liefert die Insel Chios; solches ist glänzend, hat die Farbe des tyrrhenischen Wachses, ist zerreiblich, wohlriechend. Das grüne ist schlechter. Die Verfälschung geschieht mit Weihrauch und Zapfenharz.“ Sein Zeitgenosse Plinius sagt in seiner Naturgeschichte: „Es gibt verschiedene Sorten von Mastix (mastiche); am höchsten wird der weiße von Chios geschätzt. Von ihm kostet das Pfund 20 Denare (12 Mark), während der dunkelfarbige nur 12 gilt. Der Mastix von Chios soll wie ein Gummi aus der Mastixpistazie (lentiscus) herausfließen und erhärten. Er, wie auch die Blätter des Baumes sind vielfach in arzneilichem Gebrauch. So weiß ich, daß der Arzt Demokrates der Considia, Tochter des Konsularen Marcus Servilius, geraten hat, Milch von Ziegen zu trinken, die mit lentiscus gefüttert wurden, und daß der Erfolg ein günstiger war.“

Auch im Mittelalter war der Mastix ein wichtiges Arzneimittel. In Westeuropa war er im 9. Jahrhundert n. Chr. eine große Seltenheit, doch fand er bald darauf durch Vermittlung der arabischen Ärzte im Arzneischatze des Abendlandes Eingang. Im 16. Jahrhundert wurde er regelmäßig in den Apotheken geführt. Heute noch wird er hauptsächlich auf der Insel Chios, daneben in geringerer Menge auf Samos und Cypern gewonnen. Zu dem Zwecke wird der strauchartige Mastixbaum in großen Beständen kultiviert und aus ihm das Balsamharz, das sich in besonderen Behältern in der Rinde befindet, durch Einschnitte in Stamm und Zweige gewonnen. Diese werden von Mitte Juni an zwei Monate hindurch von der Basis des Stammes bis hinauf in die Äste in Form von geraden oder gekreuzten Schnitten gemacht, aus denen das Harz in Tropfen heraustritt, um entweder direkt am Baum, oder, wenn es herabtropft, auf untergelegten Blättern oder Steinplatten zu erhärten, was nach 2–3 Wochen der Fall ist. Dann wird es sorgfältig in mit Papier oder Baumwollenzeug ausgelegte Körbchen gesammelt. Ein Bäumchen liefert 4–5 kg. Von den in den Handel gelangenden etwa 300000 kg Mastix im Werte von einer halben Million Mark liefert die von den Türken Sakîs ada, d. h. Mastixinsel genannte Insel Chios den größten Teil, und zwar ist die beste Sorte die an den Zweigen von selbst ausgeschwitzte, die kleine, durchsichtige, anfänglich grünliche, später gelbliche Stücke bildet. Die Masse wird bei langsamem Kauen im Munde erweicht, schmilzt bei 108° und entwickelt dabei einen balsamischen Geruch. Außer als Kaumittel dient sie im Orient als Beigabe zu Konfitüren und zur Darstellung des sehr beliebten, feinen Likörs Raki oder Mastichi, den man mit Wasser vermischt trinkt, bei uns zu Räucher- und Zahnpulvern, Kitt und besonders Firnis.

In ähnlicher Weise wird das wohlriechende Elemiharz verwendet, das Theophrast als Gummi des äthiopischen Ölbaums erwähnt. Schon im 16. Jahrhundert fand es als Resina elemnia als Räucher- und Wundheilmittel, wie auch zu Salben bei uns ziemlich häufige Verwendung. Es ist dies ein Sammelname für mehrere Harze, die aus Ostindien zu uns kamen. Das am meisten gebrauchte ist das offizinelle Manilaelemi, das von dem auf den Philippinen, besonders der Insel Luzon, aber auch auf dem asiatischen Festland kultivierten Canarium luzonicum gewonnen wird, und zwar durch zweimal jährlich wiederholtes Anschneiden des Baumes. Um einen rascheren Erguß des Harzes zu erzielen, wird in der Nähe des Baumes ein Feuer angezündet. In frischem Zustande stellt es eine klare, wenig gefärbte Auflösung von Harzen in ätherischem Öl dar, aus der sich das Harz zum Teil in fester Form ausscheidet, so daß es undurchsichtig ist. Es riecht balsamisch und schmeckt gewürzhaft bitter. Die beste Sorte ist gelblich bis grünlichweiß, zähflüssig, klebrig und erhärtet beim längeren Aufbewahrtwerden. An Stelle dieser schwer in Europa zu beschaffenden Droge führte man nach der Entdeckung Amerikas verschiedene ähnliche wohlriechende Harze ebenfalls unter demselben Namen Elemi in Europa ein, so das grünlichgelbe, später durch Ausscheidung von festem Harz kreidig aussehende Harz der in Yukatan und Mexiko wachsenden Amyris plumieri, einer sehr nahen Verwandten des Weihrauchbaumes, dann dasjenige von Carana- und Protiumarten in Westindien, Venezuela und Nordbrasilien. Später haben auch Ost- und Westafrika von Boswelliaarten Elemi geliefert. Doch wird neuerdings wieder am häufigsten der Manilaelemi verwendet, den der Jesuit Camellus 1701 zuerst erwähnt.

Dem Elemi ähnlich ist das Gommartharz, das auf Martinique und Guadeloupe von Bursera gummifera gewonnen wird. Es ist außen weißlich, innen grünlich oder gelblich, geschichtet, riecht terpentinartig und wird zu Firnissen benutzt, ebenso zu lithographischen Umdruckfarben, zum Steifmachen der Hüte und zu Salben und Pflastern. In derselben Weise dient der Cayenneweihrauch von Icica heptaphylla und das Harz von Occumé vom Gabunfluß in Westafrika.

Viel wichtiger als diese ist das Dammarharz. Dammar ist ein malaiisches Wort, das Harzträne, Harz bedeutet. Das in den Handel gelangende Dammarharz ist das freiwillig in großen Mengen austretende und bald an der Luft erhärtende Harz von Shorea wiesneri und anderen Dipterocarpazeen, hohen, Wälder bildenden Bäumen Vorder- und Hinterindiens und der südasiatischen Inseln. Es stellt gelblichweiße, durchsichtige, außen bestäubte Körner oder unförmliche Massen verschiedener Größe dar, ist im Bruche glasglänzend, muschelig, etwas klebend, leicht zerreiblich, riecht angenehm balsamisch und löst sich vollständig in Alkohol, Äther, Chloroform, Benzol und Schwefelkohlenstoff. Es dient zu technischen und Beleuchtungszwecken, zur Herstellung von Heftpflaster und liefert einen Firnis, der zwar nicht so dauerhaft wie der Bernstein- oder Kopalfirnis ist, aber, weil billig, farblos, klar und glänzend, sich sehr gut zum Überziehen von Ölgemälden eignet. Die erste Aufzeichnung über das Dammarharz findet sich um 1670 bei Rumphius, einem 1627 geborenen Deutschen, der als holländischer Konsul auf Amboina wirkte. Es gelangt seit 1827 hauptsächlich von Sumatra in den Handel. Die echte Droge ist das dammar putih oder weiße Harz der Malaien, während das dammar batu oder Steinharz, eine Art Manilakopal, der früher für das Dammar des europäischen Handels gehalten wurde, von der mit dem Dammarbaum verwandten Dipterocarpazee Vateria indica stammt. Das dammar item oder schwarze Harz rührt vom ostindischen Canarium strictum und C. rostratum der Molukken her. Das dammar mekong oder gelbe Harz und das dammar mata kutjing oder Katzenaugenharz stammt von Hopeaarten der Halbinsel Malakka, während der dammar dagieng oder Rosendammar von Resinodendron rassak, der dammar selo vom indischen Jackbaum (Artocarpus integrifolia) besonders auf Malakka und das Saulharz von Shorea robusta auf Sumatra und Java gewonnen wird.

