XXXI. Die Nutzhölzer.

Eines der wichtigsten Rohprodukte des Pflanzenreiches, das auf allen Gebieten menschlicher Tätigkeit die mannigfaltigste Verwendung findet, ist das Holz. Aus ihm hat sich der tertiäre Urmensch neben den aufgelesenen Steinen seine ersten Werkzeuge und Waffen zur Unterstützung und Verlängerung seiner Arme gemacht, bevor er sich noch Geräte aus Feuerstein herzustellen begann. Und je höher er später in der Kultur fortschritt und je mehr er zum Herren der Erde wurde, um so größere Bedeutung gewann für ihn das Holz als unentbehrliches Rohmaterial für alle Bedürfnisse des täglichen Lebens, zu allerlei Hantierung und zum Brennen.

Unter den mannigfaltigen Holzarten, die ihm in verschiedenen Gegenden und zu verschiedenen Zeiten in wechselnder Menge und Beschaffenheit zu Gebote standen, wußte er dabei für die verschiedenen Zwecke eine Auswahl zu treffen, indem er bald die Eigenschaften der verschiedenen Holzarten kennen lernte. Dabei stand ihm gerade in unserm Kontinent gegenüber Ostasien und besonders Nordamerika eine sehr geringe Auswahl von Holzarten zur Verfügung. So setzen kaum 40 einheimische Baumarten den Wald des nördlichen Europa zusammen, den Wald der Vereinigten Staaten dagegen 400. Die Zahl der Eichenarten ist in Europa ganz außerordentlich gering, in den Vereinigten Staaten und in Mexiko dagegen recht groß; die Zahl der Kiefernarten beträgt in Europa 10, in Nordamerika aber 40; selbst Kanada weist noch 15 Nadelhölzer auf.

Aber nicht bloß sind im nordamerikanischen Wald fast alle Baumgattungen des europäischen Waldes in einer größeren Artenzahl vertreten, so Eichen und Eschen in 13 Arten, Ahorne in 8 Arten, Birken in 7 Arten, Ulmen und Nußbäume in je 5 Arten usw., sondern es sind in ihm eine große Zahl von Gattungen vorhanden, die dem europäischen Walde vollkommen fremd sind, darunter die Hickorybäume (Carya) mit 9 weitverbreiteten Arten, die Magnolien mit 7, die Platanen mit 3, die Catalpa mit 2 Arten, der Tulpenbaum (Liriodendron), der Sassafras, die Sequoia mit 2 Arten, die Douglastanne und verschiedene andere. Die beiden zuletzt genannten Gattungen, ebenso wie die Riesentanne (Abies gigantea), die Riesenceder (Thuja gigantea), die Zuckerkiefer (Pinus lambertiana) mit ihren vielfach über 100 m emporragenden und mehrere Meter dicken Stämmen veranschaulichen zugleich am besten, zu welcher Riesenhaftigkeit sich der nordamerikanische Baumwuchs nicht nur in Kalifornien und Oregon, sondern auch im appalachischen Osten gestaltet, wo die Weiß- und Roteichen (Quercus alba und Q. rubra), die Magnolien (M. grandiflora), die Kastanien (Castanea americana), die Platanen und Pappeln vielfach gewaltige Baumgestalten darstellen.

Noch artenreicher als selbst das appalachische Gebiet an der atlantischen Seite Nordamerikas ist das asiatische Florenreich, das zudem eine auffallende Ähnlichkeit mit ersterem zeigt; hat es doch nicht weniger als 250 Arten in 65 Gattungen mit jenem gemein. Beide Florenreiche aber stehen dem tertiären Florenreiche Europas zum größten Teil ziemlich nahe. Zur Tertiärzeit wuchsen nämlich in Europa Riesencedern, Sumpfcypressen, Storax- und Walnußbäume, Liquidambar, Tulpenbäume, Catalpa und Sassafras, die vor der von Norden her vordringenden Vereisung im südlichen Teil Nordamerikas eine Zuflucht fanden und am Leben blieben, während sie bei uns vernichtet wurden, und zwar ganz wesentlich infolge der ostwestlich gerichteten Gebirge, die ein Entweichen nach dem Süden über den Wall der Alpen und Karpaten nicht erlaubten. Auch ein Entweichen nach Osten war durch die Verbindung des Kaspischen Meeres mit dem Mittelmeere verhindert. So war ein Zurückweichen und ein Wiederkehren wie in Nordamerika weder im Süden, noch im Osten Europas möglich.

Als die niederschlagsreichen, kalten Winter der Eiszeit nachließen und die letzte Vereisung wich, drangen in Europa von Süden nach Norden Bäume ein, die geringere Wärmemengen als die einstigen tertiären zur Vollendung ihrer Vegetationsperiode verlangen. So war nach den Ablagerungen in den Torfmooren die Kiefernperiode die älteste Waldperiode der mittel- und nordeuropäischen Länder. Nur in Dänemark scheint der Kiefernperiode eine ganz kurze Übergangszeit mit Espen und Birken vorausgegangen zu sein. Mit dem Wärmerwerden des Klimas folgten der Kiefer die Eiche nebst Spitzahorn, Esche, Mistel und Efeu und gelangten in der jüngeren Ankyluszeit, während noch die Landbrücke zwischen Jütland und Schonen bestand, auch nach Schweden. In diese Eichenzeit fällt die frühneolithische Stufe der Kjökkenmöddinger mit ihren Abfallhaufen von Meereskonchylien, die zu einer Zeit entstanden sein müssen, als das Meer an der Ostsee noch salziger und wärmer war als heute. Auf diese wärmere Eichenzeit folgte mit der Entstehung der vom Meere erfüllten Litorinasenkung eine Klimaverschlechterung, welche zur Folge hatte, daß zunächst die Fichte und dann die Buche immer weiter nach Norden rückten. In diese Zeit fällt die ältere nordische Steinzeit. Während der jüngeren Stein- und Bronzezeit war der häufigste Nadelholzbaum der Schweiz die Weißtanne, die wir neben viel Eichen und besonders auch Buchen, seltener Kiefern, als hauptsächlichstes Nutzholz der Pfahlbauzeit antreffen.

Damals so wenig als in früherer prähistorischer Zeit war übrigens Mitteleuropa von einem geschlossenen Urwalde bedeckt, vielmehr waren die Wälder in großem Umfange von Steppengebieten, Mooren, Heiden und andern waldfreien Flächen durchzogen. Und gerade die Steppenstriche waren für die älteste menschliche Siedelungsgeschichte von hervorragender Wichtigkeit, denn die ältesten Ansiedler folgten durchweg bei der Besiedelung des Landes den waldfreien Strecken. Erst in dem Maße als später die Bevölkerungsdichte zunahm und leistungsfähige Metallwerkzeuge zum Roden und dann Verbrennen des Waldes aufkamen, wurde mit der zunehmenden Waldvernichtung begonnen, die selbst heute noch nicht überall zum Stillstand gekommen ist.

Viel schlimmer als einst unsere Vorfahren haben neuerdings die Nordamerikaner mit dem Walde, dem größten Reichtum ihres Landes, gehaust. Weite Gebiete der Vereinigten Staaten sind durch den größten Raubbau des einst sie bedeckenden Waldes verlustig gegangen, was auch direkt durch Klimaverschlechterung für die Einwohner fühlbar wurde. In Florida, Georgia und Carolina wurden von den Terpentinausbeutern die Wälder der Küstenkiefer, welche unter einer maßvolleren Methode jahrhundertelang die beste Einnahmequelle für die Bevölkerung der Südwestküste hätte bilden können, in einer Weise ausgeraubt, daß 9⁄10 des Terpentingehaltes jedes Baumes weggeworfen und der ausgeraubte Baum gefällt und seinem Schicksal überlassen wurde, bis das ganze Land verödet war. In derselben Weise sind die schier endlosen Pinienwälder von Wisconsin und Michigan, die ausgedehnten Gebiete der weißen Rieseneiche im westlichen Ohio, Indiana, Illinois, Kentucky, Missouri und Arkansas und die unvergleichlichen Wälder der schwarzen Walnuß, welche die Ländereien von Indiana und Illinois bedeckte, vernichtet worden. Aus einer jungen Weißeiche stellte man eine einzige Eisenbahnschwelle her und ließ den Rest verfaulen. Das beste Holz war in solchem Überflusse vorhanden, daß es völlig wertlos schien. Und so wirtschaftete der rücksichtslose Amerikaner gedankenlos weiter, bis das Holz begann selten zu werden; da erst dachte man daran, die Wälder zu schützen. Ginge nun der Raubbau in der bisherigen Weise weiter, so würde in etwas mehr als 25 Jahren Amerika keine Wälder mehr besitzen. Man hat ausgerechnet, daß das Land infolge Schwindens der Wälder mehr als 100 Quadratmeilen fruchtbaren Boden jährlich durch Austrocknung verliert. In genauem Verhältnis zum Raubbau der angrenzenden Wälder vermindern sich die Wassermassen des Mississippi; denn die Wälder sind es, die die rasche Verdunstung des gefallenen Regens verhindern und überhaupt die Niederschläge veranlassen oder wenigstens begünstigen. Nimmt man die Wälder fort, so nimmt man den Flüssen ihre Nahrungsmittel weg, wenigstens das, was ihnen Nahrung mittelbar zuführt.

Was nicht die Gier nach Gewinn am Walde sündigte, das verschuldete in der Union der grenzenlose Leichtsinn und die Schlechtigkeit der Holzarbeiter, Jäger und Abenteurer, denen jedes Verantwortlichkeitsgefühl abgeht. Unfreiwillig oder freiwillig gelegt, entflammt sich alljährlich in der Trockenzeit, bald hier, bald dort der unheimliche Waldbrand, nimmt durch die Lässigkeit der spärlichen Einwohner meist ungeheure Dimensionen an und vernichtet das Baumwachstum vieler Jahrzehnte. In den letzten 20 Jahren sind durch Waldbrände in den Vereinigten Staaten etwa 2000 Menschen umgekommen und ist für verschiedene Milliarden Mark Materialschaden erwachsen. Der jährliche Durchschnittsverlust an Holz durch solche Waldbrände läßt sich auf etwa 100 Millionen Mark schätzen. Der Waldbrand des Jahres 1910, von dem in den Zeitungen zu lesen war, hat hunderte von Menschenleben, zahlreiche Ortschaften, 8 Städte und Wälder im Wert von 50 Millionen Mark zerstört. Er war klein zu nennen gegenüber demjenigen von 1908, der herrliche Wälder in einer Längenausdehnung von 300 km im Werte von 400 Millionen Mark zerstörte, oder gar gegenüber demjenigen von 1871, der für über 8 Milliarden Mark, d. h. mehr als der zehnjährige Holzverbrauch des Landes beträgt, Wald vernichtete.

Zu den Waldbränden kommen noch die gewöhnlichen Feuersbrünste, die jedes Jahr für nahezu 1000 Millionen Mark Gebäude und Einrichtungen in den Vereinigten Staaten zerstören. Natürlich nimmt diese Zerstörung das Kapital der Wälder in entsprechendem Maße in Anspruch. Dazu kommt der stetig wachsende Verbrauch von Holzpapier, der ausgedehnten Waldungen das Leben kostet. Die zahlreichen Zeitungen allein verschlingen jährlich etwa 3000 Millionen kg Holz. Die Menge des jährlich in der Union geschlagenen Holzes ist schon jetzt dreimal größer als der jährliche natürliche Zuwachs. So hat man ausgerechnet, daß das unermeßlich erscheinende Kapital, das die Union in ihren Waldungen besaß, schon in einem oder spätestens zwei Generationen aufgebraucht sein wird, wenn nicht vorher dem unsinnigen Holzkonsum Halt geboten wird.

Während das Holz für unsere Altvordern außer dem Verbrennungswert noch einen gewissen Wert als Bau- und Werkmaterial besaß, ist in unserer Zeit seine Verwendungsmöglichkeit ins Ungeheure gestiegen; denn wir machen nicht nur Papier damit, aus welchem ganze Häuser und selbst Eisenbahnräder hergestellt werden, sondern wir verfertigen daraus sogar Kunstseide, die immer weitere Verwendung findet. Welche Wertsteigerung dabei das Holz erfährt, können wir aus einer diesbezüglichen Zusammenstellung ersehen. Ein Raummeter Holz wiegt nach O. N. Witt 400–500 kg und kostet im Walde 3 Mark. Derselbe Raummeter, als Brennholz an Ort und Stelle befördert, erhöht seinen Wert auf 6 Mark. Durch Kochen mit Soda oder Sulfitlauge lassen sich aus dem Holze etwa 150 kg Zellstoffasern isolieren; da 100 kg davon einen Wert von 15–20 Mark besitzen, läßt sich der Nutzungswert des Raummeters auf etwa 30 Mark schätzen. Wandelt man die Zellstoffaser durch dünnes Ausbreiten auf der Papiermaschine zu Papier um, so ergibt sich ein Wert für die Zellulose des angewandten Raummeters Holz von 40–60 Mark. Verspinnt man die Zellstoffaser zu Zellstoffgarn für Jute- und Baumwollersatz, so erzielt man Verkaufswerte von 50–100 Mark. Überführt man die Zellstoffaser durch Lösen in einer Mischung von Kupferoxyd und Ammoniak (Salmiakgeist) und Pressen durch feine Düsen in eine Säurelösung, in der sie sofort zu einem feinen Faden erstarrt, in künstliche Seide, so kommt man zu einem Werte von 3000 Mark pro Kubikmeter. Und gewinnt man schließlich ein für spezielle Zwecke ganz besonders wertvolles Produkt künstlicher Seide daraus, so stellt sich der Wert auf den angewandten Raummeter Holz, der also ursprünglich 3 Mark wert war, auf reichlich 5000 Mark. Diese Kunstseide wird hauptsächlich zur Herstellung von Spitzen, Borden, Bändern und Quasten verwendet. Auch für Krawatten- und Möbelstoffe, Vorhänge und Tapeten bildet die Kunstseide ein ausgezeichnetes Material, das in immer steigendem Maße in den Handel gelangt. Schon heute wird die Gesamtwelterzeugung dieser jungen Industrie auf 5 Millionen kg — allerdings gegen etwa 50 Millionen kg Naturseide — geschätzt. Allein Deutschland verbraucht etwa 1,5 Millionen kg im Jahresdurchschnitt, und das Inland war 1909 imstande, Kunstseide im Betrage von etwa 10 Millionen Mark an das Ausland abzugeben.

In bezug auf Holzertrag sind die Nadelhölzer die ausgiebigsten und werden daher vielfach in Waldgebieten, die früher ausschließlich Laubwälder trugen, in ausgedehnter Weise angebaut. Ihr Holz ist viel einfacher gebaut als dasjenige der Laubbäume; Gefäße fehlen ihm ganz, doch enthalten die meisten Arten besondere Harzgänge, die beim Eröffnen durch Einschnitte in der Richtung des Stammes das balsamartige Terpentin liefern. Die Lärche wird hierzu im Frühjahr nahe dem Boden angebohrt, das Bohrloch durch einen Zapfen verschlossen und im Herbst entleert. Bei der Tanne sammelt sich das Terpentin in Harzhöhlen der Rinde an und fließt nach Öffnung der Beulen ab. In Österreich gewinnt man auf den Stamm jährlich 2 kg Terpentin, in Westfrankreich etwa 3,6 kg. Von starken Fichten, besonders alleinstehenden, auf deren Erhaltung es nicht ankommt, kann man bis 40 kg Terpentin gewinnen. In Frankreich werden Bäume im Alter von 20–40 Jahren 20–40 Jahre hindurch, kräftigere Individuen noch längere Zeit, auf Terpentin ausgebeutet. Meist wird dort die Strandkiefer (Pinus maritima) dazu verwendet. Das deutsche Terpentin gewinnt man von der Kiefer (Pinus silvestris) und Fichte (Picea excelsa), das Straßburger Terpentin von der Weißtanne (Abies pectinata), das venezianische Terpentin in Südösterreich von der Lärche (Larix europaea), das amerikanische Terpentin hauptsächlich von Pinus australis, P. palustris und P. taeda und den Kanadabalsam von der Balsamtanne (Abies balsamea und fraseri). Letzterer unterscheidet sich vom gewöhnlichen Terpentin vor allem durch seine starke Lichtbrechung, weshalb er besonders zur Einbettung mikroskopischer Präparate dient.

Eine weitere wichtige Nutzung der Nadelhölzer ist die Gewinnung von Holzteer, die in folgender Weise von Fichten gewonnen wird: Die betreffenden Stämme werden im Juni von Ästen und Rinde bis zum Holz in der Höhe von etwa 2,5 m befreit. Nur an der nördlichen Seite der Baumstämme wird ein etwa 5 cm breites Band der Rinde gelassen, um den Baum am Leben zu erhalten. Man läßt den Baum 2–5 Jahre so stehen, worauf die Rinde in derselben Weise von den Stämmen abgeschält wird, doch etwa 1,5 m höher, so daß die Stämme jetzt 4 m hoch kahl sind, mit Ausnahme des Bandes der nördlichen Seite. Wiederum läßt man den Baum 2 Jahre so stehen. Dabei bedeckt sich der kahle Teil der Stämme mit einer dicken Lage von Harz. Dann schneidet man den an der nördlichen Seite gelassenen Rindenstreifen los. Die Bäume werden im Oktober oder November gefällt und das so behandelte Holz zum Meiler gebracht, wo es etwa 1,8 m hoch aufgestapelt wird. Hierauf wird das Holz der Länge nach gespalten und nach dem Trocknen im kommenden Sommer in Teermeilern unter Luftabschluß verbrannt. Ist dann in 4–5 Tagen das Brennen beendet, so sind bei der trockenen Destillation etwa 7500 Liter Teer von dunkelbrauner Farbe und sirupartiger Konsistenz ausgeflossen. Er wirkt durch seinen Gehalt an Kreosot fäulniswidrig und dient daher zum Anstreichen von allem der Feuchtigkeit ausgesetztem Holz und Tauwerk. Bei der fraktionierten Destillation gibt er zuerst leichte, dann schwere Teeröle, zuletzt Kreosot und als Rückstand Pech ab, womit die Schiffe kalfatert werden. Birkenholzteer dient zur Bereitung von Juchtenleder. Aus Torf- und Braunkohlenteer bereitet man Leuchtöle, Schmieröle und Paraffin. Der übelriechende, schwarze Steinkohlenteer gibt bei der Destillation zuerst leichte Kohlenwasserstoffe (Benzol, Toluol usw.) ab, die, mit Schwefelsäure und Natronlauge gereinigt und rektifiziert, als Benzin in den Handel kommen. Bei weiterem Erhitzen erhält man die leichten Teeröle, die hauptsächlich zur Darstellung der Anilinfarben, als Leuchtöle und zum Lösen des Kautschuks dienen, dann schwere Teeröle, die zum Imprägnieren des Holzes und als Schmieröle dienen. Aus ihnen wird die Karbolsäure isoliert. Weiterhin werden wiederum Kohlenwasserstoffe gewonnen, die als Schmieröle verwendet werden. Aus ihnen isoliert man auch Naphthalin und Anthracen, die Farbstoffe und einige pharmazeutische Produkte liefern. Der Destillationsrückstand ist das Steinkohlenpech, das als Asphaltsurrogat und zu Firnissen dient. In Europa werden jährlich über 700 Millionen kg Teer verarbeitet, wovon über die Hälfte allein in England. Wird Teer bei unzureichendem Luftzutritt verbrannt, so scheidet sich viel Kohlenstoff ab, der als Ruß benutzt wird. Der Teer ist seit dem Altertum bekannt und gebräuchlich. Der ältere Plinius berichtet eingehend über die Herstellung und Verwendung desselben, den er pix liquida nennt.

Zur Erzeugung intensiver Hitze überall da, wo Rauch- und Flammenbildung vermieden werden muß, z. B. im Schmiedefeuer, beim Erhitzen von Gegenständen, wie Bügeleisen, im Zimmer usw. benutzt man Holzkohle, die ein weiteres wichtiges Produkt der Holzausbeutung ist. Sie wird durch Erhitzen von Holz bei Luftabschluß gewonnen. Bei dem aus dem Altertum stammenden Meilerbetrieb wird das Holz in annähernd halbkugelförmigen Haufen, Meiler genannt, in großen Scheiten regelmäßig um drei in der Mitte errichtete Pfähle aufgesetzt und mit einer Decke von Rasen, Erde und Kohlenklein bedeckt. Unter dieser Decke entzündet man das Holz und leitet die Verbrennung bei sorgsam geregeltem, sparsamem Luftzutritt in der Weise, daß nicht mehr Holz verbrennt, als erforderlich ist, um die gesamte Holzmasse auf die Verkohlungstemperatur zu erhitzen. Im wesentlichen sollen nur die aus dem erhitzten Holze sich entwickelnden Gase oder Dämpfe verbrennen. Ist die Verkohlung vollendet, was man an der Farbe des entweichenden Rauches erkennt, so läßt man den Meiler abkühlen und nimmt ihn auseinander. Runde oder eckige gemauerte Meileröfen gestatten eine leichtere, vollständigere Gewinnung der Nebenprodukte, wie Teer und Holzessig, die beim Meilerbetrieb verloren gehen, liefern aber geringere Ausbeute und weniger gute Kohle. Eine bessere Leitung des Verkohlungsprozesses erreicht man bei Anwendung von Retorten. Hierbei gewinnt man „destillierte“ Kohle, wie sie besonders für die Schießpulverfabrikation erforderlich ist.

Das bei uns in Süddeutschland und der Schweiz weitaus populärste Nadelholz ist die gemeine Fichte oder Rottanne (Picea excelsa). Sie ist eine der schönsten und ergiebigsten Waldbäume, die bei einem Alter von 700–800 Jahren eine Höhe von 64 m bei einem Stammdurchmesser von über 2 m an der Basis erreichen kann. Am rötlichbraunen Stamm mit pyramidenförmig spitzer Krone hängen die unteren langen Hauptäste fast herab oder sind niedergebogen, während die kürzeren oberen kräftiger und aufgerichtet sind. Die 15–25 mm langen, geraden oder schwachgekrümmten, zweischneidig vierseitigen, spitzen, dunkelgrünen Nadeln bleiben bis zum 7. Jahre stehen und fallen im Gegensatz zu denjenigen der Weiß- oder Edeltanne beim Trocknen des Zweiges ab. Die (männlichen) Staubblüten sitzen zu eiförmigen gelben, bei der Fichte im Gegensatz zur Weißtanne allmählich rot werdenden Knäueln hoch oben am Ende starker Äste zwischen den Nadeln der letztjährigen Triebe, bei der Fichte mehr vereinzelt, bei der Weißtanne zahlreicher. Wenn sie im Mai den gelben Blütenstaub entlassen, weht ihn der Wind zwischen die Schuppen der bei der Fichte roten bis dunkelvioletten, bei der Weißtanne dagegen grünlichgelben (weiblichen) Samenblüten. Nach der Befruchtung schließen sich die geöffneten Zäpfchen der letzteren, senken sich nach abwärts und öffnen sich erst im Oktober, wenn der Same voll ausgereift ist und sie braun geworden sind, wieder, um die geflügelten Samen durch den Wind verbreiten zu lassen. Doch fliegen sie meist erst im folgenden Jahre aus, wonach erst die leeren Zapfen als Ganzes abfallen. Bei der Weißtanne dagegen bleiben die Fruchtzäpfchen aufrecht auf ihren Zweigen stehen; zwischen den einzelnen, breiten Schuppen wachsen die Enden der Deckblätter (Brakteen) zierlich heraus, und im September, nach der Reife, öffnet sich der Zapfen nicht, sondern er entblättert sich allmählich und verliert seine graubraunen Schuppen, bis zuletzt nur die kahle Spindel übrig bleibt. Wer also einen richtigen Tannenzapfen der Weißtanne zu haben begehrt, der muß warten, bis etwa ein Baum vor der Samenreife gefällt wird oder der Sturm einige Äste mit Fruchtzapfen herunterreißt. Samenjahre kehren bei der Fichte durchschnittlich alle fünf Jahre wieder. Dabei bleibt der Samen 3–5 Jahre keimfähig. Auch im Alter erreicht die Fichte wie die Lärche nie eine eigentliche Kronenabwölbung. Sie wächst ziemlich schnell, hört aber in der Ebene mit 60–80 Jahren auf zu wachsen; im Gebirge dagegen wächst sie weiter und wird nicht selten 400–600 Jahre alt.

Die Fichte ist nämlich mehr ein Baum des Gebirges als der Ebene, geht nach Norden nicht so weit als die genügsamere Kiefer, liebt einen frischen, steinigen, humusreichen, nicht zu flachgrundigen Boden und viel Bodenfeuchtigkeit, da sie ausgiebig Wasser verdunsten läßt. Während sie erst in Nordostdeutschland, besonders in der Niederlausitz, in Schlesien, Ostpreußen und jenseits der Weichsel in die Niederungen steigt, ist sie mehr südlich und westlich durchaus ein Gebirgsbaum. Im deutschen Mittelgebirge ist sie der herrschende Baum. Auch im deutsch-österreichischen Bergland hat sie bedeutende Massenverbreitung und dringt bis in die italienischen Alpen und in Frankreich bis zu den Pyrenäen vor. In Serbien erreicht sie etwa bei 43° nördlicher Breite ihre Südgrenze, geht aber durch Südsibirien östlich bis zum Amurlande. In den Alpen steigt sie bis in die Legföhrenregion hinauf, höher als die Kiefer, reicht aber in Lappland nicht über den 69. Grad hinaus, während die Kiefer hier bis zum äußersten Saum der Wälder reicht. In Westdeutschland, Belgien, den Niederlanden und den britischen Inseln war sie ursprünglich nicht heimisch, sondern wurde hier erst seit 1780 zur Aufforstung großer Ödflächen eingeführt. Sie eignet sich nämlich vorzüglich dazu, verödeten und verwilderten Boden rasch zu decken und zu verbessern. Sie ist eine der zähesten Waldbaumarten, ganz besonders dazu geeignet, auf kümmerlichen Standorten den Kampf ums Dasein mit Erfolg zu beginnen und, wenn auch nicht siegreich zu beenden, so doch nicht zu unterliegen und als energischer Pionier der nächsten Generation von Bäumen eine bessere Stätte zu bereiten.

Man bewirtschaftet die Fichtenbestände meist in 70–100jährigem Umtriebe. In Norddeutschland verjüngt man wegen der Sturmgefährlichkeit in kleinen Kahlschlägen, in denen der herrschenden Windrichtung entgegen fortgeschritten wird. Im mittleren und südlichen Deutschland ist man aber bei der „Fichten-Dunkelschlagwirtschaft“ geblieben. Wegen des Rüsselkäfers läßt man das zu bebauende Land ein Jahr ruhen. Dann pflanzt man die drei- oder vierjährigen, in Saatbeeten erzogenen Pflänzchen in das Kulturfeld, und zwar je 3 oder 4 Exemplare zusammen. Man mischt sie auch zweckmäßig mit Buchen und Tannen, aber nicht mit Kiefern oder Eichen. Bei 100jährigem Umtriebe rechnet man auf den mittleren Fichtenstandorten ungefähr 6 Festmeter vom einzelnen Baum. Kaum eine andere Holzart ist zur Massenerzeugung so geeignet und liefert ein so günstiges Resultat als die Fichte. Das weiche Holz schwindet stark und ist außer als Brennstofferzeuger besonders als Bau- und Werkholz beliebt. Die Rinde nicht zu alter Bäume dient zum Gerben. Erzeugung und Verbrauch dieser Materialien lassen sich nicht überblicken.