Tafel 113.

Gewinnung von Rohterpentin in den Fichtenwäldern von Nordkarolina.

Destillation des reinen Terpentins in den Wäldern von Nordkarolina.
(Beide Bilder: Copyright by Underwood & Underwood.)

Tafel 114.

Die neuseeländische Kaurifichte (Agathis australis).

Kopalbäume (Trachylobium verrucosum) in Deutsch-Ostafrika.
(Nach „Karsten u. Schenck, Vegetationsbilder“.)

Erst seit dem Mittelalter ist in Europa das nordafrikanische Sandarakharz bekannt, das man von Wacholderarten abstammend wähnte und deshalb auch Wacholderharz hieß, bis der Naturforscher und Arzt Broussonet (1761–1807) von Montpellier, der längere Zeit auf den Kanarischen Inseln lebte und dort Pflanzen sammelte, zu Ende des 18. Jahrhunderts die in den Gebirgen des nordwestlichen Afrika, besonders im Atlas und seinen Vorbergen, heimische Zypressenart Callitris quadrivalvis als den wirklichen Erzeuger des von den Arabern Sandarak genannten Baumharzes entdeckte. Als solches kam es erst durch die arabischen Ärzte in Europa als innerliches und äußerliches Heilmittel, das auch zu Räucherungen und zur Herstellung von Pflastern und Salben diente, auf. Unter sandarache verstand man im Altertum das von uns Realgar genannte Schwefelarsen, während das von uns Sandarak geheißene Harz den Alten nicht bekannt war. Wohl kannten diese sehr wohl die ihn erzeugende Zypressenart, die die Griechen kédros und die Römer nach ihnen citrus nannten und deren Holz sie außer zu Schiffsbauten besonders in der Luxustischlerei zu kostbaren Möbeln und mottensicheren Kleiderkisten benutzten, aber daß ein Harz von ihr gewonnen werde, wird von keinem Schriftsteller derselben erwähnt. In der arabischen wie auch in der persischen Literatur des Mittelalters wird es als sindarûs oder sandarûs mehrfach erwähnt und dabei seine Ähnlichkeit mit dem Bernstein hervorgehoben.

In Europa hieß das Harz im Mittelalter vernix oder bernix — wie übrigens wohl auch der Bernstein —, was auf seine Verwendung zu Firnissen schließen läßt; denn das deutsche Wort Firnis ist wie auch das französische vernis und das englische varnish aus vernix hervorgegangen. Heute noch dient es außer in der Arzneikunde besonders zur Herstellung von Firnissen, Kitten und Lacken. Die Sandarakzypresse ist ein in Algerien forstlich gepflegter, meist 6 m hoher, sparrigästiger Baum oder Strauch, der teils freiwillig, teils aber durch Einschnitte in Stamm und Äste — durch letztere gewöhnlich geübte Manipulation wird eine viel größere Ausbeute erhalten — den in der Außenrinde enthaltenen Harzsaft herausfließen läßt. Getrocknet bildet es spröde, blaßgelbliche bis fast bräunliche, durchsichtige Körner, die beim Kauen nicht erweichen; es schmeckt balsamisch-harzig, etwas bitter, riecht beim Erwärmen balsamisch und etwas terpentinartig. Es wird mit Mastix, Kolophonium, Fichten- und Dammarharz verfälscht. Außer diesem hauptsächlich aus Marokko zu uns gelangenden echten Sandarak wird neuerdings in großer Menge ein ihm sehr ähnliches, nur in Weingeist reichlicher lösliches Harz von verschiedenen Callitrisarten als australischer oder tasmanischer Sandarak aus den Küstengebieten Australiens und Tasmaniens zu uns gebracht.

Bei dieser Gelegenheit wird es am Platze sein, einige Worte über den Firnis zu sagen, dessen Bezeichnung, wie gesagt, aus der mittelalterlichen Benennung des Sandaraks seinen Ursprung nahm. Man versteht darunter an der Luft schnell trocknende und eine glänzende, meist durchsichtige Decke auf den damit überzogenen Gegenständen bildende Flüssigkeit. Dabei unterscheidet man aus trocknenden Ölen bereitete fette Firnisse, dann durch Lösung von Harzen in diesen Ölen hergestellte Lackölfirnisse oder fette Lacke und endlich durch Lösung von Harzen in Terpentinöl oder Alkohol hergestellte Terpentinöl- und alkoholische Firnisse. Auch Äther, Kampferöl, Holzgeist und Aceton werden als Lösungsmittel angewendet. Unter ihnen sind die fetten Firnisse weitaus am dauerhaftesten, widerstehen der Wärme und Feuchtigkeit am besten, trocknen aber am langsamsten. Sie bestehen aus trocknenden Ölen, besonders Lein- und Mohnöl, deren Fähigkeit an der Luft unter Aufnahme von Sauerstoff zu trocknen durch Behandlung mit sauerstoffabgebenden Stoffen wie Bleiglätte, Braunstein oder Bleizucker erhöht werden kann. So wird beispielsweise Leinölfirnis in der Weise hergestellt, daß man helles, kalt gepreßtes Leinöl unter Umrühren etwa 2 Stunden kocht, dann nach Hinzufügen von 3 Prozent Bleiglätte abermals 3 Stunden kocht. Hierauf läßt man die Flüssigkeit mehrere Monate lagern, bleicht sie auch in einem mit einer Glasplatte bedeckten Bleikasten in 10 cm hoher Schicht durch Sonnenlicht. Der weitaus feinste Firnis aber ist der Kopallack, wie auch der Bernsteinlack.

Unter dem Sammelnamen Kopal versteht man sehr verschiedene, schwer schmelzbare, bernsteinähnliche Baumharze, die nach den verschiedenen Verschiffungsplätzen unterschieden werden und teils rezent, zum größten Teil aber fossil sind, d. h. von vorweltlichen Harzbäumen getropft sind und in kleineren oder größeren Klumpen aus der Erde gegraben werden. Besonders Afrika ist reich an Kopalen, von denen man hauptsächlich den ostafrikanischen oder Sansibar- und Mosambikkopal und den westafrikanischen oder Kamerunkopal unterscheidet.