Im Gegensatz zur flachbewurzelten Fichte läßt die Weiß- oder Edeltanne (Abies pectinata) ihre Wurzeln tief in den Boden eindringen und ist dadurch sturmfest; auch ist sie dem Schneebruch und Insektenschäden weniger ausgesetzt als jene. Sie kann 10–15 Jahre von andern Bäumen unterdrückt stehen und gedeiht, freigestellt, dennoch gut. Sie erholt sich leicht, wenn sie jung vom Wild beschädigt wird, und ihre verlorene Spitze ersetzt sie sofort durch eine oder zwei andere. Ihre glatte, graue, innen braune, ziemlich dicke Rinde ist an den Stellen, an denen sich Terpentin ansammelt, beulenartig aufgetrieben. An dem bis über 45 m hoch werdenden Stamm stehen die Haupt- und Seitenäste zu drei bis sechs quirlförmig horizontal ausgebreitet. Die 13–26 mm langen, 2 mm breiten, flachen Nadeln mit stumpfer, eingekerbter Spitze sind oben glänzend dunkelgrün mit vertiefter Mittellinie, unten dagegen blaugrau mit zwei deutlichen, aus je einer Reihe weißer Punkte — den Spaltöffnungen — gebildeten Längslinien. Sie starren nur an den aufrechten Gipfeltrieben rings um den Trieb herum, an den Seitenzweigen ordnen sie sich kammförmig zu beiden Seiten des Triebes, so daß sämtliche Nadeln ihre blattgrünreiche Oberseite dem Lichte zuwenden. Auf die Eigentümlichkeiten der Fruchtbildung wurde bereits hingewiesen. Da die Fruchtzapfen bei der Reife, wenn der Samen ausfällt, verblättern, werden sie für die Forstnutzung im September gepflückt. Die junge Pflanze erscheint zeitig im Frühjahr, oder 3–4 Wochen nach der Frühjahrssaat mit 4–8 Keimblättern, die sich von denjenigen der Fichte durch ihre breitere, flachere Form unterscheiden. Sie wird im ersten Jahre etwa 2,6 cm, im zweiten 5,2 cm hoch. Der Zuwachs ist auf die Dicke des Stämmchens und auf ein oder zwei Seitenästchen gerichtet, die sich in horizontaler Richtung über den Boden hin verbreiten. Das Längenwachstum aber ist in dieser Zeit sehr unbedeutend. Im 14. oder 15. Jahre hat die junge Weißtanne erst eine Höhe von 15–60 cm erreicht, während die viel schneller wachsende Fichte in dieser Zeit bedeutend größer geworden ist. Bis zum 100. Jahre wächst nun die Weißtanne jährlich um etwa 30 cm, von da an weniger. Vom 30. Jahre an beginnt sie Früchte zu tragen. Auch sie kann 400 bis 600 Jahre alt werden und eine Höhe von 63 m bei einem Umfang von gegen 6 m erreichen.

Die Weißtanne fordert wie die Rotbuche einen höheren Feuchtegrad der Atmosphäre und gemäßigtere Temperatur als die Fichte. Sie liebt daher im Gebirge vorzugsweise die westlichen und nördlichen Einhänge. Den besten Weißtannenboden liefern die feldspatreichen Urgebirgsarten, Granit und Gneis, ferner tonreiche Schiefer und Konglomerate. Der Boden muß tiefgründig und humusreich sein. Als Waldbaum gehört sie den höheren Stufen des mitteleuropäischen Berglandes und den südosteuropäischen Gebirgslandschaften meist in einer Höhe von 800–1200 m über Meer im mittleren, von 1200–1700 m im südlichen Europa an. Zur höchsten Vollkommenheit gedeiht sie nur im „Bestandsschluß“, da sie einen erheblichen Schneedruck erträgt und in der Jugend des Schutzes durch Altstämme bedarf. Wird sie in reinen Beständen angepflanzt, so gehört ein Umtrieb von 140 bis 160 Jahren dazu. Häufiger mischt man sie unter Buchen und Fichten. Die Tannenbestände werden am besten in frostfrei liegenden Samenschlägen verjüngt. Man sät wegen der Frostgefahr und des Mäusefraßes im Frühjahr und bedeckt die Samen höchstens 0,8 cm tief mit Erde. Sind die Pflänzlinge 2 Jahre alt, so werden sie umgepflanzt, werden aber erst mit 6 Jahren an ihren definitiven Standort gebracht. Verwendet man Wildlinge, so sind sie mit Ballen einzusetzen.

Aus der Weißtanne gewinnt man das beste Terpentin von hellgelber Farbe, mit zitronenartigem Geruch und einem Gehalt von 34 bis 35 Prozent Terpentinöl. Das weiße, leicht spaltbare Holz steht im Verbrennungswert um 0,2 niedriger als dasjenige der Fichte, dagegen um 0,14 höher als dasjenige der Kiefer und um 0,16 höher als dasjenige der Rotbuche. Es gibt ein treffliches Bauholz, das an Dauer, Tragkraft und Elastizität ein wenig hinter dem Fichtenholz zurücksteht und darin ungefähr dem Kiefernholz gleichkommt. Es wird besonders zu Span- und Schnitzholz, zu Schachteln, Siebrändern, Böttcherarbeiten und gedrechselten Waren sehr geschätzt. Da die Stämme, soweit sie astrein sind, ziemlich gleichstark bleiben, eignen sie sich vorzüglich zu Mastbäumen. Das Holz junger Stämme gibt die besten Resonanzböden für Musikinstrumente. Meist benutzt man junge Weißtannen mit farbigen Bändern geziert zu Maibäumen und beim Aufpflanzen auf den Giebel neu aufgerichteter Häuser, ebenso als Weihnachtsbaum, da diese Baumart vor den Fichten den Vorzug hat, beim Trocknen die Nadeln nicht zu verlieren. Schon die alten Germanen schmückten beim Julfest ihre Behausung mit Tannenzweigen als Symbol der Unvergänglichkeit des Naturlebens. Dieses heidnische Julfest wurde nach der Einführung des Christentums zum Weihnachtsfest umgedeutet, das aber erst seit der Mitte des 17. Jahrhunderts durch einen geschmückten Weihnachtsbaum mit angezündeten Kerzchen gefeiert wird. Der erste nachweisbare Weihnachtsbaum brannte in Straßburg.

In Skandinavien, Nord- und Ostrußland und ganz Nordasien ist die Altaifichte (Picea obovata) heimisch, während im Morgenlande die Sapindusfichte (P. orientalis) als ein 30 m hoher Baum mit dichter, feiner Verzweigung, sehr gedrängt stehenden, kurzen, glänzend dunkelgrünen Nadeln und harzreichem Holz auf dem Taurus und Kaukasus dichte Wälder bildet. In Serbien, Bosnien, Montenegro und Bulgarien bildete die über 40 m hoch werdende Omorikafichte (P. omorika) von sehr schlankem Wuchs, mit silberweißen Streifen auf der Unterseite der glänzend dunkelgrünen Nadeln große Wälder, ist aber heute durch anhaltende Raubwirtschaft auf wenige Standorte beschränkt. Diese, wie auch die im Kaukasus und im pontischen Gebirge heimische Nordmanns-Weißtanne (Abies nordmanniana) mit schwärzlichgrauer Rinde, unterseits bläulichweiß gestreiften Nadeln und sehr großen, mit Harz bedeckten Fruchtzapfen, die in Griechenland heimische griechische Tanne (A. cephalonica) mit spitzen Nadeln, die schöne, über 60 m hoch werdende spanische Tanne (A. pinsapo), die in den Gebirgen Südspaniens und Nordafrikas noch Bestände bildet, und die sibirische Tanne (A. sibirica) werden bei uns kultiviert. Desgleichen kultiviert man von amerikanischen, die in ihrer Heimat eine große Bedeutung als Nutzhölzer haben, die Schwarzfichte (Picea nigra), einen etwa 25 m hohen Baum mit schwärzlicher Rinde, dunkelgrünen, durch die weißlichen Spaltöffnungen blaugrün erscheinenden Nadeln und 3 cm langen, in der Jugend schön violetten Zapfen. Sie bildet mit der Rotfichte (P. rubra), einem bis 20 m hohen Baum mit rötlichem Holz und frischgrünen Nadeln, und der Weißfichte (P. alba), einem 25–30 m hohen Baum mit graugrünen, blaugrün erscheinenden Nadeln und 3–4 cm langen Zapfen im nordöstlichen Nordamerika größere Bestände. Ihr Holz ist dauerhafter als das der beiden zuletzt genannten Arten.

Während in unsern Mittelgebirgen die mehr wärmeliebende Tanne die tieferen Lagen, die meist auch besseren Untergrund haben, einnimmt, und die Fichte höher hinaufsteigt, vermögen beide nicht auf sonnigen, trockenen Hängen oder auf schlechtem, steinigem Boden zu gedeihen. Dagegen tut dies die Kiefer oder Föhre (Pinus silvestris), die ihre Wurzeln tief durch die engsten Felsspalten zu zwängen versteht und wie im kargen Felsboden, so auch im magersten Sandboden fortzukommen vermag. Nicht weniger als ⅖ der gesamten Waldfläche Deutschlands, besonders die von der letzten Eiszeit herrührenden sandigen Gebiete des Nordostens, sind mit ihr bestanden. Durch sie ist es überhaupt für den Menschen möglich geworden, die unfruchtbaren Sand-, Heide- und Moorgegenden Norddeutschlands zu besiedeln. Im Naturwald kommt die Kiefer nur auf ganz nahrungsarmem Boden rein vor. Überall auf den mittleren und besseren Bodenarten sind die Bestände mit Eichen, Birken und Buchen durchsprengt. Von den Grenzen Italiens bis Lappland wird sie gefunden und reicht von Frankreich bis nach Sibirien. Sie gedeiht im hohen Norden Rußlands noch, wo kein Baum mehr fortkommt, und geht in Norwegen bis zum 70. Grad nördlicher Breite, wo die nördlichsten Kiefernwaldungen der Erde sind. In Südeuropa wächst sie nur auf Gebirgen; in Griechenland, namentlich auf den Gebirgen Makedoniens, wird sie in über 2000 m Höhe, wie an der Baumgrenze im Norden, strauchartig. Der 25–33 m hohe Baum bildet nach erreichtem Höhenwachstum seine zuvor pyramidenförmige Krone schirmförmig aus. Der 0,6–1,2 m dicke Stamm ist mit dicker, längsrissiger Borke bedeckt, die unten schwarzgrau, weiter oben rotbraun und zu oberst leuchtend braungelb gefärbt ist. Im freien Stande ist sie der Länge nach mit Ästen besetzt und blüht vom 15. Jahre an, während sie in geschlossenen Beständen bis hoch hinauf die infolge Lichtmangels abgestorbenen Äste abwirft, nur eine unbedeutende, lockere Krone bildet und erst vom 50. Jahre an blüht. Durch die tief in den Boden eindringenden Wurzeln ist die Kiefer sturmfester als die nur ein oberflächliches Wurzelwerk ausbildende Fichte, leidet aber an ihrer weit ausgreifenden, fast kuppelförmig gewölbten Krone mehr durch Schneedruck als jene. Die Nadeln der Kiefer sind länger und dünner als diejenigen der Fichte und Tanne, 2,5 bis fast 8 cm lang, matt blaugrün, sind im Querschnitt halbkreisförmig und kommen, mit der abgeflachten Seite gegeneinander gestellt, zu je zweien aus einer häutigen Scheide, die eigentlich ein stark verkürzter Seitentrieb ist. Sie werden im Alter dunkler grün, sind von mehreren Harzgängen durchzogen und fallen im Herbst des dritten oder vierten Jahres ab. An der Spitze der hellgrünen, jungen Triebe erscheinen im April und Mai gestielte, kugelige Zäpfchen von bräunlichroter Farbe, die Samenblüten, während am Grund anderer die reich mit goldgelbem Pollen gefüllten grünen, männlichen Blütenkätzchen hervorbrechen. Dieser ergießt sich so reichlich, um vom Winde auf die weiblichen Blüten getragen zu werden, daß er nach einem Gewitterregen die Oberfläche von Wasserrinnen und Gräben dicht überzieht; so ist es begreiflich, daß man einst, bevor man die Natur dieses Überzuges erkannt hatte, die Fabel vom Schwefelregen erfinden konnte. Die Zapfen der Kiefer sind erst im Spätherbst des zweiten Jahres ausgereift, sie sind dann mattgrau, eiförmig, öffnen sich aber erst im März des dritten Jahres durch Auseinanderweichen der holzigen Fruchtblätter, um die nach oben in einen langen, häutigen Flügel auslaufenden Samen vom Winde entführen zu lassen. Aber auch wenn sie geleert sind, bleiben sie noch lange am Baume hängen, bis sie der Wind abreißt. Dann werden sie als „Kienäpfel“ vielfach gesammelt und geben ein gutes Brennmaterial.

Die junge Kiefer braucht zu ihrem Gedeihen reichliche Belichtung und ist deshalb mit sehr raschem Jugendwachstum ausgestattet, das ihr erlaubt, sich bald über die langsamer wachsenden Holzarten ihrer Umgebung hinauszuheben. Dabei kommt der regelmäßige Aufbau der jährlichen Astquirle besonders klar zum Ausdruck, zumal die Kiefer niemals Ästchen zwischen den Quirlen entwickelt. Auch ihre lichte Zweigstellung weist darauf hin, daß sie mehr Sonne und Licht bedarf als Tanne und Fichte. Da in diesem Falle der Stamm besonders der Erwärmung ausgesetzt ist, kann ihm die dicke Schutzborke, durch die sich die Licht liebenden Hölzer im allgemeinen von den Schatten ertragenden Baumarten unterscheiden, nur von Vorteil sein. Um junge Kiefernpflanzen zu erzielen, sät man den Samen in Rillen und verpflanzt in der Regel die einjährigen, seltener die zweijährigen Pflänzchen in die Bestände, die vierjährigen müssen, wenn sie nicht eingehen sollen, sorgfältig mit Ballen versehen sein. In Mischbeständen bleibt die Kiefer gesunder als in reinen Beständen. Sie wächst in der ersten Hälfte ihres Lebens viel schneller als in der zweiten, vom 50. bis 80. Lebensjahre wächst sie langsamer, aber gleichmäßiger fort und erreicht ein Alter von ungefähr 300 Jahren. Das gelbliche bis rötlichweiße Holz besonders der nicht zu rasch aufgeschossenen Stämme ist infolge seines Harzreichtums sehr dauerhaft und deshalb besonders zu Erd- und Wasserbauten viel begehrt. Früher wurden mit Vorliebe Schiffsmasten aus ihm hergestellt, während man es neuerdings mehr zu Eisenbahnschwellen und zur Holzpflasterung verwendet. Besonders gut eignet sich dazu das engringige skandinavische Kiefernholz, während als Zimmerholz dasjenige der amerikanischen Kiefern, besonders das pitchpine, vorgezogen wird. Aus dem harzreichen Stockholze gewann man früher mehr als heute Kienöl und Kienruß; außerdem liefert die Kiefer Terpentin, Teer und Pech, die Rinde Gerbstoff. Die gallertartige, süße Borke wird in Schweden roh und zubereitet gerne gegessen. Die Kiefer hat besonders unter den Insekten eine große Anzahl gefährlicher Feinde, unter denen der Kiefernspinner, die Nonne, die Kieferneule, der Kiefernspanner, der große und kleine Kiefernrüsselkäfer, die große und kleine Kiefernblattwespe und der Kiefernmarkkäfer zu nennen sind.

Im Gebirge ist die Kiefer durch die Bergkiefer, auch Knieholzkiefer oder Legföhre, Latsche genannt (Pinus montana früher P. pumilio) vertreten. Sie ist außerordentlich anpassungsfähig an die verschiedensten Standorte, wechselt dementsprechend außerordentlich in bezug auf Wuchs, Form und Aussehen, so daß schon Sachkenntnis dazu gehört, sie unter allen Umständen zu erkennen. In der baumlosen Hochgebirgsregion — in den Alpen von 1400–2000 m Höhe — überzieht sie als niederes, dem Boden angedrücktes Knieholz sehr weite Flächen und bildet einen vortrefflichen Schutz gegen Lawinengefahr, da sie, wegen ihrer großen Biegsamkeit den Schneedruck aushaltend, große Schneemassen festzuhalten vermag. Andererseits gedeiht sie auch im lockeren Flugsande der Dünen, wo sie, besonders in Dänemark, zur Festhaltung des Sandes angepflanzt wird. Zu ihren natürlichen Standorten gehören auch die ausgedehnten Hochmoore des Alpenvorlandes, wo sie bald strauchartig ihre Äste bogenförmig vom Boden erhebt, bald als aufrechter, bis 15 m Höhe erreichender Baum mit Kiefern und Birken vermischt kleine Bestände bildet. Diese letztere Form wird auch als „Spirke“ bezeichnet, während bei der eigentlichen Legföhre der Stamm dem Boden anliegt und erst gegen die Spitze zu sich allmählich aufrichtet, um der Sonne entgegenzustreben.

Alle Formen der Bergkiefer unterscheiden sich von der gemeinen Kiefer durch eine nach Stärke und Färbung viel mehr an die Fichte als an die Kiefer erinnernde Borke, durch gedrungenen Wuchs, durch dauerhaftere, dunkelgrüne, kürzere und dickere Nadeln und kleine nicht mattgraue, sondern glänzend braune, nach dem Aufspringen fast kugelige Zapfen. Das dichte, feine Holz dient zu Drechslerarbeiten und Schnitzereien; auch gewinnt man aus ihm statt Terpentinöl das besonders zu Inhalationen bei Bronchitis beliebte Latschenöl, das ein altes Volksheilmittel ist und besonders in Bayern und Tirol viel angewandt wird.

Vom Wienerwald bis Sizilien, von Südspanien bis nach Kleinasien findet sich, zumeist in Korsika, im Apennin und in Bithynien, die der gemeinen Kiefer ähnliche, aber mit grauschwarzer Borke und dunklen, grünen Nadeln versehene, 30–38 m hohe Schwarzkiefer (Pinus laricio) mit pyramidenförmiger Krone, die sich erst im Alter wölbt. Sie ist der schon mehrfach in der Ilias als peúkē genannte Baum, der schon bei den alten Griechen zur Terpentin- und Harzgewinnung ausgebeutet wurde. Das harzreiche Holz wurde, weil nicht faulend, besonders zu Pfählen, dann aber auch zur Herstellung von Fackeln verwendet. Die Fackelmacher bildeten im alten Griechenland ein besonderes Gewerbe. In derselben Weise wurde sie bei den Römern ausgebeutet. Heute wird sie besonders in Frankreich zur Harzgewinnung kultiviert, wie in den österreichischen Alpen ihre Abart, die österreichische Kiefer (Pinus nigricans). Bei uns wird neuerdings die aus Österreich eingeführte Schwarzkiefer infolge ihrer überaus großen Genügsamkeit in bezug auf den Boden zur Aufforstung von Ödland verwendet; doch kann sich ihr Holz an Güte mit demjenigen unserer gemeinen Kiefer nicht messen.

Ebenfalls zur Harznutzung wird die in Südeuropa und Kleinasien im Gebirge nahe der Meeresküste häufig angetroffene Strandkiefer (P. maritima) benützt. Im Westen von Algerien bildet sie noch ausgedehnte Wälder. Der schöne, 25–30 m hohe Baum mit pyramidenförmiger Krone, langen, dunkelgrünen, etwas gekrümmten Nadeln und braunen Zapfen ist in fast alle am Meere gelegene Länder eingeführt worden. Vornehmlich aber der Terpentingewinnung dient die als Terpentinkiefer (P. pinaster) bezeichnete Abart derselben. Der sehr hoch werdende Baum hat einen grauschwarzen Stamm, sehr rauhe Äste mit ziemlich dicken, lebhaft grünen Nadeln und grauen Zapfen und wird auf dem dürren Heideboden der Landes in Südwestfrankreich im großen zur Terpentingewinnung kultiviert. Ihr wurde von der Wissenschaft die Bezeichnung der alten Römer für Kiefer, pinaster, gegeben.

Den lateinischen Namen pinus dagegen erhielt von den Römern die in Südeuropa heimische Pinienkiefer oder Pinie (Pinus pinea), ein 12–16 m hoher Baum mit malerischer Schirmkrone, 13–20 cm langen Nadeln mit 11–13 cm langen Zapfen mit eßbaren Samen, Piniennüsse oder, nach dem italienischen pignoli, als Pignolen bezeichnet. Er bildet heute noch stellenweise in Griechenland und Italien Wälder, von denen der Pineta genannte Pinienwald bei Ravenna der bekannteste ist. (Taf. 97.) Der ältere Plinius gibt uns eine eingehende Beschreibung der Kultur der Pflanze, von der der Dichter Vergil sagt: „Die Pinie (pinus) ist der schönste Baum der Gärten, die Esche (fraxinus) der schönste Baum der Wälder, die Pappel (populus) der schönste der Flüsse, die Tanne (abies) aber der schönste der Hochgebirge.“ Das häufigste und nützlichste Nadelholz Griechenlands aber war die von den alten Hellenen pítys genannte Aleppokiefer (Pinus haleppensis) mit 7–9 cm langen, fadenförmigen Nadeln und 8–10 cm langen, übergebogenen, kegelförmigen Zapfen. Mit letzterem, der auch von der gemeinen Pinie genommen wurde, war der mit Efeu und Weinlaub umwundene Thyrsosstab der Bacchanten gekrönt, weil mit dem von diesem Baume gewonnenen Harz der Wein zur Konservierung „resiniert“, d. h. geharzt wurde. Mit einem Kranze aus seinen Zweigen wurden die Sieger der dem Meergotte Poseidon zu Ehren alle zwei Jahre abgehaltenen Isthmischen Spiele an der den Peloponnes mit dem übrigen Griechenland verbindenden Meerenge von Korinth geschmückt. Seine Stämme lieferten den Griechen außer Harz und Terpentin das beste Schiffsbauholz.

Von nordamerikanischen Kiefern, die eine über ihr Vaterland hinausgehende Bedeutung erlangt haben, ist die hauptsächlich das amerikanische Terpentin liefernde Weihrauchkiefer (Pinus taeda) mit fast weihrauchartigem Harz, dann die ebenfalls im atlantischen Gebiet der Union ausgedehnte Wälder bildende Pechkiefer (P. rigida), ferner die Terpentinkiefer (P. palustris) zu nennen, deren gelbrotes Holz als pitchpine wegen des verhältnismäßigen billigen Preises in großer Menge bei uns eingeführt und besonders zu Fußböden, Vertäfelungen, Innenausstattung von Trambahnwagen, seltener zu Möbeln Verwendung findet. Unter demselben Namen wird auch das Holz der auf dem Felsengebirge noch in großen Beständen vorkommenden Gelbkiefer (P. ponderosa) in den Handel gebracht, während das ebenfalls gelbe Holz der in den Südstaaten der Union und in Mexiko wachsenden Besenkiefer (P. australis) als yellow pine reiche Verwendung findet. Auch sie liefert viel Harz und Pech sowie Terpentin. Noch größer als sie werden Coulters- und Sabines-Kiefer (P. coulteri und P. sabineana), die wie die vorigen als Zier- und Nutzbäume bei uns kultiviert werden. Die größte Bedeutung kommt aber als Zier- und Nutzholz der schlanken Weymouthskiefer (P. strobus) aus dem atlantischen Gebiet Nordamerikas zu, die seit 1705, als sie Lord Weymouth nach Europa brachte, das Bürgerrecht bei uns erworben hat. Sie besitzt 10–16 cm lange, hellgrüne, fein geriefte Nadeln und langgestreckte, großschuppige Fruchtzapfen. Sie ist durch ihr rasches Wachstum ausgezeichnet und liefert ein weißes, geradfaseriges Holz, das bei uns hauptsächlich zu Kisten, Rolläden usw. verarbeitet wird.

Noch weit größer als sie wird die 80–96 m Höhe bei einem Stammdurchmesser von 4,8 m erreichende kalifornische Riesenkiefer (P. lambertiana), die durch blaugraue, 10–13 cm lange, am Rande fein gezähnelte Nadeln ausgezeichnet ist. Bei ihr entspringen wie bei der Weymouthskiefer und den folgenden Kieferarten einschließlich der Arve die Nadeln zu 5 aus einer Scheide. Nur etwa 38 m hoch mit 8–10 cm langen, gekielt dreikantigen Nadeln und 40 cm langen Zapfen wird die im Süden der Union und in Mexiko wachsende Acahuitfichte (P. ayacahuitle) — bei den alten Mexikanern ayaquahuitl genannt —, deren Holz außerordentlich harzreich ist und aus deren Zapfen ein klares, wohlriechendes Terpentin tropft, das in seiner Heimat vielfach Verwendung findet.

Wie die Pinie eßbare, als Zirbelnüsse bezeichnete Samen, hat auch die Zirbelkiefer oder Arve (P. cembra) genießbare Früchte. Dieser stattliche Baum mit 10–13 cm langen, steifen, dreikantigen Nadeln und 8–10 cm langen, eiförmigen Zapfen ist bei uns ein ausgesprochener Bewohner des Hochgebirges, der bis an die Baumgrenze (über 2000 m) hinansteigt und hier dem Wanderer als eine prächtige Erscheinung entgegentritt. Leider ist aber dieser Baum in den Alpen entschieden im Rückgang begriffen, da er den erfolgreichen Wettbewerb lebenskräftigerer Arten nicht aushält. In den Karpaten steigt er tiefer hinab als in den Alpen und bildet in Sibirien auf dem flachen Lande ausgedehnte Wälder. Auf den Gebirgen Asiens und im äußersten Nordosten Sibiriens bildet die Arve eine der Legföhre entsprechende, als Legarve bezeichnete Form. Diese nordische Arve ist durch gewisse biologische Unterschiede von der alpin-karpatischen verschieden, sie keimt und wächst rascher, wird höher (35–42 m, während sie im ersteren Gebiet sehr selten 20 m hoch wird und nie über 24 m hinausgeht), ist mit einem Wort noch lebenskräftiger als die mehr im Süden vorkommende. Ihr rötlich gelbes Holz dient mit Vorliebe zum Bau der Alphütten, zur Vertäfelung der Zimmer der Gebirgsbewohner (z. B. im Engadin) und liefert wegen seiner Gleichmäßigkeit ein vortreffliches, viel benutztes Material zu Schnitzarbeiten.

Gleicherweise ein Hochgebirgsbewohner wie die Arve, aber ein solcher, der im Gegensatz zu jener von seinem ursprünglichen Wohngebiet hinabstieg und vom Menschen weithin auch in den Niederungen angesiedelt wurde, ist die Lärche (Larix decidua), die insofern von allen europäischen Nadelhölzern eine Ausnahmestellung einnimmt, als sie nicht immergrün ist, sondern im Herbst regelmäßig ihre Nadeln abwirft. Diese müssen also viel zarter gebaut sein, als die der übrigen Nadelhölzer. Sie sind nur 2,5 cm lang und stehen an den jungen Trieben einzeln in spiraliger Anordnung; im zweiten Jahr aber bilden sich kurze, knopfförmige Seitentriebe, an denen die Nadeln, zu 15–30 vereinigt, hellgrüne Büschel bilden. Sowohl die hängenden, gelben Pollenblüten, als die aufrechten, roten Fruchtblüten bilden sich an älteren Zweigen, und die 4 cm langen, eiförmigen Zapfen bleiben mehrere Jahre am Baum; die Samen aber werden an dem auf die Blüte folgenden Frühjahr daraus entlassen. Die ursprüngliche Heimat dieses 25–45 m hohen Baumes mit anfangs gelbbrauner, später grauer, rauher, rissiger Rinde ist Nordrußland und Sibirien, von wo sie zur Eiszeit mit der weniger anpassungsfähigen Arve nach Süden kam und mit dem Wärmerwerden des Klimas sich wiederum nach Norden und auf die kühlen Gebirgslagen zurückzog. Im Flachlande leidet sie sehr durch einen Pilz (Peziza willkommi), der krebsige Wucherungen am Holze hervorruft, und durch die Lärchenminiermotte (Coleophora laricinella), deren Larve die Nadeln ausfrißt. Wenn sie trotzdem immer wieder bei uns angepflanzt wird, so ist daran die hervorragende Güte ihres im Kern auffallend braunroten Holzes schuld, das seiner Festigkeit und durch seinen reichen Harzgehalt bedingten außerordentlichen Dauerhaftigkeit wegen ein vortreffliches Bauholz liefert. Die junge Rinde wird als Gerbmaterial derjenigen der Fichte vorgezogen, und durch tiefe Bohrlöcher wird der hauptsächlich im Kernholz enthaltende „venezianische“ Terpentin in den Südtälern der Alpen, vorzugsweise um Meran, Bozen und Triest, gewonnen. Von der im mitteleuropäischen Gebirge wachsenden Lärche ist die sibirische Lärche (L. dahurica) nur durch die nicht überhängenden Zweige, durch die weniger zahlreich gebüschelten Nadeln und durch die am Rande etwas eingebogenen Zapfenschuppen verschieden. In Japan wächst die zartschuppige Lärche (L. leptolepis), während im westlichen Nordamerika die 40 bis 80 m hohe Larix occidentalis von schlankem Wuchs und festem Holz ausgedehnte Waldungen bildet. Im östlichen Nordamerika dagegen bildet von Virginien bis Kanada die zierliche, leicht bezweigte Larix pendula von 30 m Höhe große Bestände und liefert ein gutes Nutzholz.

Mit der Lärche verwandt und hauptsächlich durch auch im Winter bleibende Nadeln und größere, 9 cm lange, mehrere Jahre zur Reife bedürfende Fruchtzapfen, sowie ihre schirmförmige Krone verschieden ist die Ceder (Larix cedrus). Die bekannteste Art ist die auch als Cedrus libani bezeichnete Libanonceder, die einst auf allen Gebirgen Syriens und Kleinasiens ausgedehnte Waldungen bildete, welche aber im Laufe der Zeit bis auf geringe Reste dem Menschen zum Opfer fielen, da ihre mächtigen Stämme ein treffliches Bau- und Schiffsholz abgaben, das sehr gesucht war und weithin ausgeführt wurde. Das Cedernholz, das schon im Gesetze des Moses als Opfergabe genannt wird, ist das weißeste und am wenigsten harzhaltige unter allen Nadelhölzern; es ist sehr geradfaserig und deshalb leicht spaltbar. Noch zur Zeit des Königs Hiram von Tyrus (1001–967 v. Chr.), des Freundes und Bundesgenossen der jüdischen Könige David und Salomo, war der ganze Libanon, wie der Antilibanon, das Taurus- und Amanusgebirge von ausgedehnten Cedernwäldern bedeckt, aus denen die umliegenden Fürsten das nötige Bau- und Schiffsholz holen ließen. Schon der altbabylonische Priesterkönig Gudea von Lagasch ließ nach den uns erhaltenen Inschriften um 2000 v. Chr. Cedernholz zur Bedachung seines Tempels vom Amanusgebirge an der Küste des Mittelmeers holen. Dasselbe berichten uns mehr als 1000 Jahre später die großen Assyrerkönige. In der Bibel wird erzählt, wie König Salomo das Gebälk zu dem von ihm erbauten herrlichen Tempel Jahves in Jerusalem von den Cedernhainen des Libanons beschaffen ließ.

Wie im holzarmen Mesopotamien war auch in Ägypten die Ceder das die größten Balken liefernde Nutzholz. Die hier vorkommenden Baumarten, die Sykomore, Dattelpalme, Akazie und Tamariske gaben ein für größere Bauobjekte durchaus ungeeignetes Material, und so wurde schon zur Zeit des alten Reiches Cedernholz aus Syrien und Ebenholz aus Nubien auf den großen, zum Transport von Getreide und Vieh dienenden Lastschiffen nach Ägypten zum Bau der großen Tempel eingeführt. Auch zur Herstellung der größeren Fahrzeuge wurde mit Vorliebe Cedernholz benutzt. Daraus war nicht nur das jetzt im Fieldmuseum in Chicago befindliche, 9 m lange, 2 m breite und 1,2 m tiefe Totenschiff des von 1887–1849 v. Chr. regierenden Sesostris III. aus der 12. Dynastie gemacht — es stammt aus seiner Ziegelpyramide bei Daschur —, sondern auch die großen Handels- und Kriegsschiffe, mit denen bereits die Könige des alten Reichs bis weit ins Mittel- und Rote Meer hinausfahren ließen, um allerlei kostbare Erzeugnisse zu holen oder Kriege zu führen. So besaß schon Snofru, der Erbauer der ältesten Pyramide (2930–2906 v. Chr.), Flußschiffe von 50 m Länge, und sein Vorgänger, der letzte König der 3. Dynastie, trieb bereits einen regen Handel mit dem Norden und entsandte eine Flotte von 40 Schiffen nach der phönikischen Küste, um von den Abhängen des Libanon Cedernbalken für seine Bauten in Memphis zu holen.

Tafel 157.

Gruppe von Libanon-Zedern im kilikischen Taurus. (Nach einer in der Sammlung des Botan. Institutes der Universität Wien befindlichen Photogr. von W. Stehe, Mersina.)

Momentaufnahme der Fällung der Mammutkiefer (Sequoia gigantea) „Mark Twain“ in Kalifornien. Der im folgenden Bilde dargestellte Querschnitt der Stammbasis desselben ist im American Museum of National History in New York aufgestellt (nach Sherwood).

Tafel 158.

Querschnitt durch die im Jahre 1891 gefällte Mammutkiefer „Mark Twain“, deren Alter sich nach den Jahresringen auf 1341 Jahre bestimmen läßt. Dieser Baum begann demnach sein Dasein im Jahre 550 n. Chr., als Kaiser Justinian I. das Reich der als Arianer für ihn den Athanasianer ketzerischen Ostgoten in Italien durch den Obereunuchen Narses mit starker Heeresmacht zerstören ließ. Die oberste Reihe von Karten gibt die wichtigsten Daten der Weltgeschichte von diesem Jahre an wieder, die folgende die Geschichte der Philosophie, die dritte dunklere Reihe die Aufeinanderfolge der Jahrhunderte, die vierte die Entwicklung der Biologie, die fünfte diejenige der vergleichenden Anatomie, die sechste (eine einzige Karte) die Begründung der Paläontologie, die siebente die Entwicklung der Embryologie (nach Sherwood).


GRÖSSERES BILD

Weiter entnehmen wir auf uns gekommenen Inschriften von Amenemhet I. aus der 12. Dynastie, der von 2000–1970 v. Chr. regierte, daß er auf einem Feldzuge nilaufwärts nach Aethiopien 20 große Cedernschiffe mit sich führte. Später erfahren wir von Thutmosis IV. aus der 18. Dynastie, der von 1420–1411 über Ägypten herrschte, daß er aus dem von ihm eroberten Syrien eine Ladung Cedernholz für die heilige Barke des Gottes Amon nach Theben mitbrachte. Ferner wird uns durch inschriftliche Urkunden von Ramses III. aus der 20. Dynastie, der von 1198–1167 v. Chr. regierte, bezeugt, daß er, wie seine mächtigen Vorgänger besonders der 18. und 19. Dynastie, zahlreiche große seetüchtige Schiffe bis nach Cypern und dem Land Punt in Südarabien beziehungsweise Ostafrika sandte, um die Erzeugnisse jener Länder gegen einheimische Waren umzutauschen. Damals besaßen auch die mächtigen, mit ungeheurem Besitze und einem entsprechenden Einkommen von den siegreich aus ihren Feldzügen nach Vorderasien und Aethiopien zurückkehrenden Pharaonen ausgestatteten Priesterschaften der großen Tempel des Amon, Ra und Ptah je ihre eigenen Flotten auf dem Mittelmeer und im Roten Meer, welche die Erzeugnisse von Phönikien, Syrien und Punt in die Schatzkammern der betreffenden Gottheiten lieferten. Ramses III. spricht in einer Tempelinschrift von einer von ihm gestifteten heiligen Barke des thebanischen Amon von mehr als 67 m Länge, die aus ungeheuren Cedernbalken vom Libanon auf seinen Werften gebaut worden war.

Auch die Phöniker und Chethiter verwendeten das Cedernholz viel, wie zu Bauten und Schiffen, so auch zur Herstellung großer Götterbilder. So erbeutete der ägyptische König Thutmosis III., wie uns in einer Inschrift seines daraufhin errichteten Tempels bezeugt ist, nach seinem ruhmvollen Siege vor Megiddo am Ostabfall des Karmel über das Heer der vorderasiatischen Verbündeten unter dem Oberbefehl des Königs von Kadesch am 14. Mai 1479 v. Chr. außer 924 Kriegswagen, 2238 Pferden und 202 Waffenrüstungen auch das prachtvolle Zelt des Königs von Kadesch mit dessen reicher Einrichtung, darunter sein Königszepter, eine silberne Statue — wahrscheinlich die seines Gottes — und eine Statue von ihm selbst aus Cedernholz, mit Gold und Lapislazuli verziert, sowie ungeheure Mengen an Gold und Silber. Der Grieche Theophrast kennt die Ceder Syriens und sagt, daß deren Holz zu Schiffen mit drei Reihen von Ruderbänken übereinander verwendet werde: „Auf den Gebirgen Syriens wachsen gewaltig hohe und dicke Cedern (kédros); es gibt einzelne, die von drei Männern nicht umspannt werden können, und in den Parks werden sie noch größer und schöner.“ Der ältere Plinius berichtet: „Die Könige von Ägypten und Syrien sollen in Ermanglung von Tannen (abies) Cedern zu ihren Flotten verwendet haben. Die größte davon soll auf der Insel Cypern gestanden haben; Demetrius ließ sie zu einem Schiffe verwenden, das 11 Reihen von Ruderbänken übereinander besaß; sie war 130 Fuß hoch und so dick, daß sie gerade von drei Mann umspannt zu werden vermochte.“ Wie das Dach des Dianatempels zu Ephesus, ruhten auch diejenigen zahlreicher großer Tempel der hellenistischen und christlichen Zeit im Orient, so beispielsweise der Kirche, die die Mutter Kaiser Konstantins des Großen (274–337 n. Chr.), Helena, über dem Heiligen Grab erbauen ließ, auf mächtigen Cedernbalken.

Bei allen Kulturvölkern des Altertums war das Cedernholz durch seine Unverwüstlichkeit bekannt und überaus geschätzt. Deshalb verwendete man es mit Vorliebe zur Herstellung von Götterbildern, von Särgen und Kisten, zum Aufbewahren von kostbaren Gegenständen, besonders auch Schriftrollen. So spricht der römische Dichter Horaz von carmina linenda cedro im Sinne von der Unsterblichkeit werte Gedichte, und Pausanias im 2. Jahrhundert n. Chr. berichtet: „In Olympia befindet sich ein berühmter Kasten aus Cedernholz; er ist mit Bildern bedeckt, die teils aus Gold und Elfenbein, teils aus dem Cedernholze selbst gearbeitet sind. In diesem Kasten ist Kypselos, der später König von Korinth wurde (657–629 v. Chr.), als Kind von seiner Mutter versteckt worden, als er von seinen Feinden überall gesucht wurde.“ Heute kommt das syrische Cedernholz kaum mehr in den Handel, wohl aber dasjenige der im nordafrikanischen Atlasgebirge heimischen Atlasceder (Cedrus atlantica) und der am Südabhang des Himalaja wachsenden Deodarceder (Cedrus deodara), die sich nur wenig von der Libanonceder unterscheiden. Wie alle Cedernarten besitzen auch sie ein leichtes, weiches, sehr wohlriechendes Holz von hell braunrötlicher Farbe und sehr großer Dauer; soll es doch selbst von den gefürchteten Termiten nicht angegriffen werden. Es findet für viele Zwecke, namentlich zu Furnieren, Galanterie- und Drechslerarbeiten Verwendung. Aus ihm werden auch die Rennbote gebaut, die zu den berühmten Wettfahrten auf der Themse zwischen auserwählten Mannschaften der Universitäten Cambridge und Oxford im Gebrauch stehen.

Die alten Griechen bezeichneten mit dem Worte kédros auch noch andere kostbare Nadelhölzer, die sich durch stark balsamischen Geruch ihres Holzes auszeichneten, und stellten sich aus ihnen mottensichere Kisten zur Aufbewahrung ihrer Wollkleider her. Darunter war vor allem dasjenige einer heute noch im westlichen Nordafrika, auf dem Atlasgebirge und seinen Vorbergen, wachsenden stattlichen Cypressenart, die wir bei der Besprechung des Sandaraks im Abschnitt über Harze als Sandarakcypresse (Callitris quadrivalvis) kennen lernten, in hohem Ansehen. Durch die Griechen Süditaliens wurden die Römer mit diesem kostbaren Holze bekannt, wobei sie aus dem griechischen kédros das lateinische citrus machten. Außer durch seine Unverwüstlichkeit war es vor allem durch seine prächtige Maserung berühmt und wurde zur Herstellung von Luxusmöbeln und zum Furnieren gebraucht. Letzteres besteht darin, daß man minderwertige Hölzer (Blindhölzer) mit dünngeschnittenen Blättern (Furnieren) wertvollerer Holzarten überkleidet. Als Blindhölzer dienen weichere, wenig arbeitende und sich werfende Hölzer, wie Fichte, Tanne, magere Kiefer, Linde, vornehmlich aber die verschiedenen Pappel- und Weidenarten. Das Furnieren ist nicht sowohl aus Gründen der Billigkeit so beliebt, sondern aus Zweckmäßigkeit, weil dadurch dem Werfen und Reißen entgegengewirkt wird. Zudem sind die am schönsten gemaserten und gewellten Holzarten zur Verwendung in massiven Stücken unbrauchbar, können aber auf diese Weise leicht verwendet werden. Diese Kunst des Furnierens ist übrigens keine Errungenschaft der Neuzeit, sondern wurde schon bei den Kulturvölkern des Altertums, besonders bei den Griechen und Römern geübt. So schreibt der ältere Plinius in seiner Naturgeschichte: „Zu dünnen Platten, womit man anderes Holz überzieht, verwendet man vorzugsweise das Holz der (schönmaserigen) Citrum-Cypresse (eben der Sandarakcypresse), der Terpentinpistazie, der Ahornarten, des Buchsbaums, der Stechpalme, der Ilexeiche, der Holunderwurzel, der Pappel; auch die Erle liefert, wie Lebensbaum (Thuja) und Ahorn Knorren zum Furnieren.“

Im 4. Jahrhundert v. Chr. erwähnt der pflanzenkundige Theophrast die Sandarakcypresse als thýon. Der Baum gleiche in allen Teilen der wilden, jetzt auf Kreta, Bithynien und Persien wachsenden Cypresse mit seitwärts ausgebreiteten Ästen (Cupressus expansa) und wachse im Gebiet von Kyrene und beim Tempel des Amon. „In großer Menge stand der Baum früher da, wo jetzt die Stadt steht, auch sollen dort noch einige alte Dächer von ihm gebaut sein. Sein Holz widersteht der Fäulnis für immer, und besonders die Wurzel ist gemasert; man macht aus ihr die herrlichsten Kunstwerke.“ Spätere Schriftsteller bemerken, daß das schön gemaserte Holz vorzugsweise zu Tischplatten, die weithin Liebhaber fanden, und andern schönen Möbeln verwendet wurde. So erzählt uns der römische Dichter Lucanus, der Neffe Senecas (39–65 n. Chr.): „Kleopatra (68–30 v. Chr.) besaß große, scheibenförmige, aus den Wäldern des Atlas stammende Tische“, und in seiner Geschichte Roms berichtet der uns 19 v. Chr. geborene Vellejus Paterculus, der als praefectus equitum (Reiteroberst) Tiberius auf dessen Feldzügen in Germanien und Pannonien begleitete: „Julius Cäsar (100–44 v. Chr.) hat, als er über Gallien triumphierte, gallische Geräte aus citrus, als die Hauptmerkwürdigkeit dieses Landes zur Schau tragen lassen“. Damals (51 v. Chr.) müssen solche Möbel in Rom noch selten gewesen sein, sonst hätte Cäsar nicht damit prunken können. Späterhin allerdings haben auch die Vornehmen Roms solche kostbare Möbel, besonders Tische, aus dem Holz der Cypresse des Atlas gerne in ihren Häusern aufgestellt und damit ihren Reichtum kund gegeben; denn sie waren, wie wir gleich hören werden, außerordentlich teuer und nur für sehr Reiche erschwingbar. Die Schriftsteller der römischen Kaiserzeit erwähnen diese Citrusmöbel sehr häufig, so der witzige römische Epigrammendichter Martialis (um 40 n. Chr. zu Bilbilis in Spanien geboren, kam unter Nero nach Rom, Schmeichler und Günstling der Kaiser, starb um 102) nicht weniger als 8 Stellen seiner auf uns gekommenen Gedichte, die sämtlich bezeugen, welchen hohen Wert die Römer seiner Zeit auf diese Citrusmöbel legten. Unter ihnen waren besonders die Tische beliebt, denen man vielfach Füße von Elfenbein gab. Der östliche Teil des Atlasgebirges scheint schon damals von den großen dazu erforderlichen Exemplaren der Callitriscypresse völlig beraubt gewesen zu sein, so daß man sich solches Rohmaterial aus den fernen Wäldern Maurusiens, auch Mauretanien genannt, kommen lassen mußte. Deshalb schreibt der vorhin erwähnte Geschichtschreiber Lucanus (39–65 n. Chr.): „In die Wälder des entlegenen Maurusien sind die römischen Äxte eingedrungen, und dort werden für die Römer Tische geholt.“ Und der um 25 n. Chr. gestorbene weitgereiste griechische Geograph Strabon aus Amasia am Pontos sagt in seiner Geographika: „Maurusien ist ein gesegnetes Land, hat nur wenig Einöden, dagegen einen Reichtum an Flüssen und Seen. Namentlich liefert es den Römern die größten Tische aus einem Stück, die auch herrlich bunt sind.“

Am ausführlichsten spricht sich der gelehrte ältere Plinius (geb. 23 n. Chr. in Como, bekleidete unter Nero und Vespasian mehrere höhere Zivil- und Militärämter, war zuletzt Befehlshaber der Flotte bei Misenum und kam als solcher, als er dem bedrohten Pompeji zu Hilfe kommen wollte, 79 beim Ausbruch des Vesuvs um) über den Citrusbaum aus. Er schreibt in seiner Naturgeschichte darüber: „Der Citrus ist bei Leuten, welche die Pracht lieben, außerordentlich beliebt. Er kommt aus dem Atlasgebirge, das noch sehr wenig bekannt ist, obgleich schon öfter römische Feldherren dahin vorgedrungen sind und sich 5 römische Kolonien in dieser Provinz befinden. Besonders häufig findet er sich noch in Maurusien. Aus seinem Holz werden Tische gemacht, nach deren Besitz die römischen Männer ebenso unsinnig gierig sind, wie die römischen Frauen nach Perlen. Es ist noch jetzt ein solcher Tisch vorhanden, den Cicero (106–43 v. Chr.) zu jener Zeit, da das Geld (in Rom) noch gar nicht im Überfluß vorhanden war, mit einer Million Sesterzien (= 150000 Mark) bezahlte. Es wird auch ein anderer erwähnt, der dem Gallus Asinius gehörte und 1100000 Sesterzien (165000 Mark) kostete. Es sind ferner zwei vom Könige Juba (II., der von Kaiser Augustus einen Teil des von seinem Vater Juba I. im Jahre 46 v. Chr. nach der Schlacht bei Thapsus, in welcher er sich das Leben nahm, verlorenen Reiches Numidien zurück erhielt) versteigert worden, von denen der eine 1200000 Sesterzien (= 180000 Mark), der andere etwas weniger kostete. Noch kürzlich ist ein solcher Tisch, der von den Cethegen stammte und 1400000 Sesterzien (= 210000 Mark) gekostet hatte, durch eine Feuersbrunst verloren gegangen. Für einen solchen Preis könnte man die schönsten Landgüter kaufen. Der größte bis jetzt bekannte Tisch von Citrusholz stammt vom mauretanischen Könige Ptolemäus; er ist aus zwei Halbkreisen zusammengesetzt, hat 4½ Fuß Durchmesser und ¼ Fuß Dicke. Das wunderbarste an ihm ist der Umstand, daß er so zusammengefügt ist, daß man davon durchaus keine Spur sieht. Ein anderer derartiger Tisch, welcher von einem Freigelassenen des Kaisers Tiberius den Namen hat, besteht aus einem einzigen Stücke, ist fast 4 Fuß breit und ½ Fuß dick. Derjenige, den Kaiser Tiberius selbst besaß, hatte 4 Fuß 2¼ Zoll Durchmesser, jedoch nur 1½ Zoll Dicke. Solche Prachttische werden aus dem angeschwollenen Wurzelstock gemacht und um so höher geschätzt, wenn dieses unter der Erde gewachsen ist. Dergleichen Wurzelmasern sind seltener als die am Stamm oder an Ästen. Übrigens sind alle diese Masern eigentlich ein Erzeugnis des fehlerhaften Wachstums dieser Bäume, deren Dicke man natürlich nach diesen Querschnitten beurteilen kann.

Die Hauptschönheit dieser Tische besteht darin, daß die Masern wie gekräuseltes Geäder oder kleine Wirbel aussehen. Bildet das Geäder in die Länge gezogene Streifen, so heißt das Holz getigert (tigrinus), besteht es aber aus geschlossenen Wirbeln, so heißt es gepanthert (pantherinus). Manches Citrusholz ist auch wellenförmig gekräuselt und wird um so höher geschätzt, je mehr die Figuren den Augen des Pfauenschweifs ähneln. Nächst diesen gemaserten Holzarten steht dasjenige im höchsten Preise, das wie dicht mit Körnern besät aussieht; man nennt dieses gebient (apiatus). Bei all diesen Sorten kommt es übrigens vorzugsweise auf die Schönheit der Farbe an. Hierzulande gefällt diejenige am besten, die wie Met aussieht und glänzende Adern hat.

Auch auf die Größe des Stammes kommt viel an, und man liebt die Tische, die aus einem einzigen großen Stück bestehen, jedoch auch solche, die aus mehreren Stücken von großen Stämmen zusammengesetzt sind. Fehlerhaft sind diejenigen Citrustriebe, die nicht gemasert sind, sondern wie gewöhnliches Holz aussehen, ferner wenn Spältchen oder haarförmige Ritzchen vorhanden sind, wie das durch Einwirkung von Hitze und Wind leicht vorkommt. Fehlerhaft ist ferner ein schwarzer, muränenartiger Streifen, überhaupt jede schwarze oder sonst unangenehme Farbe.

Die Barbaren bestreichen die frisch gefällten Stämme mit Wachs und vergraben sie in die Erde; die Kunsttischler dagegen legen sie wiederholt 7 Tage lang auf Getreidehaufen und nehmen sie dann wieder 7 Tage herunter, wodurch sie merkwürdig viel an Gewicht verlieren. Neulich ist man durch Schiffbrüche auf die Entdeckung gekommen, daß auch dieses Holz durch Seewasser austrocknet und so dicht, hart und unverwüstlich wird, wie auf keine andere Weise. Reibt man solche Tische mit trockener Hand, besonders nach dem Bade, so fördert das ihre Schönheit. Wein schadet ihnen nicht und man gebraucht sie besonders gern bei Tischgelagen. Die Citrusbäume sind, was Stamm, Blätter und Geruch anbetrifft, der wilden Cypresse ähnlich. Der Berg im diesseitigen Mauretanien, der sonst das berühmteste Citrusholz lieferte, jetzt aber erschöpft ist, heißt Ankorarius.“ Da, wo es heimisch und in größerer Menge zu haben ist, wird das Holz der Cypressen, wie auch der Lebensbäume (Thuja), das von Farbe im Kern meist graubraun, sehr leicht, weich, und von aromatischem Geruch ist, wegen seiner Dauerhaftigkeit gern zu feineren Schreiner-, Drechsler- und Schnitzarbeiten verwendet.

Von außereuropäischen Nadelhölzern liefert die in sumpfigen Flußniederungen der Südoststaaten der nordamerikanischen Union wachsende Sumpfcypresse (Taxodium distichum) ein sehr wichtiges Nutzholz. Es ist braun, leicht, weich, sehr tragkräftig und außerordentlich dauerhaft und wird in Deutschland vielfach zu Decken- und Wandvertäfelungen gebraucht. Noch riesenhafter als sie werden die in Kalifornien heimischen Wellingtonien (Sequoia giganta), die eine Höhe von über 100 m bei einem Stammdurchmesser bis zu 16 m und einem nachweisbaren Alter von über 4000 Jahren erreichen, somit zu den ältesten und höchsten Bäumen der Erde zählen. Bei diesen Riesen erscheint das Innere, vor Jahrtausenden gebildete Holz noch so absolut gesund, als wäre es erst vor wenigen Jahren entstanden. Von dieser Baumgattung kommt vornehmlich das Holz der Sequoia sempervirens als redwood oder „amerikanisches Rotholz“ nach Europa. Es besitzt einen lebhaften roten Kern, ist leicht, weich, hat sehr enge, scharf gezeichnete Jahresringe und ist ebenfalls durch große Dauer ausgezeichnet. Wegen seiner Politurfähigkeit ist es besonders zu Vertäfelungen, Deckenkonstruktionen usw. beliebt, wird aber auch vielfach zu Bleistiftfassungen verwendet. Zu letzteren dient aber in der Regel, wie wir im vorhergehenden Abschnitt sahen, das trotz seiner Leichtigkeit sehr dauerhafte und kaum je vom Wurm angegriffene rotbraune, wohlriechende Holz des virginischen Wacholders (Juniperus virginiana), das auch mit Vorliebe zur Herstellung von Zigarrenkistchen benutzt wird.

Als falsches „Cedernholz“, Cedrelen- oder Zigarrenkistchenholz kommt aus Mittelamerika ein wohlriechendes, rotbraunes Holz nach Europa, das in der Struktur dem Mahagoniholz sehr nahe kommt, aber von Cedrela odorata stammt. Es ist dies ein den Mahagonibäumen sehr nahe verwandter, mit jenen in die Familie der Terebinthen oder Balsamgewächse gehörender hoher Baum des brasilianischen und mittelamerikanischen Urwaldes mit 3–5paarig gefiederten Blättern. Es kommt als westindisches oder spanisches Cedernholz oder Cedrelate, d. h. Cedertanne (vom griechischen kédros Ceder und eláté Tanne) in den Handel, ist leichter und weicher als Mahagoni und wird hauptsächlich zu Kisten für Zigarren, Zucker und Gewürze verwendet. Britisch-Honduras allein führt davon für 150000 Mark jährlich aus. Doch kann der heutige Bedarf nicht mehr mit Cedrelenholz gedeckt werden, so daß einheimische Arten wie Erle und Rotbuche dafür eintreten müssen.

Aus Australien kommt unter dem Namen „Pinkosknollen“ nicht selten ein Holz auf den europäischen Markt, das von rotgelber bis dunkelroter Farbe, schwer, sehr zähe und harzreich ist, sich aber nach allen Richtungen gut bearbeiten läßt, daher ein vorzügliches Material für Drechsler und Holzschnitzer bildet. Die Abstammung ist noch unbekannt; doch sind es wahrscheinlich die Ast- und Wurzelknoten einer Schmucktanne.

Von allen Laubhölzern Europas liefert die Eiche (Quercus) das in fast allen Gewerben am meisten gebrauchte Holz, da es unser bestes und dauerhaftestes Nutzholz ist, gleich vorzüglich im Hoch- und Wasserbau, wie auch als Möbelholz. Und wenn die Eiche nicht so langsamwüchsig und so anspruchsvoll an den Boden wäre, würden die Eichenwälder heute noch so verbreitet sein, wie im Mittelalter. Da die Eiche sehr lichtbedürftig ist, bildet sie allein nur lichte Wälder, in denen reichlich Unterwuchs, auch Gras, gedeiht. Sie war also der geeignetste Baum für die Waldweide, die vor Einführung der Stallfütterung für Mitteleuropa außerordentlich wichtig war. Außerdem bot sie den Schweineherden in ihren nahrhaften Früchten neben den Bucheckern das beste Mastfutter, eine Nutzung, die einst viel wichtiger war, als der Wert des damals noch im Überfluß vorhandenen Holzes. Durch die Ausdehnung der Landwirtschaft seit 1750 sind inzwischen viele frühere Eichenböden an die Landwirtschaft übergegangen, und die mehrhundertjährigen Eichenbestände, wie sie z. B. noch im Spessart stehen, stellen ein riesiges Vermögen dar. Man kultiviert die Eiche als Hochwald mit 120–180jährigem Umtriebe oder als Oberholz des Mittelwaldes, daneben aber auch im Niederwaldbetrieb von meist 15–20jährigem Umtrieb als Eichenschälwälder zur Gewinnung von Eichenrinde.