Der ostafrikanische Sansibar- und Mosambikkopal wird meist an der Küste zwischen 5 bis 15° südlicher Breite gegraben und stammt von der Leguminose Trachylobium verrucosum. Es ist dies ein bis 40 m hoher Baum mit mächtigem Stamm und weit ausgebreiteten Ästen, lederförmigen Blättern, ziemlich großen, roten Schmetterlingsblüten in Rispen und länglichen, warzigen, nicht aufspringenden Hülsenfrüchten. Er ist ein typischer Küstenbaum, der nur im Bereich der Seewinde gedeiht, auch an den Küsten Madagaskars wächst und neuerdings zur Harzgewinnung auf Ceylon und Java angepflanzt wird. Stamm und Äste sind vielfach mit einem klaren Harzüberzug reichlich bedeckt. Dieses Harz wird vom Baume abgelöst und kommt als Baumkopal in den Handel. Weitaus der meiste Kopal wird aber in einem 150–300 km breiten Küstenstreifen, wo der Baum einst unweit des Meeres gedieh und in der Folge spurlos bis auf das von ihm ausgeschwitzte unverwesliche Harz verschwand, aus der Erde gegraben. Dieser ist im rohen Zustande von einer mit Sand vermengten undurchsichtigen Verwitterungskruste bedeckt, im Innern jedoch vollständig klar und durchsichtig, von blaßgelber bis blaßrötlicher Farbe. Um diese Sand- und Verwitterungskruste zu entfernen, wird er mit Soda oder Pottaschenlauge gewaschen und zeigt dann eine facettierte Oberfläche, welche man allgemein als Gänsehaut bezeichnet. Er ist der härteste aller Kopale und kommt darin dem Bernstein fast gleich. Er dient zur Herstellung der besten Lacke und Firnisse, die imstande sind, Wind und Wetter lange Zeit erfolgreich zu widerstehen. Die größten, schönsten und durchsichtigsten Stücke werden wie Bernstein zu Dreh- und Schnitzarbeiten verwendet. Übrigens unterscheidet man von diesem fossilen Kopal zwei Sorten: eine, die Chakazzi genannt wird, nur eine schwache Verwitterungskruste besitzt und eine geringe Härte aufweist, als Beweis dafür, daß sie erst verhältnismäßig kurze Zeit im Boden gelegen haben kann. Sie findet sich über dem Boden oder ganz oberflächlich im Boden an Stellen, wo der Baum noch vorkommt, zumeist aber im Rückgang begriffen ist. Der eigentliche, reife Kopal aber liegt tiefer im Boden, von Sand und Erde überlagert, an Stellen, wo weit und breit keine Kopalbäume mehr zu sehen sind, weil sich das Meer inzwischen weit zurückgezogen hat und infolgedessen die Lebensbedingungen für dieselben aufhörten günstige zu sein. Es ist schon längst auch aus andern Tatsachen festgestellt worden, daß die Ostküste Afrikas in langsamem Vorrücken begriffen ist und das Meer einst jene steppenartigen, öden Gegenden bespülte, in denen jetzt der Kopal gegraben wird. Wenn die auf den Nordostmonsun folgenden Regen die Erde aufgelockert haben, beginnen die Eingeborenen mit kleinen Hacken nach diesem fossilen Harze zu graben, von dem jetzt schon jährlich für über eine Million Mark über Sansibar ausgeführt wird. Bei geordnetem Betrieb könnte noch viel mehr davon gewonnen werden, was eine wichtige Einnahmequelle für das Deutsche Reich bedeuten würde, da fast die ganze Kopalgegend zur deutschen Kolonie gehört.

Auch die Küste von Westafrika weist von Sierra Leone bis nach Benguela hin an zahlreichen Orten fossilen Kopal auf. Er wird in Mergel, Sand oder Lehm in Tiefen bis zu 3 m gefunden und kommt neuerdings in viel größeren Mengen als der ostafrikanische in den Handel, ist aber von geringerer Qualität und wird nur mit 2 Mark per kg bezahlt, während jener beinahe das Dreifache davon gilt. Während der Kopal von Angola eine demjenigen von Sansibar ähnliche, nur größere Oberflächenfacettierung zeigt, auch in größeren, bis 2 kg schweren Klumpen ausgegraben wird, ist derjenige von Gabun oder Benguela von eigenartigen, tiefen Sprunglinien durchzogen, an denen er leicht erkannt werden kann. Diese sind dadurch entstanden, daß sich das Harz im Laufe der Zeit an der Peripherie stärker zusammenzieht als im Innern; wenn dies nur in geringem Maße geschieht, so bildet sich die für den Sansibarkopal charakteristische facettierte Oberfläche von kleinen, polygonalen Wärzchen. Seit einigen Jahren kommt auch aus Kamerun Kopal in den Handel, der für diese Kolonie von Bedeutung zu sein scheint. Er wird in faust- bis kindskopfgroßen, graugelben Stücken gefunden und ist meist von einer starken, gelblichweißen Verwitterungskruste bedeckt. Dies und seine außerordentliche Härte beweisen, daß wir es ebenfalls mit einem fossilen Baumharze zu tun haben. Rezent vom Baume gewonnenes Harz ist dort nicht bekannt; doch findet sich in Kamerun ein Kopalbaum, aber kein Trachylobium, sondern eine andere, Copaifera genannte Leguminose. An einzelnen Stellen Nordkameruns findet sich dieses Harz in mächtigen Lagern im Boden und kann leicht gegraben werden. An Stellen, an denen es vermutet wird, legt man Probeschürfungen an und beutet dann das Gefundene aus. Doch wird hier wie überall sonst in Afrika die Kopalgewinnung bis jetzt recht nachlässig betrieben. In Jahren, da die Feldfrüchte gut geraten und der Neger genug zu essen hat, wird er nie daran denken, Kopal zu graben; denn solches verursacht Mühe, und jede Anstrengung sucht er nach Möglichkeit zu vermeiden. Merkwürdig ist, daß hier so wenig als in der ostafrikanischen Kolonie sich das deutsche Kapital bis jetzt um die Ausbeutung dieser Naturschätze bekümmerte.