Die malerische Gestalt alter Eichen, die als mächtige Riesen ihre Nachbarn weit überragen und mit ihren knorrigen Ästen Wind und Wetter Jahrhunderte hindurch Trotz geboten haben, lassen die Verehrung begreifen, die nicht nur die Deutschen, sondern auch andere Völker diesem Baume zollten. Schon in Homers Ilias heißt es, die Eiche sei dem Zeus geheiligt, und in der Ilias wird erzählt, daß man im ältesten griechischen Orakelsitze Dodona „den Willen des Göttervaters Zeus aus dem Rauschen einer hochwipfligen Eiche (drýs) höre.“ Auch in Italien war die Eiche dem Jupiter fulgurator, wie bei den Germanen dem Donnergotte Thor, geweiht, weil der Blitz mit Vorliebe in solche hochragende Eichen schlug, während er andere Bäume, wie beispielsweise die Buche, ganz verschonte. In heiligen Eichenhainen opferten die alten Kelten und Germanen und hielten dort ihre Opferschmäuse ab. Unter einer großen Eiche, der Mahleiche, versammelte sich die Sippe zu Beratungen, und, wie bei den Römern die Bürgerkrone (corona civica), die einem Bürger verliehen wurde, wenn er einen andern Bürger in der Schlacht gerettet hatte, aus Eichenlaub gewunden war, so war der Kranz aus Eichenlaub bei den alten Deutschen eine Auszeichnung, die heute noch in dauerhafter Nachahmung bei Freischießen an die besten Schützen verliehen wird. Auch bei den slavischen Volksstämmen hielt man die Eiche für heilig und gebrauchte nur Eichenholz zu Opferfeuern. Als dann das Christentum nach Deutschland und in die Länder der Ostsee drang, wurden zur Ausrottung der heidnischen Opfergebräuche viele alte heilige Eichen umgehauen. So soll insbesondere eine heilige Eiche bei Geismar in Hessen berühmt gewesen sein, die vom angelsächsischen Apostel der Deutschen, Bonifazius (eigentlich Winfried 680–755), gefällt wurde. Im Mittelalter spielte das Eichenlaub in der gotischen Ornamentik eine wichtige Rolle.

Die etwa 200 Eichenarten sind vorwiegend in Nordamerika und Westasien heimisch. Man unterscheidet bei ihnen je nach der Zeit der Fruchtreife zwei Hauptgruppen, nämlich Eichen mit im ersten Jahre reifenden Früchten und solche, deren Früchte erst im zweiten Jahre reifen. Erstere sind die verbreitesten, und unter ihnen unterscheidet man wiederum Arten mit im Herbst fallenden Blättern und immergrünen Blättern. Unter den altweltlichen Eichen mit im Herbst fallenden Blättern unterscheiden wir als nur ganz abgesprengte Posten der zahlreichen Eichenfamilie die beiden wichtigsten bei uns wachsenden Arten nach der Beschaffenheit der weiblichen Blüten als Stiel- und Traubeneiche, wenn diese, wie bei der letzteren, in kleinen traubenförmigen Knäueln dicht an der Spitze des neuen Triebes, oder, wie bei der ersteren, vereinzelt an einem besonderen Stiele sitzen. Die Stiel- oder Sommereiche (Quercus pedunculata) ist ein bis 57 m hoch werdender Baum mit kurzgestielten Blättern. Der Stamm ist während der ersten 50 Jahre glatt, bildet aber im höheren Alter eine rissige Borke. Die Krone ist nie dicht und wird von vielfach gekrümmten und geknickten Ästen und Zweigen gebildet. Die Pfahlwurzel dringt bis 2,5 m tief in den Boden, außerdem treibt der Stamm zahlreiche Seitenwurzeln, die ihn außerordentlich fest verankern. Am besten gedeiht die Stieleiche auf fruchtbarem, lockerem Auboden der Ebene, wächst aber noch in lehmigem, frischem Sandboden, während sie in höheren Lagen der Traubeneiche weicht. Sie findet sich in ganz Europa und Westasien, bildet in Ungarn und Kroatien ausgedehnte Wälder und im russischen Tiefland einen breiten Waldgürtel zwischen dem Finnischen Meerbusen und der Steppengrenze. Wie nach Norden geht sie im Osten über die Buche, doch nicht über den Ural hinaus. Sie fordert zur Belaubung eine etwas höhere Temperatur — nämlich 11–12 Grad Celsius — als die Buche, verliert aber im Herbst die Blätter erst, wenn die tägliche Wärme tiefer gesunken ist als zu Anfang der Vegetationsperiode. In den Alpen geht sie etwa bis 1000 m. In Deutschland kommen die schönsten, wenn auch niemals ganz reinen Stieleichenwälder in der fruchtbaren mitteldeutschen Ebene und am Niederrhein vor. Die Stieleiche wird bis 2000 Jahre alt und weist häufigere Samenjahre als die Buche auf. Ihr Holz hat sehr breite und dicke Markstrahlen, sogenannte Spiegel, d. h. Streifen, in denen die Gefäße radiär zum Mark verlaufen, ist sehr dauerhaft und dient in der Technik als sehr geschätztes Bau-, Nutz- und Werkholz. Besonders gern wird es zu Möbeln und Furnieren, und das Holz der slovenischen Stieleiche als bestes Faßholz verwendet. Unter Wasser wird es dunkler, fester, schwerer. Stämme, die sehr lange unter Wasser lagen, sind als Wasser- oder Mooreichenholz zur Herstellung von Möbeln sehr geschätzt. Man lagert deshalb auch absichtlich Eichenholz mehrere Jahre unter Wasser, beizt freilich auch frisches Eichenholz, um es dem Wassereichenholz ähnlich zu machen. Als Brenn- und Kohlenholz steht es dem Buchenholze etwas nach. Die Rinde wird wegen des großen Gehaltes an Gerbstoff als wichtiges Gerbmaterial benutzt. Aus demselben Grunde werden auch die infolge ihres Gerbstoffgehaltes zusammenziehend schmeckenden Eicheln zu Eichelkaffee und Eichelkakao verarbeitet. In der Kultur befinden sich zahlreiche Varietäten der Stieleiche.

Ihr gegenüber bleibt die Trauben- oder Wintereiche (Quercus sessiliflora), die man wegen ihres härteren Holzes auch als Steineiche bezeichnet, niedriger, gedrungener. Sie hat langgestielte Blätter, wird nur 30–40 m hoch, erreicht kein so hohes Alter und verbreitet sich nicht so weit nach Osten und Norden als die vorige, geht auch in unsern Gebirgen nicht über 700 m Höhe. Beide ertragen bis -31 Grad Celsius Kälte und öffnen zuletzt von unsern Waldbäumen die Knospen. Dabei entfalten sie gleichzeitig Blätter und Blüten, und zwar die Traubeneiche meist 10–14 Tage später als die Stieleiche. Auch von ihr werden mehrere Varietäten angepflanzt.

In Süddeutschland kommt vereinzelt die in Südeuropa heimische, östlich bis zum Kaspischen Meer reichende, in besonderem Formenreichtum in Ungarn und Siebenbürgen wachsende weichhaarige Eiche (Q. lanuginosa) vor, so genannt, weil ihre Blätter in der Jugend auf beiden Flächen grau behaart sind, später aber kahl werden. Sie bleibt kleiner als unsere Eichen. Noch kleiner, meist strauchartig, ist die in Rumelien, Griechenland, Cypern und Persien heimische Galleiche (Q. infectoria), die zu den Eichen mit im zweiten Jahre reifenden Früchten gehört. Sie ist sehr buschig, wird 2 m hoch und liefert an den kurzgestielten Blättern die durch die Gallwespe (Cynips gallae tinctoriae) erzeugten, 1,5–2,5 cm im Durchmesser haltenden Galläpfel, während die ihr sehr ähnliche südeuropäische Kermeseiche (Q. coccifera) in den durch die Kermesschildlaus (Coccus ilicis) hervorgerufenen erbsengroßen, braunroten, mit rotem Safte gefüllten Kermeskörnern einen ebenfalls wichtigen Handelsartikel erzeugt. Ihre Wurzelrinde wird wie die weniger wertvolle Stammrinde zum Gerben benutzt. Sie gehört zu den Eichen mit immergrünen Blättern, desgleichen die in den Küstenländern Südeuropas wachsende immergrüne Eiche (Q. ilex), die außer gutem Nutzholz eßbare Früchte hervorbringt. Sie ist die drýs der alten Griechen, eine Bezeichnung, die von drýssein einzäunen herrührt. Noch heute wird ihr Holz in Griechenland zum Umzäunen der Schäferhürden benutzt. Auch die Früchte der ebenfalls in den Mittelmeerländern heimischen langfrüchtigen Eiche (Q. ballota) und der Speiseeiche (Q. esculus) — der phēgós der alten Griechen von phágein essen — werden noch heute wie im Altertum roh und geröstet gegessen. Die Rinde dieser sparrigen, 2,5–3,8 m hohen Eichen wird gleicherweise zum Gerben benutzt.

Bedeutend wichtiger als diese ist die Korkeiche (Quercus suber), ein 10–12, höchstenfalls bei einem Stammdurchmesser von 0,8–1 m 16 m Höhe erreichender und etwa 200 Jahre alt werdender, immergrüner Baum des westlichen Teils des Mittelmeergebiets, der noch in Istrien und Thessalien, aber nicht mehr weiter östlich wild vorkommt. Die Nordgrenze seiner Verbreitung fällt mit der Linie einer mittleren Jahreswärme von +13,5 Grad Celsius zusammen. Er verlangt ein warmes oder doch gemäßigtes Klima; daher steigt er nirgends hoch ins Gebirge. In Spanien, Portugal und Südfrankreich wird er bis zu 500 m, in Algier und Marokko bis zu 1000 m Meereshöhe angetroffen. Ein lebhafter Luftwechsel und eine Fülle von Licht ist ihm sehr zuträglich, daher zieht er die Abhänge den Ebenen und die Küste dem Binnenlande vor. Dabei ist eine Südlage seinem Wachstum am günstigsten; doch hindert auch eine andere Lage sein Gedeihen durchaus nicht, vorausgesetzt, daß die übrigen Wachstumsbedingungen erfüllt sind. In wildem Zustande soll der Baum nach den Angaben eines erfahrenen französischen Forstmannes nur auf Granit- oder Schieferboden angetroffen werden. Tatsächlich bildet er auf solchem Boden die beste Rinde. Jedenfalls darf der Boden nicht kalkreich und nicht sumpfig oder gar brackig sein. Wie schon aus den klimatischen Verhältnissen seines Verbreitungsgebietes hervorgeht, stellt er in bezug auf Boden- und Luftfeuchtigkeit recht bescheidene Ansprüche, liefert aber auf feuchtem Boden eine für technische Zwecke unbrauchbare Rinde.

Heute wird der Baum, dessen teilweise recht süße Eicheln eine sehr gute Schweinemast bilden — so wird der Wohlgeschmack der berühmten Schinken von Bayonne auf die Mästung der Schweine mit den Früchten der Korkeiche zurückgeführt, während in Spanien diejenigen der immergrünen Eiche (Quercus ilex) zur Schweinemast vorgezogen werden — zum Zwecke der Korkgewinnung in seiner Heimat vielfach angepflanzt und wurde neuerdings auch in den Südstaaten und an der atlantischen Küste südwärts von Virginien eingeführt. Die Anpflanzung erfolgt durch Legen der frisch gereiften Eicheln, was meist im Herbst geschieht. Da die jungen Bäumchen die ersten Jahre hindurch beschattet werden müssen, benutzt man dazu Reben, die zu gleicher Zeit in Reihen gepflanzt werden. Die Bodenbearbeitung, die für die Reben unerläßlich ist und sich durch deren Erträgnisse lohnt, kommt auch den jungen Korkeichen zugute. Mit dem 20. Jahr sind letztere so weit gediehen, daß die Reben durch deren Beschattung leiden und deshalb ausgerottet werden müssen. Zu dieser Zeit sind die Korkeichen ertragsfähig geworden und bleiben es ununterbrochen bis wenigstens zum 150. Jahr. Dann leben sie zwar noch fort, aber mit ihrer Rindenproduktion geht es scharf bergab, so daß sie dann bei geregeltem Forstbetrieb umgehauen werden.

Bis zum 4. Jahre sind Stamm und Äste mit der glatten Oberhaut bedeckt. Diese wird dann durch den sich von da an bildenden Korkmantel gesprengt. Läßt man diesen natürlichen Korkmantel bestehen, so bleibt er dünn, brüchig und für technische Zwecke unbrauchbar. Er wird deshalb, sobald der Stamm eine Dicke von 5–10 cm erreicht hat, mit Messern und Hacken entfernt, ein Vorgang, den man im Hauptproduktionsgebiet des Korkes, in Algerien, als démasclage bezeichnet. Diese erste Rinde hat einen sehr geringen Handelswert und wandert gewöhnlich in die Gerbereien. Die vom Baume neugebildete Rinde erreicht eine bedeutendere Dicke als die erstgebildete und besteht aus weicheren, gleichmäßigen Korkelementen. Mit jeder folgenden Ernte wird die Qualität des Korkes besser.

Nach etwa 8–10 Jahren ist die Korkschicht so mächtig — etwa 5–20 cm dick — geworden, daß sie geschält wird, und dies kann am Stamm in regelmäßigen Intervallen von 8–9 Jahren, an den Hauptästen von 10–12 und an den kleinen Ästen von 16–20 Jahren wiederholt werden. Um eine natürlich wertvollere dickere Rinde zu erhalten, die zur Herstellung von Champagnerpfropfen geeignet ist, wartet man auch am Stamm 10, 12, ja 18 Jahre mit der Abschälung der Korkrinde. Diese geht in der Weise vor sich, daß im Juni oder Juli, wenn der Saftfluß des Baumes in lebhaftem Gange ist, der Stamm in weiten Abständen am Fuß und unter den Hauptästen mit einer am Stielende keilförmig zugeschärften Axt geringelt wird. Diese Ringschnitte werden bei dünneren Stämmen durch zwei, bei dickeren durch drei bis vier Längsschnitte miteinander verbunden. Diese Arbeit wird mit der größten Vorsicht ausgeführt, denn nur die tote Borke, nicht der lebende Bast darf dabei angeschnitten werden. Dann wird die Rinde mit Hilfe des Beiles gelöst, an der Außenseite gereinigt, indem man die Epidermis abschabt und eine Rinde nach der andern, oder auch mehrere nebeneinander mit ihrer Hohlseite nach unten über eine mit glühenden Kohlen gefüllte Grube legt und mit Steinen oder Holz beschwert, damit sie flach werden. Sobald sie angekohlt sind, werden sie auf die andere Seite gelegt, damit auch diese, aber in geringerem Grade, angekohlt werde. Das Ankohlen gibt dem Kork das, was die Stopfenschneider „Nerv“ nennen; es bewirkt ferner ein Schließen der Poren, welche sonst Feuchtigkeit aufnehmen und damit den Kork untauglich zur Verwendung als Stopfen machen würden. Zu stark darf aber die Rinde nicht angekohlt werden, da sie sonst ihre Elastizität verliert. Ist sie dagegen zu wenig angekohlt, dann ist sie nicht fest genug für das Messer des Korkschneiders. Seltener wird die Rinde vor dem Ankohlen in Wassergruben geworfen und mit großen Steinen beschwert, bis sie platt geworden sind. Die geringwertige Korkrinde, welche nicht für die Stopfenschneidereien bestimmt ist, wird einfach auf Haufen an der Luft getrocknet. Nach zwei Monaten haben sie ein Fünftel ihres Gewichtes verloren und werden dann als verkäuflich betrachtet, während die angekohlten Rindenstücke sofort nach der Behandlung mit Feuer auf beiden Seiten oberflächlich mit rauhen Tüchern gereinigt und auf Haufen gesetzt werden, bis die benachrichtigten Käufer erscheinen und sie übernehmen.

Sofort nach der Aberntung werden zwei Längsschnitte, zuweilen auch drei oder vier in den Bast gemacht, soweit er entblößt ist. Dies geschieht, um zu verhüten, daß die sich bildende neue Rinde an der Oberfläche berstet. Doch dürfen die Schnitte niemals an der Nordseite gemacht werden. Wenn die Korkeiche auf einmal geschält wird, bildet sich ihre neue Rinde langsamer, sie wird aber von besserer Qualität, als wenn sie abteilungsweise in Pausen geschält würde. Wenn die Rinde nicht abgeschält wird, so verliert sie nach einer gewissen Zeit ihre Brauchbarkeit. Dieser wertlose Zustand kündigt sich durch Risse und Löcher an, die immer zahlreicher werden, bis die Rinde im 50. oder 60. Lebensjahre gleich derjenigen anderer Bäume in kleinen Stücken abfällt. Solange die Korkeiche lebt, fällt ihre Rinde niemals insgesamt oder in großen Streifen ab, wie manchmal behauptet wird. Wäre dem so, dann würde die Korkeiche eine in dieser Hinsicht einzig stehende Ausnahme in der Pflanzenwelt bilden.

Alle erstgeschälte Rinde ist, wie gesagt, zur Verwendung als Kork wertlos und muß zu einem Spottgeld hauptsächlich als Gerbmaterial verkauft werden. Auch wenn Korkeichen ein reifes Alter erlangt haben, ohne daß sie abgeerntet werden, und sie sollen fortan ausgenutzt werden, so ist ihre Rinde ebensowenig wert als diejenige junger Bäume. Erst durch das Geschältwerden wird sie in der Weise verändert, daß sie sich als Kork verwenden läßt, und zwar wird die Qualität des Korkes, wie gesagt, mit jeder folgenden Ernte besser.

Die in verschiedener Weise zu Ballen vereinigte Korkrinde kommt in verschiedenen Qualitäten in den Handel. Die beste ist elastisch, weder holzig, noch löcherig und von rötlicher Farbe. Die gelb gefärbte ist geringwertiger, am schlechtesten aber ist die weiße. Kork, der Risse hat, wird als Ausschuß betrachtet; ebenfalls solcher, der weich und schlaff ist. Letzteres ist gewöhnlich ein untrügliches Zeichen dafür, daß er auf feuchtem Boden erzeugt wurde.

Ein in gutem Zustande gehaltener Korkeichenwald liefert in jedem 10. Jahr eine Ernte, die zu zwei Dritteln aus ordinärem und Bastardkork und zu einem Drittel aus zur Stopfenfabrikation brauchbarem dickem und dünnem Kork von 5–20 cm Dicke besteht. Die Korkrinde enthält so viel Gerbsäure wie die beste Rinde anderer Eichen; aus diesem Grunde färben sich eisenhaltige Flüssigkeiten, die in Berührung mit dem Kork kommen, durch Bildung von gerbsaurem Eisen mit der Zeit schwärzlich. Die spanischen Gerber, namentlich diejenigen von Cadix, verwenden Korkrinden mit Vorliebe zum Gerben; doch wird sie ihnen nur in sehr beschränktem Maße zugänglich gemacht. Es ist begreiflicherweise viel einträglicher, die Korkeichen zur Korkgewinnung als zu Lohschlägen zu verwenden. Nach einer zuverlässigen französischen Quelle werfen so benutzte Korkeichenwälder eine viermal höhere Rente ab als andere Eichenwälder. Während die Jungfernernte von einem Baume nur etwa 5 kg Kork liefert, beträgt die Ernte von einem vollkräftigen Baum einschließlich der Äste 100–150 kg. Der Durchschnittspreis für 100 kg Kork schwankt zwischen 170 und 180 Mark. Die Gesamtkorkproduktion der Welt läßt sich nicht genau feststellen; doch ist das sicher, daß es sich dabei um einen Wert von gegen 100 Millionen Mark handelt. Verbraucht doch England allein für weit über 20 Millionen Mark dieses für die moderne Kultur ganz unentbehrlichen Rohmaterials jährlich, Deutschland und Frankreich nicht viel weniger.

Die Korkrinde wird hauptsächlich zur Herstellung von Flaschenkorken verwendet, die früher allgemein mit der Hand, neuerdings aber vorzugsweise mit Maschinen geschnitten werden. Der Verlust an Material ist dabei ein sehr großer und beträgt bis zu 60 Prozent. Doch finden auch die Abfälle Verwendung, so besonders zur Herstellung von Linoleum und vielen andern technischen Erzeugnissen, wie Umhüllungsmassen von Dampfröhren, Amboßunterlagen, Stoßkissen auf Schiffen, Schwimmgürteln usw. Außer Korkstöpseln werden auch Korksohlen, Korkjacken, Schwimmer von Fischernetzen und Angelhaken und dergleichen aus Kork hergestellt. Der beste Kork, der ausschließlich zur Herstellung von Champagnerkorken benutzt wird, kommt aus den spanischen Provinzen Catalonien und Andalusien in den Handel. Er darf beim Einpressen in die Flaschenmündung keine Haarrisse bekommen, durch welche die Kohlensäure entweichen könnte, und muß so elastisch sein, daß er selbst nach jahrelangem Gebrauch, mit Wasser gekocht, seine ursprüngliche zylindrische Gestalt und seinen ursprünglichen Umfang wieder erhält. Er kann bis zu 60 Jahre im Dienst aushalten.

Der Kork ist ein Artikel, den schon die alten Ägypter, Griechen und Römer kannten und zu verschiedenen Zwecken verwandten. So benutzten ihn die erstgenannten zur Herstellung von Särgen, die letzteren dagegen zu Bienenstöcken, wie uns Varro mitteilt, der im 1. Jahrhundert v. Chr. schreibt: „Die besten Bienenstöcke sind die aus Rinde (cortex) gemachten.“ Unter dem lateinischen cortex, das zunächst Rinde im allgemeinen bedeutet, ist in diesem Falle vorzugsweise die Rinde der Korkeiche zu verstehen. Aus dem lateinischen cortex ist dann unser deutsches Wort Kork entstanden. Obschon die Korkeiche nicht mehr in Griechenland wächst, beschreibt sie Theophrast im 4. Jahrhundert v. Chr. allerdings nur vom Hörensagen und deshalb nicht ganz richtig. Er sagt von ihr: „Die Korkeiche (phellós) wächst in Tyrrhenien (Etrurien), hat einen einfachen Stamm, wenig Äste, ist hoch und hat festes Holz. Die Rinde ist sehr dick, zerrissen wie bei der Pinie (pítys), jedoch in größere Stücke gespalten. Das Blatt ist wie bei der Esche (melíē), dick und länger (damit meint er wohl die einzelnen Blättchen des Eschenblattes). Der Baum ist nicht immergrün (tatsächlich sind die Blätter der Korkeiche immergrün), sondern läßt die Blätter fallen. Die Frucht ist eichelartig wie diejenige der Ariaeiche (aría). Man schält die Rinde ab und behauptet, sie müsse ganz abgeschält werden, sonst leide der Baum. Diese ersetzt sich in etwa drei Jahren.“ Besonders wurde die schon von Theophrast hervorgehobene Fähigkeit des Schwimmens auf dem Wasser als die schätzenswerteste Eigenschaft dieses Produktes ausgenutzt. So erzählt Plinius, daß der Kork, den er als suber bezeichnet, von den Fischern als Schwimmer für ihre Netze und sonst allgemein als Bojen für die Anker der Schiffe benutzt werde.

Mögen nun auch die Völker des Altertums den Kork zu den verschiedensten Zwecken benutzt haben, so ist doch das eine sicher, daß sie ihn nicht wie wir zum Stopfen brauchten. Erstens hatten sie keine enghalsigen Flaschen wie wir im Gebrauch, wozu er sich in erster Linie eignet, und für die später von den Römern Galliens von den keltischen Einwohnern des Landes angenommenen Holzfässer aus Dauben war ein hölzerner Spund das gegebene Verschlußmaterial. Die Vorratsgefäße der Alten waren große amphorenartige Tonkrüge, von den Griechen píthos, von den Römern dolium genannt, die mit Deckeln aus demselben Material mit Zuhilfenahme einer dicht verschließenden Masse wie mit Wasser angerührtem Lehm oder gebranntem Gips, auch mit einem Kitt aus Harz, Kreide und Öl luftdicht verschlossen wurden. Wurde der Deckel nicht luftdicht verschlossen, damit man jeweilen vom Vorrate seinen Bedarf zu holen vermochte, so wurde die Verdunstung durch Aufgießen einer Schicht Öl, also in der Regel Olivenöl, z. B. auf Wein, verhindert, wie wir dies noch auf den Chianti- und anderen Weinflaschen Italiens sehen. Erst als die enghalsigen Glasflaschen aufkamen, die vor dem 15. Jahrhundert nirgends in Europa erwähnt werden, fand der Kork seit dem 17. Jahrhundert zur Herstellung von Pfropfen zum Verschließen derselben zunehmende Verbreitung und bald allgemeine Verwendung, nachdem auch hier vorher Wachs- und Holzpfropfen zu deren Verschluß gedient hatten. Dank seiner Wasserdichtigkeit, Elastizität, Dauerhaftigkeit und Leichtigkeit hat sich der Kork nunmehr den Kulturvölkern der ganzen Erde vollkommen unentbehrlich gemacht und wird auch in seiner herrschenden Stellung nicht so leicht von einem andern Stoffe verdrängt werden können. Allerdings ist dem Korkstopfen im letzten Jahrzehnt ein nicht zu unterschätzender Konkurrent entstanden in dem bekannten Patentverschluß mit Gummidichtung, der namentlich bei Bierflaschen fast allgemeine Verwendung findet und den Vorteil bietet, daß die Flasche ohne Zuhilfenahme einer Korkmaschine verschlossen und ohne weiteres geöffnet werden kann. Diese Leichtigkeit, den Verschluß zu öffnen, hat aber auch ihre Schattenseiten, zu denen sich noch andere Nachteile gesellen, so daß gleichwohl für sehr viele Zwecke der Flaschenverschluß durch Kork dauernd beibehalten wird. Was durch diesen Patentverschluß, der auch für die Flaschen zum Sterilisieren der Kindermilch allgemeine Aufnahme gefunden hat, der Korkrinde an Absatz verloren geht, wird reichlich ersetzt durch die von Jahr zu Jahr steigende Verwertung gemahlener Korkrinde zur Herstellung des Linoleums. Dieser Stoff wird als Fußbodenbelag, der leicht zu reinigen ist und sonst viele Vorteile bietet, sich immer mehr die Wertschätzung aller Schichten der Bevölkerung erobern und bald in jeder Wohnung zu finden sein.

Tafel 159.

Korkeiche (Quercus suber) bei Cannes an der Riviera.
(Nach einer in der Sammlung des Botan. Institutes der Universität Wien befindlichen Photographie.)


GRÖSSERES BILD

Tafel 160.

Waldstudie von J. van Ruisdael.


GRÖSSERES BILD

Tafel 161.

Nadelholzwälder an der oberen Isar bei Schäftlarn.


GRÖSSERES BILD

Tafel 162.

Holzflößerei auf der Isar.


GRÖSSERES BILD

Vor allem wird die Champagnerfabrikation sich voraussichtlich noch lange des Korkzapfens als unvergleichlich wertvollem Verschlußmaterial ihres Produktes bedienen. Hat doch die Einführung desselben in Europa überhaupt erst die Champagnerfabrikation möglich gemacht. Der Erfinder des Champagners, der Benediktinermönch Dom Pérignon (1636–1715), Pater Kellermeister in der Abtei von Hautvilliers in der Champagne, war zugleich der Erfinder des Champagnerkorkes, der ihm den unbedingt erforderlichen festen Verschluß zur Zurückhaltung der sich bildenden Kohlensäure verbürgte.

Von neuweltlichen Eichen mit im ersten Jahre reifenden Früchten und im Herbst abfallenden Blättern ist die wegen ihrer grauweißen, in breiten, dünnen Stücken sich ablösenden Rinde als Weißeiche (white oak — Quercus alba) bezeichnete Art zu nennen. Der schöne, bis 25 m hohe Baum bildet in den Vereinigten Staaten ausgedehnte Wälder und liefert viel Gerbrinde. Seine Blätter verfärben sich nicht im Herbst. Auch die großfrüchtige Eiche (Q. macrocarpa) mit mildschmeckenden Früchten und die Kastanieneiche (Q. prinus) sind in Nordamerika sehr verbreitet und liefern zum Gerben sehr geschätzte Rinden. Zu den Eichen mit im zweiten Jahre reifenden Früchten haben wir in der Neuen Welt die auf der Westseite Nordamerikas heimische weidenblätterige Eiche (Q. phellos). Der etwa 20 m hohe Baum hat der Silberweide ähnliche Blätter. Ebenfalls im westlichen Nordamerika gedeiht an feuchten Stellen die Wassereiche (Q. nigra). Im östlichen Teil Nordamerikas dagegen wachsen die Färbereiche (Q. tinctoria), die ihr ähnliche Scharlacheiche (Q. coccinea) mit braunroten Blättern, die sich im Herbst scharlachrot verfärben. Sie bildet in den Vereinigten Staaten große Wälder und ihr Holz wird vielfach nach England ausgeführt. Ferner die nach der prächtigen scharlachroten Verfärbung ihrer Blätter so genannte Roteiche (Q. rubra), die vom Huronensee bis Florida und Texas in ausgedehnten Beständen wächst und wegen ihrer Raschwüchsigkeit auch in unsere Forsten eingeführt wurde. An feuchten Stellen gedeiht dort die ebenfalls sehr schnellwüchsige Sumpfeiche (Q. palustris), die, wie alle vorgenannten, viel Gerbrinde liefert. In Südeuropa bis Syrien dagegen wachsen von den Eichen mit im zweiten Jahre reifenden Früchten die Zerreiche (Q. cerris), ein großer Baum mit ungemein festem, hartem Holz, eßbaren Früchten und gerbstoffreicher, zum Gerben dienender Rinde, und in Rumelien, Griechenland und Kleinasien die ebenfalls bis 19 m hohe Knopperneiche (Q. vallonea), deren schuppige, 3–4,5 cm im Durchmesser haltende Fruchtbecher als Valonen in den Handel kommen und zum Gerben und Schwarzfärben dienen.