Ist nun Afrika recht eigentlich das Land der Kopale zu nennen, so findet sich dieses Naturprodukt auch anderwärts, so als Brasilkopal an der Ostküste Südamerikas, als Manilakopal auf den Philippinen, Sundainseln und Molukken und als Kaurikopal auf der Nordinsel von Neuseeland. Der Brasilkopal ist die weichste Kopalart, findet sich niemals fossil, sondern stammt durchgehends von jetzt noch lebenden Bäumen. Am häufigsten kommt das von Hymenae courbaril stammende Harz in Form von knolligen, gelben bis dunkelgrünen Stücken mit einem ganz dünnen, kreidigen Überzug in den Handel. Wahrscheinlich liefern auch noch andere Arten von Hymenae in Südamerika Kopal. Der Manilakopal fließt in Massen aus dem Stamm einer stattlichen Fichte, Agathis dammara, hervor, vereinigt sich an den Wurzeln in Klumpen, wird häufig vom fließenden Wasser fortgeschwemmt und sammelt sich nicht selten am Ufer der Flüsse in großen Blöcken an. Er kommt in bis zu 40 kg schweren Stücken in den Handel. Die Oberfläche derselben ist meist etwas dunkler gefärbt als das Innere, doch fehlt eine eigentliche Verwitterungskruste. Die Farbe ist gewöhnlich bernsteingelb, seltener braun, der Geruch ist angenehm balsamisch, ähnlich demjenigen des Kaurikopals. Dieser Kaurikopal stammt von der neuseeländischen Kaurifichte (Agathis australis), die auf den nördlichsten Teil der Nordinsel beschränkt ist und hier nur an ihr besonders zusagenden Stellen vorkommt. Das ist um so bedauerlicher, da sie nicht nur ein sehr schöner, stattlicher, bei einem Stammdurchmesser von bis zu 7 m 50 m Höhe erreichender Baum mit zahlreichen Ästen und dunkeln Blättern ist, sondern auch treffliches Nutzholz und große Mengen Harz liefert. Dieses letztere fließt freiwillig aus dem Stamm und sammelt sich in großen Klumpen an den Wurzeln, findet sich aber auch am und im Boden an Stellen, wo ehemals Kauriwälder standen, massenhaft, oft in mehreren Lagen übereinander, vor, so daß das zumeist von dort angesiedelten Österreichern ausgeübte Gewerbe des Kopalgrabens ein sehr lohnendes ist. Diese Kopalgräber, fast ausschließlich Dalmatiner, wohnen meist in Auckland und ziehen mit einem dünnen Stahlspeer und einer gewöhnlichen Schaufel ausgerüstet auf die Suche nach dem Kaurikopal. Zunächst wird der Speer in die Erde gestoßen. Fühlt nun der Gräber, daß er auf einen Kaurikopalklumpen gestoßen ist, so beginnt er zu graben. Neuerdings werden auch weite Strecken umgegraben, ohne daß erst der Stahlspeer Anwendung findet. Die Klumpen schwanken von Nuß- bis Kindskopfgröße, doch hat man gelegentlich auch bis 46 kg schwere Massen gefunden. Als Zeichen, daß sie schon sehr lange im Boden gelegen haben, sind sie meist mit einer starken Verwitterungskruste überzogen. Im Gegensatz zur weißlichen Farbe des frisch aus dem Kauribaume geflossenen, auch viel weicheren Kopals ist diejenige des härteren fossilen, seiner Entstehungszeit nach meist ins Tertiär zurückreichenden Kopals hellgelb bis dunkelbraun; doch sind letztere Stücke, die meist aus sumpfigen Stellen gegraben werden, weniger beliebt. Die Masse ist hart, riecht intensiv balsamisch und schmeckt gewürzhaft. Als der neuseeländische Kaurikopal gegen das Ende der 1840er Jahre zuerst aufgefunden und nach London geschickt wurde, hatte man zunächst keine Verwendung dafür. Von den Amerikanern lernten dann die Engländer seine trefflichen Eigenschaften kennen und schätzen. So benutzten sie ihn bald außer zur Herstellung von Lacken und Firnissen zum Beschweren der Seide, bei der Linoleumfabrikation usw. Infolge der vermehrten Nachfrage wurde seine Gewinnung immer eifriger betrieben. Während sein Export noch im Jahre 1860 nur wenig über 100000 kg im Werte von 890000 Mark betrug, war er 1899 auf über 11 Millionen kg im Werte von 13 Millionen Mark gestiegen. In letzter Zeit ging die Produktion desselben etwas zurück; doch sind jetzt noch über 7000 Personen mit seiner Gewinnung beschäftigt. Ein ganz ähnliches, ebenfalls von einer Agathis stammendes fossiles Harz wird übrigens auch in Neu-Kaledonien gegraben und kommt ebenfalls als Kaurikopal in den Handel.

Zur Herstellung von Lacken und Firnissen wird der Kopal, um ihn löslich zu machen, geschmolzen. Ist er wieder erstarrt, so wird er gepulvert und längere Zeit der Luft ausgesetzt. Zur Bereitung von fettem Kopalfirnis mischt man den geschmolzenen Kopal sofort mit erhitztem Leinölfirnis, kocht, wenn der Lack weich werden soll, einige Zeit, setzt dann das ebenfalls erhitzte Terpentinöl hinzu und filtriert nach dem Erkalten durch graues Löschpapier. Elastischen Kopalfirnis erhält man aus 3 Teilen Kopal, 1,5 Teilen Leinölfirnis und 9 Teilen Terpentinöl. Doch wird letzteres erst zugesetzt, nachdem der Leinölfirnis mit dem Kopal 2–3 Stunden gekocht hat. Etwas mehr Leinöl macht den Lack noch elastischer; nimmt man aber nur 1,25 Teil Leinölfirnis und kocht nicht, so trocknet der Firnis schnell. In Chloroform oder Benzol gelöster Kopal wird als Kaltlack in der Photographie benutzt.

Für die Kulturgeschichte Europas von außerordentlicher Bedeutung ist der Bernstein, von den Franzosen und Engländern als gelbe Ambra bezeichnet — ein Produkt, über das alles Mögliche gefabelt wurde (die echte graue Ambra, deutsch ursprünglich Amber, nach dem arabischen anbar, da die arabischen Ärzte zuerst diesen Stoff dem Abendlande übermittelten, genannt, findet sich in Stücken von bis zu 90 kg Gewicht, 1,5 m Länge und über 0,5 m Dicke bei Madagaskar, Java, Japan, Surinam, Brasilien im Meere schwimmend, bis seine Herkunft als Auswurfsstoff des bis 25 m Länge erreichenden Pottwals dadurch erkannt wurde, daß man ihn auch in den Gedärmen jenes Zahnwales fand. Der Amber ist eine graubraune, leichte, wachsartige, in der Hand erweichende Masse von sehr verschiedener, meist graubrauner Färbung und höchst angenehmem Geruch, löst sich in Alkohol und Äther, läßt sich in kochendem Wasser in eine ölige Flüssigkeit umwandeln und bei großer Hitze verflüchtigen. Er wurde früher als Aphrodisiacum, dann als Arzneimittel verwendet, dient heute nur noch als Parfüm in Räuchermitteln und wohlriechenden Ölen und Seifen). Der deutsche Ausdruck Bernstein, der noch im 16. und 17. Jahrhundert Börnstein (im angelsächsischen burn brennen ebenfalls enthalten) hieß, bedeutet Brennstein, weil dieser an der südlichen Ostseeküste in Ostpreußen vom stürmischen Meere meist in sogenanntem Bernsteinkraut (Tangen, besonders Fucus vesiculosus und fastigiatus) eingehüllt ans Ufer geworfene zitronengelbe bis weiße oder rotbraune, mehr oder weniger durchsichtige Stein ins Feuer geworfen mit rußender Flamme und Ausströmenlassen eines aromatischen Geruches verbrennt. Seine geheimnisvolle Herkunft auf den Wogen des Meeres in Verbindung mit der für einen Stein höchst merkwürdigen Eigenschaft, brennbar zu sein, machte ihn schon in sehr früher vorgeschichtlicher Zeit zuerst in seiner Heimat und dann weit darüber hinaus zu einem höchst wertvoll geachteten Amulette und zugleich, dank seiner schönen Farbe und prächtigen Politurfähigkeit, auch Schmuckstein. Von der jüngsten neolithischen Zeit an wurde er besonders zur Bronze- und ersten Eisenzeit durch Tauschhandel immer weiter nach Süden zu den reichen Völkern am Mittelmeer, den Etruskern, Mykenäern, Syrern und Ägyptern verbreitet, in deren Gräbern wir ihn in Perlenform zum Tragen an einem Bande um den Hals finden. Kein anderes Naturprodukt hat die Kultur Deutschlands in der jüngeren vorgeschichtlichen Zeit so mächtig beeinflußt als der Bernstein, der bald auf zwei durch zahlreiche Depotfunde von dagegen eingetauschten Artikeln, besonders Bronzewaffen, dann auch durch Beeinflussung ihrer Ornamentik und ihrer Töpfereiprodukte deutlich als solche charakterisierten Handelswegen nach Süden transportiert wurde. Der eine führte der Weser entlang, durchs Tal der Fulda nach dem Rheintal und von da über einige Alpenpässe nach Italien und gleichzeitig ins Rhonetal, der andere führte die Oder aufwärts durch das Tal der March ins Gebiet der Donau. Die Griechen nannten den Bernstein élektron — ein Ausdruck, aus welchem bekanntlich unsere Bezeichnung Elektrizität hervorging, weil man am Elektron, wenn er gerieben wurde, zuerst die später als elektrisch erkannten Eigenschaften entdeckte. Wie die vornehmen Mykenäer Bernsteinschmuck trugen, den wir in ziemlicher Menge unter den Totenbeigaben ihrer reich mit kunstvoll aus Gold und Silber und einer wegen der Farbe ebenfalls als élektron bezeichneten Mischung beider Edelmetalle hergestellten Schätzen ausgestatteten Gräber finden, so trugen auch die Männer und Frauen der homerischen Zeit Bernsteinschmuck. Nach den ältesten auf uns gekommenen Nachrichten der Griechen sollen die diesen wertvollen Schmuckstein zu ihnen bringenden phönikischen Bernsteinhändler erzählt haben, daß im Nordwesten der Erdscheibe sich der Eridanos (als mythologischer Name später auf den Po bezogen) in den Okeanos (das die Erdscheibe umgebend gedachte Meer) ergieße, an dessen Mündung gewisse Bäume von der dort nahe vorbeifahrenden Sonne Bernstein ausschwitzen. Aus dieser Sage geht hervor, daß schon die alten Phönikier und die von ihnen weitgehend beeinflußten Griechen den Bernstein richtig als Baumharz erkannten. Dies war auch bei den Römern der Fall, die ihn succinum nannten, weil er aus dem Saft (succus) bestimmter Bäume, die Plinius geradezu als eine Art Pinien bezeichnet, entstanden sei.