Wie die Eichen gehören die Buchen (Fagus) in die Familie der Cupuliferen oder Näpfchenfrüchtler. Unter ihnen ist die gemeine Buche oder Rotbuche (Fagus silvatica) der schönste und für uns wichtigste Vertreter der Gattung. Dieser stattliche Baum, dessen glatter Stamm mit hellsilbergrauer Rinde emporstrebt, um hoch oben die volle Besonnung verlangenden grünen Blätter an zierlichen Ästen auszubreiten, bildet den von den Dichtern viel besungenen „grünen Waldesdom“ und soll die Anregung zur gotischen Bauart gegeben haben. Die Buche ist der Hauptrepräsentant des deutschen Laubholzwaldes und gedeiht am besten in nicht zu feuchtem, aber auch nicht zu trockenem, kalkhaltigem Hügel- und Bergland, bildet aber auch auf dem frischen, humösen Sandboden der norddeutschen Ebene mächtige Bestände. Im sandigen Flachlande hat sie allgemein den Nadelhölzern weichen müssen; nur vereinzelt und deshalb vom Naturfreund doppelt geschätzt ragen dort die Buchenwälder wie Oasen aus dem Einerlei der Kiefern. Der Buchenhochwald bedeckt in ganz Deutschland rund 15 Prozent der gesamten Waldfläche. Die Buche eignet sich forstlich für den Hoch-, Mittel- und Niederwaldbetrieb. Das weißliche bis braunrötliche, harte, dichte, schwere, gut spaltbare, aber wenig elastische, stark schwindende und arbeitende Holz weist zahlreiche wie Atlas glänzende Spiegel als Reservestoffbehälter des Holzkörpers auf und verstockt leicht im Wechsel von Nässe und Trockenheit, ist aber stets im Wasser oder stets im Trocknen ziemlich dauerhaft. Absolut unbrauchbar ist es zur Verwendung im Freien, dagegen wird es von Wagner und Drechsler, wie auch zum inneren Ausbau unserer Häuser vielfach verwendet. In heißem Wasserdampf erweicht, wird es biegsam und dient zur Herstellung gebogener Möbel. Österreich-Ungarn besitzt etwa 40 Fabriken zur Herstellung solcher gebogener Möbel, denen 350000 Hektar Buchenwaldungen das Material liefern, die 35000 Menschen beschäftigen und gegen 230000 Meterzentner gebogener „Wiener Möbel“ jährlich exportieren. Deutschland besitzt nur wenige solcher Fabriken, da das Buchenholz hier weit schwieriger zu haben ist und die Arbeitslöhne teurer als in Österreich-Ungarn sind. Imprägniert dient Buchenholz neben dem dafür weit besseren Eichenholz zu Eisenbahnschwellen, gebeizt und gefärbt als Zigarrenkistenholz. Es liefert ein vorzügliches Brennholz, dessen Wert als solches aber durch die Einführung der Steinkohle als üblichstem Heizmaterial bedeutend herabgesetzt wurde. Es gibt auch die besten Holzkohlen und dient zur Darstellung von Holzessig und künstlichem Indigo. Die chemische Fabrik Laufach im Spessart verwendet zur Holzessigfabrikation jährlich etwa 25000 Ster Spessarter Buchenholz. Endlich liefert es auch den vortrefflichen Buchenholzteer mit reichem Gehalt an Kreosot, der meist daraus gewonnen wird. Der Gehalt des Buchenholzrauches an Kreosot ist es, der als viel angewandtes Konservierungsmittel beim Räuchern von Schinken und Würsten dient. Die gerbstoffhaltige Buchenrinde kann als Lohe beim Gerben benutzt werden: die Buchenholzasche gibt die beste Pottasche und Lauge zum Waschen. Die ölreichen Buchennüsse (Bucheln oder Bucheckern) bilden nicht nur eine treffliche Schweinemast, sondern liefern auch dem Menschen ein gutes Speiseöl. Nicht im Öl, wohl aber in den Häuten und im zurückbleibenden Kern der Nüsse ist ein Fagin genanntes Gift enthalten, das in größeren Dosen, namentlich bei Kühen und Pferden, lähmend auf das Rückenmark und die Atmung wirkt.

Die im Herbste abfallenden eiförmigen, in der Jugend weißhaarig bewimperten, glatten, leicht gewellten Blätter geben eine gute Streu für den Waldboden. Sie brauchen zu ihrer Verwesung etwa drei Jahre und bilden dann eine schwärzliche, von Pilzfäden durchzogene Modermasse, die von zahllosen Regenwürmern und anderen kleinen Tieren gefressen und verarbeitet wird. An ihrer Auflösung und chemischen Umsetzung arbeiten auch zahlreiche Fadenpilze und Bakterien. Die so zugerichtete Bodenschicht, der Humus, ist der Nährboden für die höheren Pflanzen, für deren Ansiedlungsmöglichkeit die Buche mit ihren abfallenden Blättern einen wichtigen Faktor bildet. In milden, warmen Lagen gewinnen die das Laub schnell zersetzenden Bakterien die Oberhand und reiche Humusböden schaffen üppiges Gedeihen für Feld und Wald. Bei allzuviel Sonne und zuviel Niederschlägen, wenn ihnen der Boden ungeschützt preisgegeben ist, wird ihr Wachstum gehemmt, nur Fadenpilze vermehren sich weiter und durchziehen die oberen Schichten, mit deren Zersetzung sie aber allein nicht fertig werden. So entsteht fester, saurer „Rohhumus“, den die Regenwürmer nicht mehr zu verzehren und in ihrem Darmkanal durchzuarbeiten vermögen, und der einst stämmige Hochwald wird zu unfruchtbarem Heide- und Moorland. Gegen diese Gefahren ist gerade die Buche eine treffliche Pionierin und ihr reichliches Laub ist besonders im Nadelwald ein vortreffliches Material für die Humusbildung. Dabei vermag ihr an der Spitze fein verästeltes und mit zarten Pilzfäden, die ihr zur Gewinnung des Stickstoffs behilflich sind, umsponnenes Wurzelwerk überallhin durch den Boden zu dringen und die zum Gedeihen und Wachstum nötige Nahrung zu schöpfen.[6]

Auch die Buche erträgt wie Stiel- und Traubeneiche bis 31° C. Kälte. Sie findet sich hauptsächlich in Mitteleuropa, geht westwärts bis Mittelspanien und Nordportugal, südlich bis Sizilien und Apulien, östlich bis zum Kaukasus. Hier überall ist sie ein entschiedener Gebirgsbaum, der je südlicher, um so höher hinangeht. Am Ätna steigt sie bis 1880 m, in den bayrischen Alpen bis 1300 m, in den norddeutschen Gebirgen aber bis etwa 650 m. In Norwegen findet sie sich bis zum 59.° nördlicher Breite. Ihre nördliche Grenze berührt die schwedische Westküste von Gothenburg, geht an der Ostküste nur bis Kolmar bei 57° und durchschneidet fast geradlinig den Kontinent von Königsberg aus über Polen bis Podolien und zur Krim. Jenseits dieser Linie würde die Vegetationsperiode auf weniger als fünf Monate beschränkt werden, was die Buche nicht verträgt.

Im Frühjahr zersprengt das Keimpflänzchen die Buchennuß, streckt zuerst das Würzelchen heraus und sucht sich im Boden zu befestigen und Nahrung und Wasser daraus zu holen. Das Öl der zwei zusammengefalteten Keimblätter verwandelt sich zunächst in Zucker und allmählich in neue Pflanzensubstanz. Sobald die Wurzel hinreichend lang ist, entfalten sich die Keimblätter, werfen die sie einzwängende Schale ab, breiten sich aus und werden grün, um mit Hilfe des Chlorophylls neuen Zucker zu bereiten. Bis zum 6. Jahre wächst die Buche langsam, dann aber streckt sie sich bedeutend und nimmt jährlich 16–24 cm an Länge zu. Vor dem 60. Jahre blüht sie selten. Die Blüten finden sich an heurigen Trieben und entfalten sich gleichzeitig mit dem Ausbruch des Laubes. Seitensprosse haben fast nur langgestielte, hängende, kugelige, männliche Blütenstände in Form von Kätzchen, der Gipfeltrieb trägt männliche und weibliche Blüten, wobei wiederum die männlichen am unteren, die weiblichen dagegen am oberen Teil des Sprosses sich befinden. Mit 120–150 Jahren vollendet die Buche gewöhnlich ihr Wachstum und kann dann bei 0,9–1,25 m Stammdurchmesser über 30 m hoch sein. Sie liebt volle, geschlossene Bestände und gedeiht nur, wenn der Boden vollständig gedeckt ist. Sie war einst mit der Eiche im ganzen westlichen und in ausgedehnten Waldgebieten des südlichen und mittleren Deutschland der herrschende Baum. Seit 1780 ist sie aber vielfach den rascher wachsenden und früher einen nutzbaren Holzertrag liefernden Nadelhölzern gewichen. Die Begründung von Beständen erfolgt unter dem Schatten der den Samen abwerfenden Mutterbäume. Man erzieht die Buchen leicht in Saatbeeten und verpflanzt sie drei- bis vierjährig zu mehreren zusammen ins Freie, wo sie aber gegen Sonnenbrand geschützt werden müssen. Gegenwärtig erzieht man nicht reine Buchen-, sondern aus Eichen, Buchen, Ahorn, Eschen usw. gemischte Bestände, in welchen die Buche den Boden schützt und ihn durch reichlichen Blattfall verbessert, daneben auch die genannten Nutzholzarten durch kräftigen Bestandsschluß zu günstiger Stammausbildung zwingt. Die Buche ist auch wichtig als Bodenschutz oder Treibholz im älteren Eichen- und Kiefernbestand und gibt bis 10 Prozent der gesamten Holzmasse als Nutzholz. In guten Jahren sammelt man pro Hektar etwa 100 Scheffel Buchnüsse im 120jährigen Betrieb.

Eine sehr große Anzahl Insekten und Pilze leben auf der Buche, doch lange nicht so viel als auf der Eiche, die darin weitaus an erster Stelle unter allen Holzgewächsen steht. Obgleich die Rotbuche nicht im alten Griechenland vorkam, kannte sie doch Theophrast als oxýa. Auf den Gebirgen Norditaliens wuchs sie dagegen häufig und wird von den römischen Autoren mehrfach als fagus erwähnt, eine Bezeichnung, die aus Verwechslung von der griechischen Bezeichnung phēgós für Speiseeiche (von phágein essen) abzuleiten ist. Macrobius rechnet die Buche zu den glücklichen Bäumen (felices arbores), weil man aus ihrem Holze Opfergeschirre mache. Bei den alten Germanen war die Buche der Göttin des Herdes und der Ehe, Freya, geweiht. In Nordamerika und Japan wird die Buche durch verschiedene nahe Verwandte vertreten, die wir hier übergehen können.

Ebenfalls zu den Kätzchenträgern gehört die Hain- oder Weißbuche (Carpinus betulus), von den vorgenannten Cupuliferen durch das Auftreten einer falschen, aus einem Blatte gebildeten cupula ausgezeichnet. Sie ist am nächsten mit den Haselnußarten verwandt. Mit der Rotbuche hat sie wenig Merkmale gemein, außer daß der Stamm bei beiden dieselbe glatte, silberweiße Rinde mit fehlender Borke aufweist. Beide Baumarten wollen im Schatten des Waldes leben und aufwachsen. Müssen sie trotzdem sich in freiem Stande entwickeln, so schützen sie sich durch tief bis zum Boden herabreichendes Astwerk gegen die allzu warm scheinende Sonne. Besonders auf alten Weideplätzen stehen oft solche prächtige, rings beastete „Weidebuchen“. Ist aber der Baum im Bestand erwachsen und wird er plötzlich durch eine Lichtung der Sonne ausgesetzt, ohne daß er Zeit hat, sich allmählich daran zu gewöhnen, so wird die Rinde auf der Sonnenseite gar bald schwarz und brandig, sie stirbt und löst sich ab und der Baum geht an sogenanntem „Rindenbrand“ langsam zugrunde. Der bis 6 m hohe Stamm ist selten gerade, sondern mehr oder weniger eckig, durch tiefe Furchen der Länge nach eingeschnitten, mit deutlichen, den Stamm spiralig umziehenden Längswülsten, wie man sagt „spannrückig“, zudem oft mit starken Beulen und Buckeln versehen. Schon bei 2–3 m Höhe teilt sich der Stamm in starke Äste und setzt sich nach der Astteilung zwar gerade, aber nur schwach fort. Alte Bäume zeigen Astlöcher mit tiefen Aushöhlungen und weisen einen wunderlich gekrümmten Astbau auf. Die Belaubung ist infolge der feinen Verzweigung dicht. Die Krone bildet an jüngeren, kräftig wachsenden Bäumen eine breite, stumpfe Pyramide mit so vielen tiefeckigen Einschnitten, als Hauptäste vom Stamme ausgehen. Mit zunehmendem Alter krümmen sich die Zweige infolge der schweren, fast alljährlichen Fruchtlast abwärts, welchem Drucke endlich auch die Äste folgen, und so mildert sich die vorher etwas starre Form der Krone durch Abrundung der Spitzen und Ausgleichung der Einschnitte.

Gleichzeitig mit dem Ausbruch der Blätter erscheinen im April und Mai die männlichen und weiblichen Blütenstände. Die Frucht ist eine sehr hartschalige, flache Nuß mit Längsrippen. Die Früchte fallen im November und später, nach den Blättern, wie Kreisel sich drehend zu Boden. Die Hainbuche wächst in der Jugend lange buschig und trägt frühzeitig und reichlich Samen. Sie ist unempfindlich gegen Frost und periodische Überschwemmungen und hat wenig von Krankheiten zu leiden. Sie erträgt viel Schatten und dient daher als Bodenschutzholz in lichten Eichenwaldungen. Im Niederwaldbetrieb ist die Hainbuche durch ihre bedeutende Ausschlagsfähigkeit von Wert; auch ist sie, weil sie den Schnitt gut erträgt, zur Anlage von Hecken geeignet. Sie kann ein Alter von 300–400 Jahren erreichen, steht aber im Massenertrage von Holz der Rotbuche weit nach. Ihr gelblichweißes Holz ist sehr schwer, hart und schwierig zu spalten und zu bearbeiten, arbeitet stark und besitzt nur im Trockenen lange Dauer. Es ist ein gutes Werkholz zur Herstellung von Hobelkästen, Kammrädern in Mühlen, Maschinenbestandteilen usw., überhaupt von allem, was Reibung und Stoß auszuhalten hat. An Brennkraft kommt es demjenigen der Rotbuche gleich, gibt auch gute Kohlen und reichlich Pottasche. Die Rinde kann zum Gerben benutzt werden, die Blätter geben Ziegen, Schafen und Pferden ein gutes Futter.

Die Hainbuche war den alten Griechen und Römern nicht bekannt, wohl aber die bei ihnen wachsende Hopfenbuche (Carpinus ostrya) — ostrýa von den Griechen und carpinus von den Römern genannt. Cato preist deren Holz als das beste zur Herstellung von Ölpressen. Die Festigkeit und Zähigkeit des Holzes der Hainbuche hat die Redensart vom „hanebüchenen Mann“ entstehen lassen, der aber oft auch „hanebüchen grob“ sein kann. In Ostpreußen sollen einzelne Hainbuchen einen Stammumfang von 5 m besitzen. Eine selbständige Art ist die orientalische Hainbuche (Carpinus orientalis), während die amerikanische Hainbuche (C. americana) bei uns als Zierpflanze kultiviert wird.

Der als Fruchtbaum aus dem warmen Süden zu uns gekommene Nußbaum (Juglans regia) hat ein hochgeschätztes braunes Holz, das mit Vorliebe zu Möbeln, Gewehrschäften, Drechsler- und Bildhauerarbeiten verwendet wird. Es ist gleichmäßig schwer und hart, leicht zu bearbeiten und polierfähig, schwindet aber stark und ist nur im Trockenen dauerhaft. Der Nußbaum liefert auch das meiste Furnierholz. Die Wurzelstöcke, welche gleichfalls zu Furnieren geschnitten werden, besitzen oft eine herrliche Maserung. Die getrockneten Schalen der grünen Nüsse enthalten einen zum Braunbeizen vielverwendeten Farbstoff, die Nuß- oder Körnerbeize. Sein ausgezeichnetes Holz hätte dem Nußbaum den Weg in den Wald geöffnet, wenn nicht seine große Empfindlichkeit hindernd im Wege stünde. An seine Stelle tritt deshalb im Wald vielfach die aus Nordamerika stammende, weniger empfindliche Schwarznuß (Juglans nigra), die ebenso wie die Graunuß (J. cinerea) wegen ihres schönen, gleichmäßig rotbraunen Holzes besonders zur Herstellung von Möbeln hochgeschätzt ist und dem Holz der einheimischen Walnuß vorgezogen wird. Ein hervorragend zähes und elastisches Holz, das für den Wagenbau große Bedeutung erlangt hat, liefert die ebenfalls aus Nordamerika in verschiedenen Arten in unsere Wälder verbrachte Hickorynuß (besonders Carya alba). Von allen dreien, die durch ihre Fiederblätter gekennzeichnet sind, bedarf sie bei uns allerdings der größten Pflege.

Ein vortreffliches Bau-, Werk- und Faßholz liefert die Edelkastanie (Castanea vesca), die aber bei uns nur im Rheintal am Fuß des Schwarzwaldes und der Vogesen in wärmeren Lagen, wo der Weinstock und feinere Obstarten gezogen werden, gedeiht. Hier wird sie im Niederwaldbetrieb bewirtschaftet, um aus den jungen Schößlingen sehr brauchbare Rebstecken zu gewinnen. Ihr Holz besitzt fast alle Eigenschaften, wie auch die Farbe des Eichenholzes, ist jedoch durch das Fehlen der mit freiem Auge deutlich sichtbaren Markstrahlen sofort von jenem zu unterscheiden. Im Gegensatz zum Holze der Edelkastanie ist dasjenige der Roßkastanie (Aesculus hippocastanum) von nur geringem Werte, da es leicht, schwammig, weich und von sehr geringer Dauer ist, namentlich in der Nässe rasch fault. Andererseits reißt und wirft es sich wenig, nimmt Farbe und Politur gut an und wird nicht von Würmern heimgesucht. Es wird von Drechslern und Tischlern ähnlich wie das Lindenholz verwendet, kann auch zu Holzschuhen verarbeitet werden. Sonst wird für letztere das weiche Linden- und noch häufiger Erlenholz verwendet.

Auch die Erlen (Alnus), von denen es 14 Arten auf der nördlichen Halbkugel gibt, sind Kätzchenblütler und dadurch bemerkenswert, daß sie wie die Schmetterlingsblütler in Symbiose mit Rhizobien genannten Knöllchenbakterien leben, die an den Wurzeln orangefarbene, knollenförmige Auswüchse erzeugen. Indem diese Bakterien den Stickstoff der im Boden enthaltenen Luft binden und in salpeter- und schließlich salpetrigsaure Verbindungen überführen, leisten sie der Erle außerordentlich wichtige Dienste zur Gewinnung dieses für ihr Gedeihen so notwendigen Nährmaterials. Mit Hilfe dieser kleinen Wohltäter vermögen diese Bäume auf stickstoffarmem Boden gut zu gedeihen und durch Stickstoffanreicherung diesen zu verbessern. Von den vier deutschen Erlenarten ist die an Bachufern und in feuchten Niederungen wachsende Schwarzerle (Alnus glutinosa) die häufigste. Sie bildet ihren schlanken, dunkeln Stamm von 4–25 m Höhe bis zum Gipfel aus und trägt an den schräg abstehenden Ästen die im ersten Frühjahr sich entfaltenden männlichen und weiblichen Blütenstände. Aus den weiblichen Kätzchen gehen eine Menge brauner Zäpfchen hervor, aus denen im Winter die ungeflügelten Samennüßchen ausfallen. Die Blätter sind glänzend dunkelgrün, fühlen sich klebrig an und sind an der Spitze stark abgestumpft im Gegensatz zu den zugespitzten, weichhaarigen, niemals klebrigen Blätter der Weiß- oder Grauerle (Alnus incana), die im übrigen der Schwarzerle sehr ähnlich ist. Sie hat ihren Namen von der glänzend silbergrauen, glatten Rinde, wächst meist strauchartig, erreicht aber als Baum eine Höhe von 10 m. Sie liebt weniger nassen humosen Boden als die vorige, gedeiht auch an Berghängen und auf Gebirgskämmen. Sie spielt in der nordischen Mythologie eine große Rolle: aus ihr soll die Frau hervorgegangen sein, während aus der Esche der Mann hervorging. Varietäten beider Arten werden als Ziergehölze kultiviert.

Beide Erlenarten sind durch ganz Europa verbreitet, doch steigt die Weißerle im Gebirge höher hinauf als ihre Verwandte und geht auch weiter nach Norden, was ihr den Namen „nordische Erle“ eintrug. Die weichhaarige Erle (A. pubescens) ist wahrscheinlich ein Bastard dieser beiden Arten. Ihre Rinde ist graubraun und ihre mehr stumpfen Blätter sind nur zu äußerst spitz auslaufend. Eine besonders auf Granit in der Knieholzregion des Gebirges, namentlich der Alpen, des Schwarzwaldes, des Jura und Böhmerwaldes, wachsende strauchartige, sich am Boden schmiegende Art ist die Grünerle (A. viridis), die, was ihre Verwertung betrifft, nur als Brennholz in Betracht kommt. Alle Erlen verfügen über ein starkes Ausschlagsvermögen, indem sie nach dem Verlust von Ästen aus „schlafenden“ Knospen neue hervorzubringen und so Schädigungen leicht auszugleichen vermögen. Das Holz der Schwarzerle ist frisch gelbrot, trocken rostrot, das der Grauerle dagegen heller und das der Grünerle weiß. Es ist leicht, weich und fest, aber ziemlich grob, leicht brüchig und wenig elastisch. Es verträgt keinen Wechsel, ist aber im Wasser dauerhaft und wird deshalb außer zum Brennen hauptsächlich als Wasserbauholz verwendet. Außerdem dient es zum Schnitzen und Drechseln, wird zu Bürsten und Zigarrenkistchen verarbeitet und in Nachahmung von Mahagoni und Ebenholz gebeizt, auch zu Galanteriewaren, Pfeifenköpfchen usw. verwendet.

Neben Haselnuß und Erle gehören die ihnen nahe verwandten Weiden und Pappeln zu den ersten Verkündern des Frühlings, indem sie wie jene sehr früh ihre schon im Herbst unter der Knospenhülle ziemlich weit entwickelten Blüten hervortreten lassen. Beide Arten von Kätzchenträgern sind zweihäusig, indem jedes Individuum entweder nur männliche oder nur weibliche Blüten hervorbringt. In Europa, Mittel- und Nordasien bis China und Japan heimisch und teilweise in Nordamerika verwildert sind Silber-, Schwarz- und Zitterpappel. Die Silber- oder Weißpappel (Populus alba), die sich in unseren Anlagen neben der Schwarzpappel in wundervollen, 28–30 m hohen Exemplaren findet, hat auf der Unterseite weißfilzige, an den jungen Trieben handförmig gelappte, an den älteren Zweigen rundlich eiförmige Blätter. Ihr Holz ist sehr geschätzt, da es sich wegen seines gleichmäßigen Baues sehr wenig verzieht und deshalb vorzügliche Reißbretter liefert. Ähnlich ist dasjenige der Schwarzpappel (P. nigra), die wir hauptsächlich im lockeren, feuchten Boden der Flußufer und an feuchten Waldrändern, aber auch häufig in Anlagen angepflanzt treffen. Sie ist die aígeiros der alten Griechen, die siebenmal in der Odyssee und einmal in der Ilias genannt wird, während die Weißpappel bei diesen acherōís hieß. Ein Scholiast, d. h. Grammatiker des Altertums, erklärt letzteren Namen daher, daß Herakles den Baum aus der Unterwelt, dem achérōn, an die Oberwelt gebracht habe. In Anlehnung an diesen Mythus nennt der römische Dichter Vergil in seinen Eklogen die Pappel (populus) dem Herkules, den Weinstock aber dem Bacchus angenehm. Diese Sage von der Herkunft aus der Unterwelt rührt von der düsteren Rinde her, die schon sehr früh eine dicke, schwärzliche Borke bildet, im Gegensatz zu der lange glatt bleibenden Rinde der Zitterpappel oder Espe (P. tremula). Dieser in feuchten Laubwäldern und an Bächen häufige, bis in die Alpen und auf den Brocken hinaufgehende Baum ist dadurch bekannt und sprichwörtlich, daß seine an einem dünnen, langen, seitlich abgeplatteten Stiel sitzenden rundlichen, gebuchteten Blätter beim geringsten Lufthauch zittern. Während er sich bei uns vorzugsweise in den Flußniederungen angesiedelt findet, bildet er in Ostpreußen und Rußland als Waldbaum reine Bestände und erreicht eine Höhe von 20 m. Er ist der kerkís der alten Griechen, findet sich aber in Griechenland sehr selten. Sein grauweißes, glänzendes, eine glattere Bearbeitung als dasjenige der vorgenannten Arten erlaubendes, weiches Holz wird besonders zur Herstellung von Zündhölzchen und Zündholzschachteln, daneben auch in der Holzstofffabrikation verwendet.

Vielleicht nur ein Bastard von Zitter- und Silberpappel ist die im Orient heimische, nicht selten in unsern Anlagen kultivierte Graupappel (P. canescens), die 20–30 m hoch wird, während die bis 35 m hoch wachsende Pyramidenpappel (P. pyramidalis) mit purpurnen Kätzchen und steilaufstrebenden Ästchen, die dem Baum eine säulenförmige Gestalt verleihen, wahrscheinlich nur eine Abart der Schwarzpappel ist. Wenn wir von Pappeln sprechen, so meinen wir sie. Dennoch ist sie kein Kind unserer Heimat, sondern hat ihre Heimat in Zentralasien; sie kam zu Beginn des 18. Jahrhunderts von Persien nach Europa und gelangte im Jahre 1740 in einem männlichen Exemplar aus Norditalien in den Garten nach Wörlitz. Bis auf acht erst viel später eingeführte weibliche Exemplare stammen alle deutschen Pyramidenpappeln, die seit der napoleonischen Zeit sich reihenweise den Flüssen und Landstraßen Mitteleuropas entlangziehen und der Landschaft ein äußerst charakteristisches Gepräge verleihen, von diesem einen männlichen Baume ab und wurden durch Stecklinge erzielt. In den Boden gesteckte abgeschnittene Zweige schlagen sehr leicht Wurzel. Wahrscheinlich ist diese ungeschlechtliche Vermehrung in Verbindung mit der Senkung des Grundwasserspiegels infolge Regulierung der Wasserläufe der Grund des in letzter Zeit häufig zu bemerkenden frühzeitigen Absterbens der Pyramidenpappeln. Dieses beginnt mit Wipfeldürre und läßt schließlich den ganzen Baum eingehen. Neuerdings pflanzt man außer der etwas kleineren Balsampappel (P. balsamifera) besonders die ebenfalls aus Nordamerika zu uns gebrachte, bis 20 m hohe kanadische Pappel (P. monilifera). Beide sind außerordentlich raschwüchsig und liefern dabei vielseitig brauchbares Holz, sind daher nicht bloß als Zierpflanzen, sondern auch für die Forstwirtschaft von Bedeutung. Alle Pappelhölzer sind leicht, weich, wenig werfend und liefern deshalb vorzügliches Blindholz für furnierte Möbel und Packkisten, sind auch treffliche Papierstofflieferanten. Nur ganz im Trockenen lassen sie sich längere Zeit unzersetzt aufbewahren, im Wasser faulen sie rasch.