Selbstverständlich hat es schon die Kulturvölker des Altertums aufs höchste interessiert, zu erfahren, was für eine Bewandtnis es mit dem aus unbekanntem Norden zu ihnen gelangenden Bernstein auf sich habe. Der erste, von dem wir wissen, daß er um die Säulen des Herkules (die Meerenge von Gibraltar) herum eine Entdeckungsreise nach dem Norden unternahm, um die Heimat des Bernsteins wie auch des Zinnes und köstlicher Felle zu erkunden, war der Grieche Pytheas aus Massalia (Marseille) zur Zeit Alexanders des Großen um 330 v. Chr. Über seine Reise nach Britannien, der Insel Thule (wohl eine der Shetlandinseln) und dem Bernsteinland (wahrscheinlich an der Nordseeküste Schleswigs) schrieb er dann nach seiner Rückkehr in die Vaterstadt einen Periplus, d. h. Umfahrt, benannten, uns in einzelnen Fragmenten erhaltenen Bericht, worin er erzählt, daß der Bernstein (élektron) auf der Insel Abalos im Okeanos gegenüber dem germanischen Volke der Guttonen von den Wellen angetrieben werde. Jedenfalls ist er nicht in die Ostsee, geschweige denn ins Samland gelangt, sondern wird den von ihm mitgeteilten Bescheid von den Bewohnern Nordfrieslands an der Westküste Schleswigs, zu denen er gelangte und bei denen er den Bernstein eintauschte, erhalten haben. Jedenfalls ist auch späterhin noch Bernstein von der friesischen Nordseeküste her zu den Völkern des Mittelmeeres gebracht worden, da der um 79 n. Chr. verstorbene Römer Plinius die von ihm Glessarien oder Elektriden genannten Bernsteininseln ins germanische Meer gegenüber Britannien verlegt.

Die erste sichere Andeutung der samländischen Küste im jetzigen Ostpreußen als Heimat des Bernsteins gibt uns der seit 30 v. Chr. 22 Jahre in Rom als Lehrer der Rhetorik lebende und sich daneben mit dem Studium der römischen Geschichte beschäftigende Grieche Dionysios von Halikarnaß südlich von Milet an der Westküste Kleinasiens. Der römische Geschichtschreiber Cornelius Tacitus (54–117 n. Chr.), der uns die erste ethnographische Schilderung des alten Germaniens und seiner Bewohner gab, wußte, daß die Ästyer (Esthen) von der rechten Küste des suevischen Meeres (Ostsee) den Bernstein glesum (wohl später auf das ähnlich durchsichtige und glänzende Glas übertragen) nannten, daß sie ihn als Auswurf des Meeres sammelten und an die Römer verhandelten. Um mit den Bewohnern der Bernsteinküste direkt in Verbindung zu treten, sandte dann der von 54–68 regierende Kaiser Nero eine römische Expedition unter Anführung eines römischen Ritters an die Ostseeküste nach Norden, von wo sie mit diesem kostbaren Erzeugnis des Samlandes reich beladen heimkehrte.

Im Mittelalter fand ein ausgedehnter Bernsteinhandel besonders nach dem Oriente hin statt, wo er heute noch als Amulett zum Schutze vor Erkrankung und als Schmuckstein sehr geschätzt wird. In den ältesten Zeiten war das Auflesen des Bernsteins jedermann erlaubt. Erst die mittelalterlichen Bischöfe erkannten in dem lapis ardeus vulgo Börnstein ein geeignetes Steuerobjekt, das ihnen großen Gewinn brachte. Die erste Urkunde darüber datiert aus dem Jahre 1264. Nach ihnen beuteten die Deutschen Ritter das Bernsteinregal in größtem Maßstabe aus und verkauften den Bernstein an die Bernsteininnungen, die sich um 1300 in Lübeck und Brügge, 1450 in Stolp, Kolberg und Danzig und 1640 in Königsberg bildeten. Köln, Frankfurt am Main, Nürnberg und Venedig waren damals die Haupthandelsplätze für Bernstein. Später wurden mit großer Strenge waltende Bernsteingerichte eingesetzt, und die Strandbewohner mußten den Bernsteineid schwören, in welchem sie gelobten, allen gefundenen Bernstein an die Behörde abzuliefern, die sich das alleinige Recht am Bernstein anmaßte. Und diejenigen, die das anstrengende und gefährliche Amt hatten, den Bernstein aus dem Meere mit Netzen zu fischen, erhielten als einzige Entschädigung das für ihr Fischereigewerbe nötige Salz. Diese unnatürlichen Verhältnisse führten zur Verpachtung der Bernsteinnutzung an Danziger Kaufleute, die alsbald den Handel bis Indien und Persien ausdehnten und in vielen Städten Faktoreien einrichteten. Die guten Geschäfte, die sie dabei machten, veranlaßte die Regierung, die Sache wieder selbst in die Hand zu nehmen. Doch wechselten in der Folge noch vielfach Verpachtung und Selbstverwaltung miteinander ab. Erst zu Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Bernsteineid abgeschafft, seit 1811 wurde das Recht der Bernsteingewinnung in Generalpacht gegeben und seit 1837 an den Meistbietenden verkauft.