Dieselbe geringe Bedeutung wie das Pappelholz besitzt auch im allgemeinen das Holz der Weiden (Salix), das ebenfalls sehr weich und leicht, wenig fest und dauerhaft ist, also als Bauholz gleicherweise unbrauchbar ist. Die Farbe des Kernholzes ist rötlich, braun- oder rötlichgelb. Es wird wie das Pappelholz vorzugsweise als Blindholz, dann zu Packkisten, Spielwaren usw. verwendet. Von den 160 Weidenarten finden sich gegen 50 in Deutschland. Um sie alle auseinander zu halten, braucht es ein besonderes Studium. Eine der bekanntesten derselben ist die von allen Weiden zuerst blühende Salweide (Salix caprea), die in Mittel- und Nordeuropa, wie auch in Nordasien heimisch ist. Ihre Zweige sind es, die unser katholisches Volk an Stelle der in unserem Klima fehlenden Palmzweige am Palmsonntag zur Weihe bringt, weshalb diese Weidenart auch Palmweide heißt. Nach altgermanischem Glauben schirmen ihre Zweige das Haus, in welchem sie aufbewahrt werden, gegen Zauber, Hexenspuk und böse Geister. Dieser heute noch beim Volke geltende Glaube ist ein Nachklang aus germanischer Vorzeit, in der die Weiden mit der Geisterwelt der Verstorbenen in Zusammenhang gebracht wurden.

Neben der Salweide wird besonders auch die Weißweide (Salix alba) mit fein behaarten, schmalen Blättern den Bächen und Wegen entlang als „Kopfweide“ gezogen, d. h. der Stamm wird in bequem erreichbarer Höhe, etwa an der Gabelungsstelle von Leitästen, geköpft. Die dann aus der Wundstelle hervorbrechenden dünnen, schmiegsamen Ruten werden als beliebtes Flechtmaterial für Körbe und andere geflochtenen Gegenstände verwendet, während das Holz des Stammes als Nutz- oder Brennholz dient. Die weiße Weide galt im Altertum als Symbol der Keuschheit, weshalb die Frauen in Hellas bei den Thesmophorien ihr Lager mit unfruchtbaren Zweigen von männlichen Bäumen dieser Weidenart bestreuten. Es war dies ein zu Anfang November, nach der Bestellung der Wintersaat zu Ehren der Demeter thesmóphoros, d. h. der Gesetze gebenden Göttin der fruchtbaren mütterlichen Erde gefeiertes Fest. Diese galt als die Gründerin des Ackerbaus, der bürgerlichen Gesellschaft und der rechtmäßigen Ehe und ihr Fest wurde von den Frauen unter strengem Ausschluß der Männer gefeiert.

Während die Zweige der Bruch- oder Knackweide (S. fragilis) sehr leicht brüchig sind und deshalb nur als Brennholz Verwendung finden, sind die dottergelben Zweige der nur deretwegen angepflanzten Dotterweide (S. vitellina), weil durch besondere Zähigkeit ausgezeichnet, als Material zum Binden sehr geeignet. Ebenfalls zum Binden und zur Korbflechterei sehr geeignet ist die Band- oder Korbweide (S. viminalis), die in Europa und Nordasien sehr gemein ist und häufig an fließenden und stehenden Gewässern angebaut wird. Sie hat eine grünlichgelbe Zweigrinde und sehr lange, zugespitzte, unterseits weißhaarig glänzende Blätter. Sie besitzt ein sehr kräftiges Ausschlagsvermögen, so daß die Korbruten jährlich geerntet werden können. Um Reifstäbe für Bandholz um Fässer und Kübel zu erhalten, sind dagegen 3–6 Jahre nötig. Ihr weit ausstreichendes Wurzelwerk macht Bandweidenpflanzungen zur Befestigung von Uferböschungen vorzüglich geeignet. Noch besser als sie erträgt den jährlichen Schnitt eine Bastardform zwischen ihr und der Purpurweide (S. purpurea), so genannt wegen ihrer purpurnen, statt wie sonst gelben Staubbeutel. Auch sie wird an feuchten Stellen und Ufern häufig angebaut, ebenso die aus Rußland bei uns eingeführte kaspische Weide (S. acutifolia) und die feine Flechtware liefernde einheimische Mandelweide (S. amygdalina), so genannt nach ihrem an die Mandelblätter erinnerndem, unterseits bläulichweiß bereiftem Laubwerk. Auch von diesen gibt es verschiedene in Kultur stehende Bastarde. Alle diese werden ausschließlich durch Stecklinge vermehrt, da sich abgeschnittene und in den Boden gesteckte Zweige sehr rasch bewurzeln und es zu langwierig wäre, diese Weidenpflanzen aus Samen zu ziehen.

Besonders in Nieder-Österreich, im Neckartal und in Holland werden diese Weiden für die Flechtindustrie im großen gezüchtet und liefern als Nebenprodukt eine zum Gerben geeignete Rinde mit einem mittleren Gerbstoffgehalt von 8 Prozent, außerdem zum Flechten von Matten und Taschen und zum Drehen von Stricken dienenden Bast. Das leichte, weiche Weidenholz dient im Oderbruch zum Schnitzen von Holzschuhen und wird sonst viel benutzt, auch zum Brennen von Kohle. Nach Theophrast gaben die alten Griechen dem leichten Weidenholz zu Schilden den Vorzug. Derselbe Autor sagt in seiner Pflanzengeschichte, daß die Weide (itéa) am Wasser wachse und in vielen Arten vorkomme, doch seien die Ruten der Purpurweide schöner und besser zu Flechtwerk als diejenigen der weißen Weide. Die Griechen und besonders die Römer pflanzten die Weiden in bedeutender Menge zu den verschiedensten Zwecken. Nach Plinius hielt der ältere Cato die Weidenzucht für einen der wichtigsten Teile der Landwirtschaft und nannte die Weide die nützlichste aller Wassergewächse. Er schreibt: „Es gibt verschiedene Arten von Weiden (salix). Die einen liefern Stangen für Weinberge und in ihrer Rinde Material zum Binden; andere geben Ruten, welche durch ihre Biegsamkeit und Zähigkeit zum Binden tauglich sind; andere liefern zarte Ruten zu feinem Flechtwerk, wieder andere starke Ruten zu Körben und anderem Gebrauch in der Landwirtschaft. Werden die Weidenruten durch Schälen weiß und behandelt man sie sorgfältig, so geben sie Körbe, die nachgiebiger sind, als wenn sie aus Leder gemacht wären, liefern auch die besten Lehnstühle. Geköpfte Weiden treiben neue Äste, und diese wachsen sogar aus den Köpfen um so dichter. Jedenfalls ist die Weide ein Baum, dessen Anpflanzung bei geringen Kosten einen sicheren, auch von jeder Witterung unabhängigen Ertrag gibt.“ Sehr ausführlich behandelt sein Zeitgenosse Columella die Weidenkultur durch Stecklinge, die, bevor sich noch die Blattknospen geöffnet haben, in 2,5 Fuß tief umgegrabenem feuchten Boden je zwei Fuß auseinander gepflanzt werden sollten. In den ersten drei Jahren lockere man in den Weidenpflanzungen den Boden öfters durch Graben auf, später genüge es, solches dreimal jährlich zu tun. Bei Unterlassung dieser Pflege verkümmerten die Weiden bald.

Heute ist die Kultur und Verarbeitung von Korbweiden zu Korb- und Stuhlarbeiten eine sehr ausgedehnte und beschäftigt viele Tausende von Menschen. Deshalb verdienen sie noch häufiger, als dies geschieht, angepflanzt zu werden, da die Flechtreiser in manchen Gegenden Deutschlands noch vom Auslande bezogen werden müssen. Die Flechtruten müssen einjährig, 1,3–2,8 m lang, gerade, möglichst dick und ohne Knoten und Abzweigungen sein. Sie werden um die Mitte August geschnitten und dann entweder noch mit der Rinde oder vorteilhafter schon entrindet (weiß) in den Handel gebracht, indem man sie vorher in Wasser gelegt und dann durch eine mit der Hand zusammengepreßte Holzklammer gezogen hat, um die als Bast bezeichnete Rinde von ihnen zu entfernen. Letztere wird zum Gerben benutzt. Die Ruten aber dienen weiß oder gefärbt zum Flechten. Durch das Abschneiden der jährigen Triebe schwillt das obere Ende der Kulturweiden unverhältnismäßig an und wird als Kopf bezeichnet; häufig bersten sie oben und faulen durch den eindringenden Regen. Nicht geköpfte Baumweiden, namentlich Bruch- und Weißweiden, können etwa 150 Jahre alt werden und dienen dann in 10–15jährigem Umtriebe und als Kopfholz in 1–2jährigem Abhiebe zu Brennholz. Das Weidenlaub dient heute noch, wie im Altertum, auch getrocknet, als gutes Viehfutter und die Bienen, welche die Ursache der so häufigen Verbastardierung der Weiden sind, finden in den frühblühenden Weidenarten eine wertvolle Nahrung. Als Zierbaum steht die Trauerweide (Salix pendula) obenan. Dieser 3–7 m hohe Baum mit überhängenden Ästen und Zweigen stammt aus Japan und China, kam vor 200 Jahren nach dem Orient und von da zu uns, aber nur in einem weiblichen Exemplar, so daß alle unseren, aus Stecklingen gezogenen Trauerweiden weiblich sind. Er wird bei uns vorzugsweise als Trauerbaum kultiviert.

Ebenfalls zu den Amentazeen oder Kätzchenbäumen gehören die Birken (Betula, aus dem betulla der Römer), die in 35 Arten die Nordhemisphäre in der gemäßigten und kalten Zone bewohnen und die nördlichsten Holzpflanzen überhaupt repräsentieren. Außerordentlich malerisch ist der Anblick der nordischen Birkenwälder. Auf hohen, schlanken, bis zu einer Höhe von 18 m kaum eine Spur von Astbildung zeigenden, blendend weißen Stämmen wiegt sich eine leichte Krone von zarten, hängenden Blättern. Dabei ist der Boden mit einem weichen Teppich von Moos und Flechten bedeckt, zwischen denen, soweit das Licht eindringen kann, eine blaße, dem Edelweiß naheverwandte Immortelle (Gnaphalium dioicum) üppig emporsprießt. Ähnlich den ihnen nahestehenden Erlen bilden auch die Birken die männlichen, zu zweit am Ende der Zweige hängenden Kätzchen schon im Vorwinter aus; die zarten, grünlichen Kätzchen der Fruchtblüten aber erscheinen erst im Frühjahr und ragen seitwärts oder aufrecht an kleinen Seitentrieben hervor. Im Herbst fallen dann die nunmehr hängenden Samenkätzchen auseinander und überlassen dem Wind, wie die Befruchtung, so auch die Ausbreitung der gelben, geflügelten Samenkörnchen, die oft weithin den Boden bedecken. Oft werden sie vom Winde auf weite Strecken fort und bedeutend hoch in die Luft gewirbelt. Deshalb trifft man nicht selten junge Birken hoch oben auf Felsenspitzen, auf Mauern von Ruinen und auf Dächern; sie können da, wenn man sie gewähren läßt, recht groß werden, da die Birke von allen Bäumen die kleinste Wurzelverbreitung besitzt und auch im freien Stand mit einer kleinen Menge Erde vorlieb nimmt.

Sämtliche drei Baumbirken, die zu den Nutzhölzern gehören, wachsen in Deutschland. Der nördlichste Baum Europas, der bis in die Nähe des Nordkaps unter 71 Grad nördlicher Breite geht, ist die Warzen- oder Weißbirke (Betula verrucosa), ein 20–25 m hoher Baum Mittel- und Nordeuropas, der östlich bis Kamtschatka geht und auch in ganz Nordasien außerordentlich verbreitet ist. Bei uns in Mitteleuropa häufiger als diese mehr nordische Weißbirke ist die wahrscheinlich nur eine Abart derselben bildende Hänge- oder Trauerbirke (B. pendula), deren dünne Äste im Gegensatz zur vorigen weit herabhängen. Diese liebt einen sandigen, etwas lehmigen Boden, findet sich bei uns in kleinen Hainen und wird in Gartenanlagen angepflanzt, häufig auch im Mischwald und als Gesträuch im Buschwald, kommt auch auf Hochmooren vor. Sonst ist auf sumpfigen, moorigen Stellen und in feuchten Feldern die Haar- oder Ruchbirke (B. pubescens) heimisch, die als mäßig hoher Baum oder noch häufiger, namentlich in höheren Lagen, strauchartig in den Alpen und den mitteldeutschen Gebirgen bis an die Baumgrenze geht, in Norddeutschland aber auch in der Ebene wächst. Während, wie die Blätter, auch die jungen Triebe der erstgenannten beiden gemeinen Birken kahl, höchstens von Wachsausschwitzungen rauh und warzig sind, sind diese bei der Haarbirke in der Jugend mit einem dichten, weichen Haarfilze überzogen, der im erwachsenen Zustande ganz schwindet oder nur auf die bärtigen Aderwinkel der Unterseite der Blätter beschränkt bleibt. Die Rinde von Weiß- und Hängebirke ist reinweiß, während sie bei der Haarbirke etwas ins Graue geht. Dafür behält letztere ihre glatte, in papierdünnen Bändern sich ablösende Rinde bis ins Alter am ganzen Stamm, während Weiß- und Hängebirke im höheren Alter am unteren Stammteil eine dicke, tiefrissige Borke von schwärzlicher Farbe und außerordentlicher Härte bilden. Da die Borke einen Schutz gegen Erwärmung und Verdunstung bildet, ist es begreiflich, daß die auf nassem Boden wachsende Haarbirke dieses Schutzes weniger bedarf als jene. Die Form der ziemlich dünnen, langgestielten Blätter sind bei Weiß- und Hängebirke dreieckig bis rautenförmig, bei der Haarbirke dagegen mehr oval.

Alle drei Birkenarten sind, besonders in der Jugend, sehr raschwüchsig und vermögen bei ihrer leichten Verbreitungsfähigkeit durch den Wind im Wald entstandene Lücken schnell auszufüllen. Dabei können aber Weiß- und Hängebirke durch das Hin- und Herpeitschen ihrer warzenbedeckten, lang herabhängenden Zweige im Winde die Nachbarpflanzen ziemlich belästigen, während die Zweige der Haarbirke sperriger und weniger hängend sind. Sie wird deshalb als Mischholz vorzugsweise zwischen Nadelbäume gepflanzt, da es wegen dieses Umsichschlagens der Zweige im Winde selten ein Laubbaum in ihrer Nachbarschaft aushält. Auch als Oberholz im Mittelwald und als Schutzbäume leisten die Birken gute Dienste. Sie bedürfen nur wenig Sonnenwärme, um ihr Wachstum zu beginnen, belauben sich schon, wenn die Tageswärme über 7° C. steigt, und verlieren ihre Blätter im Herbst, wenn dieser Wärmegrad nicht mehr erreicht wird. Dies befähigt sie, wenigstens zu Sträuchern verkrüppelt, bis zu den baumlosen Polarländern vorzudringen. Sie gedeihen am besten in frischen, nicht zu windigen Lagen auf feuchten, humusreichen Sandböden. Ihre Polargrenze stimmt mit derjenigen der Nadelhölzer nahe überein. Man erzieht die Birken leicht und sicher durch Pflanzung zwei- bis fünfjähriger Pflänzlinge, welche aus den Schlägen genommen werden, wo sie aus angeflogenem Samen von selbst wachsen.

Die Weißbirken bilden östlich der Weichsel ausgedehnte reine Bestände. Ihr Anbau in Deutschland datiert erst aus dem Beginne des 19. Jahrhundert, als man die durch lange Mißwirtschaft ermüdeten und verödeten Waldbestände wieder aufzufrischen suchte. Jetzt werden sie als Nutzholz häufig gepflanzt. Ihr dichtes, feines, sehr zähes, gelblichweißes Holz bildet keinen Kern, besitzt geringe Härte, arbeitet stark und wird in feuchter Luft sehr schnell morsch. Es dient hauptsächlich zu Leiterbäumen, Felgen, Deichseln, Zahnrädern und zu groben Schnitzwaren, wie Trögen, Holzschuhen usw.; als Brennholz rechnet man es zu den Harthölzern. Es brennt hell, gibt viel Hitze und, wie auch die daraus gebrannte Kohle, ein beständig lebhaftes Feuer. Die Ruten liefern das Material zu unsern gewöhnlichen braunen Besen, werden auch zu Strafruten, zu Dachreisig und als Wieden zum Binden gebraucht. Oft werden die Birken speziell zur Gewinnung von Reisig angepflanzt und die Bäume dann geschneitelt, d. h. die einzelnen Äste werden abgehauen, um ähnlich wie bei Kopfweiden jährlich die Schößlinge ernten zu können. Die harzreiche weiße Rinde ist fast unverweslich, man legt sie unter die Schwellen und Balken, die feucht oder auf Steinen zu liegen kommen, und benutzt sie zur Unterlage der Rasendächer, auch stellt man Körbe, Schnupf- und Tabaksdosen daraus her. Wegen ihres hohen Gerbstoffgehaltes wird sie auch zum Gerben benutzt. In Rußland wird aus der Birkenrinde und Birkenwurzel durch trockene Destillation der Birkenteer gewonnen, der zur Bereitung des Juchtenleders dient, dem er den eigentümlichen Geruch verleiht. Die Blätter dienen als Schaffutter, sind als harntreibendes Mittel beliebt und geben mit Alaun eine grüne Farbe, das Schüttgrün, und mit Kreide das Schüttgelb. Birkenknospen geben Birk- und Auerhühnern ein angenehmes Futter und den Finnländern einen beliebten Tee. Alte Stämme liefern beim Anbohren im Frühjahr einen durch 2 Prozent Traubenzucker süßen Saft, der zur Bereitung von Birkenwein und Birkenbier verwendet wird. Ein aus dem Stamm gewonnenes Harz dient in Rußland gegen Gicht und scheint schon in vorgeschichtlicher Zeit als Amulett zu gleichem Zwecke benutzt worden zu sein. Gemasertes Birkenholz gibt schönes Furnierholz, das meist unter dem Namen „schwedische Birke“ im Handel ist. Der bei der Verbrennung des Holzes entstehende Ruß findet zur Bereitung von Buchdruckerschwärze und Malerfarben Verwendung. Aus der Asche gewinnt man eine gute Pottasche. Zu Pfingsten abgehauene Birken werden als „Maien“ vor die Häuser, Kirchen und selbst in die Stuben gesetzt. Dieser Gebrauch ist ein Nachklang des Frühlingsfestes der alten Germanen. Daß die Birke bei diesen in hohem Ansehen stand, beweist, daß der zweite Buchstabe der Runenschrift b seinen Namen biârkan von der Birke hatte. Nach altem Volksglauben reiten die Hexen auf einem Birkenbesen zum Blocksberg. Die bis in unsere Zeit bei Studenten beliebten, „Birkenmaier“ genannten Becher aus Birkenstämmen mit der Rinde bildeten die Trinkgefäße der alten Germanen. Da die Birke in Griechenland, wie überhaupt im südöstlichen Europa, nicht wächst, kannten die Griechen diesen Baum nicht, wohl aber die Römer, die ihre fasces genannten Strafruten außer aus Ulmenzweigen gelegentlich auch aus Birkenreisig herstellten. Sie kommt in Norditalien noch auf der Nordseite hoher Berge wild vor. Der ältere Plinius schreibt in seiner Naturgeschichte: „Der Spierlingsbaum (sorbus) und die Birke (betulla) lieben einen kalten Standort. Die Birke ist eigentlich ein gallischer Baum; ihre Rinde ist blendend weiß und dabei sehr dünn. Die Obrigkeiten gebrauchen ihre Ruten zum Strafen; sie dienen auch zu Reifen und Korbrippen. In Gallien kocht man aus Birken auch Teer (bitumen).“

Außer den besprochenen Baumbirken wächst als Vertreter der im Hochgebirge heimischen Strauchbirken auf den Mooren Norddeutschlands und auf den kalten Hochmooren Bayerns, wie der Alpen die Strauchbirke (Betula humilis), während ebenfalls als Relikt der Eiszeit auf den Alpen und auf den höchsten Mooren des Riesengebirges, des Erzgebirges und des Harzes die Zwergbirke (B. nana) als ein fast kriechender Strauch von höchstens 1 m Höhe mit selten über fingerdick werdendem Stämmchen gedeiht. In ihrer eigentlichen Heimat Nordeuropa, Nordasien und Kanada kann sie gelegentlich 6 m Höhe erreichen, während sie in Grönland und auf Spitzbergen sehr klein bleibt. Aus ihren feinen Wurzelfasern verfertigen die Lappländer ganz schöne Decken.

In Kanada und in den nördlichen Staaten der Union, aber auch in Sibirien und Japan wächst als ein bis 25 m hoher Baum mit weißen, in dünnen Häuten sich ablösender Rinde die Papierbirke (B. papyracea), aus deren Gesamtrinde man sehr leichte und dennoch dauerhafte Boote (canoes) verfertigt. Ebenfalls in Nordamerika, und zwar im östlichen Teile jenes Kontinents sind die weißbuchenblätterige Birke (B. carpinifolia) mit bräunlichgelber bis dunkelbrauner, selten hellgrauer Rinde, die 20 m hohe Schwarz- und Gelbbirke (B. nigra und lutea) mit schon sehr bald rissiger, schwarzer beziehungsweise gelber Rinde und die Zuckerbirke (B. lenta) zu Hause, werden aber oft in unseren Anlagen als Zierbäume kultiviert. Die Zuckerbirke wird 24 m hoch und besitzt eine braunschwarze, in dicken, breiten Stücken sich ablösende Rinde von gewürzhaftem und süßem Geschmack, weshalb sie den Indianern als Kaumittel und zur Bereitung erfrischender Getränke dient. Sie liefert bei der Destillation ein ätherisches Öl, das als Gaultheria- oder Wintergrünöl in den Handel gelangt. In Japan und in der Mandschurei sind die pappelblätterige Birke (B. populifolia) und die ulmenblätterige Birke (B. ulmifolia) zu Hause, während im Himalaja die zur Anfertigung von Papier dienende Bhojpatra- oder Churjibirke (B. utilis) mit brauner Stammrinde heimisch ist. Damit wären die wichtigsten Birkenarten aufgezählt.

Ihres Holzwertes wegen verdienen auch die bei uns meist nur als Zierbäume gepflanzten Platanenarten (Platanus) Beachtung. Das ziemlich feine, feste, harte und gut polierbare Holz dieser Kernbäume ist von zahlreichen ansehnlichen Markstrahlen durchsetzt und in Farbe und Eigenschaften unserem Rotbuchenholz sehr ähnlich. Wie dieses ist es des lästigen Arbeitens wegen in massiver Verwendung zu besseren Möbeln wenig brauchbar, wohl aber zu Furnieren, sowie zu Galanterie- und Drechslerwaren, ist aber weniger haltbar als jenes. Die überall bei uns verbreitete, durch Stecklinge vermehrte Art ist die ahornblätterige Platane (Platanus acerifolia), ein Kreuzungsprodukt der wetterhärteren nordamerikanischen und griechischen Platane (Pl. occidentalis und orientalis). Ihre großen Blätter sind dem Ahornlaub ähnlich handförmig gelappt und der schlanke Stamm stößt fortwährend die Borke in unregelmäßigen, dünnen Schuppen ab, so daß der Schaft glatt bleibt und gelblich gefleckt erscheint.

Vielseitiges Nutzholz liefern die Ahornarten (Acer), von denen wir den Bergahorn (Acer pseudoplatanus), den Spitzahorn (A. platanoides) und den Feldahorn oder Maßholder (A. campestre) unterscheiden. Die handförmig fünflappigen Blätter erinnern beim Bergahorn durch ihre abgerundeten Ecken lebhaft an das Weinlaub, während sie beim Spitzahorn scharf ausgezogene Spitzen besitzen und etwas denjenigen der Platane ähneln. Während letzterer die abwärts hängenden Blütentrauben erst nach der Entfaltung der Blätter entwickelt, läßt ersterer seine aufrechten gelben Blütendolden schon im April und Mai leuchten. Die Früchte sind einsamige Nüßchen, die je zu zweit miteinander verwachsen sind und sich in lange grüne Flügel fortsetzen, damit sie der Wind in spiraliger Bahn um sich selbst wirbelnd davontrage. Diese Flügel der Doppelfrucht stehen beim Bergahorn in spitzem Winkel zusammen, beim Spitzahorn dagegen bilden sie einen stumpfen Winkel und beim Feldahorn, bei dem die Früchte filzig behaart sind, stehen sie wagrecht auseinander. Bei letzterem, der nur selten zum stattlichen Baum heranwächst und uns in der Regel nur als Buschwerk am Waldrand und in Feldhölzern entgegentritt, sind die ebenfalls fünflappigen Blätter kleiner als bei den andern beiden Arten, die Lappen der letzteren sind abgerundet und ziemlich ganzrandig. Wie der Name schon sagt, ist der Bergahorn ein echter Gebirgsbaum, der in den Alpen bis 1600 m hoch steigt und nördlich bis Dänemark und Gothland geht; der Spitzahorn, der ebenfalls 20–25 m hoch wird, steigt weniger hoch, geht aber weiter nach Osten und Norden als ersterer. Das Holz dieser Ahornarten ist gelblichweiß, beim Feldahorn meist ins Rötliche übergehend, mittelschwer, mäßig hart, sehr fein mit oft kaum sichtbaren Jahresringen, glatt zu bearbeiten und leicht polierbar; vermöge seiner Eigenschaft, nur mäßig zu schwinden und zu reißen, ist es für furnierte und massive Möbel, Tischplatten und zur Herstellung musikalischer Instrumente vorzüglich geeignet. Es ist auch ein gutes Drechslerholz und findet in der Hausindustrie zu Schnitzwaren, Küchengeräten, Laubsägearbeiten und Schuhmacherleisten vielseitige Verwendung. Seine Dauerhaftigkeit ist aber nur im Trockenen eine gute; doch wird es hier, wenn nicht luftig gehalten, gern von Würmern angegangen. Der Ahornmaser ist sehr schön, ebenso das wellige (flammige) Holz, das meist dem Spitzahorn eigen ist und an alten Stämmen durch Welligwerden der Jahresringe, entsprechend den Rissen der rötlichbraunen Borke, entsteht. Trotzdem das Holz des Feldahorns seiner schönen Maserung wegen sehr gesucht ist, wird der Baum seines langsamen Wuchses wegen nicht im Hochwald angepflanzt, dagegen sichert ihm seine Ausschlagsfähigkeit im Niederwaldbetrieb einen Platz. Der besonders im Frühjahr stark zuckerhaltige Saft der Ahornarten wird bei uns kaum genutzt, wohl aber in Nordamerika, wo der im Herbst ein orangefarbenes Laubwerk aufweisende Zuckerahorn (A. saccharinum) zu Hause ist und vorzugsweise dazu verwendet wird. Dieser Baum ist als durchaus winterhart auch in unsere Wälder eingeführt worden, spielt aber darin noch keine nennenswerte Rolle. Noch weniger ist dies beim ebenfalls aus Nordamerika bei uns eingeführten Silberahorn (A. dasycarpum) der Fall, dessen zierliches, scharf eingeschnittenes Laubwerk ihn als Park- und Straßenbaum empfiehlt. Als solcher ist er besonders in Süddeutschland eingebürgert, ferner der gleichfalls nordamerikanische Eschenahorn (Acer negundo), so genannt wegen seiner unpaarig gefiederten Blätter. Außer diesen ist er an seinen lange vor dem Ausbruch des Laubes erscheinenden, hängenden Blütenbüscheln und den kleinen, mit den Flügeln sich berührenden Doppelfrüchten erkenntlich. Auch er wird wie der gleicherweise nordamerikanische Schwarz- und Rotahorn (A. nigrum und rubrum) in seiner Heimat zur Gewinnung von Ahornzucker angezapft und ist eine Zierde unserer Anlagen und Alleen. Die Spielart des Eschenahorns mit weißbunten und gelbbunten Blättern wird als die Krone unserer panachiertblätterigen Bäume angesehen. Zu den schönsten Schmuckhölzern zählt eine Maserbildung des Ahorns, die besonders häufig und in großer Schönheit am amerikanischen Zuckerahorn auftritt und unter dem Namen „Vogelaugenmaser“ als Furnierholz die höchsten Preise erzielt. Da die Maserbildung für gewöhnlich nur in den äußeren Stammschichten auftritt, erfolgt das Schneiden der Furniere durch Abschälen um den Stamm. Grau gebeizt sind diese Furniere unter dem Namen „Maple“ im Handel.