Der Bernstein der preußischen Ostseeküste wurde später auch aus dem Meere gebaggert und wird seit 200 Jahren am Lande in großem Maßstabe gegraben. Er findet sich in der sogenannten Blauen Erde, einer durch Glaukonitkörnchen bläulich gefärbten, sandig-tonigen Bildung von 1,25–6 m Mächtigkeit, zusammen mit Holzresten, Haifischzähnen, Meeresmuscheln usw. Diese Blaue Erde ist unteroligozänen Alters, doch findet sich der Bernstein in ihr auf sekundärer Lagerstätte; er muß also älter sein und wurde von einem damals durch das Meer zerstörten, gegen Skandinavien zu gelegenen Land hier eingeschwemmt. Mit welcher Gewalt heute noch besonders Nordweststürme Bernstein vom Meeresgrunde loslösen, um ihn, meist in Tange eingewickelt, mit den Wellen ans Land zu treiben, das beweist, daß in einer einzigen Herbstnacht 1862 in der Gegend von Palmnicken und Nodems nicht weniger als gegen 2000 kg Bernstein angeschwemmt wurden. Meist sind es nur kleine Stücke, und solche von 500 g kommen darunter nur selten vor. Das größte bis jetzt bekannt gewordene Stück Bernstein wog 6750 g und befindet sich im königlichen Mineralienkabinett in Berlin.

Wie schon der große Aristoteles (384–322 v. Chr.) richtig vermutete, ist der Bernstein ein von einem Baume geflossenes Harz. Diese Erkenntnis einiger Gelehrter des Altertums ging im Mittelalter wieder verloren und an ihre Stelle traten die vagsten Vermutungen, bis erst wieder Boch 1796 ihn für ein fossiles Pflanzenharz erklärte und Struve ihn 1811 von einem Nadelholze ableitete. Conventz wies dann nach, daß der Bernstein des Samlandes von einer Fichte, Picea succinifera, abstammt, deren Holz- und Rindenreste häufig im Bernstein eingeschlossen vorkommen. Wie bei den heutigen Kiefern und Fichten sogenannte Harzgallen mitten im Holz entstehen, so bildeten sich solche bei der Bernsteinfichte auch im Kambium. In ihrem Harzreichtum kann letztere mit der vorhin besprochenen neuseeländischen Agathis australis verglichen werden, deren Stamm und Äste dermaßen von Harz triefen, daß sie vielfach davon wie mit Eis in Krusten und Zapfen bedeckt sind. Das Harz der Bernsteinfichte wurde in solchen Massen ausgeschieden, daß es den Stamm herablief und sich um die Wurzeln sammelte, oder von den Zweigen tropfte und auf allerlei am Boden liegende Blätter fiel, deren Form es im Abdruck bewahrte. Dabei wurden zahlreiche Insekten und andere Tiere vom zähen Harz umflossen und in ganz idealer Weise durch die Jahrmillionen bis auf unsere Zeit konserviert. Die zahlreichen pflanzlichen Einschlüsse beweisen, daß der Bernsteinwald, der spätestens eozänen Alters ist und von manchen selbst in die oberste Kreide verlegt wird, außer Tannen und Fichten Lebensbäume (Thuja), Eichen, Palmen, Lorbeergewächse, Erikazeen, Farne, Flechten und Moose enthielt. Ungeheure Zeiträume hindurch standen diese Wälder und sammelte sich in ihnen der Bernstein an. Die Bäume selbst, die ihn ausgeschwitzt haben, sind mit allen andern Lebewesen schon längst zugrunde gegangen und nur das unverwesliche Harz derselben hat sich durch die ungeheuren Zeiträume, die uns von jener Periode trennen, erhalten.

Der Bernstein ist meist klar und gleichmäßig honiggelb, seltener gelblichweiß bis braun gefärbt; nur ausnahmsweise ist er mit Luftblasen erfüllt und schaumig. Er entwickelt beim Reiben einen eigentümlichen Geruch, wird dabei negativ elektrisch, schmilzt bei 287°, brennt mit rußender Flamme, wobei er einen angenehmen Geruch entwickelt, wird beim Erhitzen in Öl weich und biegsam und läßt sich dann in Formen pressen, dabei wird milchiger Bernstein durchsichtig. Früher wurde er hauptsächlich zu Amulettschmuck verarbeitet, wie heute noch aus ihm bestehende Perlenhalsbänder mit Vorliebe zahnenden Kindern zum vermeintlichen Erleichtern des Zahnens um den Hals gehängt werden. Gegenwärtig wird er meist zu Zigarren- und Pfeifenspitzen verarbeitet, während der Abfall und die kleinen Stücke zur Herstellung eines trefflichen Firnisses benutzt werden. Früher glaubte man bei uns wie heute noch in Rußland, daß er alle Krankheiten anziehe und so seinen Träger davor beschütze, weshalb Bernsteinhalsbänder sehr beliebt und geschätzt waren. Desgleichen sollten aus Bernstein verfertigte Schalen und Schüsseln jede Vergiftung der aus ihnen genossenen Speisen und Getränke verunmöglichen und aufheben, was besonders im alten Rom der Cäsaren für sehr wertvoll gelten mußte, da dort solche in gewissen Kreisen an der Tagesordnung waren. Gegenwärtig ist Bernstein namentlich in China und Japan als geschätztes Amulett gegen Krankheiten, in Marokko gegen die Gefahren des Krieges viel im Gebrauch. Im ganzen wird in Deutschland jährlich für 2165000 Mark Bernstein für Zigarren- und Pfeifenmundspitzen, für 145000 Mark für Halsperlen und für 190000 Mark für Firnis und Lack verbraucht. Plinius erzählt in seiner Naturgeschichte, daß er zu seiner Zeit besonders von den Kelten der Poniederung und der Südabhänge der Alpen als Schutzmittel gegen den Kropf getragen wurde. Schon in den vorgeschichtlichen Niederlassungen Oberitaliens findet er sich häufig, ist aber hier nicht der ostpreußische gelbe, sondern ein in der miozänen Molasse des Landes selbst, speziell der Emilia, gefundener rötlicher oder brauner Bernstein, der aber nur in erbsen- bis nußgroßen Stücken vorkommt. Bei der überaus großen Wertschätzung, die aller Bernstein seit der jüngeren Steinzeit bei sämtlichen europäischen Völkern genoß, ist es nicht zu verwundern, daß solcher bereits in vorgeschichtlicher Zeit auch aus dem Potal nach den danach lüsternen Ländern im östlichen Mittelmeergebiet gelangte, sonst hätten nicht, wie wir vorhin sahen, die phönikischen Kaufleute den ältesten Griechen angegeben, daß der Bernstein von den Ufern des Eridanos (= Po) komme, wo er durch die starke Hitze der dort in der Nähe vorbeifahrenden Sonne aus gewissen Bäumen ausgeschwitzt werde. Übrigens gibt es in den meisten Ländern Europas und anderwärts verschiedenerlei, meist tertiären Landbernstein, der eine mehr oder weniger starke Verwitterungskruste besitzt, wodurch er sich vom Seebernstein der Ostseeküste unterscheidet; doch ist er nirgends in solcher Massenhaftigkeit wie in der Blauen Erde der ostpreußischen Küste vorhanden, wird zudem meist nur in kleinen, gewöhnlich dunkel gefärbten Stücken gefunden und hat infolgedessen auch keinerlei Bedeutung als Handelsartikel erlangt.