Von den 39 in der gemäßigten und subtropischen Zone der Nordhemisphäre, besonders in Nordamerika, Ostasien und dem Mittelmeergebiet, heimischen Eschen (Fraxinus) ist die bei uns vorkommende gemeine Esche (Fraxinus excelsior, d. h. die hochragende) einer unserer schönsten Waldbäume mit hohem, schlankem Stamm, in der Jugend hellgrauer, glatter, im Alter braungrauer, rauher, durch quere Borkenrisse ausgezeichneter Rinde, großen, schwarzen Knospen an den glatten, graugrünen Trieben, mit 3–6paarigen Fiederblättern und vor dem Laub erscheinenden, nackten, d. h. kronenlosen Zwitterblüten, die mit ihren roten bis violetten Staubgefäßen in dichten Büscheln an den alten Trieben sitzen und nach der Befruchtung in einen zungenförmigen, deutlich geaderten Flügel auslaufende längliche Früchte hervorgehen lassen. Als große Seltenheit trifft man auch Eschen mit ungefiederten, höchstens am Grunde gelappten Blättern, die als Rückbildung zur ursprünglichen, einfachen Form angesehen werden müssen. Ist die Gipfelknospe eines Triebes durch Frost oder Insekten zerstört worden, so übernehmen zwei gleichstarke Seitenknospen die Führung und verursachen eine typische Zwieselbildung.

Die gemeine Esche findet sich in ganz Europa bis 60° nördlicher Breite, ebenso in Nordasien und im Orient in feuchten Wäldern, dann an Fluß- und Bachufern. Sie gedeiht noch in Sümpfen, nicht aber auf Sandboden, erreicht eine Höhe von 40 m und steigt in den Alpen bis 1200 m hinauf. Sie verlangt frischen, fruchtbaren Boden, kann aber dank ihres außerordentlich weit verzweigten Wurzelsystems, das überall das versinkende Oberflächenwasser aufzunehmen vermag, auch auf lockeren Schutthalden von Kalkgebirgen, wie z. B. auf der Schwäbischen Alp und im Schweizer Jura, fortkommen. Die Wurzel dringt nicht weit in den Boden, breitet sich aber nach allen Seiten weit aus, so daß sie den Boden dennoch von aller in ihm enthaltenen Feuchtigkeit auszusaugen vermag. Außer Bodenfeuchtigkeit braucht sie Licht, ist aber gegen Frost und Hitze empfindlich. Sie meidet daher wie den Sandboden, so auch die rauheren Gebirgslagen. Man pflanzt sie in Laubholzbeständen an, kultiviert sie aber am häufigsten im Niederwaldbetrieb. Ihr von jungen Bäumen weißes, von älteren dagegen bräunlichgelbes, mit breiten Jahresringen, aber feinen Spiegeln versehenes Holz ist dicht, hart, sehr zähe und elastisch, gut spaltbar, nicht leicht reißend und sehr tragfähig. Diese Eigenschaften machen es zur Herstellung von Axt- und Hammerstielen, von Drechsler- und Wagnerarbeiten, landwirtschaftlichen Werkzeugen, Turn- und Sportgeräten, besonders Schneeschuhen und Schlitten, aber auch als Tischlerholz vorzüglich geeignet. Vornehmlich geschätzt ist der ungarische Eschenmaser von alten Stämmen mit welligem Verlauf der Holzfasern. Furniere mit solchem Maser werden mit 10–12 Mark pro Quadratmeter bezahlt. Im Brennwert rangiert das Eschenholz dicht hinter dem Eichenholz. Das Laub wird von Schafen und Ziegen gerne gefressen und ist ein gutes Viehfutter, das als solches besonders in Steiermark und Kärnten, aber auch in den grasarmen Mittelmeerländern viel benutzt wird. Wie das junge Eschenholz auch zu Faßreifen, werden die jungen Triebe zu Lanzenschäften, Peitschenstielen usw. verwendet. Schon Homer, der allerdings von der weiter im Süden wachsenden Blumen- oder Mannaesche (Fraxinus ornus) als melíē in Ilias und Odyssee mehrfach spricht — die gemeine Esche wächst nur auf den Gebirgen Makedoniens und am Südabhang der Alpen — sagt von der Esche, sie wachse in Gebirgstälern und diene zu Speerschäften, Türschwellen und -Pfosten. Auch die Römer haben diese im Auge, wenn sie von fraxinus sprechen. So sagt der Ackerbauschriftsteller Columella: „Die Esche gibt ein Laub, das Schafen und Ziegen sehr angenehm und auch für Rindvieh recht brauchbar ist. Man zieht sie deswegen in eigenen Pflanzungen.“ Sein Zeitgenosse Plinius aber schreibt in seiner Naturgeschichte: „Die Esche wurde ihres Holzes wegen geschaffen. Ihr Wuchs ist hoch und schlank; ihre Blätter sind gefiedert (pinnatus). Sie ist durch Homer und des Achilles Lanze berühmt geworden. Das Holz ist jedenfalls zu vielerlei Gebrauch gut. Das Holz der auf dem Ida in der Landschaft Troas wachsenden Eschen ist dem Cedernholze so ähnlich, daß es kaum davon unterschieden werden kann, wenn es geschält ist. Griechische Schriftsteller behaupten, Eschenlaub sei Pferden und Maultieren tödlich; in Italien ist dies jedenfalls nicht der Fall. Dagegen ist der aus ihnen gepreßte Saft, getrunken und auf die schwellende Bißwunde gelegt, das beste Mittel gegen Schlangengift. Die Wirkung ist so groß, daß jede Schlange den Eschenbaum von weitem flieht und seinen Schatten selbst dann meidet, wenn er früh und abends am längsten ist. Ich habe selbst gesehen, daß eine Schlange, welche in einen Kreis zwischen Eschenblätter und Feuer gelegt wurde, sich lieber ins Feuer stürzte, als die Blätter berührte. Es ist eine große Wohltat der Natur, daß die Eschen früher blühen, als die Schlangen erscheinen, und daß sie nicht eher die Blätter abwerfen, als bis die Schlangen zur Winterruhe gegangen sind.“ Natürlich ist dies Aberglaube, wie er in damaliger Zeit selbst bei den Gebildetsten weit verbreitet war. Die Blumen- oder Mannaesche, von der hier die Rede ist, findet sich in Bergwäldern Südeuropas, waldbildend namentlich im Karst, in Kroatien, Slavonien, Dalmatien und im Orient und wird besonders in Sizilien kultiviert, da sie durch im Frühjahr in ihre Rinde gemachte Einschnitte die Manna als einen süßen, an der Luft erhärtenden Saft liefert. Bei uns findet sie sich nur als Zierholz angepflanzt. Sie ist ein buschiger kleiner Baum oder Strauch, dessen Blüten grüne Kelch- und weiße Kronblätter tragen.

Von der gemeinen Esche, die in der germanischen und nordischen Mythologie eine bedeutende Rolle spielt — man denke nur an die Weltesche Ygdrasil und die Abstammung des Mannes von der Esche, während die Frau aus der Erle hervorging — kultiviert man als Zierbäume verschiedene Abarten, wie die einblätterige Esche, die Trauer- oder Hängeesche, die Goldesche mit rötlichgelber Rinde usw. In Parkanlagen werden auch mehrere nordamerikanische Arten, wie die Weiß-, Rot-, Schwarz- und Blauesche angepflanzt. Unter ihnen ist besonders die Weißesche (Fraxinus americana), weil viel frosthärter und später als die gemeine Esche austreibend, neuerdings auch in einzelnen Versuchspflanzungen als Waldbaum bei uns angesiedelt worden. Auf einer Esche (Fraxinus chinensis) in Südchina und Annam wird die Wachsschildlaus (Coccus pe-la) gezüchtet, die das chinesische Wachs liefert.

Der Baum, der am innigsten mit dem deutschen Volksleben verwachsen ist, ist die Linde (Tilia). Sie galt den alten Germanen und Slaven als heiliger Baum und war der weiblichen Gottheit Herka oder Frau Holle, bei den Slaven der Liebesgöttin Krasopani geweiht. In Sitte und Sage spielt sie eine sehr wichtige Rolle. Wie heute noch alle Volksfeste sich unter der alten Dorflinde abspielen, so kamen unsere Vorfahren mit Vorliebe unter ehrwürdigen Lindenbäumen zusammen. So gibt es in Deutschland noch viele Gerichts-, Vehm-, Blut-, Geisterlinden usw. An Gerichtsstätten standen wenigstens drei, meist aber sieben Linden. Das in der Regel am Hauptbaume befestigte roh geschnitzte Götterbild hieß Wigbild, woraus später Weichbild, im Sinne von Grenze des Gerichts, später Stadtgrund, entstand. Berühmt ist namentlich die altehrwürdige Vehmlinde bei Dortmund. Auf Burgen und in Klöstern war die Linde Hausbaum. Dort wurde der Gast im Sommer bewirtet, dort wurde erzählt, gezecht, gespielt und der fahrende Spielmann oder Sänger angehört. Wie auf den Burgen war die Linde auch im Kloster der Baum der Erholung und als solcher meist am Brunnen gepflanzt. Weil der Baum als Bildstock für Marien- und Heiligenbilder benützt zu werden pflegte, wurde er wie diese selbst mit dem Nimbus der Heiligkeit und Wundertätigkeit umgeben, zu dem man nicht selten Wallfahrten unternahm. Am meisten beschäftigen sich Lindensagen mit der Mutter Gottes als der Nachfolgerin der heidnischen Herka oder Frau Holle. Außer religiösem Aberglauben hat die Volksmeinung, wonach der Blitz nicht in Linden einschlagen soll, viel dazu beigetragen, daß häufig Linden an Feldwege und auf Viehtriften zum Schutze der Hirten und Feldarbeiter gepflanzt wurden. Auch zum Verbrennen der Toten wurde, wie uns die Kohlenreste alter Grabhügel beweisen, mit Vorliebe Lindenholz als dasjenige eines heiligen Baumes genommen. Zahlreiche Ortschaftsnamen weisen auf die Linde, so vor allem auch Leipzig, das Lindenstadt bedeutet. Der Name ist aus dem slavischen Worte Lipsk entstanden, das aus lipa Linde gebildet ist. Die berühmteste Linde Deutschlands ist die zu Neustadt am Kocher in Württemberg, von welcher die Stadt auch Neustadt an der Linde heißt. Sie hat an ihrem Fuße 12 m Umfang. Ihre mächtigen Äste wurden schon im Jahre 1392 durch 60 steinerne Säulen gestützt, und ein Gedicht von 1408 sagt: „Vor dem Thor eine Linde staht, die 67 Säulen hat.“ Im Jahre 1831 wurden diese Stützsäulen auf 166 vermehrt. Ein abgebrochener Ast gab 7 Klafter Holz. Diese Linde muß gegen 800 Jahre alt sein. Die stärkste Linde Deutschlands ist aber diejenige auf der Burg zu Nürnberg, welche bei nur 18 m Höhe einen Stammumfang von 14 m aufweist. Ihr Stamm ist so weit hohl, daß man durch ihn wie durch ein Tor zu Pferde hindurchreiten kann. Sie ist wohl über 800 Jahre alt. Unter der Schirmfläche der Linde zu Vilsen im Hannoverschen versammeln sich jeden Sonntag 13 Gemeinden zum Gottesdienst. Unter der Linde von Augustusburg, die einen Stammumfang von 12 m besitzt, hatten einst 120 Speisetische Platz. Vom Kurfürsten August von Sachsen, der das Schloß Augustusburg baute, existieren noch viele Verordnungen, die mit: „Gegeben unter der Linde“ unterzeichnet sind. In alten Linden, die in der Nähe von Kirchen stehen, findet man zuweilen noch eiserne Ringe und Klammern. Diese dienten einst als Klammern für diejenigen, die hier öffentlich Kirchenbuße zu leisten hatten.

Man unterscheidet bei uns zwei Arten von Linden: Die kleinblätterige oder Winterlinde (Tilia parvifolia) und großblätterige oder Sommerlinde (T. grandifolia). Letztere ist in Deutschland weniger verbreitet als erstere. Beide haben eine weitverzweigte, tiefgehende Wurzel, einen kräftigen Stamm mit im Alter ziemlich dicker, graubrauner oder schwarzgrauer, rissiger Rinde. Die Innenrinde liefert einen trefflichen Bast. Die Äste beginnen schon tief unten am Stamm und breiten sich ringsum nach allen Seiten hin aus. Die unteren halten sich fast wagrecht; je weiter nach oben, desto mehr streben auch die Äste aufwärts. An den wagrecht ausgebreiteten oder niederhängenden Zweigen stehen die rundlichen, zugespitzten, scharf gesägten und am Grunde ausgeschnittenen Blätter, die bei der Winterlinde kleiner, oberseits dunkelgrün, unterseits blaugrün und kahl sind, während sie bei der anfangs Mai, statt wie die vorige Mitte Mai, ausschlagenden Sommerlinde unterseits hellgrün und kurz behaart sind. In den Winkeln der Blattnerven der Unterseite stehen als Acarodomatien oder Milbenhäuschen kleine Haarbüschel, die bei der Winterlinde rostfarbig, bei der Sommerlinde dagegen gelblichweiß sind. Die gelblichen Zwitterblüten hängen in Trugdolden geordnet an langem, mit zungenförmigem Deckblatte verwachsenem Stiele zu 5–7 bei der Winterlinde und zu 2–3 an der 14 Tage später, d. h. Ende Juni bis Mitte Juli blühenden Sommerlinde. Sie liefern einen als Hausmittel vielgebrauchten Tee. Die filzig behaarten Nußfrüchtchen benutzen das gemeinsame Deckblatt als Flugapparat, bleiben aber, besonders bei der später reifenden Winterlinde, oft bis zum Frühjahr am Baume. Die Keimung erfolgt wie bei manchen anderen Bäumen erst im zweiten Frühjahr. Die zwei Keimblätter sind handförmig geteilt, im Gegensatz zu der sonst gültigen Regel, nach der sie einfacher geformt sind als das spätere Laubblatt. Die zweijährigen Pflänzlinge werden umgepflanzt: damit sie recht erstarken, empfiehlt es sich, sie etwa im fünften Jahre ein zweites Mal im Pflanzbeet umzulegen. Die Linde zeigt von Jugend an ein freudiges Wachstum und bildet einen anfangs fast immer walzenrunden, glänzend bräunlichen, mit weißlichen Warzen überstreuten Stamm, der schon in geringer Höhe Äste ausstreckt, welche sich gern flach ausbreiten. Die Krone wölbt sich frühzeitig ab und wird mit dem Alter immer dichter und umfangreicher. Die tiefgreifende und sich weithin verzweigende Wurzel befähigt die Linde den stärksten Stürmen zu trotzen.

Die Winterlinde bevorzugt den frischen, feuchten Waldboden der niederen Vorberge und Ebenen, während die Sommerlinde auch in trockeneren Lagen wächst. Beide gedeihen schlecht im Nassen. Sie bilden bei uns keine reinen Waldbestände wie in den russischen Ostseeprovinzen, sondern finden sich immer nur einzeln in Wäldern, werden bis 30 m hoch und erreichen ein tausendjähriges Alter. Die Winterlinde ist in Deutschland überall die gemeinere, die Sommerlinde dagegen wird häufiger angepflanzt und geht auch höher in die Gebirge. Wegen ihres schnellen Wuchses, ihres dichten Schattens und angenehmen Geruches der Blüten sind sie als Alleebäume beliebt. Ihr rasches Wachstum, die Fähigkeit vom Stamm und der Wurzel wieder auszuschlagen und gleich der Buche den Boden zu verbessern, machen sie auch forstlich wichtig. In 8–10 Jahren sind sie als Reißholz, in 20–25 Jahren als Schlagholz und in 60–80 Jahren als Bauholz verwendbar. Doch legt der Forstmann wenig Wert auf Linden, weil der Brennwert ihres Holzes nur ein Drittel desjenigen des Buchenholzes beträgt und die Linde gleichwohl denselben Boden fordert, wie die edleren Harthölzer. Das weißlichgelbe bis rötlichweiße, feine, weiche, gut zu bearbeitende und, wenn richtig getrocknet, wenig arbeitende Holz eignet sich vermöge der Eigenschaft, sich in jeder Richtung schnitzen, drehen und hobeln zu lassen, vorzüglich als Bildhauer- und Modellschreinermaterial. Namentlich werden Heiligenbilder aus Lindenholz geschnitzt, weshalb es früher als „Heiligenholz“ bezeichnet wurde. Noch mehr dient es zum Schnitzen von Spielwaren, Löffeln, Wurfschaufeln usw., zu Reißbrettern, massiven Möbeln, die besonders in Rußland sehr beliebt sind, und als Blindholz für furnierte Arbeiten. Dauer behält das dem Wurmfraß nur wenig ausgesetzte Holz bloß im Trockenen, für freie Lagen dagegen, in denen es dem Wechsel unterworfen ist, ist es unbrauchbar. Die festen, leichten Lindenkohlen dienen als Reißkohle zum Zeichnen, zur Fabrikation von Schießpulver, Zahnpulver und Räucherkerzen. In Rußland und Westamerika benutzt man mit Maschinen geschnittene Lindenholzfasern als Füllmaterial für Bettmatratzen fürs gemeine Volk. Die Rinde verwendet man in Rußland zu Schlittenkörben, Wagen, Kisten und zum Dachdecken. Der innere Bast wird im Mai von 20–30 jährigen Stangenhölzern in Streifen von 6–9 cm Breite abgeschält, wie Flachs in Wasser gerottet, im Oktober dann durch Klopfen und Waschen von den leichter zersetzbaren Bestandteilen befreit, so daß nur die ein feines Maschennetz bildenden, sehr dickwandigen Bastzellen zurückbleiben, worauf man die einzelnen Jahreslagen voneinander trennt. In Rußland, das den meisten Lindenbast liefert, verfertigt man daraus Körbe, Decken, Stricke, Siebe, besonders aber die zum Verpacken von Waren dienenden Bastmatten; man verwendet ihn auch zum Anbinden von Blumen. Ein Baum von 10 m Höhe und 30–40 cm Stammumfang liefert 45 kg Bast, für 10–12 Matten ausreichend. Rußland liefert jährlich 14 Millionen Stück Matten. Die herrlich duftenden Lindenblüten erfreuen nicht nur den Menschen, sondern liefern eine treffliche Bienenweide und einen vielbenutzten schweißtreibenden Tee, auch das offizinelle Lindenblütenwasser. In trockenen Jahren schwitzen die Blätter, auch ohne daß Blattläuse im Spiele sind, den Honigtau als eine süße, klebrige, bald an der Luft verdickende Flüssigkeit aus, welche ihnen das Aussehen gibt, als seien sie mit Firnis überstrichen. Nach einigen Tagen wird diese Ausschwitzung teerartig und schwarz, dabei werden die Blätter ganz schlaff. Da sich leicht Schmarotzerpilze darauf entwickeln, wenn der Honigtau nicht bald vom Regen abgewaschen wird, so ist er für die Pflanze schädlich.

Auf den griechischen Gebirgen wächst die von Ungarn bis Westasien heimische morgenländische Silberlinde (Tilia argentea) mit an der Oberseite matten, unterseits aber dicht weißfilzigen Blättern. Sie ist die phílyra der Griechen, die Theophrast beschreibt. Sie ist jedenfalls auch der Baum, den die Römer als tilia bezeichneten; denn die Winter- und Sommerlinde kommen als Südgrenze ihrer Verbreitung nur noch auf den Bergen Norditaliens vor. Plinius schreibt von ihr: „Man unterscheidet bei den Linden (tilia) männliche und weibliche Bäume. Der Saft der Blätter und Rinde ist süß, aber die Frucht rührt kein Tier an. Zwischen Rinde und Holz liegt ein häutiges Gewebe, der Bast, aus welchem man Bänder macht, die tiliae heißen die feinsten nennt man philyrae, braucht sie zum Binden von Kränzen und hält sie seit alter Zeit in Ehren. Das Holz ist dem Wurmfraß nicht unterworfen, mäßig hoch, aber nützlich. Die Blätter dienen als Arznei.“ Außer dieser morgenländischen wird auch die abendländische Silberlinde (Tilia alba) aus Nordamerika mit auf der Unterseite schwach filzig behaarten Blättern und großen Blüten neben der von ebendort stammenden Schwarzlinde (T. americana) in Anlagen gepflanzt, doch nur ausnahmsweise bei uns als Nutzholz gezogen.

Sehr beliebte Alleebäume sind auch die Ulmen oder Rüstern (Ulmus), deren Zweige lange, starre Ruten bilden, die mit zwei Reihen gleichlaufender Kurztriebe, an ihrem jüngsten Teile mit ebenso laufenden eiförmigen, scharf zugespitzten und gesägten Blättern besetzt sind. Leider sind letztere sehr oft von Blattläusen dicht besetzt und unterseits eingerollt, auch häufig durch Gallen verunstaltet. Abgesehen von diesen Nachteilen gehören die Ulmen zu den schönsten Zierbäumen und wachsen unter günstigen Umständen sehr rasch. Ihr ziemlich schweres, hartes, schwer spaltbares, aber glattes, elastisches, zähbiegsames, im Splint gelblichweißes, im Kern hellbraunes bis dunkelrotbraunes, oft fleckiges und maseriges Holz gehört mit zu den festesten und dauerhaftesten Holzarten, sowohl bei Verwendung im Trockenen, als auch im Freien und unter Wasser. Es ist ein ausgezeichnetes Wagner- und ein in neuerer Zeit auch viel verwendetes Möbelholz; doch ist es seiner schwierigen Bearbeitung wegen bei den Tischlern nicht besonders beliebt. Da es in der Dauer dem Eichenholze kaum nachsteht und auch dem Wurmfraße fast gar nicht ausgesetzt ist, eignet es sich besonders zu Bau- und Werkholz, ist auch der auffälligen Maserung wegen zu feinen Furnieren sehr gesucht, liefert ferner gute Kohlen. Das Holz gibt Pottasche; die getrockneten und frischen Blätter geben ein gutes Schaffutter. Die jüngere Rinde dient zum Gerben und Gelbfärben. Am häufigsten ist bei uns die Feldulme (Ulmus campestris), ein bis 30 m hoher, ein Alter von mehreren hundert Jahren erreichender Baum, der im Gebirge bis 800 m hoch steigt und sich von Nordafrika durch Europa bis Sibirien und Kleinasien findet. Man kultiviert ihn in zahlreichen Varietäten. Noch höher steigt die Bergulme (U. montana), bei der die Flughaut statt am oberen Rande der Frucht in der Mitte derselben liegt. Bei beiden sitzen die Früchte dicht am Zweige, bei der Flatterulme (U. effusa), die in Wäldern und Vorhölzern von Gebirgsgegenden wächst und bei uns häufig in der Nähe von Ortschaften angepflanzt wird, flattern sie an einem langen Stil und tragen außerdem am Rand einen feinen Wimperkranz. Letztere nimmt mit ärmeren Böden als die beiden erstgenannten vorlieb und ist vornehmlich im Flachland zu Hause. In neuester Zeit werden aber die meisten Anpflanzungen von der Waldulme (U. scabra) gemacht, die in Europa und Nordasien bis zum Amur heimisch ist.

Auch das Holz der schon im Jahre 1600 aus Virginien nach Frankreich gebrachten nordamerikanischen gemeinen Robinie oder falschen Akazie (Robinia pseudacacia) wäre ein vorzügliches Bau- und Konstruktionsholz und würde jedenfalls auch als Wagner-, Drechsler- und Möbelholz benutzt, wenn es in größerer Menge zur Verfügung stände. Der Kern zeigt ein gelb- bis rötlichbraunes Holz, das schwer, hart, elastisch, zähe und schwierig zu bearbeiten ist, aber eine große Festigkeit und sehr große Dauer besitzt. Wenn sich diese Holzart in unsern Gegenden überhaupt gehalten hat, so ist daran nur ihre große Anspruchslosigkeit an die Bodenverhältnisse schuld, nicht aber der Mensch, der zu ihrer Verbreitung nur wenig getan hat und sie nur selten rationell zu großen Bäumen zieht, sondern sie stets noch jung abholzt, um sie zu Rebstöcken und Stützen anderer Pflanzen zu verwerten.

Dem Ulmen- und Akazienholz sehr ähnlich ist dasjenige der Maulbeerbäume (Morus). Es ist sehr hart, schwer, dauerhaft und wird in der verschiedensten Weise, in Südeuropa und Asien auch als Faß- und Schiffsbauholz, zu Straßenpflaster und Hafenbauten verwendet. Ebenso hart und fest, doch leider stark reißend und sich werfend ist das Holz der verschiedenen Sorbusarten. Dasjenige des Vogelbeerbaums (Sorbus aucuparia) liefert ein vorzügliches Holz für den Wagner, auch für Drechsler und Holzschnitzer, während dasjenige von Spierling (S. domestica) und Mehlbeerbaum (S. aria) besonders für Maschinenbauer, Formstecher und Instrumentenmacher hohen Gebrauchswert besitzt. Auch unsere Obstbäume liefern vorzügliche und vielseitig verwendbare Hölzer. Das Holz des Birnbaums ist schwer, dicht und hart, sehr fein und im Trockenen dauerhaft, es wirft sich zudem wenig und nimmt eine vorzügliche Politur an. Es ist deshalb ein hochgeschätztes Schreinerholz, das besonders schwarz gebeizt als Ebenholzimitation für feine Möbel viel verwendet wird, ferner ein gutes Drechsler- und vorzügliches Schnitzholz, vornehmlich für den Holzschneider bildet, der es als Surrogat für das seltenere und teurere Buchsbaumholz in Verwendung nimmt; deshalb wird das Birnbaumholz auch als „deutscher Buchsbaum“ bezeichnet. Das Holz des Apfelbaums ist zwar härter und fester, aber weniger beliebt, da es sich stärker wirft und reißt. Man verwendet es mit Vorliebe für Werkzeuge. Das rötlichweiße Kirschbaumholz ist mäßig hart und schwer, sehr fein, gut zu beizen und zu polieren, schwindet aber sehr stark. Gut getrocknet ist es ein schönes, in neuerer Zeit wieder sehr beliebtes Möbel- und Drechslerholz. Das rotbraune Holz der Pflaumen- und Zwetschenbäume ist auch sehr fein, hart und ausgezeichnet polierbar, aber sehr spröde und stark reißend. Es wird vornehmlich für feine Kunstschreiner-, namentlich aber für Drechsler- und Holzschnitzarbeiten verwendet.

Sehr schwer, fest, hart und zähe ist auch das Holz von Kornelkirsche, Hartriegel und Weißdorn; man verwendet es zu kleineren Dreharbeiten, Hammerstielen, Radkämmen, Spazier- und Regenschirmstöcken. Ein sehr brauchbares Wagner- und Drechslerholz liefert der schwarze Holunder. Aus seinen Wurzelstöcken, die häufig schönes Maserholz besitzen, werden mit Vorliebe Pfeifenköpfe geschnitzt. Zu letzterem Zwecke werden namentlich auch die Wurzelstöcke der in Südfrankreich und auf Korsika vorkommenden Baumheide (Erica carnea), die unter dem Namen Bruyèremaser im Handel sind, benutzt. Vorteilhafte Verwendung zu feineren Drechsler- und Einlegearbeiten, Zahnstochern und dergleichen findet das, wenn zur richtigen Zeit gefällt, schön gelbe, ziemlich harte, feine und leicht zu schneidende Holz des Spindelbaums oder Pfaffenhütchenstrauchs (Euonymus europaeus). Ein unübertreffliches Material für Räder, Wagendeichseln, besonders aber Peitschenstöcke liefert der in Südeuropa wachsende Zürgelbaum (Celtis australis), dessen Holz demjenigen der ihm sehr nahe verwandten Ulme ähnelt, aber zäher und elastischer als dieses ist. Auch der gemeine Flieder (Syringa vulgaris), die Stechpalme (Ilex aquifolium), die Berberitze (Berberis vulgaris), der Goldregen (Cytisus laburnum) und der Essigbaum (Rhus coriaria) liefern vorzügliches Holz für kleinere Drechsler- und Kunstschreinerarbeiten.