Ferner findet zur Bereitung von Firnis das Lackharz vielseitige Verwendung. Es ist dies ein in mehr oder weniger dicken Krusten, seltener auch Tropfen von Zweigen indischer und hinterindischer Sträucher und Bäume wie Aleurites lactifera, Schleichera trijuga, Butea frondosa, besonders aber Feigenarten wie Ficus religiosa und indica abgelesenes Harz, das durch die Weibchen der Lackschildlaus (Coccus lacca) hervorgebracht wird. Diese sammeln sich an den betreffenden Zweigen so massenhaft an, daß jene von ihnen geradezu rot bestäubt erscheinen. Nach ihrer Befruchtung stechen sie ihre lebende Unterlage an und scheiden durch Umwandlung des von ihnen aufgesaugten Saftes in ihrem Körper die Harzmasse als Exkret aus, die die Tierchen völlig umhüllt und oft auf die darunter befindlichen Zweige herabtropft. Unter dieser schützenden Umhüllung, in welcher der aufgebrauchte weibliche Organismus zugrunde geht und der Nachkommenschaft als Wiege dient, entwickeln sich die jungen Schildläuse, bis sie, reif geworden, dieselbe durchbohren und ausschlüpfen. Der Lack wird nun samt den Zweigen von den Bäumen abgebrochen und von jenen abgelöst, und zwar meist erst nach dem Ausschlüpfen der Schildläuse, um die Produktion nicht herabzusetzen. Früher wurde der undurchbohrte Lack, der noch die jungen Schildläuse und damit viel roten Farbstoff enthält, höher geschätzt als jetzt und speziell in Indien zur Gewinnung eines scharlachroten, dem Karmin der Cochenille an Leuchtkraft sehr nahe kommenden, zur Färbung von Baumwolle und Seide verwendeten Farbstoffs benutzt, der daselbst heute noch als Lacklack in den Handel kommt. Entzieht man der Masse den roten karminartigen Farbstoff mit schwacher Sodalösung, so entsteht der gelblichbraune Körnerlack, aus dem man durch Schmelzen und Auffangen der bei 140° geschmolzenen Masse auf Bananenblättern den Schellack in Form von glänzenden, braunroten, dünnen, flachen Stücken mit muscheligem Bruch gewinnt. Der Schellack schmilzt leicht, löst sich größtenteils in Weingeist und Äther, in Alkalien und gesättigter Boraxlösung; er kann auch durch Chlor gebleicht werden, wodurch er für die Herstellung von farblosen Firnissen besonders geeignet wird. Man gebraucht ihn namentlich zur Bereitung der Weingeistfirnisse, der Tischlerpolitur, des Siegellacks, verschiedener Kitte und in der Feuerwerkskunst, auch bildet er die Hauptmasse des Marineleims und der Elektrophorkuchen. In Borax aufgelöst dient er als Wasserfirnis zum Steifen und Wasserdichtmachen der Filzhüte, zum Firnissen von Papier und, mit feinem Ruß versetzt, als unauslöschliche Tinte.

In China und Japan dagegen wird der Lack durch Einschnitte in Stamm und Äste des zu den Terebinthen oder Balsamgewächsen gehörenden Firnissumachs (Rhus vernicifera) gewonnen. Es ist dies ein daselbst heimischer, zur Lackgewinnung vielfach auch angepflanzter äußerst giftiger Baum, dessen Ausdünstungen schon schädlich sind und dessen übelriechender Saft, auf die Haut gebracht, starke Entzündung derselben mit Bildung von schmerzhaften Geschwüren hervorruft. Er erreicht eine Höhe von 8–10 m und hat gestielte, eiförmige, zugespitzte, unten mit feinen Haaren bedeckte Blätter, die nicht giftig sind. In dem durch Einschnitte in die Rinde ausfließenden weißen Milchsaft ist das Lakkol enthalten, das durch ein Lakkase genanntes Ferment an der Luft in den glänzend schwarzen Lack umgewandelt wird. Aus diesem Produkt stellen die Ostasiaten, besonders die Japaner, durch Mischen mit dem Öle der Bignonia tomentosa, eines Kletterstrauches mit großen trompetenartigen Blüten, oder der Perilla ocymoides, mit Zusatz von Zinnober, wenn die Farbe eine rote sein soll, sonst ohne solchen, ihren berühmten Lackfirnis her. Schon im Mittelalter war bei ihnen dieser prächtige, fast unverwüstliche Firnis im Gebrauch, um mit ihm fast alle Holzgegenstände des täglichen Gebrauchs, Eß- und Trinkgeschirr, wie auch kleine und große Möbel, selbst ganze Tempel zu überziehen. Schon aus der Zeit des 12.-15. Jahrhunderts sind uns Namen berühmter Lackkünstler überliefert, und um 1700 hatte die Lackkunst besonders durch den Maler Ogata Korin ihren Höhepunkt erreicht. Die ersten japanischen Lackwaren gelangten in der zweiten Hälfte des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts durch die seit 1557 auf der Insel Macao an der Mündung des Perlflusses 133 km südöstlich von Kanton niedergelassenen Portugiesen und dann aus Manila, der Hauptstadt der durch die seit 1569 von den Spaniern besetzten Philippinen, nach Europa. War doch das durch die Reisebeschreibung des Venezianers Marco Polo aus dem 13. Jahrhundert als Zipangu im Abendlande bekannte Japan 1543 von den Portugiesen entdeckt und von ihnen der erste Handelsverkehr mit jenem kunstsinnigen Volke angebahnt worden. Sie brachten dann die Jesuiten ins Land, als deren berühmtester Missionar der heilige Franz Xaver zu nennen ist. Aber von 1617–1637 gab es dann Reibereien zwischen den Vertretern beider Nationen, die damit endigten, daß die zahlreichen unter den Japanern gewonnenen Christen wieder ausgerottet und die Portugiesen vertrieben wurden. Dafür erhielten die Holländer, die seit 1609 freien Zutritt und Erlaubnis zum Handeln erlangt hatten, eine allerdings recht beschränkte Möglichkeit der Ausfuhr japanischer Kunstgegenstände, unter denen außer Porzellan- und Metallgegenständen hauptsächlich Lackartikel eine wichtige Rolle spielten. Da diese letzteren bei den Vornehmen Europas großen Beifall fanden und viel begehrt wurden, suchten die Holländer sie bald auch nachzuahmen, was ihnen indessen nicht gelang. Eine ganze Sammlung japanischer Lackarbeiten besaß im 18. Jahrhundert die unglückliche Königin Marie Antoinette; diese ist jetzt im Louvre zu sehen.

Heute wird der Japanlack in folgender Weise gewonnen und benutzt. Zuerst wird der Milchsaft des im Japanischen urushi-no-ki genannten Lackbaums in der Weise gewonnen, daß man die Bäume einschneidet, den zwischen den Schnittflächen sich ansammelnden, rasch trocknenden, zähen schmutzigweißen, an der Sonne erst braun und dann schwarz werdenden Saft auskratzt und sammelt. Der beste Lack wird im August gewonnen, und zwar aus dem Stamm; der von den Ästen herrührende ist härter und zäher. Er enthält 60–80 Prozent Lack- oder Urushinsäure (C14H18O2), 3–6 Prozent Gummi, 1–3 Prozent Eiweiß, 10–30 Prozent Wasser und eine geringe Menge giftiger, flüchtiger Säure. Infolge des letzteren ist das Sammeln des Lackharzes eine gefährliche Beschäftigung und wird nur von der ärmsten Volksklasse geübt. Das Lackieren selbst ist viel weniger gefährlich und es beschäftigen sich damit zahlreiche Personen. Die Gefährlichkeit dieser Arbeit wird durch den Umstand vermindert, daß diejenigen, die eine heftigere Vergiftung damit durchmachten, eine solche nicht mehr zu befürchten haben.

Die japanische Industrie hütete bis vor kurzem sorgfältig das Geheimnis ihres Lackes vor den Augen der Europäer, und obschon die Holländer mit großem Eifer bestrebt waren, dasselbe zu erfahren, konnten sie doch die Qualität des japanischen Lackes nicht erreichen, der erst neuerdings als Rhus- oder Japanlack auf den europäischen Markt gelangt. In Japan ist seine Verwendung eine sehr allgemeine. Da diese vulkanische Insel kein so vorzügliches Kaolin und solchen Lehm wie das meist aus alten Sedimentformationen aufgebaute benachbarte China besitzt, kamen seine Bewohner schon früh dazu, ihre Gefäße statt aus gebranntem Ton und Porzellan wie die Chinesen aus Holz herzustellen und dieses durch einen Harzüberzug wasser-, feuer- und säuredicht zu machen. Dazu wurde außer dem Harz von Euphorbien und Anacardiazeen vor allem das Harz des Lackbaumes benutzt. Die alten Lackerzeugnisse, unter welchen 600–700jährige Arbeiten vorkommen, sind die besten und widerstandsfähigsten. Echte Lackgefäße werden auch von siedendem Wasser nicht beschädigt; auch Säuren und andere Ätzflüssigkeiten können ihnen nichts anhaben. Nur im Feuer geht der Lack zugrunde, wenn das seinen Grundstoff bildende Holz zu Kohle gebrannt ist. Das damit zu überziehende Holz wird zuerst geglättet, jede Fuge mit Papier oder Werg ausgefüllt und dann mit dünnem Bast oder Hanf überklebt, worauf die aus Ocker und Pappe bestehende Schicht kommt. Auf diese Grundierung werden je nach Art des Objektes und der Feinheit des gewünschten Überzuges 3–30 dünne Lackschichten aufgetragen. In die obere Schicht kommen die Farbstoffe, besonders Zinnober und Goldstaub, und schließlich der Glanzstrich. Die Hauptsache dabei ist, daß die einzelnen Lackschichten gut trocknen, was nicht in trockener, sondern in etwas feuchter Luft geschehen muß, weshalb auch der echte japanische Lack in alter Zeit in feuchten Gruben oder in der Nähe von Wässern auf schwimmenden Kähnen getrocknet und poliert wurde.

Die hochentwickelte japanische Lackindustrie hat nicht nur die Abendländer zur Nachahmung gereizt, sondern auch deren einheimische Firnisverwendung in weitgehendem Maße beeinflußt. Weniger war dies bei der indischen und persischen Lackfabrikation der Fall, die sich seit dem Altertum selbständig entwickelte. Die Produkte derselben stehen nicht auf der Höhe der japanischen Lackarbeiten und haben ein für unseren Geschmack zu buntes Aussehen. Sowohl Muster als Farben sind zweifellos von ihr der einheimischen Schalfabrikation entlehnt, die in diesen Ländern eine uralte einheimische Industrie ist, deren Produkte früher auch von den Damen des Abendlandes, besonders um die Mitte des letzten Jahrhunderts viel mehr als heute geschätzt wurden.

Wie die buntgemusterten Schale und Lackarbeiten ist der aus dem indischen Lacke hergestellte rote Siegellack ebenfalls eine Erfindung und ein Erzeugnis Ostindiens, das aus jenem Lande ums Jahr 1560 durch die Portugiesen nach Europa gebracht wurde und hier als „spanisches Wachs“ bald weitere Verbreitung fand. Vorher hatte man hier allgemein auf Wachs — die Babylonier mit ihren hübsch aus Halbedelsteinen geschnittenen Siegelzylindern auch auf weichem, später gebranntem Ton — gesiegelt, und zwar durften bis zur Aufnahme des roten indischen Siegellacks nur Kaiser und Könige in rotem Wachs siegeln. Später wurde bei uns der rote indische Siegellack auf mancherlei Weise nachgeahmt.

Tafel 115.

Allee des kautschukliefernden indischen Feigenbaumes (Ficus elastica) im Botanischen Garten von Peradeniya auf Ceylon. Die Bäume sind mit schmalen, hohen Wurzelstützen, sogenannten Tafelwurzeln, zum Schutze gegen das Umgeworfenwerden durch Orkane ausgestattet.

Japanische Bronze- und Lackarbeiter.

Tafel 116.

Altchinesische Fruchtschale in geschnitzter Lackarbeit (Peking-Lack).
Aus „Berichte des k. ethnographischen Museums in München 1909“.

Durchmesser 45 cm bei 14 cm Höhe. Die dünne Holzwandung ist nach Ausgleichung aller Unebenheiten und Verbindungsnähte durch feines Werg und Papier mit Gaze überzogen; darüber liegt eine Schicht aus einer Mischung von Schmirgel- oder Sandsteinpulver und einem harzigen oder tierischen Bindemittel, die nach vollständiger Trocknung mit einem Polierstein sorgfältig geglättet ist. Auf diese Unterlage, die an kleinen Bruchstellen nachgeprüft werden kann, sind drei Lackschichten aufgetragen, die vom Künstler einzeln bearbeitet wurden. Den Grund bildet eine ledergelbe Schicht, der eine braungrüne Lage folgt, und über beide ist eine zinnoberrote Decke gelegt. Die in diese drei Lackschichten eingeschnittene Ornamentierung zeigt ein in der chines. Kunst gewohnheitsmäßig wiederkehrendes, auch von den Japanern übernommenes Dekorationsmotiv, nämlich den Drachen als symbolisierten Blitz in einer stilisierten Regenwolke.


GRÖSSERES BILD

Während der Lack in Indien außer zu Siegellack besonders zur Gewinnung des roten Farbstoffs benutzt wird, verwenden wir ihn zu den verschiedensten schützenden Überzügen namentlich auf Gegenständen von Holz oder Pappe (papier mâché). Der meiste Lack kommt aus den Gangesländern, Siam und Annam zu uns, und zwar ist der Hauptausfuhrhafen dafür Kalkutta.

Von nicht aus solchem indischen Lack hergestellten Firnisüberzügen, die technisch in Europa und allen Kulturländern von Bedeutung sind, ist der wichtigste der aus Zelluloid, d. h. nitrierter, mit einer alkoholischen Lösung von Kampfer und je nach Bedarf auch Farbstoffen und Rizinusöl versetzter Baumwolle oder Seidenpapier hergestellte Zaponlack, den man verwendet, um blanke metallische Flächen, die keiner erheblichen Wärme und keinen starken mechanischen Angriffen ausgesetzt sind, vor der Einwirkung von Luftgasen oder Säuren zu schützen. Außer der Elektrotechnik haben sich auch andere Industrien die Vorteile desselben zunutze gemacht. So ist z. B. heute fast alles Silber zum Schutze gegen Oxydierung in Zaponlack getaucht. Wenn man häufig gebrauchte silberne Geräte einige Zeit nachdem man sie gekauft hat besieht, bemerkt man, daß gewisse gelbliche Stellen des Lackes abgeblättert sind. Das ist eben der infolge des starken Gebrauchs abgegriffene Zaponlack.

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