Neben all diesen heimischen Holzarten werden eine Menge außereuropäischer Hölzer als Schmuckhölzer bei uns eingeführt, um zu Klaviergehäusen, Salonmöbeln, Billardtischen usw. verarbeitet zu werden. Unter ihnen ist wohl das Ebenholz, das seit ältester Zeit im Gebrauch stehende und teilweise wertvollste aller Schmuckhölzer. Unter diesem Namen faßt man eine Menge schwerer, dunkler und äußerst harter Hölzer von hoher Politurfähigkeit, aber großer Sprödigkeit zusammen, die von verschiedenen in den wärmeren bis tropischen Regionen gedeihenden Bäumen der Gattung Diospyros abstammen. Das gebräuchlichste derselben ist dasjenige des indischen Ebenholzbaums (Diospyros ebenaster), eines Baumes aus der Familie der Ebenazeen mit bis 26 cm langen wechselständigen Blättern, achselständigen, auch aus altem Holze entspringenden, gelblichweißen oder grünlichen Blüten in Trugdolden und bis 10 cm langen olivengrünen, als „Mehläpfel“ bezeichneten eßbaren Früchten mit gelbem, schleimigem, säuerlichem Fleisch. Der in Vorder- und Hinterindien, wie auch im indischen Archipel sehr verbreitete Baum wird auf Mauritius kultiviert und ist neuerdings auch im tropischen Amerika eingeführt worden. Er liefert einen Teil des indischen Ebenholzes, besonders des Ceylonebenholzes. Das Splintholz junger Bäume ist weißlich und hin und wieder mit weißen, nach dem Kerne hin sich vermehrenden schwärzlichen Adern durchzogen. Bei alten Bäumen jedoch ist das Weiße kaum fingerdick, alles übrige ist schwarz und von so gleichmäßiger Textur, daß man die Spiegel und Jahresringe nicht leicht bemerkt. Dadurch und durch die größere Schwere unterscheidet sich das echte Ebenholz leicht von schwarzgebeizten hiesigen Holzarten, namentlich vom Eichenholz.

Neben dem indischen gibt es auch afrikanisches Ebenholz, von dem das Madagaskarebenholz von D. haplostylis mit weißem Splint und tief blauschwarzem Kern als das schönste gilt. Das Sansibar-, Kamerun- und Makassarebenholz von verschiedenen anderen Diospyrosarten ist weniger schön, von oft grauer bis braunschwarzer Farbe. Ein reh- bis kaffeebraunes, oft regellos schwarz gestreiftes, wie mit Tinte übergossenes, aber schönes und seltenes Holz ist unter dem Namen buntes oder streifiges Ebenholz, auch Koromandelebenholz von D. hirsuta, so genannt, weil es zumeist von der Koromandelküste in Ostindien ausgeführt wird, im Handel. Alle diese Ebenhölzer kommen in Stämmen von oft gewaltiger Größe zu uns, gehören zu den schönsten und teuersten Schmuckhölzern und waren das geschätzteste Holz des Altertums. Schon im Alten Testament wird es als Luxusholz erwähnt. Im 5. Jahrhundert schreibt der griechische Geschichtschreiber Herodot: „Die Abgaben, welche die an Ägypten grenzenden Neger dem Perserkönig Dareios alle zwei Jahre entrichteten und noch entrichten, bestehen in Gold, 200 Stämmen Ebenholz (ébenos), 5 Negerknaben und 50 großen Elefantenzähnen. Überhaupt ist das Negerland reich an Gold, Elefanten und Ebenholz.“ Strabon und Plinius sagen, daß in dem südlich von Ägypten gelegenen Negerland die Wälder nebst Palmen vorzüglich aus Ebenholzbäumen bestehen. Des letzteren Zeitgenosse, der griechische Arzt Dioskurides, schreibt in seiner Arzneimittellehre: „Für das beste Ebenholz gilt das aus dem Negerland stammende schwarze, aderlose, das so glatt ist wie poliertes Horn und, zerbrochen, wie eine dichte Masse erscheint. Gekaut schmeckt es beißend und schwach zusammenziehend. Auf Kohlen gelegt brennt es mit Wohlgeruch und ohne Rauch. Frisch ans Feuer gebracht, brennt es wegen seines Ölgehaltes an; an einem Wetzstein gerieben, wird es blaßgelblich. Es gibt auch indisches Ebenholz, das weiße und gelbliche Striche und Flecken hat, aber das schwarze (afrikanische) ist besser. Manche Leute verkaufen Holz vom Maulbeerbaum oder von Mimosen als Ebenholz, weil es durch seine Ähnlichkeit täuscht. Das Ebenholz wird gegen einige Krankheiten in Anwendung gebracht.“

Der Grieche Strabon und der Römer Vergil nennen Indien als die Heimat des schwarzen Ebenholzes, das im Lateinischen in Anlehnung an das Griechische ebenum hieß, woraus dann die deutsche Bezeichnung hervorging. Ersterer fügt hinzu, daß sich die Inder ihren Körper mit glatten Walzen von Ebenholz zu streichen pflegen, weil sie das für gesund halten, und Theophrast sagt in seiner Pflanzenkunde: „Ein eigentümlicher Baum Indiens ist der Ebenholzbaum (ebénē). Übrigens gibt es davon zwei Arten, wovon die seltenere mit glattem Stamm (der echte Ebenholzbaum) schönes, die häufige, ein Strauch, schlechtes Holz liefert. Die schöne Farbe des Ebenholzes ist von Natur vorhanden und erscheint nicht erst beim Aufbewahren.“

Tafel 163.

Lindenallee am Kanal vor dem Nymphenburger Schloß bei München.


GRÖSSERES BILD

Tafel 164.

Ein gefällter Mahagonistamm in den Urwäldern von Zentralamerika.


GRÖSSERES BILD

Tafel 165.

(Copyright by Underwood & Underwood.)

Eisenholzbäume am Isthmus von Tehuantepec in Mexiko.
Im Vordergrund eingeborene Fruchtverkäufer.

Junger Tiekbaum (Tectona grandis) im Botan. Garten von Buitenzorg auf Java. (Nach einer in der Sammlung des Botan. Institutes der Universität Wien befindlichen Photogr. von C. Lang.)

Tafel 166.

(Nach Phot. von H. Dopfer.)

Kohlenmeiler vor der Verkohlung.

(Nach Phot. von H. Dopfer.)

Torfstich am Schluifelder Moos bei München.

Als grünes Ebenholz kommt neuerdings ein sehr hartes und schweres Holz in dünnen Stämmchen aus Südamerika nach Europa. Es stammt von Bignonia leucoxylon und besitzt in frisch geschnittenem Zustand eine bräunliche Farbe mit einem Stich ins Grüne, der sich aber an der Luft etwas verliert. Trotz seiner Härte ist es gut schneidbar und kann wie das echte Ebenholz, jedoch nur für kleinere Gegenstände, verwendet werden. Unter demselben Namen oder als Grünherzholz kommt ein Holz von Britisch-Guinea in großen, roh behauenen Blöcken auf den Markt. Es stammt von Nectandra rodiaei und wird meist zur Stockfabrikation und im Schiffbau verwendet. Für Möbel- und Schreinerarbeiten ist es nicht nur seiner großen Härte wegen, sondern vor allem, weil es den Leim schlecht hält, ungeeignet. Ein sehr wertvolles Holz zu Kunstschreiner- und Drechslerarbeiten, Fächern, Parkettböden (z. B. im Schloß Herrenchiemsee) ist das blaue Ebenholz oder Veilchenholz. Es stammt von der südaustralischen Acacia homalophylla, ist dunkelblaubraun bis olivengrün und besonders im frischen Zustande durch den Veilchengeruch ausgezeichnet. Ebenso beliebt als Kunstholz für Drechsler, Holzbildhauer, Parketböden und die Stock- und Bürstenindustrie ist das im frischen Schnitt unscheinbar rötlichgraue, unangenehm riechende, an der Luft aber durch Sauerstoffaufnahme sich schön violett bis blutrot färbende violette Ebenholz, Purpur- oder Amarantholz. Es ist hart, sehr schwer und stammt von südamerikanischen und westindischen Bäumen, wie Copaifera bracteata und Machaereum violaceum. Als rotes oder braunes Ebenholz, auch Grenadille- oder Kongoholz kommen rötliche bis kaffeebraune, sehr schwere und harte, aber elastische und schöne Politur annehmende Hölzer meist aus Afrika zu uns, die zumeist von Dalbergia melanoxylon stammen.

Unter Eisenholz versteht man eine Menge sehr harter, mit gewöhnlichen Äxten nicht angreifbarer Hölzer verschiedener botanischer Abstammung, welche von Ostindien, Australien, der Südsee und von Madagaskar nach Europa gelangen und besonders in der Kunsttischlerei und Drechslerei Verwendung finden. Das wichtigste derselben ist dasjenige des in feuchten Wäldern Ostindiens wild wachsenden Eisenholzbaums (Mesua ferrea), dessen Blüten auch getrocknet veilchenartig riechen und in der Parfümerie verwendet werden. Ebenfalls dunkelrot bis schokoladebraun mit oft tiefschwarzen Adern, schwer, hart und gut polierbar ist das amerikanische Palisander- oder Jakarandaholz, das von verschiedenen Bäumen des nördlichen Südamerika und Mittelamerikas stammt. Als Stammpflanze des echten Palisanderholzes gilt Jacaranda brasiliana, ein schöner Baum mit doppelt gefiederten Blättern, unterseits wolligfilzigen Fiederchen, mit großen Blüten in lockeren Rispen und rundlichen, zusammengedrückten Kapseln mit geflügelten Samen. Das Holz zählt zu den edelsten Kunsthölzern und liefert vornehmlich Furnierholz zu Luxusmöbeln, Klavierkästen, Billardtischen u. dgl. m.

Als Möbel- und Kunstschreinerholz unbrauchbar, aber für Kegelkugeln, zu Lagern an Maschinen, die eine starke Reibung auszuhalten haben, zu Tischen für Gerber usw. sehr geschätzt ist das Guajakholz, von dem bereits im Abschnitt für Arzneipflanzen die Rede war. Sehr wertvolle Zierhölzer sind die Rosenhölzer, die von verschiedenen Bäumen des Tropenwaldes stammen. Sie haben diesen Namen teils von ihrer rosenroten Farbe, die von hellrosa oder fleischrot bis tief karminrot wechselt, teils von dem kräftigen und angenehm rosenähnlichen Geruche. Interessant ist die Tatsache, daß die Farbe aller stark riechender Rosenhölzer im Lichte verblaßt, während die geruchlosen, zu denen vornehmlich das ostindische Rosenholz von Dalbergia latifolia zählt, meist lichtecht und deshalb zu Möbeln besser geeignet ist. Das echte Rosenholz stammt von der von Brasilien bis Peru heimischen Physocalymna scaberrima, einem 6–8 m hohen Baum mit gegenständigen Blättern und großen Blütentrauben, die schon zur Zeit der Entlaubung erscheinen. Es ist sehr hart, dicht und schwer mit rosen- bis tief karminroten Streifen.

Rothölzer sind auch das Pernambuk- oder echte Brasilholz von dem im nördlichen Südamerika und auf den Antillen einheimischen bestachelten Schmetterlingsblütler Caesalpinia echinata, ferner das ostindische Rotholz von der verwandten Caesalpinia sappan, deren beste Sorte aus Siam in den Handel kommt (es ist in Europa schon zu Anfang des 14. Jahrhunderts als lignum presillum nachweisbar), das afrikanische Rotholz, Cambal- oder Camwoodholz von Baphia nitida, einem 12–16 m hohen Schmetterlingsblütler in Sierra Leone, und das ostindische rote Sandel- oder Kaliaturholz von Pterocarpus santalinus. Alle diese Arten besitzen ein Holz mit teilweise angenehmem Geruch und zeigen auf der frischen Schnittfläche gelbrote bis intensiv rote Farbe, die jedoch durch Einwirkung der Luft hell- bis dunkelrot, ja selbst bräunlichschwarz wird. Außer Nutzhölzer sind sie vor allem Farbhölzer. Die Caesalpiniaarten enthalten den durch Oxydation sich bildenden Farbstoff Brasileïn, welcher zum Rot- und Violettbeizen dient, während beim ostindischen roten Sandelholz der rote Farbstoff Santalin wirksam ist, der mit verschiedenen Metallsalzen rote bis braune Farbbeizen liefert; beide werden heute vielfach durch Anilinfarben ersetzt.

Ein ähnliches Farbholz ist das Campesche- oder Blauholz von der zentralamerikanischen Caesalpiniazee Haematoxylon campechianum, von dem, wie vom Pernambuk- oder Brasilholz, bereits auf Seite 127 die Rede war. Es ist ein hartes, feines, schwer zu bearbeitendes, doch gut polierbares Holz von angenehmem Geruch im frischen Schnitte und kräftig blutroter Farbe, die an der Luft violett bis schwärzlich wird. Als Werkholz verwendet man es zu Drechsler- und Galanteriewaren, wie auch zu Violinbögen. Die Hauptmasse jedoch wird in den Fabenfabriken verraspelt, um den blauen Farbstoff, das Hämatoxylin zu gewinnen, das sich in Alkalien mit violetter Farbe löst und außer als Kernfärbungsmittel in der mikroskopischen Technik hauptsächlich zum Schwarzfärben dient.

Ebenfalls in Zentralamerika heimisch ist das echte Gelbholz oder der Fustik, der vom Färbermaulbeerbaum (Machusa tinctoria) stammt und den gelben Farbstoff Morin enthält, der heute noch trotz der Konkurrenz der Anilinfarben mit Vorteil zu gelben, braunen und olivengrünen Beizen dient. Als ungarisches Gelbholz oder Fiset kommt dagegen das Holz des Färbersumachs oder Perückenbaums (Rhus cotinus) zur Verwendung. Es enthält denselben gelben Farbstoff wie die Quercitronrinde der nordamerikanischen Färbereiche (Quercus tinctoria), das Quercitrin. Ohne extrahierbaren Farbstoff gelb gefärbt und deshalb oft fälschlicherweise Gelbholz genannt ist das gelbe Sandelholz, das von dem in Ostindien heimischen Sandelbaum (Santalum album) stammt. Es ist gelblich, stellenweise rötlich und besitzt einen starken, angenehmen Geruch durch das in ihm enthaltene und durch Destillation daraus gewonnene offizinelle Sandelöl.

Zu den bekanntesten, schon seit Anfang des 18. Jahrhunderts in Europa verwendeten ausländischen Hölzern gehört das Mahagoniholz, das von verschiedenen, nur im tropischen Amerika vertretenen 25–30 m hohen Bäumen der nach dem Leibarzte der Kaiserin Maria Theresia Gerard van Swieten (1700 zu Leiden geboren, starb in Wien 1772) Swietenia genannten Meliazeengattung aus der Familie der Terebinthen oder Balsamgewächse stammt. Das frische Holz ist gelbrot bis bräunlich, färbt sich aber mit der Zeit dunkelbraun bis fast schwarz. Es ist schwer und hart und bildet auch wegen des geringsten Schwindens unter allen technisch verwendeten Hölzern ein hochgeschätztes Möbel-, Kunstschreiner- und Furnierholz. Die wichtigste Art ist die in Westindien und im tropischen Amerika in einer verhältnismäßig schmalen Zone zwischen dem 11. und 23. Grad nördlicher Breite heimische Swietenia mahagoni, die bei einem Stammdurchmesser von 4 m bis 33 m hoch wird. Der Baum besitzt einen weit ausgebreiteten, dicht belaubten Wipfel, trägt paarig gefiederte Blätter, kleine, gelblichweiße Blüten in achselständigen Rispen mit beinahe faustgroßen, braunen, holzigen Kapseln mit zahlreichen flachen Samen. Er wächst außerordentlich langsam und soll seine volle Größe erst im Alter von 200 Jahren erreichen. Man findet den Baum nirgends in geschlossenen Beständen, vielmehr steht er einzeln als ein Riese unter den anderen Bäumen des tropischen Waldes. Fünf Mahagonibäume auf den Hektar gelten schon als ein dichtes Vorkommen; meist sind die Bäume noch spärlicher verteilt. Das Fällen derselben wird von Juni bis Januar vorgenommen, und zwar verlegt man wegen der drückenden Hitze, welche tagsüber herrscht, die Arbeit gern auf die mondhellen Nachtstunden. Die gefällten Stämme werden vierkantig behauen und auf Ochsen- oder Maultierkarren dem nächsten Wasserlaufe zugeführt, wo sie entweder einzeln oder zu Flößen verbunden nach dem Meere geflößt werden. Während sie aber im Süßwasser ohne Schaden beliebig lange verbleiben können, muß ihr Aufenthalt im Meerwasser so kurz als möglich sein, da sie darin leicht vom Bohrwurm angegriffen werden. Zur Ausfuhr kommen in der Regel nur die besten und größten Stämme, die kleineren Stücke und die Abfälle verarbeitet man an Ort und Stelle.

Die erste Bekanntschaft mit dem Mahagoniholz machten die Europäer bald nach der Entdeckung Amerikas. Schon zur Zeit des Fernando Cortez und seiner Begleiter soll das Holz zum Bau von Schiffen benutzt worden sein. Ebenso verwendete es der britische Seefahrer Walter Raleigh in Westindien zur Ausbesserung seiner Fahrzeuge. In unbearbeitetem Zustande gelangte es erst zu Anfang des 18. Jahrhunderts als Ballast eines von Westindien zurückkehrenden Schiffes nach England. Der Schiffskapitän schenkte die großen Blöcke seinem Bruder, einem angesehenen Arzte in London, der sie lange Zeit unbenutzt in seinem Hof lagern hatte, bis seine Gattin durch den Schreiner Wollaston einen Kasten daraus verfertigen ließ. Dieser gefiel so gut, daß der Doktor sofort noch einen Schreibtisch für sich daraus herstellen ließ. Die schöne Farbe und glänzende Politur des Möbels ließen in der Herzogin von Buckingham den Wunsch aufkommen, für sich auch solche zu bestellen. Es war dies im Jahre 1724. Die Nachfrage nach diesem ausländischen Zierholz nahm dann in der Folge langsam zu, so daß schon im Jahre 1773 allein aus Jamaika 520000 Kubikfuß davon nach England eingeführt wurden. Da es damals noch sehr selten war, sahen sich die Tischler schon aus Sparsamkeitsgründen dazu gezwungen, es fast nur als Furnierholz zu gebrauchen. Besonders schöne Stücke desselben erzielen heute noch recht hohe Preise; so bezahlte eine Pianofortefabrik vor nicht sehr langer Zeit für einen einzigen, in drei Blöcke zerschnittenen Mahagonifurnierstamm die ansehnliche Summe von 60000 Mark. Besonders geschätzt ist das geflammte, sogenannte Pyramidenmahagoni. Es kommt in verschiedener Qualität aus Kuba, Mexiko und Zentralamerika zu uns. Britisch-Honduras führt jährlich für gegen 3 Millionen Mark davon aus. Als weißes Mahagoni wird das Holz des in Westindien heimischen Acajoubaums (Anacardium occidentale) verwendet, während das afrikanische Mahagoni von verschiedenen Khajaarten aus Westafrika gewonnen wird. Das australische oder Bastardmahagoni dagegen stammt von verschiedenen Eucalyptusarten Australiens. Diese bis zu 150 m erreichenden Bäume, die somit zu den höchsten Bäumen der Erde zählen, haben ein rotbraunes, sehr hartes und dauerhaftes, von Insekten nicht angegangenes Holz. In Südeuropa wird wegen seiner Schnellwüchsigkeit und der aromatischen Ausdünstung seiner Blätter seit der Einführung durch Ramel im Jahre 1856 der blaue Gummibaum (Eucalyptus globulus) angepflanzt, der 1792 von Labillardière in Tasmanien entdeckt wurde, eine Höhe von 110 m erreicht und ein vorzügliches Bauholz liefert, das mit Vorteil zum Schiffsbau dient, da es im Wasser nicht leicht fault. Durch die Fähigkeit, auch auf sumpfigem Boden schnell zu wachsen und zu dessen Entwässerung beizutragen, soll der Baum günstig zur Bekämpfung des Wechselfiebers wirken. Ein aus ihm hergestelltes ätherisches Öl wird vielfach in der Medizin verwendet.

Eines der wertvollsten Zierhölzer für Drechsler und zur Herstellung von Einlegearbeiten ist das schön rötlichbraune Schlangen- oder Tigerholz, so genannt, weil es einer Schlangenhaut ähnlich, mit größeren und kleineren dunkelbraunen Flecken gezeichnet ist. Es ist sehr hart, dicht und schwer und kostet pro 100 kg wenigstens 1600 Mark. Es kommt in mittelstarken Stämmchen von Nordbrasilien und Guiana in den Handel und wird zur Anfertigung von Spazierstöcken, Geigenbogen, Furnieren und eingelegten Arbeiten benutzt. Ob es von der Morazee Brosimum aubletti, von der Leguminose Machaerium schomburgki oder von einem andern Baum stammt, ist ungewiß. Ebensowenig sind die Bäume bekannt, die das Ferolia- oder Satinholz liefern, das aus Ost- und Westindien zu uns gelangt. Mit Rücksicht auf die Farbe unterscheidet man gelbes, rotes und braunes Satinholz. Letzteres ist am häufigsten und wird als „Nußsatin“ für Möbel fast allgemein verwendet. Es ist leicht, weich, von mattbrauner Farbe und unserem Nußholz sehr ähnlich, doch von feinerem Gefüge, während das gelbe Satinholz schwer, hart, wunderschön atlasglänzend und in manchen Arten auch wohlriechend ist. Mit diesem letzteren wird vielfach das Zitronenholz (von Citrus medica) verwechselt, das in neuerer Zeit wegen seiner schönen gelben Farbe und seidenartig geflammten Struktur ein sehr beliebtes Furnierholz für Möbel geworden ist.

Ein sehr schönes und wertvolles Zierholz kommt unter dem Namen Königsholz von Sumatra und Java, aber auch aus Westindien, namentlich Jamaika, nach Europa. Es stammt vom Tembesubaume (Fagrea peregrina), doch werden noch verschiedene andere Arten als Königshölzer bezeichnet. Der Name stammt daher, daß die Häuptlinge der betreffenden Gegenden den Handel mit diesen Holzsorten als ihr Monopol betrachten. Ihre Farbe ist violett bis schwarzbraun, oft mit rötlichen Adern durchzogen. Aus dem tropischen Amerika kommt das kaffeebraune, mit dunkleren, unregelmäßig verteilten Längsstreifen schön gezeichnete Ziricota- oder echte Zebraholz, ferner das tief rötlichbraune mit teils helleren, teils dunkleren, oft auch welligen Tupfen gezeichnete Patridge- oder Rebhuhnholz, sowie das im frischen Schnitte lebhaft gelbrote, später braunrot werdende, äußerst schwere und harte Kokoboloholz in den Handel. Die Abstammung aller dieser drei Hölzer ist ungewiß. Sie dienen hauptsächlich für Einlegearbeiten, als Bürstenhölzer und für die Stockindustrie.

Ein wegen seiner prächtig hellroten Farbe für Möbel, Einlegearbeiten usw. sehr geschätztes Holz ist das aus Indien und von den Sundainseln stammende Padukholz von Pterocarpus macrocarpus, während das aus dem tropischen Amerika kommende Panakoko- oder Pferdefleischholz von Robinia tomentosa, so genannt, weil es frischem Pferdefleisch ähnlich bräunlich mit roten oder grünschwarzen Schattierungen ist, hauptsächlich zu Geigenbögen, Einlegearbeiten, sowie in der Stockindustrie Verwendung findet.

Als das wichtigste Holz für den Schiffbau muß das im tropischen Asien heimische Tiekholz bezeichnet werden, das einen bedeutenden Handelsartikel bildet. Es ist hell braunrot mit starkem, an Kautschuk erinnerndem Geruch. Weil manche Sorten äußerlich unserem Eichenholze ähnlich sind, wird es auch als „indisches Eichenholz“ bezeichnet. Es ist aber dauerhafter als dieses und hat vor ihm den Vorzug, daß es von Insekten nicht angegangen wird und vor allem auch dadurch, daß mit ihm in Verbindung gebrachte eiserne Nägel, Schrauben, Bolzen usw. nicht rosten, was beim Eichenholz nicht vermieden werden kann. Daneben ist es außerordentlich fest und schwindet kaum. Der echte Tiekbaum (Tectona grandis, aus der malabarischen Bezeichnung tekka für diesen Baum entstanden) ist ein in Ostindien, Hinterindien von Birma bis Malakka, und auf Java heimischer, sehr großer Baum mit gegenständigen, großen, eiförmigen, unterseits weißfilzigen Blättern, weißen Lippenblüten in großen, endständigen Rispen und im vergrößerten Kelch eingeschlossenen, haselnußgroßen Früchten. Er gedeiht am besten auf trockenem Waldboden, meidet aber die immergrünen Bergwälder, wie auch das Meeresufer und steigt in den Gebirgen bis zu 1300 m empor, gedeiht aber schon bei 1000 m Meereshöhe nicht mehr so gut wie am Fuße der Gebirge. Auf angeschwemmtem Boden erreicht er in 80 Jahren, im Gebirge dagegen kaum vor 200 Jahren seine höchste Entwicklung. Der Stammumfang mißt dann bis 7 m und die großen Äste stehen bis 30 m über dem Boden. Der Baum wird seines Holzes halber viel kultiviert und ist auch auf Sumatra, Cochinchina und in Südchina eingeführt worden. Sehr ausgedehnt sind die Tiekwälder in Birma und Siam. Gewöhnlich fällt man die Bäume zwischen dem 40. und 60. Jahr, wenn sie eine Höhe von 17–20 m und eine Stammstärke von 1 m erreicht haben. Um recht trockenes Holz zu erhalten, ringelt man in Indien am untern Teil des Stammes Rinde und Splintholz ab und läßt den schnell absterbenden Baum zwei Jahre lang stehen. Da aber dadurch das Rissigwerden des Holzes begünstigt wird, ist diese Methode neuerdings auf Malabar verlassen worden. Das Holz wird in Indien vielfach benutzt, aber auch in großen Mengen nach Europa und Nordamerika eingeführt, wo es außer als Schiffbauholz zu großen Konstruktionen und zum Bau von Eisenbahnwagen verwendet wird. Es enthält in frischem Zustande ein Öl, das in Indien häufig das Leinöl ersetzt. Die Rinde benützt man zum Gerben, mit den Blättern färbt man Seide und Baumwolle purpurrot, auch dienen sie wie die Blüten als Heilmittel.

Ein sehr leichtes und weiches Holz kommt von Nordamerika in großer Menge nach Europa und findet hier hauptsächlich als Blindholz für furnierte Arbeiten, dann zu Wagenkastendecken und als Füllungen im Wagenbau, wie auch zu leichten Möbeln ausgedehnte Verwendung. Es ist dies das amerikanische Pappelholz oder white wood, das von dem auch bei uns als Zierbaum angepflanzten nordamerikanischen Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera) stammt. Auch das Holz des in China heimischen Kampferbaums (Laurus camphora) findet außer zur Kampfergewinnung wegen seiner schön blaßrötlichen Farbe, vornehmlich in gemaserten Stücken, als Furnierholz vielseitige Benutzung.

Die Palmenhölzer, deren Farbe im Querschnitt gewöhnlich einen hellbräunlichen Grundton mit einer Menge kleiner, tiefschwarzer Punkte zeigt, die wie Fliegenkot aussehen, finden meist nur als Furnierhölzer zu Einlegearbeiten Verwendung. Damit hätten wir die für uns in Betracht kommenden Nutzhölzer erschöpft.

[6] Siehe das Nähere über die „Pilzwurzel“ oder Mycorrhiza im 13., die Pflanzengenossenschaften behandelnden Abschnitt meines Werkes: Das Leben der Erde, Verlag von Ernst Reinhardt, München 1908.

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